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Familyman
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Betreff des Beitrags: Re: Dieters Durst Verfasst: Montag 17. Februar 2014, 13:55 |
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Moderator |
Registriert: Mittwoch 23. November 2011, 14:56 Beiträge: 1154
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Liebe Freunde, wenigstens mal ein kurzes Lebenszeichen meinerseits: Alles ist gut, die Abstinenz hält ebenso an wie der Wille, mindestens ein halbes Jahr komplett "ohne" zu bleiben. Ob es die Dauerlösung sein wird, weiß ich noch nicht und aus heutiger Sicht vielleicht sogar eher nicht, wenn, ja wenn es sich nach vorsichtigen Selbstversuchen zeigen sollte, dass der Umgang mit Alkohol ein grundsätzlich anderer geworden ist. Kurzum, Dieter hält sich ein Hintertürchen offen. Momentan aber ist das Thema keins, aus einem festen Willen heraus, aber auch mangels Zeit und Energie, die jeweils von Beruf, Familie und Lauftraining absorbiert werden. Sechsmal die Woche Laufen, letzte Woche waren es knapp 100 Trainingskilometer, darunter auch schnelle Einheiten, und das jeweils nach der Arbeit, das belastet aufs Angenehmste. Da ist mir am Abend tief zufrieden nur noch nach Duschen, Essen, Trinken (literweise Saftschorle...) und Nachtruhe zumute. Bac-Dosis: Stabil bei 62,5 bis 75 mg, und so soll es auch erst mal bleiben. Alle Abdosierungsfantasien sind mir auch durch Moonrivers Erfahrungen erst mal vergangen. Noch mal zum Hintertürchen: Das ist keine Einladung an niemanden, zu wanken und zu schwanken. Schon gar nicht an die BDs - lieber Patrick, ich glaube nach allem, was Du schreibst, verstanden zu haben, worin der Unterschied liegt. Der BD gerät mit dem ersten Schluck in den Kontrollverlust - nicht für einen Abend, sondern für mehrere Tage, mit allen gefährlichen und gefährlich selbstzerstörerischen Konsequenzen. Wie gesagt, damit will ich meine eigene Lage und ihr Gefahrenpotenzial keinesfalls verniedlichen; aber der Gedanke lebenslanger Totalabstinenz erscheint mir wie ein gewaltiger Berg, denn ich allerdings und glücklicherweise an einem Tag nicht erklimmen muss. Herzlich - Dieter mit 87 
_________________ Du brauchst keine Angst zu haben.
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moonriver
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Betreff des Beitrags: Re: Dieters Durst Verfasst: Montag 17. Februar 2014, 19:27 |
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Moderator |
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Registriert: Sonntag 13. Februar 2011, 17:49 Beiträge: 2608 Wohnort: Schweiz
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@Dieter Familyman hat geschrieben: Bac-Dosis: Stabil bei 62,5 bis 75 mg, und so soll es auch erst mal bleiben. Damit kannst Du auf dem Kurs bleiben. Und die Kompassnadel bleibt ruhig... Familyman hat geschrieben: Alle Abdosierungsfantasien sind mir auch durch Moonrivers Erfahrungen erst mal vergangen. Ja, diese habe ich mal tiefgefroren! Ich bin experimentierfreudig und musste diese Erfahrung machen. Das nächste sich zeigende Schreckensgespenst wäre wohl das Craving gewesen... Weiterhin so Erfolg wünscht Dir LG moonriver
_________________ „Geh nicht nur glatte Straßen, geh Wege, die noch niemand ging, damit du Spuren hinterlässt, und nicht nur Staub!“ (Antoine de Saint-Exupéry)
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rog
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Betreff des Beitrags: Re: Dieters Durst Verfasst: Dienstag 18. Februar 2014, 13:49 |
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Moderator |
Registriert: Sonntag 2. Juni 2013, 21:10 Beiträge: 1683
