Baclofen Forum vs Alkoholismus

Informationen zu Baclofen bei Angststörungen, substanzinduzierten Störungen und Depressionen. Informationen und offenes Diskussionsforum zu Selincro (Nalmefen) sowie alle progressiven Therapieoptionen im Kontext mit Alkoholismus
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 Betreff des Beitrags: Re: Stimmungsbild: Wo stehe ich heute – Beiträge
BeitragVerfasst: Sonntag 10. November 2013, 10:46 
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Registriert: Freitag 20. Januar 2012, 13:53
Beiträge: 3
Liebes Forum,
seit 15 Monaten habe ich keinen Alkohol mehr getrunken. Ich habe mich an die Suchtberatung einer von mir etwas entfernteren Stadt gewandt. Dort half mir ein sehr kompetenter und freundlicher Mitarbeiter. Ich konfrontierte ihn mit dem Thema Baclofen bzw. der Tatsache, dass ich vorher schon das Problem mit Campral angegangen bin. Damals leider ohne Erfolg, weil eine entsprechende Begleitung fehlte. Er sagte mir: Das brauchen sie nicht !! Daraufhin besuchte ich ihn monatlich einmal. Ich bekam auch Hausaufgaben auf den Weg. Die erste Woche war ausgesprochen unangenehm. Als ich die überstanden hatte, machte sich in mir eine panische Angst vor einem Rückfall breit. Der kam auch, allerdings mit einer rel. kleinen Dosis. Dadurch sank mein "innerer Zähl-Level" wieder auf Null. Das ärgerte mich maßlos, zumal die konsumierte Alkoholmenge kaum Wirkung zeigte und ich zwischen Angst und "Wohlfühlwirkung" schwankte. Ich schaffte es, die Notbremse zu ziehen. Danach fasste ich keinen Alkohol mehr an. Bei einer Feier trank ich einmal irrtümlich einen Schluck Wein, weil der Kellner meine Bestellung falsch verstand. Ich korrigierte die Bestellung und war wieder zufrieden. Trotzdem habe ich noch eine große Angst vor einem Rückfall, weil ich mit meinem derzeitigen Zustand zufrieden und glücklich bin. Diese Angst möchte ich mir als "Antriebsmotor" für meinen Abstinenzwillen bewahren. Hoffentlich klappt`s !!
Ich wünsche Ihnen und der ganzen Mannschaft weiterhin gutes Gelingen bei dem Kampf gegen die Alkoholsucht. Ich habe noch Baclofen als Erinnerung liegen. Ich hebe es auch noch weiter auf.

Mit freundlichen und dankbaren Grüßen Rentnerc42
(die C42 ist ein kleines Sportflugzeug!!)


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 Betreff des Beitrags: Re: Stimmungsbild: Wo stehe ich heute – Beiträge
BeitragVerfasst: Sonntag 10. November 2013, 12:48 
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Registriert: Freitag 30. Juli 2010, 13:11
Beiträge: 381
Wohnort: Moers
@all

Ich nehme Baclofen seit Januar 2010 und bin seit Juli 2010 Forumsmitglied. Nach 5 Jahren „Therapieodyssee“ mit stationären, ambulanten Therapien, Selbsthilfegruppen und Gesprächen war das Buch von O.Ameisen eine Offenbahrung.

In den 3 Jahren und 10 Monaten Baclofeneinnahme gab es auch Rückschläge. Aber ich habe nie an Baclofen gezweifelt und bin bei meinen 3 Abstürzen recht schnell wieder auf die Beine gekommen. Dies war vorher nicht der Fall.

Meine Dosis liegt bei 75mg und ich werde im nächsten halben Jahr langsam auf 50mg abdosieren.

Ich möchte noch hinzufügen, dass Baclofen bei mir als Antidepressivum hervorragend wirkt.

Ich freue mich riesig über die vielen Beiträge lang „verschollener“ Mitglieder und hoffe, dass es noch mehr werden.

