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Nachricht von Christine

Sonntag 15. Dezember 2013, 13:00

Ich würde gern öfter und ausführlicher schreiben und mich auch persönlich für die hilfreichen Hinweise bedanken aber das schaffe ich nicht.
Diese Nachricht braucht schon viel Anstrengung.
Mittwoch Abend habe ich mit 10mg Bac. begonnen, Do.Fr.Sa. 20mg/T. und
heute So., will ich auf 30 mg steigern. ( die Idee von moonriver [?] 4x5 mg
statt 2x10 mg zu nehmen, war prima. Danke ! )
Hier ist der Stand der Dinge : Was ich erlebe ist, dass alles ohne Alkohol und
mit Bac. schlimmer ist als vorher – wohl wie bei jedem Entzug. Und kein Gefühl einer “sanften ordnenden Hand “( wie wunderbar das sein muss !) –
ganz im Gegenteil… Bis jetzt bin ich ohne Alk. trotz Craving.
Ich versuche zu beschreiben, was läuft : Es ist das Erleben, dabei zu sein, wie mein Gehirn aus Unmengen Daten eine Realität inclusive einem Ich
bastelt und dann versucht dieses virtuelle Ich die Wirklichkeit mit dieser künstlichen, selbst gebastelten Realiät in Übereistimmung zu bringen. Dieses schreckliche Gehampel gibt sich als ‘mein Leben’ aus, während ich in einer Art Koma liege.
“ In Wirklichkeit sieht die Realität ganz anders aus “,so oder ähnlich stand es
neulich im Forum. Dennoch zu versuchen, diese virtuelle Realität immer und
immer wieder, in ständig neuen und veränderten Versuchen, mit der Wirk-
lichkeit in Übereinstimmung zu bringen, wissend ,dass es mir unmöglich ist,
bringt mich an den Rand des Wahnsinns. Und Alkohol ist ein Retter kurz vor dem Absturz. Und ich weiss natürlich, dass dieser “ Retter” selbst ein Absturz ist… Also, ich welchen Abgrund will ich stürzen ?
“ Im Innersten dessen, was ich dachte, war ich nicht ich “ Und
“ Was wir sehen ist nicht das, was wir sehen, sondern was wir sind. “
Fernando Pessoa “Das Buch der Unruhe “ (Pessoa starb mit 47 Jahren an
Alkoholismus )
So viel für heute. Ich habe noch technische Mühe mit der Forum-website.
(Aber wo habe ich keine Mühe ?…
Ich danke euch allen !
Sehr liebe Grüsse, Christine

Re: Nachricht von Christine

Sonntag 15. Dezember 2013, 13:59

Liebe Christine,

es tut mir leid, dass es bei dir nicht so glatt läuft wie bei den meisten! Dieses Durcheinander, dass du erlebst, wird hier eigentlich nur in wenigen Fällen geschildert. Ich kann mich eigentlich nur an bettyblue erinnern, die ähnliches erleben musste. Aber auch ihre Situation hat sich im Laufe von Monaten stark verbessert. Sie lebt heute stabil ohne Alkohol und es geht ihr gut. Lass dich also von den momentanen Schwierigkeiten nicht gleich entmutigen. Versuche das entstandene Vakuum durch leichte körperliche Betätigung (Spazierengehen) zu füllen.
Alles Gute!

LG Aspino

Re: Nachricht von Christine

Sonntag 15. Dezember 2013, 14:36

Liebe Christine

Ich wünschte dir gerade jetzt aufbauendere Lektüre als das Buch der Unruhe (Pessoa war auch von Depressionen geplagt). Und um an @aspino anzuknüpfen: Spaziergänge ziehen sich wie ein roter Faden durch die Unruhe.

Herzlich

Lisa

Re: Nachricht von Christine

Sonntag 15. Dezember 2013, 14:44

@Christine,

das „Buch der Unruhe“ in der momentanen Situation zu lesen ... ich weiß nicht ...?
Mich hat es furchtbar deprimiert, es steht irgendwo bei mir ganz hinten im Regal und
überwiegend ungelesen.

Die Anfangsschwierigkeiten kennen viele, so ganz glatt weg vom Start ist nicht die Norm.
Die Jahreszeit ist grad' auch nicht sooo günstig – und trotzdem geht es. Versuche Dich
aufzuraffen und mach' Spaziergänge auch wenn es Dir unmöglich erscheint. Vielleicht kannst
Du dich mit Freunden treffen, Lichterglanz auf einem Weihnachtsmarkt mit Kinderpunsch
genießen, alles – nur nicht in Einsamkeit über den Sinn des Lebens grübeln.

In ein paar Tagen sieht die Welt für Dich anders aus. Alles wird gut werden.

