Baclofen Forum vs Alkoholismus

Liebe Bine,

was heißt schon "nicht mit Ruhm bekleckert"? Du stehst immer wieder auf und schaufelst dich raus. Wer Ruhm will soll sich in Bronze gießen und ausstellen lassen. Ruhm wird überbewertet.

Es ist gut, dass du langsam auch Zeit findest zu trauern. Am Anfang funktionieren wir nur und werden von aussen auf Trab gehalten. Wer weiß: vermutich würden wir ohne diese Steuerung von aussen zusammen brechen und all das, was so lästig ist und nervt hat letztlich sogar einen Sinn. Hält uns über Wasser bis wir die Kraft haben zu trauern.

Ich weiß ja nicht, welche Pirouette deine Tochter noch gedreht hat. Aber, die Trauer würde ich mir für die Verstorbenen bewahren. Ihr lebt noch. Du hast die Türe jetzt geschlossen. Sperr ruhig gut ab, damit du deinen geschützten Raum hast, aber werfe den Schlüssel nicht weg. Du weißt nicht, was kommt und was wir heute für undenkbar halten kann morgen möglich werden. Dein Enkel wird auch mal erwachsen und kann selber bestimmen, mit wem er "Umgang pflegen" möchte. Menschen entwickeln sich, Lebensumstände ändern sich. Will sagen:furchtbar traurig, zutiefst verletzt, entsetzlich gekränkt, extrem enttäuscht, maximal wütend, über die Maßen die sauer.... all das und noch ein paar ok, was deine Tochter angeht, aber für die Trauer ist es meine ich zu früh. Lass mal paar Jahre ins Land ziehen. Die Welt hat schon Pferde kotzen sehen. Lasse das Ende einfach noch eine Weile offen, wenn es irgendwie geht.

Und dann: warum gönnst du dir nicht eine Auszeit? Ich weiß, wir hatten das schon, da meinte dein Freund, dass du nicht die Flucht wählen sollst. Nicht jede Auszeit aber ist eine Flucht und auch Flucht ist bisweilen sehr legitim. Du magst die Ostsee. Schnapp dir deinen Hund. Um die Jahreszeit kann er dort endlos über Strände brettern, große Freiheit, lass dir den Kopf vom Wind frei pusten, mal alle Viere grade sein, lasse kümmern. Sei mal du dran.

Alles Gute Bine

Ist mir gerade begegnet, muss ich hier noch dran hängen:

Der größte Ruhm im Leben liegt nicht darin, nie zu fallen, sondern jedes Mal wieder aufzustehen.
Nelson Mandela, südafrik. Präsident, 1918–2013

Hi Juli, und alle die mitlesen,
danke für deinen Zuspruch und ja du hast ja soooo Recht.
Langsam, aber ganz langsam verstehe ich es auch, aber alles braucht wohl seine Zeit.
Nun bin ich aber oft sehr ungeduldig, muẞ alles sofort geklärt haben und da nicht lange mit rum halten und Kopp machen müssen, kopp machen müssen.......

Danke dafür, mach ich auch, war nur soweit das ich nicht so schnell schaufeln konnte,
weil irgendwie war da Treibsand unter mir .

Ja nach längerem Nachdenken bin ich auch soweit, das ich denke, es muẞ wohl so sein,
weil man sonst gnadenlos mit untergeht. Bei den anderen beiden Beerdigungen von meiner Mutter und ein Jahr später von meinem Schwiegervater hatte man auch genug zu tun mit den übrig gebliebenen. Dann meine Schwägerin, wo wir ihre Wohnung räumen muẞten, und zwar schnell laut Vermieter Man kommt nicht zur Ruhe.
Lange nicht.
Nun ist es soweit, ich komme zur Ruhe, die Post wird weniger, die Rechnungen sind bezahlt, der Hof meiner Schwiegermutter is so gut wie verkauft.

Meine Tochter hat ihre "NEUE HANDYNUMMER" nur ihrem Vater mitgeteilt.
Das war der Auslöser. Da war Ende.
Tür ist verschlossen, Schlüssel noch da, aber den bring ich ihr bestimmt nicht.