Liebe Grüße Volker

P.S. @ Sabine
Ich halte Dir die Daumen :daumen: und sende Dir hiermit ganz viel Zuversicht..

_________________
„Was wir brauchen, sind ein paar verrückte Leute; seht euch an, wohin uns die Normalen gebracht haben.“
George Bernard Shaw


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 Betreff des Beitrags: Re: Stimmungsbild: Wo stehe ich heute – Beiträge
BeitragVerfasst: Montag 11. November 2013, 16:18 
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Registriert: Montag 15. März 2010, 12:54
Beiträge: 7
Wohnort: München
Hallo zusammen!

Ich bin ja eher ein ganz seltener Gast im Forum, trotzdem oder gerade deshalb möchte ich mich an der Umfrage beteiligen und sagen wie viel Mut mir die Mitglieder hier seinerzeit gemacht haben den Einstieg zum Ausstieg zu wagen.
Als ich das erste mal von Baclofen gehört habe, dachte ich, das ist so was ähnliches wie die berühmten Diätpillen. Ich war sehr misstrauisch. Aber auch so verzweifelt, das ich mich von der Begeisterung hier habe anstecken lassen und es versucht habe.
Gott sei Dank, kann ich heute nur sagen!
Seit mehr als 3 Jahren nehme ich die Tabletten schon und es geht mir ganz wunderbar! Ich lebe, wie einer normaler, gesunder Mensch. Zum Essen mal ein Glas Wein, auf einer Feier vielleicht auch mal etwas mehr und dann ists wieder gut!
Klar gabs auch mal den ein oder anderen Absturz, aber selbst dann war es am nächsten Tag wieder OK für mich.
Ich bin froh und dankbar das Baclofen mich gefunden hat!

Alles liebe und Gute alle denen die gerade erst anfangen!

3EP1


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 Betreff des Beitrags: Re: Stimmungsbild: Wo stehe ich heute – Beiträge
BeitragVerfasst: Montag 11. November 2013, 23:46 
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Registriert: Donnerstag 29. April 2010, 15:03
Beiträge: 109
Moin, moin,

Noch ein Veteran... komme nur alle paar Monate mal vorbei - denn ich stehe wieder voll im Leben und habe seither überhaupt keine Zeit mehr.

Ich nehme Baclofen seit 3 Jahren, 6 Monaten und 5 Tagen. Hochdosiert 125-150mg/d. Seit ca. Feb. 2012 sogar ohne jegliche UNW.

Gegen: schwerste Depressionen mit Suizidgefahr, Angst- und Panik-Attacken.

Ich bin Hardcore-Allergiker mit Anaphylaxie. Ich bin nachweislich gegen einen Hilfsstoff von Lioresal allergisch. Und es funktioniert trotzdem! - in Kombination mit einem Antiallergikum (das ich sowieso nehmen muss).

Es war ein langer Weg mit vielen fiesen Stolpersteinen. Mal "funktionierte" Baclofen, mal nicht. Ich wusste nicht warum. Erfahrungsberichte gab es damals ja kaum. Zu Anfang hab ich auch nicht mehr als 12,5mg am Stück vertragen - der erste Versuch von 25mg hat mich bzgl. UNW das Fürchten gelehrt...
Heute ist es meinem Körper völlig egal, ob ich versehentlich mal 50mg in einer Dosis "zuviel" nehme (ist mir einmal passiert) - ausser einem sehr grossen Schreck ist gar nix passiert.

Ohne Baclofen und dieses Forum würde ich heute die Radieschen von unten wachsen sehen.
Eine weitere wunderbare Nebenwirkung von Baclofen: Ich habe seit der ersten Einnahme nie wieder eine Migräne gehabt!

