Baclofen Forum vs Alkoholismus

Hallo zusammen,

auch ich habe mal wieder etwas neues zu berichten...

Als ich heute bei der Krankenkasse (BKK-VBU) angerufen habe, wurde ich mit meiner Frage an eine Mitarbeiterin der Suchtprävention weitergeleitet. Das fand ich schon mal sehr gut, denn sie hatte wirklich sehr viel Erfahrung, wie sich rausstellen sollte. (Ich hatte über eine halbe Stunde mit ihr telefoniert.)

Ich wollte wissen, in wie weit die Krankenkasse sich an den Kosten der Baklofen-Therapie beteiligen würde. Meine Argumentation stützte sich auf einen teuren Klinikaufenthalt im Bezug auf die doch eher geringen Kosten des Baclofen. Die Antwort könnt ihr Euch denken... nicht mal in einer Einzelfallentscheidung würde es zu einer Übernahme kommen, da es kein anerkanntes Medikament zur Bekämpfung der Drogen und Alkoholsucht ist.
Durch das Koks habe ich meine GmbH vollständig runtergewirtschaftet und habe nun Harz IV beantragt und bewilligt bekommen. Wer mich kennt, der weiß, das ich 300 mg Baclofen am Tag brauche. Das heißt, jede Woche 25.-€ vom Harz IV… einfach nicht drin… Einen entsprechenden Antrag werde ich auch dem Jobcenter vorlegen. Nur was soll ich denen erzählen, vielleicht sollte ich denen etwas von „Spastiker“ erzählen, vielleicht könnte mir der Arzt auch eine Spastik diagnostizieren. Ist schon mal jemand auf diese Idee gekommen? Oder vielleicht sollte mein Arzt einfach das Medikament verschreiben, ich habe gehört, dass er die Kosten im schlimmsten Fall selbst tragen müsste, wenn die Kasse es nicht anerkennt, stimmt das? Wenn das so sein sollte, kann ich das Geld beim Arzt hinterlegen, bis die Rezepte abgerechnet sind.

Wir haben uns dennoch sehr gut unterhalten und sie sicherte mir zu, dass sie mir 50 Therapiesitzungen bei einem Psychotherapeuten bewilligen würde. Das hat sie auch gleich in den Computer eingegeben... Vom Hausarzt bekomme ich eine Überweisung, jedoch wird es eine Weile dauern, bis ich einen Therapeuten gefunden habe, der zu mir passt. Des Weiteren sind die Wartezeiten auch extrem lang. Die meisten Psychotherapeuten in Berlin sind voll ausgelastet.

Natürlich ist Baclofen nur eine lokale Verlagerung und bekämpft nicht die Ursache der Sucht. Es repariert nichts, es bekämpft nicht die Depressionen. Irgendwo im Forum habe ich gelesen, das die Leute mit Baclofen keine Depressionen mehr haben. Mein Tipp: Lass mal das Baclofen weg, sollte mal sehen, wie schnell die wieder da sind… Irgendwo in unserem Leben muss es zu einem Bruch gekommen sein, dass uns in die Flucht getrieben hat. Ich habe die gute Frau am Telefon auf Anhieb verstanden und habe auch gemerkt, dass ein Gespräch mit einem Therapeuten zwingend notwendig ist. Auch der Hausarzt und auch Dr. Ameisen weisen immer wieder darauf hin, dass neben der Einnahme von Baclofen auch eine Therapie durchführt werden sollte. Und besonders in meinem Fall halte ich das für sinnvoll. Ich merke deutlich, dass wenn ich kein Baclofen nehme, dass der Suchtdruck wieder da ist und auch die Depression und das Nachdenken sind dann besonders stark. Man fühlt sich wie gelähmt, stimmt’s? Irgendwie ist Baclofen auch eine Flucht, aber ich Kokse nicht mehr... das ist schließlich auch positiv. Von Schneesturm also keine Rede mehr:)

Ich denke leider viel zu oft an Koks und wenn ich Geld in der Tasche habe, ist es besonders schlimm. Ich mache mir nichts vor, ich bin immer noch süchtig und die Frage ist, wie lange es wohl noch dauern wird. Bisher habe ich es ein halbes Jahr durchgehalten, bis auf einen Ausrutscher. Es muss also etwas an der inneren Einstellung verändert werden, ein Schalter ist verklemmt, und der muss geölt werden. Das bekomme ich aber selbst nicht hin, dafür brauche ich den Psychologen. Nur wer weiß, was in seinem Leben schiefgelaufen ist, kann auch etwas ändern. Im verdrängen sind wir Suchti's doch alle Weltmeister. Wir müssen uns unseren Problemen stellen. Der Psychotherapeut kitzelt diese unangenehmen Sachen aus Dir raus, er stellt die richtigen Fragen... er drückt die richtigen Knöpfe.

Die Frau am Telefon hatte eine kleine Therapiesitzung mit mir durchgeführt und ich fühlte mich richtig gut. Sie hat mir die Telefonnummer der "Kassenärztlichen Vereinigung" gegeben, ich schätze mal, die sitzen in Berlin: 030 / 31003248. Nach ihrer Aussage sind dort alle kassenärztlichen Psychotherapeuten aufgelistet und die sind wohl immer auf dem neuesten Stand.

So, das soll es erstmal gewesen sein...

Bis dann, lieben Gruß
Alex

Hallo Alex,
ich seh dein Posting jetzt gerade erst...
Dazu was wichtiges: Ärztlich verordnete Arzneimittel können grundsätzlich einen Mehrbedarf beim ALG2 begründen! Das gilt zumindest für die Verordnung von rezeptfreien Arzneimitteln ("grünes Rezept")
Im Zweifelsfall ab zum Sozialgericht und per Eilantrag die Kostenübernahme für das Baclofen einklagen, Begründung: Plötzliches Absetzen kann Lebensgefahr bewirken, Heilversuch nachweislich wirksam... Sozialgericht ist kostenfrei und ohne Anwaltspflicht, die Geschäftsstelle des Gerichts nimmt deinen Antrag zur Not sogar mündlich entgegen und hilft bei der korrekten Formulierung...

Viel Erfolg

Praxx

Hallo Alex,

ich bin noch relativ unerfahren 1. mit Bac und 2. mit der Auseinandersetzung mit dem Thema Sucht.

Ganz sicher bin ich mir nicht, ob ich richtig verstehe, was Du schreibst.
Bac behebt meines Wissens ein neurologisches Ungleichgewicht, also einen organischen Defekt, der Sucht auslöst. Habe ich das richtig verstanden?
Wenn man diesen Defekt medikamentös ausgleicht, dann ist die Sucht weg.
Das ist keine Heilung - ebensowenig, wie man eine Diabetes heilen kann und immer weiter fehlendes Insulin zuführen muss.
Aber es ist die richtige Form, die Krankheit unter Kontrolle zu halten.

Ich würde Bac daher nicht als Problemverschiebung sehen, sondern als etwas, was einem Hilft, im Kopf klar genug zu sein, um "das Leben zu überdenken" - sei es mit oder ohne Therapeut.

Vielleicht habe ich etwas falsch verstanden, aber Dein Post klingt ein bisschen so, als sei Bac nur eine Ersatzdroge. Und das möchte ich eigentlich nicht so sehen ...

LG, Eva