NEE, nee, nee. Ich habe schon ein halbes Jahr verpasst mit meinem Enkel. Einmal habe ich ihn gesehen, einen Tag nach seiner Geburt. Ich weiẞ noch wie ihr alle geschrieben habt, als ich geschrieben hab das ich Oma werde und ich war stolz wie Bolle.
Das ist doch der beste Grund nicht mehr zu trinken. Ja war es auch.
Und dann kam auch das Drama noch: furchtbar traurig, zutiefst verletzt, entsetzlich gekränkt, extrem enttäuscht, maximal wütend, über die Maßen sauer....
Du hast das so komplett getroffen mit Deinen Worten, aber über alle Maẞen enttäuscht, mit dem Gefühl total versagt zu haben, nichts mehr wert zu sein. Schon nicht mehr da zu sein.
Alles durch, Tür is zu. Und mir geht es damit besser, denken darf ich nicht dran, aber
Zeit heilt alle Wunden, auch die. Ich will erstmal Ruhe haben. Wieder da sein !
Weg fahren is nicht so meine Zeit, is ja immer nur dunkel, deshalb zieh ich jetzt den Winterschlaf vor und alles was mir einfällt, was ich machen müẞte schieb ich auf irgendeinen Donnerstag wenn ich erholt bin.
Ich werde mal meine kreative Ader zulassen und mal Advendtsgestecke machen und
weihnachtlich dekorieren, auch wenns keiner sieht aber ICH freu mich dann darüber.
Aus dem Treibsand bin ich raus, hab halbwegs wieder festen Boden unter den Füẞen und in Bronze brauch ich auch nicht

Der is SUPER, bin dabei. Hauptsache man läẞt mich mal stehen.
Liebe Grüẞe von Bine

Liebe Bine

Auch ich befinde mich in einer noch nie dagewesenen "Ausnahmesituation". Mein ganzes Leben der letzten 40 Jahre ist plötzlich durch die Krankheit meiner Frau in Frage gestellt. Da gilt es aushalten, durchhalten und das Steuerruder im Sturm mit aller Kraft auf Kurs zu bringen und auf den Kompass zu achten... die Nächte sind so wolkenverhangen, dass auch hier die Navigation nach den Sternen unmöglich ist. Kennst Du die Romane von Saint-Exupéry, wo er das Gefühl beschreibt, wenn es ihm gelang, sein Flugzeug aus einem Gewittersturm über die Wolken hochzuziehen und dann in noch kurz vorher unerwarteter Ruhe plötzlich den Sternenhimmel durch die Cockpit-Scheibe sah... es ist für mich aktuell genau der Moment, auf den ich warte, hoffe und ihn herbeisehne..

Das Zitat von Mandela: "Der größte Ruhm im Leben liegt nicht darin, nie zu fallen, sondern jedes Mal wieder aufzustehen."

(Herzlichen Dank, liebe Juli) hat eine enorme Kraft und ist auch für mich gerade sehr aktuell.

LG
moon

Liebe Bine,

wie ist der Adventsschmuck geworden? Fotos?

Winterschlaf wäre jetzt wirklich was, aber auch ein deutlich reduzuierter Modus kann heilsam sein und legitim ist er sowieso! Sorge bitte gut für dich.

Heute ist es hier grau, trist und regnerisch, aber gestern war es sonnig. Hab noch was von der Sonne über, die schicke ich dir.

