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sobriety
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Betreff des Beitrags: Re: Hoffentlich ein neuer Anfang Verfasst: Mittwoch 5. November 2014, 14:05 |
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Registriert: Dienstag 4. Dezember 2012, 12:55 Beiträge: 40
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Lieber Markus, freue mich so sehr, wieder von Dir zu lesen! Und ja, besser als Lisa kann ich es nicht ausdrücken, Du klingst erschöpft und ich wünsche Dir ganz viel Kraft nicht nur für diese anstrengenden Arbeitstage. Ich kann Dir keinen Rat geben, was den Freitag betrifft, aber das musst Du ja auch nicht heute entscheiden und morgen eigentlich auch noch nicht, oder? Vertrau auf Dein Gefühl am Freitag selber, und wenn ich das so sagen darf, vertraue Baclofen, viele Fragen und Zweifel lösen sich bei richtiger Dosierung ganz von selber, das ist jedenfalls mir so ergangen. Alles, alles Gute wünscht Dir
Trixie
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Markus
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Betreff des Beitrags: Re: Hoffentlich ein neuer Anfang Verfasst: Mittwoch 5. November 2014, 21:54 |
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Registriert: Mittwoch 4. September 2013, 16:08 Beiträge: 51
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Hallo Trixie, ich bin irritiert (was habe ich dafür "getan"...?) und erfreut zugleich, dass du dich freust wieder von mir zu hören. Danke.
Ich habe den heutigen Tag jetzt gut hinbekommen, er war etwa so anstrengend wie erwartet, nur dass der Tagesbeginn etwas nerviger war: zuerst habe ich verschlafen, der Radiowecker ging um 6.45 Uhr an und ich habe anscheinend schlaftrunken statt des Knopfes zur Wiederholung den Ausschalter erwischt. Das ist mir noch nie passiert, aber heute natürlich, wo ich so eine lange Fahrt vor mir hatte. Bin also 30 Minuten zu spät aufgestanden und musste dann richtig schnell machen, 22 Minuten von Aufstehen bis Abfahrt inkl. Kaffee und Dusche... Dann noch ein defekter LKW auf der Autobahn und statt 2:30 Stunden Anfahrt über 3 Stunden. Dafür, dass ich dann eine Stunde zu spät beim ersten Termin war, war ich noch relativ "entspannt".
Jetzt sitze ich im Hotel und bin ziemlich müde. Werde gleich 10 mg Baclofen zur Nacht nehmen (heute dann 5-5-10). Tag zwei ohne Alkohol. Auf bald. Markus
_________________ Ich wollte ja nichts als das zu leben versuchen, was von selber aus mir heraus wollte. Warum war das so sehr schwer? Hermann Hesse
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Markus
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Betreff des Beitrags: Re: Hoffentlich ein neuer Anfang Verfasst: Mittwoch 5. November 2014, 23:42 |
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Registriert: Mittwoch 4. September 2013, 16:08 Beiträge: 51
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Einfach mal eine formale/ inhaltliche Frage: manche schreiben Ihre Erfahrungen hier im Thread "Neumitglieder" weiter. Andere schreiben im Thread "Erfahrungsberichte Alkohol und Baclofen." Wo ist das denn nun "erwünscht" zwecks besserer Übersichtlichkeit des Forums?
_________________ Ich wollte ja nichts als das zu leben versuchen, was von selber aus mir heraus wollte. Warum war das so sehr schwer? Hermann Hesse
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lisa64
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Betreff des Beitrags: Re: Hoffentlich ein neuer Anfang Verfasst: Donnerstag 6. November 2014, 01:59 |
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Registriert: Dienstag 19. November 2013, 14:31 Beiträge: 854 Wohnort: Schweiz
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Lieber Markus
ich wurde irgendwann mal angeschubst: "Meinst du nicht dein Threadtitel "Soeben eingestiegen bei euch" hat sich langsam überholt?" Neumitglied bist du nicht mehr. Ich finde "Erfahrungsberichte" angebracht.
Zum Tag zwei: Nach so einem Tag und erst noch allein im Hotel... Wunderbar!
