Freitag 7. September 2012, 21:05
Hi Moonriver,
danke für Deine Zeilen. Danke auch dafür, daß Du meine Experimentierfreude zügeln willst.
Weil es mir so wichtig ist, wiederhole ich es noch einmal: dieser Bericht sollte niemanden dazu ermuntern, irgendwelche waghalsigen Manöver zu riskieren. Ich habe hier vor einigen Monaten von einem anderen Teilnehmer über ein Tuborg-Experiment oder so gelesen, das glücklicherweise gut ausgegangen ist, und ich erinnere mich noch, wie ich beim Lesen bei mir dachte, wie zwiespältig solche Berichte sind. Einerseits ist es natürlich schön, wenn Baclofen solche Wunder bewirken und Rückfälle trotz Alkoholkonsum verhindern kann, und natürlich darf man auch darüber schreiben, andererseits denkt sich der eine oder andere Leser vielleicht, na, dann kann ich's ja auchmal drauf ankommen lassen, und prompt geht's in die Hose.
Liebe Grüße
S.
Freitag 7. September 2012, 21:23
Hallo Survivor
Ich kann Deine Auffassung vollumfänglich teilen. Darum auch die Empfehlung, mindestens die ersten 6 Monate in der Therapie abstinent zu bleiben. Aufgrund der Langzeitwirkung verliert die Experimentierfreude nach dieser Zeit auch an Reiz.
Positiv ist die Schlussfolgerung sowie der von anderen auch schon beschriebene Umstand:
und das Bier mußte ich mir fast schon reinzwängen -- da hatte ich nach der Hälfte genug. Unglaublich. Das ist mir in der Form schon seit Jahren nicht mehr passiert.
Dies ist ein Schlüsselerlebnis und wird m.E. sogar andere davon abhalten solch ein Experiment bei sich zu wiederholen.
LG moonriver
Freitag 7. September 2012, 21:41
@Survivor
@Aspino
Ich sehe soeben Aspinos Antwort und die Frage nach dem outen. Da ich glaube, dass es für Dich, Survivor auch von Interesse sein kann, erlaube ich mir hier eine kurze Aussage dazu.
- soll man sich im näheren Umfeld outen - nach dem Motto: Ich habe ein Problem, ich nehme Baclofen! - Wer versteht das schon?
Da ich beide Versionen (mit und ohne Bac) kennengelernt habe hier meine persönliche Erfahrung:
Vor Baclofen war ich 1 Jahr mehr oder weniger abstinent ohne eine medikamentöse Hilfe und so wie man es etwa kennt, mit ca. 4 Vorfällen in diesem Zeitraum. Damals glaubte ich mich unter zusätzlichen Druck zu setzen, indem ich mal an einem Anlass die gesamten Familienmitglieder sowie in der Firma das ganze Arbeitsteam ins Bild setzte. Und nun, seit ich mit Baclofen in der Therapie bin und Erfahrungen sammeln konnte, würde ich dieses Outing nicht mehr tun! Wenn auch das Verständnis für das Alkoholproblem grösser geworden ist trägt man dennoch ein gewisses Stigma. In meinem engsten Freundeskreis wäre es mir noch egal. Heute habe ich mir bei entsprechenden Gelegenheiten bei Nichtinformierten zur Gewohnheit gemacht einfach zu sagen, dass ich ein Medikament einnehme, welches sich mit Alkohol nicht verträgt. Ende der Diskussion. Dies entspricht ja auch der Wahrheit. Überdies schlucke ich einen Betablocker. Da ist der gleichzeitige Alkoholkonsum auch nicht unbedingt empfehlenswert.
In den Kreisen, welche von meinem Problem wissen, habe ich es aufgegeben von der Baclofen-Therapie zu sprechen. Es glaubt ja doch keiner... und diejenigen, die es genau wissen möchten, denen erkläre ich es gerne. Was ich jedoch erlebe ist ein zunehmender Respekt im wissenden Umfeld. In manchem Blick erkenne ich nur noch Staunen, wenn ich an einem Apéro mit Orangenjus dabei bin ohne eine leidende Miene zu machen...
