Danke für Eure Tipps. Barzahlung wäre eventuell mal einen Versuch wert. Wobei ich den Spanienshop auch nicht schlecht finde. Da taucht nachher nichts in der Krankenakte auf, wenn man in die PKV will oder sonstwie seine Gesundheit nachweisen muss. Preislich geht's eigentlich auch, wobei ich es ein wenig schade finde, dass man dort keine günstigeren Generika beziehen kann...
Zu Baclofen: Bin seit einiger Zeit wieder am Einschleichen. Derzeit bei 3 x 12,5mg pro Tag. Werde bis Juni wieder bei 3 x 25mg ankommen. Craving hat bereits deutlich nachgelassen, wobei es am Anfang schon relativ stark war. Bin auch ein paar mal schwach geworden, teilweise sogar exzessiv. Aber je höher die Dosis, desto weniger Craving.
Gestern hat beispielsweise ein halber Liter Mineralwasser diesen (sonst so) unbändigen Durst gelöscht, der mich ohne Baclofen zur Flasche hat greifen lassen.
Zu den Ängsten: Was mir in der letzten Zeit wieder an mir aufgefallen ist, sind die Ängste. Darum habe ich mir kurzerhand:
"Das Angstbuch" von "Prof. Borwin Bandelow" gekauft.
Auf Amazon wird es teilweise von den Kritikern zerissen - was Sinn macht, wenn man es gelesen hat. Denn es fährt so mancher Berufsgruppe deutlich an den Einnahmenkarren. Ich bin noch nicht ganz durch aber als Angstgeplagter kann ich schon jetzt sagen: Wow! Ein Superbuch. Ich würde es
jedem empfehlen, der unter Ängsten leidet.
Bandelow räumt darin nämlich mit so manchen Annahmen über die Entstehung der Angst auf. Streng wissenschaftlich wird alles hinterfragt und der aktuelle Stand der Forschung dargelegt. Für alle, die das Buch nicht kaufen wollen hier kurz das, was ich für sehr wichtig erachte:
Unsere Eltern sind
nicht Schuld an unserer Angst. In Zwillingsstudien wurde nachgewiesen, dass die menschlichen Fehler, die unsere Eltern bei unserer Erziehung machen, nicht die Verursacher der Angst sind. Im Gegenteil: Menschen, die unter einer Angststörung leiden, haben oft Eltern, die selbst darunter leiden.
Angst ist auch nicht "abgeguckt". Um es kurz zu machen:
(Die Tendenz zu krankhafter) Angst wird vererbt. Und es gibt Dinge, die im Rahmen der Evolution prädestiniert dafür sind, um Phobien auszulösen: Spinnen, Dunkelheit, Enge, usw. Das sind alles Dinge, die in unserer Genetik als "möglicherweise gefährlich" abgelegt sind. Und hier schauen wir dann tatsächlich von unserem Umfeld ab: Man hat Kindern in einem Experiment z.B. immer ein lautes, unangenehmes Geräusch vorgespielt, und ihnen gleichzeitig Bilder gezeigt. Das Ergebnis: Das Kind hat sich Angst ankonditioniert - aber nur bei Bildern von Spinnen usw. und immer dann nicht, wenn man ihm ein Bild von z.B. einer Gänseblume dabei gezeigt hat. Das ist interessant, denn ich habe z.B. auch eine Spinnenphobie, aber keine Angst vor Mäusen - und ich kann mich noch gut daran erinnern, wie ich als Kind einem Weberknecht die Beine ausgerissen habe und meine Mutter das sehr eklig fand; bei Mäusen hat sie hingegen immer gesagt, dass sie sie süß fände.
Aber zurück zum Thema: Angst ist also genetisch angelegt und wird durch bestimmte Ereignisse "gelernt". Jetzt kommen wir aber zur "Sozialen Phobie" und den Panikstörungen. Denn auch hier spricht man schnell von der "Entstehung der Angst". Allerdings geht es hier nicht um die Enstehung der Angst, sondern um die "
Aufrechterhaltung einer ängstlichen Verhaltensweise" in einem
absurden Kontext.
