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moonriver
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Betreff des Beitrags: Re: Rotschilds Baclofen Tagebuch Verfasst: Samstag 22. September 2012, 08:21 |
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Moderator |
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Registriert: Sonntag 13. Februar 2011, 17:49 Beiträge: 2608 Wohnort: Schweiz
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Hallo Rothschild Irgendwie beim Lesen Deiner Zeilen habe ich den Eindruck, dass Du etwas am dringensten benötigst: Ruhe... Vielleicht kann Dich Baclofen auf diese Strasse führen. Zitat: Bogenschießen (Compoundbogen) reizt mich auch sehr...
Das wäre meines Erachtens nun die richtige Entscheidung. Der berühmte Moment der Konzentration vor dem Loslassen des Pfeiles. Er kann Dich zu dir selber führen. Zitat: Das ist eine Art Feldermaus- Anzug mit der man sich Berge herunterstürzt und mit einer Geschwindigkeit von bis zu 360 km/h, teilweise wenige Meter über den Boden / an Klippen vorbei rast. Rothschild, Du fliegst Deiner Seele schon lange davon... lass ihr mal die Zeit, damit sie Dich wieder einholen kann. Entfliehen kannst Du Deinem wahren Selbst nicht. Weder mit Arbeit, Drogen, Alkohol noch Adrenalinkick. Im übrigen: Super, wie Du das Baclofen-Tagebuch führst! Ich wünsche Dir ein gutes Weekend und "slow down"... LG moonriver
_________________ „Geh nicht nur glatte Straßen, geh Wege, die noch niemand ging, damit du Spuren hinterlässt, und nicht nur Staub!“ (Antoine de Saint-Exupéry)
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moonriver
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Betreff des Beitrags: Re: Rotschilds Baclofen Tagebuch Verfasst: Samstag 22. September 2012, 13:26 |
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Moderator |
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Registriert: Sonntag 13. Februar 2011, 17:49 Beiträge: 2608 Wohnort: Schweiz
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Hallo Rothschild
Ergänzend möchte ich Dir hier noch folgenden Ratschlag in der Dosierung von Baclofen mitgeben: Auch wenn Du offenbar keine Nebenwirkungen verspürst, kann eine zu rasche Dosissteigerung am Anfang zu leicht euphorischen Zuständen führen. Dies wäre bei Dir momentan kontrapunktiv. Auch wenn es für Deine Persönlichkeit "gewöhnungsbedürftig" erscheint, ist Geduld angesagt. Baclofen hat bei Beginn eine relativ rasch einsetzende Wirkung, welche sich aber von der eigentlichen Langzeittherapie unterscheidet. Möglichst schnell und auf direktem Wege den sogenannten "Switchpunkt" zu erreichen (ob es den in diesem Sinne überhaupt gibt ist ein anderes Thema), könnte in eine Slalomfahrt führen. Der Weg der Geduld mag langweiliger erscheinen, führt auf lange Sicht jedoch sicherer zum Ziel. Oder anders gesagt, lass Dich nicht auf ein Rennen mit dem Panther (Craving) ein. Gemächlicher Schritt verleidet ihm eher. Dann wird er sich immer mehr zurückziehen.
Du bist ein Mensch der Tat und hast eine ausgeprägte Motivation, den Weg in ein neues Leben zu finden. Die Bahn hast Du nun vor Dir. Trage Sorge zu Deinem Schutzengel...
LG moonriver
_________________ „Geh nicht nur glatte Straßen, geh Wege, die noch niemand ging, damit du Spuren hinterlässt, und nicht nur Staub!“ (Antoine de Saint-Exupéry)
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Familyman
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Betreff des Beitrags: Re: Rotschilds Baclofen Tagebuch Verfasst: Samstag 22. September 2012, 23:26 |
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Moderator |
Registriert: Mittwoch 23. November 2011, 14:56 Beiträge: 1154
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Hallo Rotschild,
schön und vielleicht auch: Dein Glück, dass Du zu Baclofen und in dieses Forum gefunden hast. Deine Story liest sich abenteuerlich und spannend, aber viel spannender dürfte die Zukunft sein. Ein großes Stück weit konntest Du Dein Leben schon ordnen, weiteren Durchblick wird Dir Baclofen verschaffen.
Um Dein Leben zu entschleunigen, kann neben Baclofen auch Sport eigentlich nur hilfreich sein. Ja, warum nicht Bogenschießen? Ich selbst bin Läufer, im Training muss man nicht schnell laufen, und Läufe in moderatem Tempo sind für mich wie Meditation. Nur dass man eben nicht nur dasitzt, womit Du offenbar ein Problem hast (ich auch).