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Hi Dieter, alter Kumpel! Zuerst mal gratuliere ich Dir zum 87., am nächsten Samstagabend sind 3 Monate geschafft, das Minimalziel ist halbwegs erreicht, die Chancen auf Heilung stehen ausgezeichnet bei Dir!! An lebenslanger Abstinenz denken, ist nicht motivierend, wirkt abschreckend, klingt in der Tat nach 'lebenslang'. Besser setzt man sich 'erreichbare' Ziele vor Augen, immer wieder neue. Zuerst ist das Minimalsoll 6Mt. Danach weitere Trockenperioden ansetzen; 2, 3, oder wieder 6 Mt. Aber wenn man Abstinenz aus einem anderen Blickwinkel betrachtet, sieht man, dass die Abstinenz einen noch nie hilflos verlassen hat, bestraft einen nie mit Kater, Kopfweh und anderen Unannehmlichkeiten, die Abstinenz betrügt nicht mit falschen Versprechen und Lockmitteln. Die Abstinenz, sie ist eine echte, richtige Freundin, ihr kann man vertrauen. Respektiere sie und sie wird Dich respektieren. Bedenke, dass ein Hintertürchen oft zu einem grossen, offenen, einladenden Tor werden kann, wo Dir der Alkohol wie eine Lawine überrollen kann. Nun, lieber d'Artagnan, mit dem ersten Schluck geriet ich nicht mehrere Tage in den Kontrollverlust, so spektakulär war's zum Glück (noch) nicht. Ich konnte schon moderat trinken, aber vielleicht nur ein paar Mal. Unwiderruflich kam aber der Absturz. Daher war vor 3Mt die einzige Lösung die Abstinenz, mindestens 6 Monate. Eigentlich plane ich's genauso wie Du, vielleicht lasse ich auch ein Hintertürchen offen hiermit? Maybe... Keianig. LG Patrick, heute Abend 88 regenfreie Tage
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rog
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Betreff des Beitrags: Re: Dieters Durst Verfasst: Samstag 22. Februar 2014, 12:05 |
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Moderator |
Registriert: Sonntag 2. Juni 2013, 21:10 Beiträge: 1683
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@d'Artagnan
Dieter, heute hast Du die 3-Monats-Hürde geschafft. Herzliche Gratulation!
LG
Patrick
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lisa64
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Betreff des Beitrags: Re: Dieters Durst Verfasst: Samstag 22. Februar 2014, 16:53 |
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Registriert: Dienstag 19. November 2013, 14:31 Beiträge: 854 Wohnort: Schweiz
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Halbzeit, Musketiere! Gut gemacht, ab in die Kabine und den Erfolg geniessen! Lisa gratuliert euch beiden jedenfalls herzlich. 
_________________ Der Andersdenkende ist kein Idiot, er hat sich eben eine andere Wirklichkeit konstruiert. Paul Watzlawick
Handle stets so, dass die Anzahl der Wahlmöglichkeiten größer wird. Heinz von Foerster
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Familyman
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Betreff des Beitrags: Re: Dieters Durst Verfasst: Dienstag 25. Februar 2014, 00:49 |
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Moderator |
Registriert: Mittwoch 23. November 2011, 14:56 Beiträge: 1154
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Musketiere, auch meinerseits herzliche Gratulation an Euch! Die Zeit arbeitet für uns. Ich beobachte es konkret daran, dass Alkohol gedanklich seinen angestammten Platz und damit sein jahrzehntelanges Selbstverständnis verliert. Das heißt, ich frage mich kaum noch, in welche Zeitnische ich theoretisch ein kleines privates Trinkgelage noch pressen könnte. Es fehlt mit der Lust auch die Zeit, mit der Zeit die Lust usw. - schön, das so erleben zu können. Ganz lapidar: Es gibt Wichtigeres, und alles Wichtigere ist auch wesentlich gesünder. Ich wiederhole mich, aber neben meiner Familie und dem Job, der mich zurzeit wieder auf vielen Ebenen fordert, ist es das Lauftraining, das mich doch sehr in Beschlag nimmt. Bei einem Halbmarathon und einem Marathon im Frühjahr sollen Bestzeiten rausspringen, später im Jahr weitere Bestzeiten usw. Klar, irgendwann geht es nicht mehr so weiter, aber noch ist dieser Punkt nicht in Sicht und ich will einfach wissen, wie weit er noch entfernt ist. Weiter geht's... Freunde, klirren sollen unsre Gläser, mit Saft und perlend Gänsewein! Herzlich grüßt Dieter mit 94 
