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Juli
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Betreff des Beitrags: Re: Dieters Durst Verfasst: Donnerstag 19. Oktober 2017, 11:54 |
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Moderator |
Registriert: Montag 10. September 2012, 02:35 Beiträge: 1386
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Lieber Dieter,
nehme es mir nicht krumm aber mir scheint du wanderst immer und immer wieder an den Extremen. Ich kann kontrolliert trinken, dann Alkohol ist ein teuflisches Nervengift, die ekelhafte Abwärtsspirale ist Programm. Ich darf es mir unterwegs erlauben, aber es gilt ihn aus der Familie zu verbannen.
Als dein Projekt, dir das Trinken außerhalb der Familie zu erlauben konkreter wurde hat mich das nach deinen Statements der letzten Monate vom Hocker gehauen.
Für mich war das dann der Anlass mich mit dem Thema KT intensiver zu befassen. Das Thema könnte kaum kontroverser diskutiert werden, aber in einem sind alle einig, es fordert eine Menge Arbeit und Disziplin. Immerhin mal ein Konsens. Das Thema hat es in sich, denn für sich gelesen klingen alle Ansätze und Ausführungen, sowohl die pro, als auch die contra stringent. Wenn ich jetzt mal auf die setze, die sagen, es kann funktionieren, meine ich aber trotzdem es kann nicht funktionieren, solange du jedes Glas dann doch als Niederlage vor dir selber bewertest und Alkohol generell als teuflisches Nervengift ansiehst, mit dem wir nie wieder umgehen können. Ich weiß nicht, ob ich rüber bringen kann, was ich als extreme innere Zerreißprobe wahrnehme. Du scheinst mir so hin- und her gerissen zwischen den Polen, ich erlebe da ein Spannungsfeld, da ist soviel Druck, dass es ganz eng wird.
Und irgendwie macht es nun wirklich keinen Sinn sich ein Zellgift rein zu pfeifen, eine Substanz, die ein Zeiträuber ist, Kraft, Selbstvertrauen, Lebensmut und Zuversicht raubt. Unfrei macht. Mal frei nach Dieter zitiert. Mit dieser Einstellung kann KT nicht funktionieren. Deine innere Kontrollinstanz verurteilt die Versuche.
Der Versuch kontrolliert zu trinken oder reduziert (schon über diese Begrifflichkeiten wird vehement gestritten), reduziertes Trinken (cut down drinking), egal: steht in deinem Fall doch letztlich im krassen Gegensatz zu deinen Überzeugungen, was Alkohol angeht und deinem hohen Anspruch gesund zu leben. Das erscheint mir wie die Quadratur des Kreises.
Es kann funktionieren, jedenfalls sagen das die Zahlen. 70% der Alkoholiker gehen in Remission. 35% in die Abstinenz, 35% in einen moderaten Umgang mit Alkohol. Ob wir zu den 35% gehören, die moderat und am besten noch genussvoll trinken können gehören, großes Fragezeichen. Was aber ist so toll am Alkohol, dass wir das für uns raus finden müssen? Nach all dem Leid, das uns widerfahren ist. Denn ohne Leidensdruck ist keiner hier gelandet.
Lieber Dieter, ich wünsche dir, dass du Wege findest, etwas Druck vom Kessel zu nehmen.
_________________ VG
Am Ende wird alles gut und wenn es nicht gut wird, ist es nicht das Ende
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Fallada
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Betreff des Beitrags: Re: Dieters Durst Verfasst: Donnerstag 19. Oktober 2017, 13:41 |
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Registriert: Freitag 6. April 2012, 14:01 Beiträge: 1457
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Lieber Dieter,
Juli spricht mir aus der Seele. So manches Mal dachte ich bei deinen letzten Beiträgen, wie angespannt, wie schmerzlich das alles für mich klingt. Leider kann ich es nicht so gut formulieren wie Juli, darum bin ich froh, dass endlich einmal jemand Tacheles geschrieben hat.
Ganz liebe Grüße Fallada
_________________ Du willst etwas verändern - dann mach den ersten Schritt.
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rog
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Betreff des Beitrags: Re: Dieters Durst Verfasst: Sonntag 22. Oktober 2017, 09:36 |
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Moderator |
Registriert: Sonntag 2. Juni 2013, 21:10 Beiträge: 1683
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Lieber Dieter Familyman hat geschrieben: Solange wir mit dem Feuer spielen, kommen wir aus der Nummer nie ganz raus. Sobald man die geringsten Zweifel zulässt, ist man verloren. Kategorisch nein sagen ist angesagt. Dabei hilft uns bekanntlich Baclofen; es nimmt die Impulsivität weg. Es ist schön, einen Hafen der Sicherheit zuhause zu haben. Bei der Familie zu sein, ohne Alkoholbelastung. Dafür kann es umso gefährlicher werden ausser Hause. Vor allem in solcher Situation gilt die Wachsamkeit. Alles Gute gewünscht und LG Patrick
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Familyman
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Betreff des Beitrags: Re: Dieters Durst Verfasst: Sonntag 22. Oktober 2017, 16:47 |
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Moderator |
Registriert: Mittwoch 23. November 2011, 14:56 Beiträge: 1154
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Hallo zusammen,
danke für eure Zeilen. Ich freue mich sehr darüber.