_________________
Liebe Grüsse
Mausi


"Arroganz ist die Kunst, auf die eigene Dummheit stolz zu sein"

Wer Rechtschreibfehler findet darf sie behalten


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 Betreff des Beitrags: Re: Stimmungsbild: Wo stehe ich heute – Beiträge
BeitragVerfasst: Dienstag 12. November 2013, 08:35 
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Registriert: Samstag 21. August 2010, 23:07
Beiträge: 43
Wohnort: bochum
Guten Morgen zusammen,

diese Gelegenheit will ich mal nutzen und etwas berichten.

Der Zufall hatte mich September 2010 in dieses Forum gebracht.
Habe zu der Zeit jeden Tag 4-6 Fl. Bier und 1/2 bis ganze Fl. Rotwein getrunken.
Durch Bac und die Unterstützung in diesem Forum habe ich den Absprung geschafft.
Eine Zeit lang habe ich bis zu 75 mg genommen ,konnte aber relativ schnell auf 50 runtergehen.
Dann auf 25 mg und seit ca. 1 Jahr nehme ich nichts mehr.
Trinke nur noch bei besonderen Gelegenheiten,aber nie mehr als 2 o. 3 Bier.
Meine Situation......mein Mann hat Parkinson und eine schwere Demenz. Er besucht die Tagespfleg wenn ich arbeite.
Momentan bin ich AU weil ich starke Depris habe.Die Doppelbelastung Beruf und Pflege haut mich manchmal um.Aber am 01.02.2015 kann ich aufhören. Befinde mich in Altersteilzeit. Es ist eine Berg und Talfahrt bei mir und als feststand , dass ich meinen Mann alleine nicht mehr aus der Wohnung bekomme,habe ich 14 Tage gegen Alk gedanken gekämpft und mich dann richtig besoffen. Ich hätte Bac nehmen können, aber ich wollte mich besaufen. Nach einem riesen Kater habe ich dann 14 Tage wieder Bac genommen und jetzt ist es wieder gut.
Nehme jetzt auch Therapie in Anspruch,da ich mit der Krankheit meines Mannes nicht wirklich klarkomme.
Ich bin sooo dankbar das der Zufall mich geführt hat. Wo ich ansonsten heute wäre...will ich garnicht drüber nachdenken.
Zu Alk-Zeiten war ich gereizt und ungeduldig ...jetzt kann ich geduldig mit meinem Mann umgehen und er dankt es mir durch sein liebes und humorvolles Wesen. Ich genieße die schönen Momente mit ihm und unserer Familie.

Liebe Grüße....doro


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 Betreff des Beitrags: Re: Stimmungsbild: Wo stehe ich heute – Beiträge
BeitragVerfasst: Mittwoch 13. November 2013, 10:48 
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Registriert: Mittwoch 24. Juli 2013, 14:06
Beiträge: 3
Wohnort: Mittelhessen
Hallo,

ich nehme Baclofen jetzt seit ziemlich genau 4 Monaten. Mittlerweile bin ich bei einer Tagesdosis von 175 mg und werde die auch vorerst halten. Seit diesem Zeitraum habe ich kein Kokain mehr konsumiert und auch kein Verlangen mehr danach. Meinen Alkoholkonsum habe ich drastisch reduziert und bin nur noch bei max. 0,3 l Bier pro Tag. Früher war es mindestens 1 l Wein pro Tag. Auf harte Sachen habe ich überhaupt kein Verlangen mehr, aber das Bier am Abend ist der kleine Rest an Belohnungstrinken, auf den ich irgendwie nicht verzichten will. Aber ich weiß, ich brauche es eigentlich nicht. Das beruhigt mich sehr. Eventuell könnte ich das mit einer höheren Dosis hinbekommen, aber 175 mg ist mein Maximum. Mehr schaffe ich nicht.
Zum Teil kämpfe ich sehr mit Erschöpfungszuständen. Mein Blutdruck ist sehr niedrig und am Ende des Tages bin ich eigentlich nurnoch tot. Trotzdem begrüße ich die Entwicklung und würde es auch nicht anders haben wollen.
Fakt ist, ich sehe jetzt viel deutlicher meine Grenzen und bin auch in der Lage, mich entsprechend zu verhalten. Das größte Problem ist allerdings mein Job. Ich habe einen sehr unflexiblen Arbeitgeber und mit Fahrzeiten durchgängig 60h-Wochen. Das schaffe ich nicht mehr. Deswegen bin ich auf der Suche nach einem neuen Job, was allerdings heutzutage gar nicht so einfach ist, wenn man auf ein paar Dinge Rücksicht nehmen muss. Nur weiß ich mittlerweile auch, dass ich eben kein "Leistungstier" bin und das auch nicht erzwingen kann.
Privat hat sich mein Leben dafür endlich in positive Bahnen entwickelt. Ich lebe in einer glücklichen festen Partnerschaft.
Weiterhin bin ich auch immer noch in Therapie - DBT da ich Borderliner bin, in Verbindung mit Angsttörungen und Depressionen - und versuche auch dort zu lernen, mit mir zu leben. Außerdem mache ich eine ambulante Reha in einem Suchthilfezentrum. Ich denke, ich bin auf einem guten Weg. Ich habe Hoffnung.