Bin gespannt auf weitere Tagebucheinträge. Als Mann der Tat nimmst Du Dein Leben in die Hand, und das ist gut so.
Herzlich grüßt Dieter
_________________ Du brauchst keine Angst zu haben.
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Juli
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Betreff des Beitrags: Re: Rotschilds Baclofen Tagebuch Verfasst: Sonntag 23. September 2012, 09:46 |
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Moderator |
Registriert: Montag 10. September 2012, 02:35 Beiträge: 1386
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Ich wünsche Dir viel Glück auf dem eingeschlagenen,neuen Weg.
_________________ VG
Am Ende wird alles gut und wenn es nicht gut wird, ist es nicht das Ende
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Rotschild
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Betreff des Beitrags: Re: Rotschilds Baclofen Tagebuch Verfasst: Montag 24. September 2012, 22:32 |
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Registriert: Donnerstag 20. September 2012, 13:27 Beiträge: 16
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Vielen Dank @all, dass ihr mir Mut & Hoffnung macht!
@moonriver:
Das mit dem "Slow Down" ist schon richtig… ich merke durch Baclofen, dass ich dringend Ruhe benötige. Blutdruck o.k., Herzrhytmus auch, dafür seit Monaten Magen-/Verdauungsprobleme und ab und zu ein fiepen im Ohr.
Das mit dem runterkommen ist nur leider momentan nicht mit meiner Selbstständigkeit vereinbar, da ich gerade knapp ein Jahr dabei bin. Ich hatte seit fast 1 Jahr keinen Urlaub und so wie es aussieht, werde ich frühestens zum 24.12. eine Woche frei nehmen können, wovon 3-4 Tage für Feiertags-Stress mit Fahrten quer durch Deutschland draufgehen werden.
Wobei ich sagen muss: Seitdem ich Baclofen nehme, komme ich @work nicht so richtig aus dem "Knick" (oder Kick?). Ich bin nicht mehr so "drauf", arbeite langsam, trödel rum und machte seit Donnerstag, dem ersten Baclofen Tag, relativ früh gegen 21 Uhr Feierabend, wo ich sonst bis 1 oder 2 Uhr morgens gearbeitet hätte.
Am Wochenende hätte ich Samstag+Sonntag eigentlich auch arbeiten müssen, habe ich nicht getan. Zumal ich seit Sonntag einen sehr unangenehmen, grippalen Infekt habe. Mich plagt das schlechte Gewissen, aber Baclofen blockiert das irgendwie und säuselt mir zu: Egal, jetzt machst du das, worauf du Lust hast, was dich entspannt oder was dich ablenkt.
Der Druck von meiner Seite aus nimmt ab, der Druck von außen weiter zu seitdem ich Baclofen nehme… letzte Woche habe ich statt der eigentlich geplanten 80-90 Stunden inkl. Wochenende nur 50 Stunden in der Woche gearbeitet.
Bzgl. der Dosierung habe ich die ersten Tage nur was genommen, wenn ich Craving hatte, dazu gleich mehr im Tagebuch.
@Familyman:
Sport wird mir sicherlich gut tun, nur schaffe ich es zum einen aufgrund meines Arbeitspensums nicht, zum anderen ist mein Schweinehund zu groß und sagt mir: Versuche die zu entspannen, ist doch viel gemütlicher als sich jetzt abzurackern. Bei mir war es bisher immer so, dass ich mich die ersten 1-2 Wochen mit Willenskraft hin bin, mich jedes Mal neu überwinden musste und ab der 3. Woche war ich dann "süchtig" nach dem Sport. In den letzten 4 Jahren bin ich nur ein paar mal Golf spielen gegangen und das nicht sonderlich viel… dieses Jahr war ich vielleicht 5x auf der Driving Range und 3x auf dem Kurzplatz.
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Rotschild
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Betreff des Beitrags: Re: Rotschilds Baclofen Tagebuch Verfasst: Montag 24. September 2012, 22:54 |
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Registriert: Donnerstag 20. September 2012, 13:27 Beiträge: 16
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3. Tag (Samstag)
Ich konnte erst gegen 4 Uhr einschlafen. Gegen 9:30 bin ich das erste mal wach geworden, habe als über 5 Stunden durchgeschlafen. Da Wochenende war, habe ich entspannt - am Ende im Halbschlaf - bis 13:00 Uhr im Bett gelegen und war, bis auf die Entzugssymptome gut ausgeruht.