_________________ Du brauchst keine Angst zu haben.
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Frodo01
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Betreff des Beitrags: Re: Dieters Durst Verfasst: Dienstag 25. Februar 2014, 06:30 |
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Registriert: Freitag 30. Juli 2010, 13:11 Beiträge: 381 Wohnort: Moers
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Dieter nur so viel: Liebe Grüße Volker
_________________ „Was wir brauchen, sind ein paar verrückte Leute; seht euch an, wohin uns die Normalen gebracht haben.“ George Bernard Shaw
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moonriver
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Betreff des Beitrags: Re: Dieters Durst Verfasst: Dienstag 25. Februar 2014, 10:46 |
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Moderator |
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Registriert: Sonntag 13. Februar 2011, 17:49 Beiträge: 2608 Wohnort: Schweiz
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Auch von meiner Seite: Spitze LG moonriver
_________________ „Geh nicht nur glatte Straßen, geh Wege, die noch niemand ging, damit du Spuren hinterlässt, und nicht nur Staub!“ (Antoine de Saint-Exupéry)
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Blaupause
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Betreff des Beitrags: Re: Dieters Durst Verfasst: Donnerstag 6. März 2014, 09:04 |
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Registriert: Freitag 25. März 2011, 10:18 Beiträge: 46 Wohnort: Berlin
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Hallo ! Da hier gerade vom Schriftsteller und "Verschwörungs-Papst" Dan Brown die Rede ist, möchte ich Euer Augenmerk auch auf folgenden interessanten Artikel lenken: TRANSPARENCY INTERNATIONAL KRITISIERT KORRUPTION IM DEUTSCHEN GESUNDHEITSSYSTEMEs ist schon eine bemerkenswerte Sache, dass derartige Umtriebe in der heutigen Zeit hier in Deutschland noch möglich sind und diese Schweinereien auch noch, mehr oder weniger, von den Politikern gedeckt werden! So etwas würde man eher in einer afrikanischen oder lateinamerikanischen "Bananenrepublik" erwarten! Apopos Bananenrepublik - Frage: Wofür steht die Bezeichnung B.R.D. ? Antwort: Bananen Republik Deutschland ! Zu finden ist der Artikel unter http://www.insidernews.tv/?p=30769Dort gibt es auch eine Liste von Links, u. a. zu hochgeladenen Reportagen bzw. Doku`s auf YouTube ! Einen schönen Tag wünscht Euch Blaupause Federico hat geschrieben: @Dieter, das dicke Fell benötigt vor allem *GGG* Danke für Deine Anregungen. Wieder so ein Zufall, grade eben habe ich den nachfolgenden Beitrag bei der Huffington Post abgeliefert. Der Artikel ist seit 2 Wochen in der Bearbeitung. Grundlage war die Übersetzung eines Vortrags von Renaud de Beaurepaire. Die nächsten Artikel sind bereits in Arbeit, als Grundlage wird die Baclofen Saga von Bernard Granger verwendet. Sobald der Artikel geprüft und angenommen wurde (24 Stunden), stelle ich den Permalink hier im Forum zur Verfügung. Leider gibt es in Deutschland keinen Arzt, der zum Thema Baclofen, in dieser Klarheit Stellung beziehen kann oder möchte. Alkoholismus: Frankreichs Ärzte setzen sich gegen Pharmalobby durch.Dr. Renaud de Beaurepaire: Finanzielle Interessen verhinderten die Verwendung von Baclofen.Diese Geschichte könnte aus einem Roman des Bestseller-Autors Dan Brown (Illuminati, Sakrileg, Inferno), stammen. Schließlich kratzten Olivier Ameisen, Renaud de Beaurepaire und später viele andere Ärzte, ebenfalls an einem "Sakrileg". Wie bei Dan Brown, geht es bei Baclofen um Macht, Eitelkeiten und Milliarden, die es zu verteidigen gilt. Korruption und Bestechungsaffairen sind längst bittere Realität geworden - auch innerhalb des Gesundheitsbetriebs. Längst geht es nicht mehr um die besten Behandlungsmethoden, sondern um Maximierung von Profit. Das hysterische Festklammern an