Zum Freitag: welchen Rat deiner Frau würdest du am liebsten hören? (Fies, ich weiss.)
lg Lisa
_________________ Der Andersdenkende ist kein Idiot, er hat sich eben eine andere Wirklichkeit konstruiert. Paul Watzlawick
Handle stets so, dass die Anzahl der Wahlmöglichkeiten größer wird. Heinz von Foerster
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Markus
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Betreff des Beitrags: Re: Hoffentlich ein neuer Anfang Verfasst: Donnerstag 6. November 2014, 10:38 |
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Registriert: Mittwoch 4. September 2013, 16:08 Beiträge: 51
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Liebe Lisa, ja, deswegen fagte ich ja auch in die Runde, wo ich den am Besten in Zukunft schreibe. Allerdings würde ja der Anfang fehlen, wenn ich jetzt in einem anderen Thread schreibe. Und das sind ja auch hier Erfahrungen. Ich finde das beides nicht "optimal"
Zu Freitag: ich brauche letzendlch keinen Rat meiner Frau. Ich werde da nicht hingehen. Dafür ist der Neustart zu frisch. Ich bin 1. noch nicht an dem Punkt wo ich sagen kann "trinkt ihr mal hübsch eure Bierchen, ich stehe da drüber" und 2. fühle ich mch auch ansonsten ziemlich erschöpft und labil. Ich werde mich vor den TV setzen und Fuball gucken. Es geht mir also nicht um eine Entscheidungshilfe sondewrn um Folgendes: das sind gemeinsame Freunde, wir kennen die beiden sozusagen ur als Paar. Die Frau feiert zuerst mit den Frauen "auswärts", die Männer bei ihnen zuhause, später stoßen die Frauen dazu. Für mich war klar, dass ich das am Freitag nicht machen werde. Ist übrigens eine Bauchentscheidung. Ich werde zu unruhig, wenn ich daran denke hin zu gehen! Ich dachte nun, dass meine Frau ja dennoch zumindest zu der Feier der Frauen hingehen kann/ wird und danach ja nach Hause kommen mag, wenn sie ohne mich nicht an der gemeisamen Feier teilnehmen möchte. Aber sie hat sich entschieden ohne mich gar nicht hin zu gehen. Ich fühle mich ein bisschen wie ein Spielverderber. Ich bin "schuld", dasss meine Frau auch nicht hin geht. Mein Verrstand sagt mir zwar, dass das ja ihre Entscheidung ist. Aber mein Gefühl ist dennoch "blöd" und sagt dass ich ja der Grund dafür bin, dass jetzt auch meine Frau nicht hingeht. Zugleich legt das den Finger sozusagen in die offene Wunde: es geht ja auch um "Dazu zu gehören". Bei Feiern dabei zu sein. Und da wird nunmal immer relativ viel Alkohol getrunken. Das wird nicht nur bei uns und unserem Freundes- bzw. Bekanntenkreis so sein, oder? Da mache ich mir momentan vele Gedanken. Wir haben auch eine nette Kochrunde mit 4 Paaren. Es kochen immer zwei Männer ein mehrgängiges Menü. Dabei gibt es "natürlich" auch Sekt, Bier, Wein und am Ende noch was zum Verdauen... Ich habe das einmal mit Baclofen und ohne Alkohol mit wenig Verlangen gut hinbekommen. Aber auch das würde ich mir momentan nicht zutrauen. Zumuten wollte ich erst schreiben. Vielleicht beschreibt das jetzt besser das "Dilemma". Das sind halt tatsächlich auch generelle Überlegungen, die sich dann natürlich um das Thema "moderat trinken" ranken.
So, dass war es erstmal. Mein Zug fährt ein und ich bin die nächsten Stunden dann beschäftigt. Bis später.