Gegen 14 Uhr ging's dann einkaufen, Gott sei Dank nicht alleine, sondern mit meiner Schwester. Craving bis dahin = 0, da wir auch nur alkoholfreies Leergut ins Auto luden.
Dann rein in den Supermarkt und: Meine Blicke wanderten wie gefesselt zum Alkohol - krass! Mir war das die letzten 10 Jahre gar nicht bewußt, wie massiv ich auf den Alkohol fixiert bin und wie selbstverständlich ich da hingegangen bin, und mir, mit Vorfreude auf den Rausch, was zu saufen geholt habe. Ich musste mich richtig zusammenreißen, nicht wie sonst automatisch am Alk stehenzubleiben und zu gucken, was es gibt und was im Angebot ist.
1. Tages-Dosis / 15:00 / 5mg
So schnell es einkaufstechnisch ging aus dem Supermarkt raus, sofort hektisch Baclofen ausgekramt,runtergeschluckt und erst mal eine Kippe sowie einen Nescafe Xpress mit großen, tiefen Zügen durchgezogen/getrunken.
Danach war das Craving noch vorhanden, aber beherrschbar. Als wir dann noch in den Getränkemarkt sind und ich eine Kiste Bier kaufen musste, ging es eigentlich.
Wieder @home lag da auch schon meine Mutter mit Ihrem 2. Bier in der Hand und der Ansage "hol noch mal 'nen Bier für mich". Habe ich nicht geholt, sondern delegiert und habe mich erst mal in meine eigenen 4 Wände zurückgezogen
2. Tages-Dosis / 18:30 / 5mg
Dann gab es das gemeinsame Familienessen. Provisorisch kurz davor Baclofen genommen. Meine Mom mit ihrem 5. Bier, der Freund meiner Schwester mit dem 2. Bier. Craving war erträglich
3. Tages-Dosis / 21:00 / 5mg
Eine Freundin meiner Mutter kommt vorbei, ich frage natürlich nach dem Trinkwunsch und: Bier. Alle "gemütlich" am Bier süffeln - also gleich rüber und noch mal Baclofen eingeschmissen.
Um 23:00 Uhr mit dem Freund meiner Schwester mit unseren Laptops ein Multiplayer Game gezockt und ihm vorher gesagt, er sollte bitte kein Bier mehr vor mir trinken, was er auch respektiert hat. So richtig Spaß hatte ich irgendwie nicht, Craving war gar nicht mal so schlimm sondern eher der Wunsch nach beduselt und euphorisch durch den Alkoholeinfluss sein.
4. Tages-Dosis / 0:30 / 2,5mg
Ich rüber zu mir, um noch etwas "entspannt" die geplante letzte halbe Stunde ausklingen zu lassen noch mal Baclofen genommen.
Leider konnte ich auch an dem Tag erst gegen 4 Uhr einschlafen ABER: Ich habe nahezu ohne Unterbrechung bis um 11! Uhr durchgeschlafen. Also über 10 Stunden ziemlich unterbrechungsfrei!
Gesamtdosis / 3. Tag: 17,5 mg
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Rotschild
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Betreff des Beitrags: Re: Rotschilds Baclofen Tagebuch Verfasst: Montag 24. September 2012, 23:47 |
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Registriert: Donnerstag 20. September 2012, 13:27 Beiträge: 16
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4. Tag (Sonntag)
Um 11 Uhr aufgestanden und recht erholt gefühlt. Bis auf einen trockenen, leicht kratzigen Hals und einem etwas matschigem Kopf, vom Kopf her fast so, als hätte ich den Tag zuvor gesoffen, aber eher einen 12 Jahre alten Single Malt mit ausreichend nicht alkoholischer Flüssigkeit.
Ich dachte nur: Hey! Endlich mal eine Nebenwirkung, die nicht ins Alkoholentzugs- Muster fällt, sondern von Baclofen! Ich war fast schon erleichtert, wo ich mich doch genau über die Nebenwirkungen informiert habe und diese auch hier im Forum durch Praxisanwendung nachgelesen habe.
Ich hatte seit langem auch gleich Appetit auf was zu essen. Sonst habe ich gar nicht gefrühstückt und erst nach 2-3 Stunden etwas gegessen. Aber irgendwie war ich antriebslos und hatte keine Lust auf irgendwelche Akitiväten… schwere Glieder usw.. an die frische Luft hat auch nichts gebracht.
Um es aufzulösen, weil ist ja schon heute und ich berichte über morgen: Habe mich von meiner Mom mit einem grippalen Effekt anstecken lassen.