LG Soraka

_________________
"We are not the masks we wear. But if we don them, do we not become them?"

Keops Tsumai, "Fortunes" CY 9683


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 Betreff des Beitrags: Re: Stimmungsbild: Wo stehe ich heute – Beiträge
BeitragVerfasst: Mittwoch 13. November 2013, 19:29 
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Registriert: Sonntag 8. Mai 2011, 18:58
Beiträge: 136
Hallo an Alle,
also traue ich mich nun doch und gebe meine Erfahrungen wieder,auch wenn sie nicht unbedingt nur positiv ausfallen. Die Gründe dafür suche ich zur genüge, auch wenn ich sie eigentlich kenne!? Evtl. auch bipolar, ich weiß es nicht. Mehrere Therapien und Entgiftungen durch. Ich bin gerade bei meinem Wunschtherapeuten, der soo viel Potential in mir sieht und es alles nicht glauben kann und mich trotz anderthalbjähriger Wartezeit dazwischen schiebt.. aber egal wie ich mich anstrenge, es hilft nicht..
Ich nehme Baclofen seit zweieinhalb Jahren täglich. Momentan bin ich bei 250 mg.
Gefühlt könnte ich noch das Doppelte nehmen. Also ich meine damit, Nebenwirkungen verspüre ich keine. Ich habe auch wirklich kein Craving mehr, aber die vorherigen Symptome, also der Grund warum ich überhaupt angefangen habe zu trinken verschwinden nicht (Angst,Panik,Depressionen,Sozialphobie..) und da liegt der Hund begraben und ich finde nur so mein sch... Ventil, was extreme physische und psychische Auswirkungen hat. Auch wenn ich nach außen immer sehr gut ankomme und immer Komplimente kriege. Innerlich fühle ich mich weiterhin nutzlos auf dieser Welt und es geht nur ums überstehen aber ohne Freude,selbst bei einem wirklich kleinen Ereignis, wo "Normalo" anders reagiert.

_________________
"Der erste Schritt in Richtung Glück ist immer der Schwierigste."


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 Betreff des Beitrags: Re: Stimmungsbild: Wo stehe ich heute – Beiträge
BeitragVerfasst: Donnerstag 14. November 2013, 01:13 
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Registriert: Donnerstag 1. März 2012, 10:15
Beiträge: 7
Hallo alle,
noch ein seltener Schreiber, aber häufiger Gast.
Seit dem 09.März 2012 nehme ich nun Baclofen. Auf das Medikament Aufmerksam geworden bin ich, wie so viele, durch Oliver Ameisens Buch. Nach entsprechender Internetsuche habe ich dann dieses Forum gefunden. Ich hatte schon gehörigen Respekt vor Baclofen und den oft beschriebenen Nebenwirkungen. Aber zum Glück haben mich die vielen Beiträge der Mitglieder hier ermutigt und ich habe es gewagt. Ich habe mich an den Königsweg gehalten und dann langsam hochdosiert bis auf momentan 100 – 125 mg/d. Mittlerweile ohne Nebenwirkungen. Ich lebe zwar nicht abstinent und es gab auch einige Ausrutscher, aber das Leben macht ohne die Nebenwirkungen von Alkohol wieder Spaß.
Martin