LG Federico
Und bitte, wirf den Fernando Pessoa in die Ecke!

Re: Nachricht von Christine

Sonntag 15. Dezember 2013, 17:22

Liebe Christine,

es tut mir sehr leid, dass du dich im Moment so mies fühlst.
Die erste Zeit ohne den "Tröster" Alkohol ist die schlimmste.
Nimmst du eigentlich ein Antidepressivum, machst du eine Therapie?

Liebe Grüße und Kopf hoch!

Werner

Re: Nachricht von Christine

Sonntag 15. Dezember 2013, 17:53

Liebe Christine

Es wird das Ausbleiben von Alkohol sein, das Dich in diese Lage bringt. Bac hat eine Anlaufzeit. Mag auch sein, dass in Deiner Situation die momentane Dosis noch nicht richtig greifen kann. Aber steigere mit Bedacht.

Nimmst Du neben Bac noch andere Medikamente?

Das besagte Buch würde ich mal ganz weit weglegen. Ich hatte es vor Jahren in der Buchhandlung in den Händen und erlebte beim Überlesen sehr bald, dass dies nun nichts für mich sein kann... egal, wie ich drauf bin. Ich vermisste dort etwas Grundlegendes des Menschseins... Liebe und Hoffnung!

Alles Gute
moonriver

Re: Nachricht von Christine

Freitag 10. Januar 2014, 22:15

@ alle
Ein gutes neues Jahr wünsche ich euch allen und habt Dank für eure Mühe und Geduld.
Am 10.12 13 habe ich mit Bac. begonnen, bin jetzt bei 55mg (6h/10,10h/15,
14h/10,18h/10,22h/10)und werde wohl morgen auf 60 mg erhöhen.
Der Stand der Dinge: Ich habe – um mit Rilke zu sprechen – die Engel ebenso wie die Teufeln vertrieben, was heisst, der Teufel Alkohol, das Craving, die Unruhe sind weitestgehend weg aber auch meine wunderbaren Träume aus denen ich mit kreativer Energie aufwachte. Ich schlafe jetzt ca.6Std. tief und dunkel und erwache meist mit grosser Traurigkeit – jeder kreative Impuls ist erloschen.
ABER !: Es gibt Neuland, die Entdeckung der Grundruhe, wenn auch nur dann und wann aber das langt, um weiter zu machen, trotz manchem Ab-
sturz in die Depression.
Erinnert ihr euch als die ersten 3D Bilder auftauchten ? Man konnte nur 3D
sehen, wenn man den Blick entspannte und diesen Sprung von 2D auf 3D
habe ich immer als befreiend und euphorisierend empfunden.Ich habe mich
dann gefragt, wie ich mein Sehen auf das Leben, die Welt, auf mich so entsp-
annen könnte, um eben dies zu erleben:Befreiung und grosse, stille Freude.
Wenn ich einen Moment besagter Ruhe erlebe, dann ist diese Entspannung da und ich fühle mich völlig zu Hause in mir und in der Welt, ohne das ein-
kerkernde Wissenmüssen,wer und wie und wo ich bin und was die Welt ist. Kurz gesagt, alles ist da, Leben und Tod,Glück und Unglück je in seiner eigenen Schönheit und alles –ich inbegriffen – wurzelt in dieser Ruhe.

Montag sehe ich meinen Hausarzt, werde ihm von Baclofen erzählen und um
ein Rezept bitten. Mal sehen, ob es mit ihm einen weiteren Arzt gibt, der
Bac. verschreibt.

Herzlichst,
Christine

Re: Nachricht von Christine

Freitag 10. Januar 2014, 22:52

@christine

" -die Engel ebenso wie die Teufeln vertrieben-"" - ich finde dieses Bild ist treffend. Auch auf die Berichte anderer Forenteilnehmer übertragbar.

LG Aspino

Re: Nachricht von Christine

Freitag 10. Januar 2014, 22:57

Liebe Christine
Christine hat geschrieben:und ich fühle mich völlig zu Hause in mir und in der Welt, ohne das einkerkernde Wissenmüssen,wer und wie und wo ich bin und was die Welt ist. Kurz gesagt, alles ist da, Leben und Tod,Glück und Unglück je in seiner eigenen Schönheit und alles –ich inbegriffen – wurzelt in dieser Ruhe.
Mit diesen Worten lässt Du erkennen, dass Du auf dem richtigen Weg bist!

Gönne Dir nun diese Momente, sie werden sich immer intensiver einstellen. Du brauchst nun auch diese Ruhe. Ich gehe davon aus, dass auch Deine Kreativität wieder zurückkehren wird.

Alles Gute auf diesem nun begonnen Weg
LG moonriver

Re: Nachricht von Christine

Samstag 11. Januar 2014, 01:30

ich mag dich, christine
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