Vielleicht habe ich hier zu viel Wind gemacht; es ist nicht so, dass ich hier in Sack und Asche ginge, im Gegenteil. Familiär läuft es prima, natürlich mit den üblichen Ups und Downs, die es in jeder Familie gibt. Aber ich fühle mich ausgesprochen geliebt und angenommen, und versuche dies umgekehrt auch meiner Familie gegenüber zu zeigen und zu leben. Auch beruflich bin ich am Ball, manchmal wird mir alles zu viel, klar, aber insgesamt hab ich einen schönen Job, den ich überwiegend im Home-Office erledigen kann. Mein Lauftraining "läuft", ich bin fit und gesund, nehme an Laufwettkämpfen teil, lande eigentlich immer unter den schnellsten 5 bis 15%, gewinne oft meine Altersklasse, kurz, es gibt hier in der Region wahrscheinlich kaum fittere Fast-Fünfziger... Das alles wäre mit Alk sowieso unmöglich, und wie gesagt gilt bei allem, was ich hier zu Hause mache: null Alk. So bleibt's auch, denn damit fühle ich mich ausgesprochen wohl. Es gibt mir Sicherheit und erweist sich auch beruflich (inkl. "Feierabend") als einzig richtige Entscheidung.
Den Stoff mit allen Attributen zu betiteln, die ich ihm in den letzten Monaten zugedacht habe: auch daran hat sich nichts geändert. Wenn Alkohol nicht brandgefährlich wäre, gäbe es dieses Forum nicht und auch sonst keine Probleme mit diesem tödlichen Nervengift. Und das ist es nun mal. Es tötet viel häufiger als der gesamte Transportverkehr weltweit, mehr als alle illegalen Drogen zusammen usw... Alles bekannt, von den ungezählten Schicksalen der Verzweiflung, Einsamkeit, Verelendung usw. ganz abgesehen. Das muss man sich immer wieder klarmachen, und genau das tue ich hier seit Jahren.
Dass mein eigenes Selbstbild einen neuerlichen Knacks abbekommen hat durch Trinken "in Maßen" fern der Heimat, nach fast elf Monaten Abstinenz, ist sehr schmerzlich und ärgerlich für mich. Auf den Versuch des "Kontrollierten Trinkens" würde ich mich dabei niemals herausreden, denn das hieße, den Alkohol wieder in den Alltag zu tragen, und das wäre mein sicherer Untergang. Nein, KT ist für mich keine Option und wird es nie sein. Einzig und allein eine Ausnahmeregelung - aber ohne Exzess, ohne Kontrollverlust, das ist das Entscheidende - bei auswärtigen Aufenthalten kann vielleicht funktionieren, obwohl ich diese Regelung nicht will, und das ist das Dilemma und dieses Verspannte, was einigen hier offenbar aufgefallen ist. Und es ist ein Stück weit - Sucht. Nichts anderes.
Inwiefern ein solch verspannter, der Sucht gehorchender, fauler Kompromiss funktionieren kann - ich weiß es nicht. Vor einiger Zeit habe ich eine PN bekommen, darin schrieb ein eher stiller Mitleser, er praktiziere genau dies seit vielen Jahren und komme bestens klar damit. Aber ob das nachahmenswert ist? Wenn es hilft, besagten Druck aus dem Kessel zu nehmen, ohne in alten Gewohnheiten zu er-trinken - vielleicht.
Der Königsweg ist die totale Abstinenz, daran gibt es keinen Zweifel, nur sie garantiert völlige Freiheit und Selbstbestimmtheit.
Herzlich grüßt Dieter
_________________ Du brauchst keine Angst zu haben.
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Familyman
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Betreff des Beitrags: Re: Dieters Durst Verfasst: Mittwoch 10. Januar 2018, 10:54 |
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Moderator |
Registriert: Mittwoch 23. November 2011, 14:56 Beiträge: 1154
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Hallo allerseits,
hier kommt mal wieder ein Lebenszeichen meinerseits. Es geht mir ganz gut, Alkohol und Familie ist und bleibt ein totales und ausnahmsloses Tabu, was den Alltag nun schon seit geraumer Zeit sehr entspannt hat. Keine zweifelnden Blicke mehr, das Vertrauen meiner Familie zu mir ist wiederhergestellt, und ich denke, es ist sogar mehr gefestigt als je zuvor. Was leider keine vollständige Abstinenz bedeutet, denn Dienstreisen mit Auswärtsübernachtung sind noch immer ein willkommenerer Anlass, auszuscheren. Allerdings gibt es kein blindwütiges Betrinken mehr, alles bleibt im Rahmen. Zudem konkurriert der Trinkwunsch immer mit meinen Lauftraining. Meine Laufsachen hab ich auf Reisen immer dabei, und oft ist es so, dass ich am Zielort erst mal laufe und danach dann auch nicht mehr trinke.