LG moonriver
Freitag 7. September 2012, 22:12
@ moonriver,
danke für deine Antwort. Ja ich fürchte das stigma - da ich im ingenieurtechnischen Bereich tätig bin, wäre ein vertrauensverlust für mich geschäftlich katastrophal. Ich wollte, vorhin übrigens sagen, dass das trinken in der kneipe nicht mehr existiert, sondern der gemäßigte alkoholkonsum im familiären umfeld erweist sich als problem, früher war man das protagonist - jetzt steht man in der defensive. Das Problem ist derzeit wesentlichste, welches mich aus der Bahn schleudert. Ich hoffe, hier ist einer der mich versteht! LG Aspino
Freitag 7. September 2012, 22:19
aspino71 hat geschrieben:Hier stellt sich mir nun wieder die Frage - soll man sich im näheren Umfeld outen - nach dem Motto: Ich habe ein Problem, ich nehme Baclofen!
Die Frage mit dem Outen muß jeder für sich selbst beantworten. Da Du aber vom "näheren Umfeld" sprichst: ja, hier wissen natürlich alle von meiner Krankheitsgeschichte. Auch im beruflichen habe ich einige enge Vertraute eingeweiht.
Jeder hat eben andere Familien, Freunde, Bekannte und Arbeitskollegen, deshalb kann es da keine allgemeingültige Antwort auf diese Frage geben. Vor Freunden und guten Bekannten -- so viele gibt's da bei mir eh nicht -- habe ich keine Geheimnisse, ansonsten ist es im Berufsleben immer ratsam, nicht zu offen zu sein. Die freie Wirtschaft ist ein Haifischbecken.
Freitag 7. September 2012, 22:31
ansonsten ist es im Berufsleben immer ratsam, nicht zu offen zu sein. Die freie Wirtschaft ist ein Haifischbecken.
so ist es - vom outen im beruflichen Umfeld, habe ich auch nie gesprochen-
LG aspino
Samstag 6. Oktober 2012, 19:50
Hallo Ihr Lieben,
mal wieder kurzer Statusbericht. Keine Rückfälle, alles dufte. Die meiste Zeit einfach kein Verlangen nach Alk, ich hab wieder angefangen zu lesen, privat was zu coden, Bekanntschaften zu pflegen, eben einfach ein Leben zu führen. Beruflich sieht's auch nicht so übel aus, ich bin akquisemäßig am Ball.
Einmal, vor zwei Wochen oder so, bin ich doch wieder schwach geworden und hab drei Halbe Bier getrunken, hab mich hinterher verflucht und mir große Vorwürfe gemacht, aber es ist bei den drei Bier geblieben. Keine negativen Folgen. Zum Glück.
Ob Baclofen mir jetzt wirklich zu einem besseren Leben verhilft? So langsam glaube ich wirklich daran.
Kennt Ihr noch diese dusselige Haarspray-Werbung? Auf Baclofen bezogen wäre das:
Auf dem Weg zum Bäcker, 7 Uhr früh. Die Kioske haben geöffnet. Perfekter Schutz -- Baclofen. Am Mittagstisch, 12 Uhr mittags. Die Kollegen bestellen Wein. Perfekter Schutz -- Baclofen. Partymeile, 20 Uhr. Die Kneipen brummen. Perfekter Schutz -- Baclofen.
So kann es weitergehen ...
Liebe Grüße an Euch alle, niemals aufgeben!
-- S.
Samstag 6. Oktober 2012, 22:11
Hallo Survivor
Deine Zeilen sind richtige Mut- und Muntermacher... Danke für Deinen positiven Bericht.
Und mache Dir kein Gewissen wegen den 3 Halben. Die beste Erfahrung ist ja, dass es dabei geblieben ist.
Weiterhin ein gutes und neues Lebensgefühl!
LG moonriver
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