Die "Soziale Phobie" in abgeschwächter Form, also die Angst davor, dass man von anderen Menschen bewertet wird, hat eigentlich jeder. Bei Bewerbungsgesprächen zum Beispiel, oder wenn man vor einer Gruppe spricht (Lampenfieber). Der Sozialphobiker hat sie jedoch immer - also auch dann, wenn er überhaupt nicht bewertet wird. Diese natürlich vorhandene Angst wird also durch ein Ereignis ausgelöst, das bei "normalen Menschen" nicht zur Angstauslösung ausreichen würde. Wie bei einer Autobremse, die zu fest eingestellt ist und daher immer bremst.
...
Um also eine lange Geschichte kurz zu machen, hier die Fragestellung:
Wie wird man die Angst wieder los?Laut Bandelow ist das
ganz leicht: Ein Hund, den man auf eine heiße Herdplatte setzt, wird sehr schnell lernen, vor dieser Herdplatte Angst zu haben. Er wird außerdem vor dem Herd Angst haben, vor der Küche und vor demjenigen, der ihn auf die Herdplatte setzt.
Nach 2-3 mal hat der Hund die Angst "erlernt".Will man dem Hund nun diese Angst vor der Herdplatte abgewöhnen, so kann man ihn auf die Herdplatte setzen und diese einfach ausgeschaltet lassen.
Diesmal wird es aber nicht nur 2-3 mal dauern, bis der Hund die Angst wieder losgeworden ist. Man muss den Hund erst 30-50 mal auf diese kalte Herdplatte setzen, damit er seine Angst verliert. (an alle Tierschützer: Das war übrigens ein fiktives Beispiel und nicht auf Versuchen basierend

).
Und genauso funktioniert laut Bandelow die
Heilung der Angst. Man muss sich mit der Angst konfrontieren. Und zwar nicht "Schritt für Schritt", sondern auf die harte Tour "direkt rein ins kalte Wasser". Man darf die Versuche
niemals abbrechen (das verstärkt die Angst!), sondern muss in den Situationen immer solange bleiben, bis die Angst verflogen ist (so lernt der Körper, dass er keine Angst zu haben braucht).
Ich weiß nicht, ob ich das bereits an früherer Stelle erwähnt habe. Aber bei mir war es ganz oft so, dass ich mich den Ängsten gestellt habe und dann auch meine Angst verloren hatte, sie aber am nächsten Tag wieder genauso da war, wie am Tag zuvor. Das war sehr frustrierend. Und jetzt weiß ich endlich, woran es gelegen hat.
Durch 2-3 mal verlernt mein Körper die Angst eben nicht, sondern erst durch 30-50 mal. Und wenn sie am Tag zuvor verschwunden war, dann muss ich mich am nächsten Tag wieder der Angst stellen und darf noch nicht erwarten, dass es diesmal leichter ist.
Sich regelmäßig der Angst stellen, das ist nicht so leicht, wie es klingt. Aber es ist es vermutlich den Aufwand wert.
Übrigens treten solche Ängste meistens zwischen 28 und 29 auf und verschwinden im Alter von 36 Jahren häufig wieder von alleine.
Was ich an dem Buch übrigens auch sehr gut finde ist, dass der Autor auch die positiven Seiten der Angst hervorhebt. Ängstliche Menschen sind häufig kreativer. Menschen, die (wie viele Alkoholiker) unter Perfektionismus leiden, sind häufig die erfolgreicheren Menschen. Der Perfektionismus und die Angst treibt uns auch an. Und Menschen mit sozialer Phobie treibt es laut dem Autor auch häufig auf die ganz großen Bühnen.
Ach, ich schweife ab. Aber ihr merkt schon, es gibt vieles aus diesem Buch zu erzählen. Unter anderem ist auch sehr interessant, sich mal anzuschauen, welche "Promis" alle unter Angstzuständen litten: Charles Darwin, Robert F. Scott (der vom Südpol), Goethe, Brecht, Kafka, Vivaldi, Barbara Streisand oder Heinz Erhardt - um nur einige zu nennen.
Das war jetzt wirklich lang. Aber wenn es einem außer mir noch hilft, hat sich's schon gelohnt. Wer mehr über die Angst erfahren möchte, sollte sich wirklich das Buch kaufen. Es ist sehr, sehr gut geschrieben und beleuchtet alle Facetten der Angst auf wissenschaftlicher Basis.
Viele Grüße,
Rafael