_________________ Ich wollte ja nichts als das zu leben versuchen, was von selber aus mir heraus wollte. Warum war das so sehr schwer? Hermann Hesse
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moonriver
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Betreff des Beitrags: Re: Hoffentlich ein neuer Anfang Verfasst: Donnerstag 6. November 2014, 20:58 |
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Moderator |
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Registriert: Sonntag 13. Februar 2011, 17:49 Beiträge: 2608 Wohnort: Schweiz
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Lieber Markus Markus hat geschrieben: Ist übrigens eine Bauchentscheidung. Ich werde zu unruhig, wenn ich daran denke hin zu gehen! Es gibt Situationen, wo das Bauchgefühl das einzig richtige darstellt. Ich kenne dies... Sind wir in Gesellschaft, dann verzichte ich auf Alkohol mit einem (wirklich wahren!) Grund: "Ich habe Herzprobleme und muss aus diesem Grund Betablocker schlucken, Alkohol führt zu vermehrten Störungen und verträgt sich zudem schlecht mit diesem Medikament"! Sofort habe ich Ruhe im Karton... Vielleicht hast Du nebst Bac auch noch ein anderes Medikament... LG moonriver
_________________ „Geh nicht nur glatte Straßen, geh Wege, die noch niemand ging, damit du Spuren hinterlässt, und nicht nur Staub!“ (Antoine de Saint-Exupéry)
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Markus
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Betreff des Beitrags: Re: Hoffentlich ein neuer Anfang Verfasst: Donnerstag 6. November 2014, 22:47 |
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Registriert: Mittwoch 4. September 2013, 16:08 Beiträge: 51
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Nein, ich habe kein anderes Medikament und im Prinzip auch keine Lust mir etwas auszudenken. Ich werde mir aber natürlich auch kein T-Shirt mit der Beschriftung "trockener Alkoholiker..." anziehen. By the way: so sehe ich mich bisher nicht, möchte mich vielleicht einfach auch nicht so sehen/ einstufen. Den morgigen Termin habe ich tatsächlich auch mit der Begründung abgesagt, dass ich ein Medikament nehme, welches sich mit Alkohol nicht verträgt (Baclofen...) - und ich zudem extrem erschöpft bin, so dass diese Feier an dem Tag einfach nichts für mich ist. Das ist alles nicht gelogen und nicht ausgedacht. So funktioniert das für mich aber nur bei Bekannten oder Fremden. Bei Freunden und innerhalb der Familie möchte ich das so nicht machen. Da werde ich schon sagen, dass ich zur Zeit keinen Alkohol trinke, da ich einfach nicht damit umgehen konnte und zuviel getrunken habe.
Bleibt nichtsdestotrotz ein "Spagat" momentan: was ist mein Selbstverständnis, wie sehe ich mich mit meinem "kranken" Alkoholkonsum und vor allem: was mache ich mich bei/ mit solchen Feiern wo definitiv viel Alkohol getrunken wird?
Ansonsten bleibt zu Tag 3 ohne Alkohol zu sagen: es viel mir leicht. Der Tag war wieder anstrengend und ich bin erschöpft, wann habe ich mich um kurz nach 21 Uhr sooo müde gefühlt? Zwei Gedankengänge sind mir heute bzgl, Alkohol aufgefallen: 1. Als ich heute mit meiner Frau besprochen habe, dass wir Samstag Pizza backen werden, war mein zweiter Gedanke (nur knapp geschlagen vom Gedanken, dass ich den Grill dann sauber machen muss): Oh, geil, dann trinke ich dazu eine Flasche schönen, italienischen Rotwein. Ups, ach, ne, doch nicht..... 2. Ich war dann noch beim Italiener essen heute und am Nachbartisch wurde ein anscheinend guter Wein getrunken. Ich wollte gerne wissen welcher und habe versucht das Etikett zu erkennen.
Reflexe....?! Allerdings keine Gier gehabt den Wein auch zu trinken. Jetzt sitze ich im Hotel und werde meine 10 mg zur Nacht nehmen. Dann noch etwas surfen und zum Einschlafen noch ein paar Seiten lesen.
Auf bald.
