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Freiburger Forscher haben eine Methode entwickelt, mit deren Hilfe in Zukunft der subjektive Zustand von Depressionen objektiv gemessen werden kann.
Grau und Schwarz sind die Farben, die für Melancholie oder Depressivität stehen. Im Englischen dagegen wird die niedergedrückte Stimmung mit der Farbe Blau in Verbindung gebracht, etwa, wenn ein deprimierter Mensch sagt: "I'm feeling blue".
Dass sich hinter diesen Sprachbildern auch eine empirische Wirklichkeit versteckt, hat nun eine Arbeitsgruppe am Universitätsklinikum Freiburg mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus Psychiatrie, Psychotherapie und Augenheilkunde herausgefunden.
Schon bei früheren Untersuchungen entdeckten sie, dass depressive Menschen Schwarz-Weiß-Kontraste schlechter wahrnehmen als Gesunde. In einer 2010 veröffentlichten Studie hatten die Freiburger Wissenschaftler mittels einer objektiven elektrophysiologischen Methode, die – ähnlich wie ein EKG am Herzen – den Zustand der Netzhaut erfasst, die Antwort der Netzhaut auf alternierende Schachbrettmuster mit unterschiedlichen Kontrasten bei depressiven und gesunden Menschen untersucht. Es ergaben sich hoch signifikante Unterschiede: Depressive Menschen zeigen eine dramatisch geringere Reaktion der Netzhaut auf diese optischen Reize.
Befunde mit weitreichenden Auswirkungen
In einer nun im British Journal of Psychiatry veröffentlichten weiteren Studie konnten dieselben Autoren nachweisen, dass sich die auffälligen Signale nach Abklingen der Depression wieder normalisierten. Das bedeutet, dass sich die beeinträchtigte Kontrastwahrnehmung der Netzhaut nach Besserung der Depression normalisierte und nach objektiven Kriterien gemessen werden konnte.
Als ich vor gefühlten 100 Jahren zu einem Arzt sagte, ich sehe alles wie aus einem dunklen Tunnel an dessen Ende kein Licht sondern nur grauer Nebel zu sehen ist, sah er mich nur verständnislos an. Ich bin sicher, diese „grau in grau“ Sichtweise haben viele Menschen in dieser Art ihren Ärzten geschildert, man hätte einfach nur zuhören müssen. Gesunde Menschen können 256 Grautöne unterscheiden – depressive Menschen höchstens 64. Was für ein epochaler Fortschritt in der Diagnostik von Depressionen.