längst überholten, meist wirkungslosen Medikamenten gehört genauso dazu, wie das Beharren auf überkommenen Therapieformen. Schließlich ist ein Alkoholiker für einen Suchtmediziner - auch wenn das nicht nett klingen sollte - eine lebenslange Rente. Leider ist es keine Geschichte, auch kein Roman, es ist die real existierende Wirklichkeit. Der nachfolgende Text ist einer aktuellen Rede von Dr. Renaud de Beaurepaire entnommen. Ich traf Olivier Ameisen im Jahr 2006 bei gemeinsamen Freunden. Ich hatte zu der Zeit als Arzt und Leiter einer Psychiatrie in Villejuif auch Alkoholiker in Behandlung. Ich gab einigen von ihnen ohne grossen Enthusiasmus Baclofen. Nach relativ schneller Erhöhung der Dosis berichteten die Patienten, Alkohol sagt mir nichts mehr. Wenn ich ihnen ein Glas hinstellte und einschenkte sagten sie: "das lässt mich völlig kalt". Ich muss sagen, ich wusste damals nicht wie es weitergehen sollte. Olivier sagte zu mir, ich werde ein Buch schreiben. Es erschien im Oktober 2008 mit dem Titel "Das letzte Glas". Dieses Buch war ein absolut aussergewöhnlicher Erfolg und es folgten mehrere Auflagen in der Grössenordnung von Zehntausenden von Exemplaren. Anmerkung des Verfassers: Im Herbst 2009 erschien es in der deutschen Übersetzung mit dem Titel "Das Ende meiner Sucht". Das Buch hatte Auswirkungen auf mich. Nachdem es erschienen war, erhielt ich jeden Tag Dutzende Anrufe von Menschen, die das Buch gelesen hatten und die dieses Medikament von mir wollten. Es war kompliziert das zu organisieren, ich eröffnete also eine Baclofen-Sprechstunde jeweils am Mittwoch. Zu Beginn sagte ich mir, wir werden sehen, ich versuche das mal einige Wochen. Wenn es nicht funktioniert, höre ich auf. Aber es funktionierte extrem gut, 65 bis 75% der Patienten wurden innerhalb einiger Wochen oder Monate gesund und erreichten die von Ameisen beschriebene Gleichgültigkeit gegenüber Alkohol. Sie sagten alle dasselbe: "eines Tages, bei einer bestimmten Dosis, schenkte ich mir ein Glas ein und - es interessierte mich nicht mehr". Wir blieben im Austausch und er schickte mir Patienten, die ihn um Baclofen baten und wir arbeiteten weiter zusammen, begannen auch zusammen zu schreiben. 2010 wurde eine erste gemeinsame Publikation über 60 Fälle veröffentlicht, die durch Baclofen geheilt wurden. Das Ausbleiben von Reaktionen von Seiten derjenigen, die in der Lage gewesen wären, Studien nach allen Regeln der Kunst in Gang zu setzen, war unerklärbar. Wir fragten uns, warum dies nicht geschah, wir hatten so viele Kapazitäten kontaktiert und unsere Behandlungsergebnisse mit Baclofen vorgestellt - nichts. Olivier nennt es in seinem Buch - die ohrenbetäubende Stille - ein Oxymoron. Wir nahmen wahr, dass Baclofen von Seiten der Pharma-Firmen nicht gern gesehen wurde. Sie entwickeln Medikamente gegen Alkoholismus und das kostet extrem viel Geld. Die Grössenordnung bewegt sich im Bereich von einigen hundert Millionen bis hin zu einer Milliarde Euro. Pharmafirmen entwickeln Medikamente mit der Idee im Kopf, dass es ohnehin keine Behandlung gegen Alkoholismus gibt. Neue Arzneien werden auf den Markt gebracht und der Verkauf forciert, Ärzte verschreiben sie, man wartet ab aber keines ist wirklich wirksam. Und dann taucht sehr unwillkommen, dieses 40 Jahre alte Medikament auf, das drei Euro die Schachtel kostet und extrem gut wirkt. Es gibt keinen Zweifel daran, dass die zuständigen Stellen und Wissenschaftler an den Universitäten, denen wir Baclofen anvertraut hatten, versucht haben zu vertuschen. Die Vereinigung französischer Alkoholspezialisten verschickte Rundbriefe an Ärzte mit dem Verbot, Baclofen anzuwenden. Sogar Repressalien wurden angewandt, Ärzte die mit Baclofen behandelten, waren Drohungen ausgesetzt. Mir kamen Fälle von Ärzten zu Ohren, die aus dem Verband ausgeschlossen wurden, weil sie Baclofen verschrieben. Medizinstudenten wurde untersagt, in ihren Arbeiten Baclofen zu zitieren usw. Kurz: die