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 Betreff des Beitrags: Re: Stimmungsbild: Wo stehe ich heute – Beiträge
BeitragVerfasst: Donnerstag 14. November 2013, 04:32 
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Registriert: Donnerstag 3. Dezember 2009, 13:49
Beiträge: 1725
Wohnort: Hannover
Sorry für die späte Antwort, eingweihte wissen aber, dass in der letzten Woche mit Verletzungen und anderen Probleme zu tun hatte.

Tagsüber trinke ich dank Bac überhaupt nichts mehr. Abends schon.

Nach knapp 4 jahren kann ich sagen, dass mein Leben mit Bac sich zum positiven verändert hat. Wenn ich (auch selten) mit jemand unterwegs bin, trinke ich keinen Alk. und vermisse ihn auch nicht... Es stört mich auch nicht, wenn mein Gegenüber etwas trinkt - es weckt keinen Bedarf mitzutrinken - Fazit: die Einsamkeit am Abend ist der größter Auslöser etwas zu trinken - da hilft auch kein Internet bis in die frühen Morgenstunden... :D

_________________
Aktuelle Baclofen-Dosis: 12,5, 12,5, 12,5 12,5 mg im Abstand von 4 Stunden = 50 mg/Tag,
"Der Tod steht zwar nicht vor der Tür, sucht sich aber schonmal einen Parkplatz" Jochen Busse
"Ihr habt mehr Angst als ich, weil Ihr mehr wisst." Meta Hiltebrand
Forum, Blog, Verein (i.G.), Portal, Facebook


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 Betreff des Beitrags: Re: Stimmungsbild: Wo stehe ich heute – Beiträge
BeitragVerfasst: Donnerstag 14. November 2013, 12:48 
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Registriert: Sonntag 13. Februar 2011, 17:49
Beiträge: 2608
Wohnort: Schweiz
Danke für die Eröffnung dieses Threads. Ich bin hoch erfreut, dass wir hier so viele Reaktionen entgegennehmen dürfen... es berührt mich... und damit meine ich etwas tief in meiner Seele...

Somit möchte mich ebenfalls noch hier einreihen...
Da ich am 4. November mit einem neuen Thread mit Statusbericht begonnen habe, siehe:
(http://www.alkohol-und-baclofen-forum.de/viewtopic.php?f=40&t=2598
erlaube ich mir die dort geschriebenen Zeilen hier 1:1 einzufügen:
----------------------------------------------------------------------------------
Nach nunmehr 2 Jahren und 7 Monaten Dauertherapie mit Bac (hier in der CH unter dem Namen Lioresal im Handel), wollte ich für mich mal eine Bilanz ziehen und diese ans Forum weitergeben. Ich möchte, dass wie bekannterweise die Wirkungen und Nebenwirkungen als sehr individuell angesehen werden, dies auch für meinen Bericht Geltung haben soll. Es ist die Stimme eines einzelnen und soll nicht eine allgemeine Gültigkeit haben. Insbesondere muss das persönliche Umfeld ebenfalls miteinbezogen werden.