Insgesamt geht’s mir recht gut damit, auch weil ich den Eindruck habe, dass dieser Drang, ich müsse die Gelegenheit des Unbeobachtetseins ausnutzen, nach und nach weniger wird.
Euch allen ein gutes 2018, und lasst uns am Ball bleiben und den niemals so ganz schlafenden Feind nicht aus den Augen verlieren.
Herzliche Grüße Dieter
_________________ Du brauchst keine Angst zu haben.
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rog
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Betreff des Beitrags: Re: Dieters Durst Verfasst: Mittwoch 10. Januar 2018, 21:44 |
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Moderator |
Registriert: Sonntag 2. Juni 2013, 21:10 Beiträge: 1683
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Lieber Dieter
Schön zu lesen, lieber Kumpel, dass du noch immer auf dem gleichen Parcours weiterfährst wie letztes Jahr. Ich hoffe und bin zuversichtlich, dass du bei den Dienstreisen stabil bleiben kannst, denn ohne Wachsamkeit droht man irgendwie die Stabilität aus den Augen zu verlieren.
Ich gratuliere dir herzlich und wünsche dir auch ein gutes 2018.
LG
Patrick
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Familyman
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Betreff des Beitrags: Re: Dieters Durst Verfasst: Donnerstag 11. Januar 2018, 23:36 |
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Moderator |
Registriert: Mittwoch 23. November 2011, 14:56 Beiträge: 1154
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Lieber Patrick,
danke für deine Worte. Du sprichst mir aus der Seele. Es ist auch nicht so, dass ich mit diesen „Ventilen“ wirklich glücklich wäre. Der Königsweg ist und bleibt die vollständige Alkoholfreiheit. Nur dieser Weg verspricht Sicherheit. Ich hoffe und wünsche mir, dass ich möglichst bald wieder die Kraft finde, dorthin zurückzukehren.
Herzlich grüßt Dieter
_________________ Du brauchst keine Angst zu haben.
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Quentin
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Betreff des Beitrags: Re: Dieters Durst Verfasst: Sonntag 21. Januar 2018, 00:24 |
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Registriert: Samstag 13. Mai 2017, 02:22 Beiträge: 27
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Hi Dieter, Zitat: Insgesamt geht’s mir recht gut damit, auch weil ich den Eindruck habe, dass dieser Drang, ich müsse die Gelegenheit des Unbeobachtetseins ausnutzen, nach und nach weniger wird Das freut mich auch sehr zu hören! LG Andi
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Familyman
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Betreff des Beitrags: Re: Dieters Durst Verfasst: Montag 22. Januar 2018, 22:22 |
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Moderator |
Registriert: Mittwoch 23. November 2011, 14:56 Beiträge: 1154
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Danke!
Ganz pauschal gesagt, und weil ich zeitweilig gefragt werde, welche Rolle Baclofen in meinem Bewusstseinsprozess seit 2011 gespielt hat: Baclofen hat mich immer wieder gerettet, immer wieder. Und so ist es nach wie vor.
Dieter
_________________ Du brauchst keine Angst zu haben.
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Familyman
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Betreff des Beitrags: Re: Dieters Durst Verfasst: Sonntag 15. Juli 2018, 00:07 |
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Moderator |
Registriert: Mittwoch 23. November 2011, 14:56 Beiträge: 1154
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Hallo zusammen,
vom neuen „Jetzt reicht’s“-Faden jetzt doch mal wieder zurück zum Durst:
Also, es fällt doch zunehmend schwerer, die totale Alkoholfreiheit als wirkliche Freiheit zu betrachten. Klar sind die momentan erreichten 170 Tage ein großer Erfolg, aber diese Tage, Abende unterwegs, allein auf Reisen, ganz ohne Alkohol sind ebenso vernünftig wie schwierig. Es fehlt die Leichtigkeit, die ich so gern hätte, es fehlt das Gefühl, wirklich frei zu sein. Das Ventil öffnen auf Reisen, dieser Gedanke nimmt überhand seit einiger Zeit.
Nächste Woche bin ich von Montag bis Freitag unterwegs, und ich sag’s lieber gleich: Ja, da ist eine verdammte Lust auf Bier. Und ja, 170 Tage sind ein verdammter Erfolg, und die kontinuierlich abnehmende Jahres-Alkoholmenge seit meinem Baclofen-Start 2011 ist es auch. Die protestantische Strenge aber, die Nulltoleranz, die machen alles viel komplizierter, als ich es mir wünschen würde. Lockern, etwas lockerer werden, vor dem Brandenburger Tor ein Bier, nein, einige Biere trinken und dann zufrieden ins Hotelbett fallen, vielleicht ist das der Weg. Der Weg der drastischen Mengenreduzierung dank Baclofen, dank dieses Forums, dank einiger Selbsteinsichten und dank konsequenter Nulltoleranz im Kreise der Familie. Aber eben nicht der Weg der hundertprozentigen, ganzjährigen Alkoholfreiheit.
So schlecht finde ich diesen Ansatz gar nicht. Bitte verdammt mich nicht dafür.
Herzlich grüßt Dieter
_________________ Du brauchst keine Angst zu haben.
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