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lisa64
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Betreff des Beitrags: Re: Hoffentlich ein neuer Anfang Verfasst: Samstag 8. November 2014, 03:40 |
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Registriert: Dienstag 19. November 2013, 14:31 Beiträge: 854 Wohnort: Schweiz
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Lieber Markus Ich meinte ja nicht: Frag deine Frau. Kennst du die grosse Erleichterung, wenn dir jemand, dem du vertraust und der dich in- und auswendig kennt, genau den richtigen Ratschlag gibt? Auf den wollte ich hinaus: Welcher Rat wäre dein grösster Wunsch? Wenn du aufschnaufst dabei, bedeutet das letztlich: er steckt bereits in dir. Letztlich hörst du ganz ohne solche Experimente gut auf dich: Zitat: Für mich war klar, dass ich das am Freitag nicht machen werde. Ist übrigens eine Bauchentscheidung. Ich werde zu unruhig, wenn ich daran denke hin zu gehen! Ich kenne das Missbehagen, dass der Partner seine Pläne womöglich ändert, wenn ich eine Entscheidung treffe, die nur für mich gut ist. Ginge es um etwas anderes als den 'Hinter'-Grund Alkohol; hätte ich beispielsweise eine Grippe: wäre es auch so? Sitzt mir nicht dieses drückende schlechte Gewissen im Nacken und ich gestehe mir deswegen Null Recht mehr auf Alleingänge zu? Pflück es von der Schulter, wenn es so ist und gib es irgendwo zumindest vorübergehend in Quarantäne, wenn du kannst: Es ist das letzte, was du momentan brauchen kannst. Kleiner Exkurs: Als ich vor knapp einem Jahr inmitten eines Rückfalls beschloss, mich auf das Wagnis Baclofen einzulassen, tat ich dies entgegen allen Ratschlägen - niemand erhielt auch nur den Hauch einer Chance mitzureden. Vorangegangen war das Statement meines Partners: Ich mache nicht mehr mit. Ich kann so nicht mehr mit dir leben. "Dann ohne dich." Ich sagte es nicht, aber es war unvermittelt da, in meinem Kopf: Ohne dich. Nur ich. Das könnte die Lösung sein. Es fühlte sich richtig an. Ich begann, WG-Zimmer zu suchen, meldete mich im Forum an. Zielstrebig und unbeirrt, ohne Rückfragen oder Kommunikation darüber. Holte Infos und ging damit zum Psychiater, der - Himmel sei Dank! - aus dem Stand das Rezept ausstellte. Es war in den Bereich des Möglichen gerutscht, dass ich auf mich gestellt sein würde. Also entschied ich von heute auf morgen in Eigenverantwortung und zog durch, was ich für richtig hielt, damit ich genau das auf die Reihe bringen würde, was nun auch Folge meiner eigenen Entscheidung sein könnte: eine Trennung von Partner und Heim wegen der Unvereinbarkeit von Sucht und Liebe. Alles ging auf dadurch; aber auch wirklich ALLES öffnete sich. Die Angst, die Partnerschaft würde den Bach runter gehen: verlor an Bedrohlichkeit. Ich schaff' das. Das Risiko, den Job zu verlieren: Ich geh' es ein. Wenn ihr mich anders wollt, als ich bin: mich gibt's nicht anders. Gut möglich, dass ich den Schritt mache, es reicht jetzt nämlich auch MIR. Ihr werdet mich das jetzt selbst regeln lassen müssen. Ich schreibe das nicht, um dir nahezulegen, einen Beziehungs-Crash zu provozieren. Aber mir ging erstmals auf, wie sehr ich mich behindert hatte, indem ich mich stets an denen orientiert hatte, die 'im Recht' waren. Ich war das Problem - sie die Leidtragenden. Davon hatte ich plötzlich die Nase gestrichen voll: Wenn wir nur noch so funktionieren, dann lassen wir's besser. Der Umschwung hielt an und die Baclofen-Gelassenheit unterstütze ihn perfekt. Ich ging nirgends hin, wo es mir nicht wohl sein würde und machte keine Zugeständnisse gegenüber Konventionen, wenn sie mir zuwider waren. Ich wusste, es kam jetzt allein auf mich und meine Wahl an. Exkurs Ende. Ich hoffe, das macht irgendwie Sinn. (Mein schlechtes Gewissen ist immer noch in Quarantäne.  und die Partnerschaft so sicher und gleichzeitig offen wie noch nie.) Reflexe....?! Gewohnheiten, Automatismen - you name it. Andere Wege wählen, immer wieder, zuversichtlich und mit viel GGG: Das wird von selbst, wenn der Fokus vom Problem wegzoomt. Jedes einigermassen gesunde Hirn ist lern- und anpassungsfähig, auch wenn es sich erst furchtbar bequem anstellt und auf den gut eingefahrenen Wegen weitertrotten will. LG Lisa
_________________ Der Andersdenkende ist kein Idiot, er hat sich eben eine andere Wirklichkeit konstruiert. Paul Watzlawick
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Markus
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Betreff des Beitrags: Re: Hoffentlich ein neuer Anfang Verfasst: Freitag 21. November 2014, 19:07 |
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Registriert: Mittwoch 4. September 2013, 16:08 Beiträge: 51
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ACHTUNG: LANGER TEXT MIT VIELEN INFOS…. So, auf einmal sind schon 12 Tage vergangen seit deinem Beitrag, Lisa. Dies ist zum einem meine "Antwort" für dich. Aber natürlich auch mein "Zustandsbericht" für alle anderen im Forum. Zitat: Als ich vor knapp einem Jahr inmitten eines Rückfalls beschloss, mich auf das Wagnis Baclofen einzulassen, tat ich dies entgegen allen Ratschlägen - niemand erhielt auch nur den Hauch einer Chance mitzureden. Vorangegangen war das Statement meines Partners: Ich mache nicht mehr mit. Ich kann so nicht mehr mit dir leben.