Entscheidungsträger hatten beschlossen, Baclofen totzuschweigen. Nicht zu vergessen die medizinischen Institutionen, die sich mit Alkoholismus beschäftigen, die Kliniken, Therapie-Zentren usw. Damit sind unglaublich hohe Kosten verbunden, man muss wissen: ein Alkoholiker bedeutet für einen Suchtmediziner - auch wenn das nicht nett klingen sollte - eine lebenslange Rente. So lange er lebt, wird er medizinische Betreuung brauchen. Die teuren Suchtbehandlungszentren sind voll von "unheilbaren" Alkoholikern. Wenn man also ein Medikament findet, das den Alkoholismus heilen könnte, wäre das für all' diese Institutionen finanziell äusserst schmerzhaft. Nun, wir fühlten uns entmutigt. Wir verwandten unsere ganze Energie auf die Heilung von Patienten, die zuständigen Stellen verweigerten die Übernahme ihrer Verantwortung gegenüber den Patienten und finanzielle Interessen verhinderten die Verwendung von Baclofen. Es schien aussichtslos, wir waren ziemlich deprimiert und auch etwas ausgebrannt. Dass wir dennoch gesiegt haben - wie kam das? Wir siegten, indem wir Vereine gründeten. Da gab es in unseren Reihen Dr. Bernard Joussaume, einen Allgemeinmediziner aus Bandol, der Baclofen bereits verschrieb und der zudem über langjährige Erfahrung in der Verbandsarbeit verfügte. Wir gründeten "AUBES" mit der Absicht, eine schlagkräftige Vereinigung zu werden, nicht mehr zu weichen, sondern zu kämpfen. Wir lernten von anderen, z.B. von AIDS- oder Alkoholiker-Vereinigungen. Einer von uns, Pierre Leclerc, gründete das Kollektiv "7 ans, 100.000 morts". Das bedeutet, Ameisen hatte vor sieben Jahren eine Behandlungsmethode gegen Alkoholismus entdeckt. Hätte man es seit 2005 angewendet, hätte es in Frankreich 100.000 Tote weniger gegeben. Das Kollektiv wandte sich mit Briefen an alle politischen Entscheidungsträger und erhielt beschämend wenig Rückmeldungen von Premier- und anderen Ministern. Einige jedoch - Bernard Debré, Didier Sicard, Philippe Even - antworteten sehr positiv: "Kämpft weiter, ihr habt recht, macht alles, was ihr könnt!" Ansonsten erreichten uns nur hohle Phrasen wie "Nun, man wird sehen, warten wir ab." Es zeigte sich die Macht der Industrie über die Entscheidungsträger. Wir haben dennoch gesiegt. Dadurch, dass wir für grosses Aufsehen sorgten. Wir baten die Ärzte, Baclofen zu testen, das war alles was wir verlangten. Man weiss, dass Abhängigkeit eine Krankheit ist, eine sehr gut nachgewiesene Krankheit. Der zunehmende Konsum verändert erwiesenermassen den Hirnstoffwechsel so, dass das Bedürfnis zu trinken zwanghaft wird. Es gibt keine Wahlfreiheit mehr. Wie Olivier Ameisen es ausführlich in seinem Buch "Das Ende meiner Sucht" beschreibt, sagt sich der vom Alkohol abhängige Mensch jeden Morgen: Schluss jetzt, ich höre auf, das war das letzte Mal, das letzte Glas! Aber es hört nie auf, weil wie bei jedem zwanghaften Verhalten der Drang stärker ist als die Vernunft. Es ist ein Zwang. Alkoholismus ist eine Krankheit, weil er eine Zwangsstörung wie z. B. der Waschzwang ist. Der Wille aufzuhören kann noch so stark sein - erwiesenermassen werden 90% rückfällig. Um die Krankheit zu behandeln, entschieden sich immer mehr Ärzte, Baclofen zu verschreiben. Ich erhielt immer mehr Rückmeldungen in der Art: "Ich hatte nicht geglaubt, was du sagtest. Dann habe ich es verschrieben und es ist unglaublich, absolut aussergewöhnlich!" Wir sagten den Ärzten immer das gleiche: Probiert es aus, macht den Versuch! Und mehr und mehr Ärzte taten das. Heute braucht die Verschreibung von Baclofen keine Bewilligung mehr, von zögerlichen Instanzen im Gesundheitswesen, die keine Entscheidung treffen wollten. Sie wissen heute, dass es ein einzigartiges Medikament gegen Alkoholismus, wie auch gegen Depressionen und Ängste ist. Heute wird Baclofen verschrieben, auch in der Psychiatrie hat man doppelt verblindete Studien durchgeführt, in denen einer Hälfte der Patienten Baclofen gegeben wurde - die andere Hälfte bekam ein Placebo. 