Hi Juli und Moon und alle,
ich habe lange nichts von mir hören lassen, ich hatte einfach kein Bock, auf Nix.
Wäre am liebsten selber tot gewesen, alles aussichtslos. Warum lebe ich noch ?
Für wen ? Komplett in Depri verfallen. Nix ging mehr, sch…. dunkel, sch….. Wetter,
alle Tod….. Vater, Schwiegermutter.
Und alle nur gegen mich. Habe auch noch Brief von meiner Tochter bekommen…….
Damit war die Schuldfrage dann geklärt, ich natürlich. Habe sein niegelnagelneues Auto angegriffen, kritisiert, obwohl er doch schon sein geliebtes Motorrad verkauft hat……
und ich nicht Bürgen wollte obwohl wir doch schon zugesagt haben…. ,
von Bürgen war vorher nie die Rede, Helfen wollten wir.
Auch mit Geld, aber nicht gleich unsere Existens und unser Dach überm Kopp hergeben, damit der Schwiegersohn mit seinem niegelnagelneuen Golf mit extra breiteren Reifen und nem extra Mega Auspuff durch die Gegend fahren kann. Wobei wir nicht mal wuẞten wie lange und ob überhaupt mein Vater über kurz oder lang in einem Pflegeheim untergebracht wird, werden muẞ, geschweige denn die Schwiegermutter. Das war im Februar. Ende Mai ist der Enkel geboren, da war ich einen Tag später im Krankenhaus und hab den kleinen Wurm gesehen und meine völlig fertige Tochter.
Im Juni sind wir beide 50 geworden, keiner von denen war auf unserem Geburtstag. Ich habe einen Anruf bekommen von meiner Tochter, sie kann nicht kommen, sie muẞ Schnittchen schmieren, weil die „Männer“ Fuẞball gucken ! Einmal in 50 Jahren !
Dann ging es richtig los, meine Schwiegermutter, die Oma von meiner Tochter, die sich immer gut verstanden haben, ist gestorben im Juli, meine Tochter konnte nicht zur Beerdigung kommen, der Kleine hatte tags zuvor eine Impfung. Hab ich versucht zu verstehen.
Dann habe ich zu hören bekommen, das mein Schwiegersohn gesagt hat: „Die (ICH) sieht ihren Enkel nicht !“ Hab ich mal nicht so ernst genommen, hatte ich auch keine Zeit für, Oma tot, Opa Pflegeheim, jede Menge Behördenkram, Amtsgericht, Krankenkasse, ich weiẞ nicht mehr wie ich geschafft habe. Opa is übrigens mein Vater.
Oma tot, ihr Haus muẞ verkauft werden……. Meinem Vater ging es immer schlechter, er ist dann im September gestorben, wieder Beerdigung, aber wir waren ja schon im Trott.
Meine Tochter war wieder nicht da, sie ist mit ihm aufgewachsen, fand ich traurig.
Gut, nun wieder im Stress mit alles regeln, wir hatten keine Zeit zum trauern, war vielleicht auch gut. Doch dann kam es geballt, aber richtig.
Ich habe angefangen um die Lebenden zu trauern, die ich dieses Jahr verloren habe.
Meine Tochter, meinen Enkel, ihren Mann, nee da trauer ich nicht drum, der is doch für das ganze Desaster verantwortlich, der Spruch kam von ihm, und wenn er was sagt is das anscheinend
„ § GESETZ § ! “

Ich und mein Mann haben uns nur noch angekotzt, angezickt, anstatt zusammen zu halten.
Es ist alles aus dem Ruder gelaufen, gut is anders, wir sind jetzt in WG. Wohngemeinschaft.
Er geht arbeiten, ich mach das Haus und löse so mal eben zwei Haushalte auf. Hier wird alles angefahren und voll gestellt. Mutti schafft das schon weg, und ja Mutti hat ihr Auto schon wieder voll und bringt das weg. Zum Altglascontainer und zu einer kirchlichen Einrichtung. Oder sonst wohin.
Dann stehen hier noch die ganzen Sachen, die mein Schwager haben möchte/wollte unbedingt, seit September, ich kann ja die Türen zu machen, wo das alles steht, aber das bringt mich auch nicht weiter, zumüllen möchte ich mich auch nicht, hab ja jetzt schon genug.
Ich hoffe auf den kürzesten Tag, der ja bald ist.
Vielleicht komm ich dann wieder auf Touren und Winterschlaf is beendet.
Und ich hoffe auf 2018, das das Jahr besser wird.
2017 war für mich nicht gut, aber untergegangen bin ich trotzdem nicht.
Irgendwie immer wieder raus gekrabbelt, blöd is,……... oft genug.
Aber immer wieder kurz vorm kompletten Untergang, vor dem sich selber aufgeben, wieder raus gezogen ….. sorry, bis zur nächsten schlechten Nachricht.
Ich will nur Ruhe und Frieden.
Mittlerweile denke ich auch so, Zeit heilt alle Wunden und in der Vergangenheit sollte man nicht so kramen oder suchen, es sei denn man findet in der Vergangenheit schöne Sachen, die darf man
raus picken……… und geniessen.
So das wars von mir, war auch genug…..
vielen Dank fürs lesen, dem der es geschafft hat,
Gruß Bine

Liebe Bine

Eigentlich fehlen mir die Worte, wenn ich lese, was Du alles gestemmt hast in diesem Jahr. Ich weiss nicht, ob ich die Kraft hätte...