Fakten:
- Es gab nie einen Tag ohne Einnahme des Medikamentes.
- Erhaltungsdosis seit 22.08.13 auf 50mg. Vorher 75mg und 62.5mg mit täglicher Kontroll-Liste, auch jetzt noch. (Ja, Perfektionist... ich weiss, ich brauche dies...)
- Als einziges weiteres Dauermedikament nehme ich seit 3 Jahren Betablocker aufgrund "ventrikulären Extrasystolen" in einer therapeutischen Minimaldosis.
- Ein Trinkversuch hat mir drastisch vor Augen geführt, dass Alkohol nicht mehr die Wirkung hat, die ich einst immer wieder suchte... Dies führte zu einer Form von "Desillusion", wobei der leichte Unterton eines in Kauf zu nehmendem Verlustes von mir nicht verschwiegen werden soll.
Bac hat in seiner Langzeitwirkung mit ununterbrochener Einnahme damit einiges an den Alkohol-Abhängigkeits-Rezeptoren umzubauen vermocht (was es sonst noch umbaut, davon später mehr).
- Bac schlägt einem das Glas nicht einfach aus der Hand. Auch nach 2 1/2 Jahren muss eine Form des Wollens vorhanden sein und ein paar Vorsichtsmassnahmen getroffen werden. So befinden sich weder in der Wohnung noch sonstwo irgendwelche alkoholische Getränke. Meine Frau hat zudem ein feines Näschen und würde eine Fahne auf Distanz wahrnehmen...
- Geduld zu haben lohnt sich auf alle Fälle, Geduld und Kontinuität. Sprunghafter Umgang mit Bac schlägt zurück und kann einem aus der Bahn werfen.
- Eine Notfalldosis, wenn man früh genug den Entschluss fassen kann, ist wirksam. Sollte sie zu häufig angewendet werden, dann ist eine generelle Dosissteigerung angesagt.

Somit kann ich mit ruhigem Gewissen sagen, dass dieses Medikament, auch wenn ich (noch?) kein Schwerabhängiger war, mir die noch vorhandene Gesundheit, meine Ehe, den Arbeitsplatz und den sozialen Status gerettet hat. Ich musste die Einsicht gewinnen, dass man bereits innert 2-3 Jahren in eine Abhängigkeit rutschen kann. Je tiefer sich diese manifestierte, desto grösser wurde dabei der Betrug an mir selber und meinem Umfeld gegenüber.

Den Therapieverlauf möchte ich in verschiedene Abschnitte unterteilen. Trotz einer konstanten Einnahme hat jeder Abschnitt seinen eigenen Charakter, dies mit fliessenden Übergängen.

Ganz am Anfang stand die Verzweiflung aufgrund mehrfachem Druck von Aussen, als meine Abhängigkeit bekannt wurde. Ein Versuch meines Therapeuten mit einem Antidepressiva gab mir dann den Rest, da die Wirkung auf mich so zombiehaft war, dass ich glaubte durchzudrehen und es schnellstens wieder absetzte. Ebenfalls wollte ich gezielt mit einem grosszügigen Outing in der Familie und Verwandschaft sowie am Arbeitsplatz zusätzlich den Druck auf mich erhöhen. Damals kannte ich Baclofen noch nicht. Dieses Outing hätte ich später so nicht mehr durchgeführt!

Schlussendlich führte Google mich dann zu diesem Forum...

Der Start der Therapie (aus einer selbst auferlegten Abstinenzphase, jedoch ohne Klinikaufenthalt oder Entgiftung) verlief tatsächlich wie ein Wunder... es war wie ein Erwachen in einer neuen Welt. Was nicht verschwiegen werden soll, war das Auftreten einer fast "euphorischen" Phase in den ersten Wochen. Dies kann, beim damit richtigen Umgang, zu einer Intensivierung der erwünschten Wirkung führen. Es darf einem jedoch keinesfalls dazu verleiten, mit schnellem Raufdosieren diesen Zustand halten zu wollen, resp. ihn sogar zu vertiefen. Die Nebenwirkungen holen einem dann schon wieder auf den Boden. Diese können jedoch bei ungeduldigen Newcomern zu einer in dieser Situation alles andere als förderlichen Frustphase führen...
Wie sich ein Start sich mit gleichzeitigem Alkoholkonsum auswirkt, entzieht sich meiner eigenen Beurteilung.

