Baclofen Forum vs Alkoholismus

@Lieber moonriver

Du weisst, was man in der Schweiz sagt: Vorzeitig gratulieren bringt Unglück!
Zuerst muss er noch den 17. Egghead verdienen

Ich zweifle nicht daran, dass er den locker heimbringt.

Dieter, keep 'em shinin', my friend!

LG

Patrick

Uuuups... peinlich!
Habe mich verrechnet, da ich den vorletzten Beitrag ja schon heute 00:37 geschrieben habe... wie schnell die Zeit manchmal rennt!

LG moonriver

@alle,

nein, gefährdet war dieser 17. Egghead nie, aber der alte Mechanismus, Verlassen- und Verlorenheitsgefühle mit Alkohol zu bekämpfen, war in der Erinnerung sofort präsent, vorhin im Büro. Dieses affekthafte, sofortige Denken an Alkohol ist noch vorhanden, in ganz unterschiedlichen Zusammenhängen. Bei gefühlter Verlorenheit, bei Überarbeitung, in grüblerischen Momenten, in unangenehmen Situationen. Immer schenkt sich die gedankliche Flasche selbst einen ein.

Doch so langsam weicht der Affekt auf, und der zweite Gedanke rückt zeitlich immer näher an den ersten. Der zweite Gedanke besteht aus Selbstbewusstsein, Mut und Baclofen. Aus sich gut finden und mögen. Vielleicht ist der Tag schon nicht mehr fern, an dem dieser zweite Gedanke schneller sein wird als der erste. Dann wird Alkohol auch in meinem Unterbewusstsein nicht mehr die erste Geige spielen. Die Erinnerung wird verblassen und immer weniger mit meiner Gegenwart zu tun haben. Der Mistkerl auf meinen Schultern, von dem ich mir seit fast 30 Jahren wünsche, er möge sich endgültig vom Acker machen, wird sich endgültig vom Acker machen.

Aber immer schön von Schritt zu Schritt denken: Morgen bin ich den ganzen Tag unterwegs - fünf Stunden Zugfahrt, Geschäftstermin (wichtig, ich muss eine gute Figur machen, überzeugen, möglichst auch originell sein), fünf Stunden Rückfahrt. Die Rückfahrt nach überstandenem Einsatz war natürlich oftmals ein Fest. Ein einziger Belohnungsmodus, immer rein in die Birne. Morgen wird das nicht so sein, aber es ist zu früh, mir dafür selbst zuzuprosten mit Tomatensaft und die doofe Vergangenheit hohnlächelnd abzuhaken. Dafür ist sie noch viel zu nah dran, die Vergangenheit. Und so bin ich froh, dass morgen Abend noch ein 60min-Lauf mit Sprints und Intervallen ansteht, der vorheriges Trinken absolut ausschließt. Ein sehr plastisches Beispiel, wie mein Laufen, wie überhaupt Sport und Bewegung ein wichtiger Baustein sein können, Abstinenz zu sichern und zu untermauern.

Dieter, ohne Überheblichkeit und ganz im Wachsamkeitsmodus, grüßt mit

17x

Schon mal daran gedacht, dass man dem Kerl auf der anderen Schulter einen anderen Kerl/ein anderes Wesen gegenüberstellen könnte?

Mir ging es unter Antabus eine Weile so, dass das Mittel in meiner Vorstellung als Wicht auf meiner Schulter sass und bei Bedarf kurz an meinen Schädelknochen klopfte: kuckuck, ich bin da und beschütze dich!

LG
Lisa

@Dieter

"Der zweite Gedanke rückt zeitlich immer näher an den ersten". Auch Du hast gelernt, geübt, Dein Drehbuch Richtung Besäufnis rechtzeitiger umzuschreiben. Das spüre ich bei mir auch, und Bennter hat sehr genau darüber berichtet. Es braucht ein paar Anläufe, die ersten zwei Meilensteine hast Du bewältigt. Die Zugfahrt ist tricky; aber wenn Du Dich auf den Lauf konzentrierst hilft's schon. Und zum Glück ist heute nicht Freitag.

Übrigens, im Faden von Werner über Sport und kognitiven Verfall, hat @moonriver geschrieben "Könnte es nicht sein, dass die bei hoher Anstrengung gebildeten körpereigenen Opiate ("runners high") gerade diesen Reparaturvorgang auslösen? Und damit auch zu einer verbesserten kognitiven Gedächtnisleistung führen...? " Ich bin überzeugt, dass Sport die neuronalen Verbindungen schneller wiederherstellt, denn mir kommt damit im Sinn, dass ich bei einem Lauf nach einem Kater, mich immer schneller erholt habe, und zwar mit ganz langsamen Dauerläufen.