Du bist enorm stark und ich ziehe den Hut
Wünsche Dir von Herzen ein ruhigeres 2018

LG moon

Liebe Bine,

schön, dass du dich aufraffen konntest zu schreiben.

Es war ein hartes Jahr. Brutal oder grausam trifft es vermutlich eher.

Du schreibst, dass du dich zu nichts aufraffen kannst. Na ja, bei dem, was du alles weg schaffst stimmt das ja so nicht. Du raffst dich ständig auf. Immer und immer wieder.

An diese Jahreszeit sind bei uns allen soviele Erwartungen geknüpft, an unsere eigene heile, kleine Welt, wenn schon die große Welt komplett verrückt spielt. Macht alles noch schwerer, wenn die Realität gerade eine andere ist.

Trotzdem: nicht aufgeben, niemals. Die Lebensfreude kommt zurück, in winzigen Schritten, angemessenen Schritten für das, was hinter dir liegt. Dann ergeben sich neue Perspektiven, findet sich ein neuer Sinn.

Weißt du noch, was uns ins Poesiealbum geschrieben wurde? "Immer wenn du denkst es geht nicht mehr kommt von irgendwo ein Lichtlein her." Weiß auch nicht warum, aber der viel belächelte Spruch geht mir gerade nicht aus dem Kopf.

In diesem Sinne wünsche ich dir einen eigenen Leuchtturm, Kraft und Zuversicht!

Bitte besinne Dich endlich auf Dich!
Es ist die einzige Möglichkeit.

Alles Liebe
jivaro

Liebe Bine,
es ist wirklich kaum zu glauben, was Du in diesem Jahr geleistet hast. Und ertragen musstest. Da liegen die Nerven blank.

Ich kann Deine Wut verstehen. Und auch den Wunsch Dich zu rechtfertigen.
Wenn ich so denke, wie Du geschrieben hast, dann nenne ich das für mich "Mindfuck".
Dann hole ich mir in rasendem Eifer im Kopf alle Ungeheuerlichkeiten ran, rechtfertige mich, erkläre... Gedanken rasen.
Und ich werde immer wütender. Und verzweifelter.

Aber wenn ich die ganzen Details mal weglasse, von denen Du geschrieben hast, Bine, dann sehe ich da einen ganz großen Schmerz.
Du fühlst Du ungerecht behandelt, verurteilt und unverstanden.
Und dass ist der allerschlimmste Schmerz.

Ich kann Dir wirklich nur empfehlen, diesen Schmerz anzunehmen und auszuhalten. Dann kann er vorbei gehen, ohne dass noch mehr Porzellan zerschlagen wird.
Wegen solcher Dinge zerbrechen Familienbanden nicht.
Jedenfalls wäre es schade, wenn Du das glauben würdest.

Ich heiße das Verhalten Deiner Tochter, des Schwiegersohnes und Deines Mannes nicht gut.
Aber wenn Du selbst zu dem stehst, was Du getan hast, dann kannst Du auch ganz ruhig, die Vorwürfe Deiner Tochter hinnehmen.
SIE IST SO.
Aber das hat nichts mit Dir zu tun. Es bestimmt nicht, wer Du bist.

Zieh Dir nicht jeden Schuh an, der Dir hingestellt wird.
Versuche nicht "Schuld" zu denken, sondern Ursache und Wirkung.
Und versuche aufzuhören zu urteilen.
Ein Urteil ist etwas Starres.
Aber das Leben ist in einem ständigen Wandel.

Ich wünsche Dir viel Kraft und dass Du Dich selbst mal in den Arm nehmen kannst.
Wenn Du magst, fühle Dich von mir in den Arm genommen.

Das Leben ist manchmal echt ein Scheißspiel.

Liebe Grüße
Wild Child