Die Wirkungen in den ersten Wochen und Monaten waren sehr eindrücklich. Durch die Abwesenheit des Cravings und diesem ewigen Kreisen der Gedanken um den Alkohol wurde einiges an Denkressourcen frei für sinnvollere Gedanken und neue Vorhaben. Diese erste Zeit war gekennzeichnet von einem tiefen Aufatmen (nicht nur von mir, sondern auch von meiner näheren Umgebung...). Jedoch schwang im Hintergrund bei meinem Umfeld eine gewisse Skepsis stets mit, da aufgrund bekannter Vorurteile und Erfahrungen es schier unmöglich erschien, nichts mehr zu trinken und dabei noch gute Laune zu haben.
Ich erlebte einen tiefen Schlaf mit hochrealistischen Träumen, in denen ich überzeugt war, selber in das Geschehen eingreifen zu können. Zudem Phasen mit einem meditativen Charakter ohne mein weiteres Dazutun. Aus meiner Sicht resultierend aus 2 Faktoren. Der Wegfall von Alkohol und primär die Wirkung von Bac. Im weiteren eine neue Lebensfreude für die statistisch noch verbleibenden Jahre und eine neue Wirkung des Gedankens, dass ich einmal diese Welt verlassen werde...

Zu den negativen Aspekten dieser ersten Phase möchte ich auch noch kommen. Vor allem die euphorisierende Wirkung und das staunende Erleben kann dazu führen, dass man es mit der Dosis übertreibt und die daraus entstehenden Nebenwirkungen auf sich nimmt. Dies kann zu einer kontrapunktiven Wirkung dieser Therapie ausarten. Es ist hier etwas Disziplin und gesunder Verstand angebracht. Zweimal hatte ich mich für kurze Zeit mit 120mg "behandelt"... Auch glaubte ich, mit diesem Kick das Nikotin "vergessen" zu können, was jedoch nicht gelang. Höchstens in den Stunden danach, als die Nebenwirkungen sich voll bemerkbar machten... da hätte wohl niemand mehr geraucht.

Ich begann nach 6 Monaten mir Fristen zu stellen. Immer 6 Monate Abstinenz und dann schauen wir weiter. Ja, und nun sind es 2 1/2 Jahre und ich schaue immer noch weiter. Mit Ausnahme des gewollten Experimentes lasse ich den Alkohol dort wo er ist und bleiben sollte, in der Flasche. Aber mit jeder 6-Monatsstufe empfinde ich mehr, dass wohl das drängende Craving nicht mehr vorhanden ist (irgendeinmal verliert man dazu die direkte Beziehung), jedoch das Wollen trotz Bac gefordert wird. So einfach Friede, Freude, Eierkuchen ist das Ganze auch nicht. Auf der einen Seite besteht die Hoffnung, dass sich in Sachen Alkohol ein "Reset" im Denken und der Biochemie vollzieht, auf der anderen Seite gibt es doch immer wieder Situationen, in denen mir vor Augen geführt wird, dass "da noch etwas ist". Ich will es nicht Craving nennen. Dies war etwas nicht Beherrschbares. Es ist eher ein unbestimmter Wunsch, der aber mit der Ratio überwunden werden kann.

Manchmal möchte ich gerne wissen, wie es sich nach so langer Zeit "anfühlt", das Bac auszuschleichen. Ein Gedanke, den ich auch immer wieder 6 Monate nach vorne hinschiebe. Als Erfolg möchte ich jedoch verbuchen, dass es mir ohne Veränderung in der Wirkung gelungen ist, innerhalb ca. 1 Jahres (!) von 75mg auf 50mg Erhaltungsdosis runterzukommen. Dies immer in kleinsten Schritten. Eine weitere Verringerung nach derselben Strategie ist vorgesehen. Insbesondere konnte ich so fast alle unerwünschten Nebenwirkungen eliminieren. Eine der wichtigsten Funktionen mit dem momentan höchsten Stellenwert ist immer noch der schlaffördernde Effekt. Eine Gewöhnung im Sinne, dass es immer mehr braucht um diese Wirkung herbeizuführen, liegt also nicht vor.