LG

Patrick

@Lisa,

der Mistkerl hockt oder hockte auf beiden Schultern. Da gibt es kein Gegenüber. Vielleicht meinst Du eher eine Art Schutzengel, aber der kommt nicht von irgendwoher angeflogen und setzt sich auf die Schulter. Er steckt eher in Herznähe, und da sitzt er ganz gut.

@Patrick,

sehr gut, im Gleichschritt zum 18. Smilie, das schaffen wir. Ja, die von Werner und Dir beschriebene Wirkung hat Sport bestimmt. Aber ich habe es immer gehasst, verkatert zu laufen, weil ich den Kater gehasst habe.

Dieter grüßt auf dem Weg zum Zug, viel Zeit zum Nachdenken...

Schön so. Ich wünsch dir einen guten Tag.

lg

@alle,

...ein langer Tag war das, und doch ein unspektakulärer. Die lange Zugfahrt hin, der recht gut verlaufene Termin, die lange Rückfahrt... Die Rückfahrt: Mit gedanklicher Rückschau auf eine Karikatur namens Dieter, die sich im Zug volllaufen lässt. Ich muss aufpassen, auf diesen Dieter, den es in jüngerer Vergangenheit ja noch gab, nicht mit Verachtung herabzublicken. Nachalkoholischer Hochmut ist kein guter Berater.

Oh nein, ich bin kein besserer Mensch, nur weil ich keinen Alkohol mehr trinke. Aber ich kann mehr aus meinem Leben machen, auch aus einer Zugrückfahrt, und wenn dieses "Mehr" auch nur darin bestehen sollte, unbenebelt anzukommen. Besagte Rückfahrt jedenfalls verlief nicht nur nüchtern, sondern auch von der angenehmen Gewissheit untermauert, dass es so gut und richtig ist, und dass es im Biernebel weder gut noch richtig war. Dieter braucht keine Angst zu haben.

Und Ihr auch nicht.

Herzliche Grüße mit

18x

Dieter

@d'Artagnan

Kurz bevor er an dem Alkohol starb, sagte der Onkel von George Clooney an seinem Sterbebett: 'What a waste!' (So eine Verschwendung).
Das wird mir (nach ein paar Anläufen) auch immer klarer. Diese Gewissheit, dass es so gut und richtig ist, wie Du sagst, wurde bei jedem neuen Anlauf immer tiefer verankert. Der Anker wurde nach einem Seesturm immer wieder losgerissen, aber irgendwann sitzt der Anker so tief, dass kein Sturm, Tief, Hoch, den Anker losreissen kann. Das dürfte jetzt der Fall sein. Warum nicht?

Nr. 18 in the pocket, wir sind endlich erwachsen. 10% unseres Wunschalters ist erreicht. Wir schaffen das. Vamos goddammit!

LG

Patrick

@alle,

in gut zwei Wochen, kurz nach Weihnachten, bei der traditionellen Zwei-Tages-Wanderung mit alten Freunden zu verkünden, dass ich dem Alkohol abgeschworen habe, und zwar endgültig, und folglich auch auf dieser, traditionell von Bier (in den Kneipen) und Kräuterschnaps (als Wegzehrung) begleiteten Wanderung keinerlei Alkohol zu mir nehmen werde, male ich mir schon jetzt in allen Einzelheiten aus. Meine Kumpane werden die Botschaft mit Skepsis aufnehmen, der Glaube wird fehlen. Zu oft, zu regelmäßig war Dieter derjenige, den man irgendwann zu zweit unterhake musste... Details erspare ich mir und allen an dieser Stelle. Jedenfalls war ich immer die treibende Kraft, immer vorn dabei, immer der Übertreiber, der Maßlose unter den Beschwingten. Und diesmal? Freue ich mich ganz besonders auf die Wanderung. Ich werde gute Gespräche führen, Spaß haben, mich im Nachhinein sogar erinnern können. Zwei gute Tage werden das werden, weitere Weichenstellungen in meinem neuen Leben.

Was macht mich so sicher? Die Gewissheit macht mich sicher, eine Gewissheit, von der ich gar nicht so genau weiß, woher sie eigentlich kommt. Aber sie ist da. Und die baclofene Grundruhe ist ihr Fundament. Klingt alles sehr gut, als ob ich auf einem Fels säße. Dabei schwinge ich frei auf einem Trapez, heute Mittag zum Beispiel, als mich eine Kleinigkeit im Büro kurzzeitig leicht aus der Fassung bringt und prompt die Flasche vor meine geistiges Auge befördert. Weg, bloß weg damit.

Weniger Freischwingen, mehr von der Gewissheit, das wünsche ich allen hier.

@Porthos,

wunderbar, Dein Bild vom Anker. Irgendwo da unten gibt es keinen Alkohol mehr und nichts, was uns kaputt machen könnte.

Dieter grüßt mit unbedrängten 19