"Dann ohne dich." Ich sagte es nicht, aber es war unvermittelt da, in meinem Kopf: Ohne dich. Nur ich. Das könnte die Lösung sein. Es fühlte sich richtig an.
Lisa, alle Achtung, so wie du es beschreibst gab es für dich kein wenn-und-aber mehr. Du hast das durchgezogen. Warst zu allem entschlossen. Nur für dich. Kleine Zwischenfrage: Ich habe es nicht genau verstanden, BIST du ausgezogen? Oder hast du es "nur" als machbare Option für dich gesehen? Bei mir ist es etwas anders gelagert. Meine Frau sagt mir ehrlich, dass sie schon überlegt hat, dass es vielleicht besser wäre, wenn sie mich (zwischenzeitlich) verlässt bzw. mir damit "droht." Damit ich mich endlich bewege, wirklich etwas ändere. Dass sie es aber nicht tut, weil sie es im Grunde nicht möchte und lediglich als „letztes“ Mittel sieht, um mich zu bewegen. Bewegen müssen wir uns aber wohl alle von alleine, aus eigenem Antrieb. Ob ein Verlassenwerden den Leidensdruck erhöhen kann, der dann doch zu einem eigenen Bewegen führt, lasse ich jetzt mal offen im Raum stehen… SPRUNG Was ist in den letzten Tagen passiert? Wenig und doch viel zugleich. Das „verrückteste“ zuerst: letzten Samstag habe ich mir gezielt 5 Bier gekauft und die in 3 Stunden in mich hinein geschüttet. Geplant, zielgerichtet, so muss man es wohl nennen. Die „Idee“ kam am Donnerstag auf, ich wusste, dass ich dann Zeit für mich allein habe. Ich habe zwar bis Samstagvormittag – also bis zum Bierkauf – diesen Gedanken immer mal wieder verworfen, dann aber doch gemacht. Es war tatsächlich auf diesen Tag begrenzt. Und es kommt mir schon sehr lange her vor. Unwirklich. Eigentümliche Wahrnehmung. SPRUNG Ich habe schon die letzten zwei, drei Wochen sehr wenig gearbeitet. Nach der anstrengenden Fahrt mit den zwei Übernachtungen (von denen ich hier schrieb) habe ich mich extrem raus genommen. Ich konnte nicht mehr. Ich wollte auch nicht mehr. Ich habe also „auf dem Papier“ mehr gemacht als in Wirklichkeit, sprich längere Fahrtzeiten auf den Spesen notiert, viel aus dem Büro gemacht. Aber auch das war nicht der Rede wert, ich habe sehr unkonzentriert und wenig effektiv gearbeitet. Ich wollte das aber möglichst „unauffällig“ machen, kaschieren. Das hat einen Hintergrund: ich hatte ja in 2012 ca. 6 Monate Auszeit wegen Burnout. Auch in 2013 hatte ich 29 Tage Krankheitstage, in diesem Jahr 16 bis Mitte Mai. Dann bin ich sozusagen von meinem direkten Vorgesetzten „angezählt“ worden. Auch wenn man mich seitens des Unternehmens bisher gut und fair behandelt hat, so ist deren Geduld jetzt ein gutes Stück weit am Ende gewesen. Jedenfalls kam schon die Aussage, dass meine Fehlzeiten ja enorm sind und dass das auf Dauer nicht so weiter gehen könne. Ich habe dann seit diesem Gespräch nur noch einen Fehltag gehabt, aber auch in der Zeit hier und da mehr Arbeitszeit und mehr Termine notiert als ich in Wirklichkeit geleistet hatte. Und so habe ich das in den letzten beiden Wochen halt noch extremer durchgezogen. Bis ich mir dann sagte, das geht so auch nicht mehr, ich muss das jetzt offen sagen, dass ich nicht in der Lage bin richtig zu arbeiten. Ich habe also meinem direkten Vorgesetzten eine Email geschrieben. In dieser bin ich sogar auf diesen „Teufelskreis“ eingegangen: Nicht krank melden/ nicht auffallen aus Sorge vor den Konsequenzen. Gleichzeitig aber immer weniger leistungsfähig sein, weil