2009 gab es 200 Ärzte, die Baclofen verschrieben, 2010 waren es 2.000, 2011 und 2012 stieg die Zahl exponentiell an. Heute sind es mehrere Zehntausend Ärzte in Frankreich und mehr als 100.000 Patienten die mit Baclofen - mit oder ohne Bewilligung - behandelt werden. Unzählige Berichte im Internet zeigen, dass es extrem gut wirkt. Die Baclofen-Gegner hören nicht auf, uns Hindernisse in den Weg zu legen, sie versuchen Baclofen zu diabolisieren. Es stimmt, es gibt Nebenwirkungen aber sie sind bei richtiger Behandlung nicht schwerwiegend, wenn die Patienten aufmerksam begleitet werden und gute Bedingungen geschaffen werden. Olivier Ameisen ist im vergangenen Juli gestorben. Er wäre sehr glücklich gewesen, heute an diesem Punkt zu stehen und zu hören, dass die Schlacht gewonnen ist. Und ich glaube, dass er an Erschöpfung gestorben ist. Er kämpfte in ausserordentlich mutiger Weise. Eines Tages versagte das Herz, bei ihm als Kardiologen. Das ist der traurige Teil der Geschichte. Ich danke Ihnen, ich bedanke mich für Olivier. Weitere Informationen http://www.baclofen.blog.de
_________________ Natürlicher Verstand kann fast jeden Grad von Bildung ersetzen, aber keine Bildung den natürlichen Verstand ! Arthur Schopenhauer Denk ich an Deutschland in der Nacht, Dann bin ich um den Schlaf gebracht ! Heinrich Heine
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Familyman
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Betreff des Beitrags: Re: Dieters Durst Verfasst: Montag 23. Juni 2014, 00:05 |
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Moderator |
Registriert: Mittwoch 23. November 2011, 14:56 Beiträge: 1154
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Hallo zusammen, hier mal wieder ein Lebenszeichen meinerseits. Im März gab es kurz vor dem 100. abstinenten Tag eine Bruchlandung, worauf ein ständiges Auf und Ab folgte, aber keine einzige zusammenhängende alkoholfreie Woche. Vieles war wieder so wie zu schlimmeren Zeiten, also drei bis fünf Trinkabende wöchentlich, und dann meistens gleich so zwischen zweieinhalb und dreieinhalb Litern Bier (oder/und adäquate Mengen Wein). Psychische Abhängigkeit in voller Blüte. Jetzt allerdings kann ich immerhin von neuerlichen 17 abstinenten Tagen berichten, mit dem heutigen Abend. Entscheidend für diese neue Wendung war und ist Allen Carrs Buch "Endlich ohne Alkohol". Vielleicht kennt der eine oder die andere von Euch das Buch. Sicherlich ist es nicht für jeden Trinker die alleinige Rettung, vor allem für Schwerabhängige ist es vielleicht nicht ausreichend. Für mich hatte es allerdings eine Wirkung, als ob jemand die Scheibenwischer repariert und einen schmierigen Film von der Scheibe gewischt hätte. Und mir klargemacht hat: Alkoholkonsum bietet keinen Vorteil. Keinen einzigen. Alkohol bietet nichts als leere Versprechungen, er lügt, betrügt und ist ein mieser Verräter. Alkohol ist die Übersetzung für Ruin. Keinen Alkohol zu trinken, bedarf keinerlei Willenskraft. Im Gegenteil: um zu trinken, bräuchte ich den Willen, zu trinken, und den hab ich nicht mehr. Wie schön, ich habe die Freiheit gewonnen! Ich kann arbeiten, mein Familienleben leben, trainieren, laufen, und muss danach nicht mehr das Falsche trinken, muss Körper und Geist nicht mehr mit hochgefährlichem Zellgift stressen und zerstören. Ich nehme überhaupt nur noch zu mir, was mir guttut. Parallel habe ich mit einer Gesprächstherapie begonnen, hinzu kommen Gruppengespräche. Das fängt aber gerade erst an. Das komplette Umdenken aber hat schon stattgefunden, und es ist erstaunlich einfach. Danke ans ganze Forum für all die Beiträge und die Zeit. Das ist kein Abschied, nur ein "Zwischen-Danke", verbunden mit der Botschaft: Dem Dieter geht es so gut wie lange nicht mehr. Das Buch kann ich nur empfehlen. Herzlich grüßt Dieter 
_________________ Du brauchst keine Angst zu haben.
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