Baclofen Forum vs Alkoholismus

Mit morgen sind es noch 41 Tage, dann ist mein abstinentes Jahr vollendet. Ich habe mal zurückgeblättert in meinem Faden und dabei entdeckt, dass der 41. abstinente Tag dieses Jahres der 1. Mai war. An diesem Tag haben Trudi, Juli und rog mir ganz wunderbare Motivationshilfen gegeben, die ich in einer Antwort zusammengefasst hatte und nun gerne noch mal wiederholen möchte. Am 1. Mai 2017, meinem 41. abstinenten Tag, habe ich geschrieben:
Die Stärke des Forums ist, dass wir uns hier gegenseitig stützen, dass wir alle zusammen die wunderbare "Forumskraftflatrate" bilden, wie Juli es einmal genannt hat. Dafür bin ich so sehr dankbar.

Mit diesen Worten möchte ich Euch allen eine gute Nacht wünschen.
Fallada

Dankeschön für's Raussuchen und Teilen!

Danke für diese schöne Rückmeldung an uns alle hier, liebe Fallada.

Guten Abend,

heute war ein mieser Tag. Ich habe die Woche frei und schon streckt mich eine fiese Grippe darnieder. Nachmittags habe ich den totalen Frust geschoben mit Sinnkrise und allem drum und dran. Bis mir auffiel: Holla, auch da kein Verlangen. Danach ging es mir etwas besser.
Trotzdem blöder Tag. Also echt, das wär so super: kein Verlangen, Friede Freude Eierkuchen. Tja, sind wohl doch nicht bei den Gebrüdern Grimm.

Fallada

Hello liebe Fallada,

frei und Grippe bekommen, ist richtig fies, nicht nur die fiese Grippe, auch echt fies an freien Tagen...knurr!!!

Supi...Alkohol scheint ganz weit weg von Dir zu sein, ich freue mich sehr!

Gute Besserung und hoffentlich noch ein paar freie Tage ohne Grippe!

LG

Spirit

Liebe Fallada,

wasn Schxxx, den die Welt nicht braucht. Fies!

Aber das frei sein von Verlangen trotz Krankheit, Frust und Sinnkrise ist doch trotzdem Wahnsinn, Hammer und ein völlig neues Gefühl von Freiheit und Glück. Auch wenn das Glück nur kurz durch den gequälten Grippekopf blitzt. Es ist da und dein und wunderbar!

Gute Besserung!

Liebe Leute,

hoffentlich gehe ich euch nicht auf die Nerven, aber mir geht es einfach sehr schlecht. Ich habe so viel zu erledigen, komme zu nichts weil ich mich so unendlich krank fühle und manchmal denke ich wozu eigentlich das Ganze. Ich habe einfach keine Lust mehr. Und dann schleichen sich so Gedanken ein wie: alles zu Geld machen, was nur geht, den Hund schnappen und das Nötigste und mit meinem Auto einfach losfahren...und nie, niemals wiederkommen. Je länger ich nüchtern bin, desto mehr wird mir klar, wie sehr mich alle, einfach alle im Stich gelassen haben als ich so weit unten war...Familie, Freunde, Kollegen...bis auf zwei Freundinnen, die ich aber nicht dauernd belasten wollte. Und alle, alle die mir näher standen haben gewusst, wie schlecht es mir geht. "Fallada kann sich unseren Mist nicht mehr anhören, also melden wir uns nicht mehr, denn ihren Mist wollen wir nicht hören." Diese blöde freie Woche, ich komme zuviel zum Nachdenken und bin so unendlich traurig, verzweifelt, es tut so weh.

Tschuldigung, ich musste das jetzt loswerden. Selbst das normalerweise wunderbare Gefühl, dem Alkohol ganz fern zu sein macht es nicht besser. Ich fühle mich ihm tatsächlich sehr fern, er ist kein Thema mehr. Wenn ich mich erinnere, dass ich noch vor einem Jahr in solchen Sinnkrisen irgendwann nicht mehr krisengebeutelt, dafür aber betrunken weggebeamt war wird mir schlecht - wie konnte ich nur. Die Erinnerung macht es irgendwie noch schlimmer. Und ich fühle mich so unendlich allein...

Fallada

Aber immerhin, wie ich gerade beim Aktualisieren meiner Signatur feststellen konnte, sind es noch 5 Wochen - dann ist das Jahr voll. Allerdings werde ich auf jeden Fall noch bis Ostern fasten, also gibts noch eine weitere Woche keinen Alkohol. Und überhaupt...im Moment lockt mich das Zeug sowieso nicht. Nicht einmal Rotwein sieht so aus , als könne ich ihn genießen.

Liebe Fallada,

wollte heute schon fragen, ob es dir besser geht und nun lese ich das.

Solche Krisen haben leichtes Spiel, wenn es uns körperlich schlecht geht. Damit will ich deine Gedanken, die Traurigkeit, das Gefühl des Alleinseins, die schmerzvolle Reflexion, die Erinnerungen nicht klein reden, aber vielleicht ein wenig relativieren. Wenn du wieder fitter bist, kannst wie du willst, kannst du die Gedanken auch besser abschütteln. Aber nun sind sie ja mal da und wollen auch Gehör finden. Sollen sie, aber nicht alles übertönen.

Ich war vor Weihnachten einige Wochen sehr krank und es ging mir phasenweise ähnlich. Nun hat sich ja meine Vergangenheit nicht geändert, aber ich sehe die Welt trotzdem schon wieder mit ganz anderen Augen.

Diese Mülleimerfunktion für andere, dieses sich alles anhören und dann runterspülen müssen, schlucken, schlucken, schlucken war Teil unserer Krankheit.

Was die Vorstellung angeht,alles zu verticken und abzuhauen, ich finde solche Tagträumereien irgendwie sehr ansteckend und kraftvoll. Wer weiß was wir noch alles angehen in unseren nüchternen Tagen? Für die Kraft der Veränderung sind wir noch längst nicht zu alt.

Und jetzt nehme ich dich einfach mal ganz dolle in den Arm, wenn du magst. Reiche dir eine große Tasse Ingwer-Tee mit Honig und Zitrone und freue mich trotz allem wie das berühmte Schnitzel, dass dir der Alk so gleichgültig ist, du das aushalten kannst und dich nicht weg beamen musst.

PS. und entschuldigen musst du dich für gar nichts. Ganz im Gegenteil. Danke, dass du uns vertraust und teilhaben lässt! Das macht Mut für eigene Krisen!