ich mich schlechter und schlechter fühle. Das habe ich also am Montag gebrochen und am Mittwoch ein ausführliches Telefonat gehabt. Mein Vorgesetzter empfahl mir – ich sage jetzt mal mit seiner privaten Stimme – eine Therapie für mehrere Wochen oder Monate. Er glaube sonst nicht daran, dass sich etwas ändere. Es gäbe natürlich noch andere Szenarien, z.B. wenn ich meinen sollte, dass ich diese Tätigkeit nicht mehr ausführen könne…. Anyway: ich habe gemerkt, dass ich für mich handeln muss. Dass ich aktiv werden muss, SO SCHWER mir das auch fällt. Ich habe dann gestern einen Termin für ein Vorgespräch in einer psychiatrischen Klinik für Anfang Dezember gemacht. Ich stelle mir vor dort in die Tagesklinik zu gehen. Dies könnte dann voraussichtlich ab Ende Januar passieren. Ich will definitiv nicht in eine stationäre Therapie! Das schließe ich für mich aus, ich will hier abends mit meiner Familie zusammen sein. KLEINER SPRUNG Heute war ich bei meinem Internisten. Ich hatte keinen festen Termin, musste viel Wartezeit mitbringen und um jede Minute Gespräch „kämpfen“. Da ich das schon vorher ahnte, hatte ich mir einiges notiert und dem Arzt dann eher vorgelesen als notiert, wie ich meinen „Zustand“ momentan erlebe. Ich fasse das jetzt nur stichwortartig zusammen: längste alkoholfreie Phasen seit 23 Jahren seit Einnahme von Baclofen. Mit Ausnahme des samstags drei Wochen ohne Alkohol. Total erschöpft, ich schlafe sehr unterschiedlich, manchmal durch, manchmal bin ich häufig wach. Ich bin meistens morgens hundemüde. Ich bin unkonzentriert und habe leichte Kopfschmerzen, wie ein Schwindelgefühl/ Druckgefühl. Ich arbeite seit zwei Wochen nicht mehr richtig. Ich habe eine Konzertkarte für ein Konzert gestern Abend noch verkauft, da ich meinte das Konzert (ziemlich laute – klar - und ziemlich aggressive Musik) nicht genießen zu können, dafür keine Energie zu haben. Vom Gespräch mit meinem Vorgesetzten habe ich auch berichtet und von meiner Überlegung mit der Klinik. Der Arzt wurde ziemlich unruhig - habe ich jedenfalls so empfunden, auch bedingt durch drängelnde Patienten bzw. ein volles Wartezimmer, aber anscheinend auch durch meine Schilderung. Er sagte, dass ich eindeutig eine Depression schildere. Er verschrieb mir das Antidepressivum „ Escitalopram“. Dieses müsse ich ab sofort nehmen. Ich bin dann etwas verstört, erschreckt raus aus der Praxis. Ich war zwar 2012 mit den Diagnosen Depression und Erschöpfung ja schon länger krank geschrieben. Aber heute hat es mich sozusagen selbst überrascht, ich will nicht sagen entsetzt. Ich hätte meinen „Zustand“ tatsächlich nicht als Depression bewertet. Wenn ich allerdings meine Symptome ansehe und einen Online-Test mache sieht das doch anders aus… Ihr seht mich verwirrt. Krank schreiben wollte er mich übrigens nicht unbedingt. Arbeit wäre gut. Ich habe ihm dann gesagt, dass ich das momentan nicht kann. Er hat mich dann doch für die nächste Woche krank geschrieben. Ach ja, er sagte auch noch, dass es gut sein kann, dass ich meine Depressionen durch den Alkohol betäubt habe und diese jetzt wieder durchbrechen. Ich meine das hier auch schon von anderen Usern gelesen zu haben, dass sie das erlebt haben. Ich bin für jede Eurer Meinungen, Ratschläge und Erfahrungen dankbar. Speziell natürlich auch was das Thema Depression und Antidepressiva angeht. Auf bald.