Je länger die Einnahmedauer ist, desto moderater sind die noch registrierten Veränderungen. Dies führe ich auf eine zunehmende Stabilisierung der Verfassung zurück.

Ausnahmsweise in Gesellschaft mit 1 Glas anzustossen würde ich mir heute zutrauen. Insbesondere aufgrund des Ergebnisses meines Experimentes. Jedoch will ich dies meiner näheren Umgebung nicht antun, da es vermutlich zu Panik Anlass geben könnte. Die verbreiteten Ansichten liegen mit Argusaugen auf einem.

So lehne ich jeweils dankend ab mit der Bemerkung von Medikamenten, die sich mit Alk schlecht vertragen... soweit kein Problem. Auf der anderen Seite glaube ich manchmal dennoch nachdenkliche Blicke zu spüren, vor allem bei Leuten in deren Gesellschaft ich früher mal getrunken habe... und die von Allem nichts wissen.

Anyway...

Im Dezember wird nach 1 Jahr wieder mal ein Nieren- und Leberstatus fällig. Dies in der Hoffnung, dass sich die Dauereinnahme dort nicht negativ bemerkbar macht.
Ich werde zu gegebener Zeit darüber berichten.

Ja, und es gab auch Phasen, da wurde ich etwas Bac- und Forum-"Müde". Täglich hier zu lesen und sich bewusst oder unbewusst nicht triggern zu lassen bedingt mit der gleichzeitigen Rolle als Moderator auch eine gewisse Schale zum Schutz.

Auf der anderen Seite wüsste ich nicht, wo ich ohne dieses Forum stehen würde...
Wenn ich auch nur ein klein wenig zurückgeben kann ist für mich damit der Sinn erfüllt.
----------------------------------------------------------------------------------
Wichtige Ergänzung zu diesem Thema hier: Die bei vielen beobachtete Start-Euphorie birgt gewisse Gefahren in sich. Ich selber musste mich dort auf eine extreme Art zurücknehmen in der Dosierung. Ich sage es hier ehrlich und stehe dazu: Bei zu hoher Dosis kann dieses Medikament "einfahren" und zu einer ungezügelten Höherdosierung verleiten. Das sage ich als "Erfahrener", sofern ich mich als einen solchen bezeichnen darf. Darum liebe Leute, seit vernünftig. Nehmt euch zurück und vertraut unseren Dosierungstabellen. Das Ganze kann sonst in einem Desaster enden. Insbesondere die Kombination von Alk und Baclofen erachte ich als überaus riskant. Ein Aufschaukeln in einem Miteinander von Bac und Alk habe ich einst als den "Kampf der Giganten" bezeichnet... ich bleibe bei dieser Ansicht!
Auf der anderen Seite lese ich öfters von gesteigerter Konzentrationsfähigkeit, ich entsinne mich hier an meine Zeit des Sport-Bogenschiessens. Ich suchte damals einen Weg meiner wirklichen Seele und meiner uralten Herkunft näherzukommen. Mit einem erschütternden Resultat... und dann nahm ich Baclofen ebenfalls mit einem erschütternden Resultat. Ich habe keine Ahnung, was genau dieses Molekül biochemisch in uns auslösen kann. Vielleicht bin ich aufgrund meiner Vorgeschichte einfach ein "seltener Vogel". Aber ich bin noch heute der Ansicht, dass in diesem Molekül ein Potential liegt, auf das uns Dr. Olivier Ameisen geführt hat...
PS: ich hatte Mail-Austausch mit ihm persönlich, leider konnte ich ein Treffen nicht mehr arrangieren

LG moonriver

_________________
„Geh nicht nur glatte Straßen, geh Wege, die noch niemand ging, damit du Spuren hinterlässt, und nicht nur Staub!“
(Antoine de Saint-Exupéry)


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