Familyman hat geschrieben:
Die Vorstellung, dass vor kurzer Zeit noch Bierflaschen und diese praktischen, in einem Rutsch zu leerenden 0,25l-Weinfläschchen klimperten, fand ich widerlich und ja, eben beschämend und traurig. Möge diese Art der Vergangenheit für immer vergangen sein.
Lieber Dieter
Dein Beitrag hat mir Material zum Nachdenken geliefert. Was ich jetzt schreibe, ist keine individuelle, direkte Antwort auf deinen Beitrag, sondern eher allgemein.
Warum gibt es eine solche Scham und Stigmatisierung, wenn man aufhört mit Alkohol trinken?
Für mich ist es nur eine Art umgekehrte Heuchelei, die die Gesellschaft uns auferlegt.
Es steht fest, dass dies eine Droge ist, dass Menschen regelmäßig einnehmen, hinter dem die Gesellschaft zu 100% steht? Vielleicht nicht zu 100% - aber fast. Dass wir ermutigt werden jedes Fest damit zu zelebrieren, es mit den Mahlzeiten zu 'geniessen', damit Spass und Party zu haben. So ist das! Wir werden regelrecht ermutigt, Alkohol zu trinken. Werbung, Neonlichtern, man kann die Regale im Supermarkt nicht übersehen.
Und dennoch ist es eine Droge, die jährlich 3.5 Mio. Todesopfer fordert. 25% aller jungen Menschen sterben wegen dem Alkohol. All diese Leute, die sterben! Es gibt über 200 verschiedene Krankheiten, die direkt vom Alkohlgebrauch verursacht werden. Stell dir vor, wieviel das den Regierungen kostet. Hospitalisierungen, viel Medikamente. Und dann sterben sie.
Also, warum gibt es ein Stigma, mit dem Trinken aufzuhören? Wieso wird man stigmatisiert? Warum ist das mit Scham und Trauer verbunden?
In Anbetracht des oben Erwähnten, müsste das doch absolut lächerlich klingen?
Jedermann, der mit dem Trinken aufhört, weigert sich, diese massiven Unternehmen zu finanzieren, die dort sind, nicht um Ihr Geld zu verdienen, sondern um Vermögen zu machen. Diese Unternehmen sind so mächtig, dass sie die Regierungen beeinflussen. Sie beeinflussen auch die Gesetzgebung. Sie fordern das Inkrafttreten von Gesetzen. Oder fordern Gesetzesverbote.
Einige der Argumente, die ich gehört habe, als ich mit Trinken aufgehört habe:
„Ein Glas wird dich nicht töten.“ Und das stimmt. Eins wird dich nicht töten.
Ein Tropfen Whisky wird dich nicht töten. Ein Glas Wein, wird Sie nicht töten. Ein Bier auch nicht.
Aber eine Ansammlung wird ganz bestimmt töten und das ist, was überall in dieser Welt geschieht.
Eine Ansammlung von Menschen, die eine Ansammlung von Alkohol trinken, immer und immer wieder.
Ein Glas nach dem anderen.
Ein weiteres Argument ist:
„Nun, das Leben soll man genießen“. Und ja, auch das trifft zu.
Und ich sage Dir eins, Dieter. Ich sage es Euch allen:
Ich geniesse mein Leben jetzt, jetzt dass ich nicht mehr trinke. Keine Scham, keine Trauer. Weisst du, als ich diesem Wahn steckte, diesen ganzen Schwachsinn, zu glauben, dass ich mein Leben mit Alkohol geniessen kann. Ich dachte, ich genoss.
Aber jetzt bist du befreit, Dieter. Jetzt siehst du ein, wieviel von deinem Leben einfach an dir vorbeipassiert ist.
Und die Leute, die sich traurig fühlen sollten, sie schauen dich an während sie ihr Zeug hineinkippen, und fangen an - 'oh Mann, du weißt nicht, was du verpasst. Jawohl! Nur ein Getränk, Mann. Nimm ein Paar'. 'Habe ein bisschen Spass', weißt du?
Und ich garantiere dir:
Egal wer es ist, er wird keinen verdammten Spass mehr haben wenn er um 4 Uhr nachts aufwacht mit einem Kopf, so hart wie der Vorderreifen meines E-bikes. Es ist dunkel, der Rausch ist ausgewirkt, ihm ist schwindlich, und sein Herz klopft wie der Glöckner an das Tor von der Notre-Dame.
Er spürt Ärger, Bedauern und Scham, Traurigkeit, mehr als alles andere.
Erstaunlich, nicht wahr?
Es tut mir wirklich Leid für die Leute, die das jetzt durchmachen.
Es ist unglaublich.
Alles hat Folgen und es gibt große Folgen, wenn man seinen Körper wie eine Müllhalde behandelt.
Leben heisst das Leben geniessen, weil du am Leben bist.
Zwei und 3 Tage lang den verflixten Kater zu haben ist nicht schön und ist es definitiv nicht wert, den Körper zuzumuten.
Und das ist, was ich über Menschen zu sagen habe, die Leuten, die mit dem Trinken Aufhören misstrauisch gegenüber stehen. Die denken, dass das Aufhören zu Trinken mit Scham verknüpft werden soll.
Es ist keine Schande.
Es ist eine Schande, durchs Leben zu gehen, deinen Körper mit einem Toxin zu töten und zu denken, dass es in Ordnung ist.
Es ist widerlich, beschämend und traurig, wenn wir Lehrer in unseren Schulen haben, Richter, Ärzte, Polizisten, Dies sind alle Menschen, die sind da, um uns zu schützen, zu heilen, uns zu unterrichten. Und sie nehmen fast ausnahmslos diese Droge. Das Gegenteil können sie nicht von sich behaupten, weil sie sonst Heuchler wären.
Sie haben nicht das Recht, dir zu sagen, du solltest nicht trinken. Weil sie es selber tun.
Wir sind von Alkohol umgeben, umkreist, wenn es so viel Werbung gibt, so viele Kneipen rund deinem Ort, die knüppelvoll mit diesem Zeug sind. Dás sind die Orte, wo es Scham geben sollte, diése Orte sind widerlich und ja, eben beschämend und traurig.
Ich würde sagen, es ist nicht nur "die Leute, die es sich selbst antun", es ist die Gewalt, die auf andere Menschen verübt wird, Werbung, Gruppenzwang usw. Um diese verdammte Droge. Diese Killer-Droge. Sorry, ich werde jetzt aufhören mit Schimpfen.
Lieber Dieter, ich meine, du solltest den Kopf hoch halten und sagen „Dies ist meine Wahl, das ist meine Entscheidung, und so behandle ich mich selber besser.“
Mehr nicht.
There’s no looking back. Der Weg heisst Vorwärts. Das beste Beispiel bist du, du selber, Dieter, du lieber Wegbereiter. Bleib dran und zeig uns nach wie vor den Weg.
LG
Patrick
There is NO shame in recovery! The shame is in NOT seeking recovery