_________________ Ich wollte ja nichts als das zu leben versuchen, was von selber aus mir heraus wollte. Warum war das so sehr schwer? Hermann Hesse
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lisa64
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Betreff des Beitrags: Re: Hoffentlich ein neuer Anfang Verfasst: Samstag 22. November 2014, 02:33 |
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Registriert: Dienstag 19. November 2013, 14:31 Beiträge: 854 Wohnort: Schweiz
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Lieber Markus Mich erstaunt die Einschätzung deines Doc's kein bisschen. Symptome von depressiven Verstimmungen und auch den nicht allzu schweren Formen von Depression werden bei Männern eher noch schlechter erkannt. Man reisst sich ja zusammen. "Aber ist es möglich, dass ich depressiv bin, obwohl ich heute früh gelacht habe?" fragte ich meinen Arzt, als sich das erste Mal in meinem Leben mein Mann mit Nachdruck darum hatte kümmern müssen, dass ich sofort einen Termin bekam. Ich konnte dem "Kein Termin frei bis nächste Woche" nichts entgegen setzen, sondern nur noch resigniert den Hörer aufhängen und brüten. Unerträgliche Kiefer-/Schulter-/Nackenschmerzen, die trotz Körpertherapien nicht nachliessen, urplötzliche Müdigkeit und Schwindel, verbissenes Beharren darauf, dass ich das schon schaffe (schaffen muss!), gekoppelt mit Ohnmachtsgefühlen und der Unfähigkeit zur Konzentration, als ob ich zwei Nächte durchgemacht hätte. Tatsächlich weder erholsamer Schlaf noch körperliche Entspannung mehr, gespannt wie ein Flitzebogen. Aber ich MUSS doch... Der Geist drehte sich in pessimistischen Schlaufen um all die Hindernisse, die ich nicht bewältigen konnte, um mögliche Krankheiten, die ich haben könnte, um jedes neue Symptom. Die Story mit den anwachsenden Fehlzeiten hätte meine sein können. Das abrupte Nie-mehr-fehlen-dürfen ebenso. Nach Wochen dann endlich die Verzweiflung und das heulende Elend - und der Anruf beim Arzt. So war das bei mir. Ich hatte innert weniger als vier Monaten erst den Alk, dann das THC und schliesslich das Nikotin ersatzlos gestrichen. Es hätte mir prächtig gehen müssen. Und es gab ja auch gute, lichte Momente - allerdings nur, wenn wirklich alles stimmte. Die Fähigkeit, Unerwartetes und Widerständiges auszuhalten, war dahin - das Leben schwer und sorgenvoll. Weil sich das schleichend abspielt und meist versteckt wird, verliert man selbst den Überblick für die Negativentwicklung. Depression kommt vom lateinischen "Niederdrücken". Ich hatte stets die Vorstellung gehabt, das bedeute Trauer und Tränen. Tja. Weder noch. Man reisst sich ja zusammen. Deinen Mut hast du gezeigt: Zitat: Anyway: ich habe gemerkt, dass ich für mich handeln muss. Dass ich aktiv werden muss, SO SCHWER mir das auch fällt. Das war die richtige Wahl. Ich glaube, du darfst deinem Arzt glauben. Antidepressiva sind ok, wenn sie nötig sind. Nicht zu lange - aber lange genug. Ich nehme selbst seit Jahren welche (u.a. Escitalopram) und erinnere mich an das allererste Mirtazapin heute noch. Endlich aus dem Stand todmüde und wie ausgeknipst ins Bett und traumlos stundenlang geschlafen. Sei sorgsam mit dir selbst. Pack dich fest und warm ein und tu alles, was dir gut tut, zumindest in der Zeit der Krankschreibung. Wie du mit Baclofen verfahren solltest, müssten die Profis dir raten können. Herzlich alles Gute - das wird. lg Lisa PS: Nein, ich zog nicht aus. Indem ich es zu meiner ebenbürtigen Wahl machte und das Risiko einzugehen bereit war, um mich nicht verbiegen zu müssen, wurde es unnötig.
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