Baclofen Forum vs Alkoholismus

Einen Guten Tag an alle!

Nun lese ich schon seit einiger Zeit hier mit und denke, es ist an der Zeit, dass ich mich vorstelle.

Das fällt mir nicht unbedingt leicht. Denn auszusprechen, ein Problem mit dem Alkohol zu haben, ist noch einmal ein Schritt schwerer, als es ich selbst einzugestehen. So empfinde ich es.

Ich trinke mehr oder weniger seit 25 Jahren. Eigentlich nur am Abend und vorzugsweise alleine. Keiner weiß darüber Bescheid, nur mein Mann, dem ich mich vor kurzem anvertraut habe (wobei er es eigentlich wissen musste – aber man(n) verdrängt und beschönigt eben auch gerne).

Ich habe schon mehrfach versucht ohne Hilfsmittel aufzuhören. Wobei das „Aufhören“ auch nicht das eigentliche Thema ist. Das klappt mit der nötigen Willenskraft für ein paar Tage, Wochen, Monate…. Aber das „nicht wieder anfangen“…
Doch wem erzähle ich das?

Als ich von Baclofen erfahren und mich ein wenig kundig gemacht habe, ist die Entscheidung bei mir schnell gefallen. Damit will ich es versuchen und hoffe, mit dieser Unterstützung ausreichend Energie zu haben, meinem Leben mehr Sinn zu geben, als die abendliche Flasche Rotwein hergibt.

An diesem Punkt bin ich nämlich angelangt. Ich „freue“ mich schon mittags auf den Abend, wenn die Arbeit getan und die Anspannung abgelegt werden „darf“. Und das eben mit meinem "Freund“ dem Rotwein. Daneben hat kaum noch etwas Platz, so exklusiv ist diese Verbindung geworden.

Keine Zeit mehr für Freunde, Hobbys, nicht einmal mehr für meinen Mann, geschweige denn für die „Restarbeiten und Verpflichtungen“, die ich als berufstätige Mutter früher immer am Abend erledigt habe.
Bevor der Alkohol noch mehr Raum in meinem Leben einnimmt und alles zerstört, muss ich diese alles verschlingende Verbindung lösen!

Dabei weiß ich gar nicht so recht, warum es denn soweit gekommen ist.
Eigentlich habe ich ein schönes (wenn auch oft anstrengendes) Leben. Einen Mann, der mich liebt, zwei wunderbare Kinder, einen gute Ausbildung und super Job, ein schönes Zuhause, gute soziale Kontakte…alles was man sich wünscht – oder doch nicht?

Beim besten Willen, ich kann es nicht sagen.

Hätte man mich vor ein paar Wochen gefragt, ob ich unter Ängsten leide, hätte ich spontan nein gesagt. Wenn ich dann hier lese, wie einige Mitglieder darüber schreiben, komme ich ins Grübeln.

Ich habe leider keinen Arzt, der mich bei dem Versuch mit Baclofen begleiten könnte.

Zu einen habe ich gar keinen Hausarzt. Organisch bin ich eigentlich immer gesund gewesen und kleine Zipperleins wie Erkältung etc. „therapiere“ ich selbst.

Zum anderen befürchte ich, dass man mich erst mal in eine Klinik o.ä. zwecks Entgiftung und Therapie schicken würde. Das ist aber unmöglich, da meine Familie mich braucht und ich mein Problem auch nicht „öffentlich“ machen möchte.

Also habe ich mir Baclofen über das Internet bestellt und warte nun auf die Lieferung (lt. Versandanzeige diese Woche).

Ich habe mir auch den „Königsweg“ hier durchgelesen und möchte es genauso machen (nur eben ohne Arzt und Selbsthilfegruppe bzw. mit Euch hier).

Seit letzten Dienstag habe ich nichts mehr getrunken – Einschränkung Freitagabend, da ist mir im Keller noch ein leckerer Portugiese in die Hände gefallen und ich konnte ihn einfach nicht dort liegen lassen :-(

So, nun ist meine Vorstellung fast ein ganzer Roman geworden…

Eine Frage habe ich direkt noch, da hier so einige Mitglieder medizinisch kundig sind. Wie verhält sich das bei Menschen, die einen niedrigen Blutdruck haben? Sollten man hier besondere Vorkehrungen treffen? Blutdruck steigernde Mittel nehmen (oder einfach mehr Kaffee und Tee trinken)?

Viele Grüße, danke fürs Antworten und einen wunderschönen Frühlingstag!
Tapsi

Hallo Tapsi,

herzlich willkommen hier im Forum....und Danke für Deine Geschichte.
Die Flasche Rotwein abends war auch meine Leidenschaft...nach mehr als einer Flasche bekämpfte ich den Kater am nächsten morgen auch schon mal mit Alkohol , woraus dann sehr unerfreuliche Kettenreaktionen wurden.
Ich bin noch relativ neu dabei habe allerdings wie Du, auch einen ziemlich niedrigen Blutdruck.
Die Einnahme von Baclofen hat dies nicht weiter verstärkt...ich nehme noch ein Antidepressivum, was auch den Blutdruck senken soll, konnte allerdings bis jetzt keinen pathologischen Blutdruckabfall an mir beobachten.
Solltest Du Befürchtungen deswegen haben, würde ich mir, besonders zu Anfang der Behandlung, mehrmals täglich den Blutdruck messen.
Ich wünsche Dir viel Erfolg,
liebe Grüße von Elisa

Hallo Elisa,

vielen Dank für Deinen Willkommensgruß!

Das beruhigt zu hören, dass ein niedriger Blutdruck keine Probleme machen muss.

Habe gerade Post aus Spanien bekommen

Mal schauen, was passiert....

Viele Grüße und einen sonnigen Tag!
Tapsi

Hallo Tapsi,
dann ist die Warterei ja endlich vorbei.
Das Experiment kann beginnen und ich wünsche Dir, dass Du Baclofen so gut wie ich verträgst.
Die ersten Tage waren bei mir gemischt, leichter Schwindel und etwas Kopfweh, aber nichts, worüber ich mir Sorgen gemacht hätte.
Mit dem Autofahren war ich vorsichtig...solange der Körper sich noch nicht an die Medikation gewöhnt hat, sollte man sich nicht unbedingt in den Straßenverkehr stürzen:-)!
Gutes Gelingen und viele Grüße,
Elisa

Hallo Tapsi,


Erstmal Willkommen im Forum und ja, das ist ein guter Weg auch wenn Du ihn erstmal ohne Arzt gehen willst. Nach einigen Wochen wirst Du möglicherweise, wie viele andere vor Dir, mit neu erstarktem Selbstbewusstsein zu einem Arzt gehen und ein Rezept verlangen. Für den jetzt vor Dir liegenden Weg wünsche ich Dir einen guten Start und maximalen Erfolg. Schreib so viel Du kannst – es hilft.

LG Federico

Hallo und guten Abend!

Vielen Dank für den Zuspruch. Es tut gut zu wissen, dass man nicht alleine ist.

Habe heute, nach 2 x 5mg Bac keine nennenswerte Nebenwirkungen festgestellt. Ein wenig "Gaga" im Kopf ... aber damit kenne ich mich ja bestens aus

Auto blieb heute stehen, zu Fuß ging es auch und Tee am Abend erfreut die Leber ...

Grüße
Tapsi