Eigentlich hätte ich spätestens heute arbeiten müssen, habe ich aber versucht beiseite zu schieben, das schlechte Gewissen war aber immer als Hintergrundrauchen zu hören. Den Tag über habe ich entspannt ein neues Game, dass frisch für meinen Tablet rausgekommen ist, gezockt - das ist für mich ähnlich entspannend wie ein gutes Buch.
1. Tages-Dosis / 14:00 / 5 mg
Nachdem meine Mom schon um 13 Uhr ihr erstes Bier aufgemacht hat, was ich erst gegen kurz vor 14 Uhr wahrgenommen habe, habe ich gleich Baclofen eingeschmissen. Echt heftig… da steht man am Wochenende auf, ist ganz entspannt, Craving = 0 und dann sieht man jemanden Alkohol trinken und schwups ist es wieder da. Und auch das Bewusstsein, dass ich das Wochenende davor zu der Uhrzeit auch schon mein erster Bier am Hals hatte, dieser "Memory-Effekt" verstärkt das ganze noch.
2. Tages-Dosis / 17:30 / 5mg
Essen gab es schon recht früh, also wieder kurz davor Baclofen eingeschmissen, weil da wieder 2 Familienmitglieder am Bier trinken waren. Meine Mom hatte übrigens schon wieder ihr 4. Bier intus, das ist mir all die Zeit so bewusst gar nicht aufgefallen. War vom Craving her erträglich und hatte nach dem Essen noch mal einen Peak, da "Absacker" getrunken wurde.
3. Tages-Dosis / 20:00 / 5mg
Der allsonntägliche, familiäre TV-Abend begann - natürlich wieder mit Bier am Hals. Schon krass, wie ritualistisch der Alkohol konsumiert wird: Da es keine Werbeunterbrechung gibt, wird das Bier vorher schon mal gebunkert, damit man auch ja nicht aufstehen muss. Das ganze wurde mir dann irgendwie zu doof… meine Mom nickt z.B. grundsätzlich kurz weg, wacht wieder auf, nuschelt angetrunken irgendwas vor sich her, trinkt ihr Bier weiter, nickt wieder weg, nuschelt, trinkt was… das hat mich total aggressiv gemacht und vorher kein Stück interessiert, Hauptsache ich hatte meinen Pegel und mach mir die Sinntflut
4. Tages-Dosis / 00:30 / 2,5mg
Ich war richtig platt und gerädert ohne was getan zu haben, hatte leichte Halsschmerzen und meine Nase lief. Da habe ich aber noch nicht realisiert, dass das die Erkältung ist. Gegen 2 Uhr schlief ich dann ein.
Da nicht mal meine eigene Familie realisiert hat, wie viel ich eigentlich getrunken habe, noch ein paar Worte zu meinen Ritualen, die den Alkohol als Genuss darstellen sollten und nicht als stupides "Saufen":
Im Rückblick habe ich nur als Ausrede meinen Alkoholgenuss bis zur Perfektion ritualisiert um andere zu beeindrucken und felsenfest klar zu machen, dass ich nicht abhängig bin, sondern genieße - jeden Tag, bei jedem einzelnen Glas:
Das Glas im Kühlschrank, den Whiskey in der Kühltruhe genau so temperiert, dass er nicht anfriert, sondern kleine, feine Eiskristalle bildet, den Whiskey immer auf den ml genau abgemessen und manchmal mit Limette/Zitrone/Vanille/Honig & auch hier genauestens dosiert und in Jahrelangem Feintuning erarbeitet. Dazu zwei ganze, große Eiswürfel, die beschädigten landeten im Müll, die Cola musste aus Glasflaschen kommen und hatte eine Temperatur von knapp etwa 2°C, also eiskalt, aber nicht angefroren. Für jede Whiskey-Sorte und Kombination hatte ich meine eigenen Gläser, insgesamt 4 verschiedene Varianten nur für Cola Whiskey. Das ganze traf auch auf andere Longdrinks, Cocktails, Wein zu… alles für mich perfektioniert, um eine Ausrede parat zu haben, dass ich ja nicht saufe, sondern genieße.
Gesamtdosis / 4. Tag: 17,5 mg
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Rotschild
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Betreff des Beitrags: Re: Rotschilds Baclofen Tagebuch Verfasst: Dienstag 25. September 2012, 01:46 |
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Registriert: Donnerstag 20. September 2012, 13:27 Beiträge: 16
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5. Tag (Montag)
Als das erste Mal der Wecker klingelte, ging das überhaupt gar nicht und ich habe ihn 1/2 Stunde später gestellt. Habe ihn überhört und bin erst um 9:30 zu mir gekommen. Als ich zu mir kam: Halsschmerzen, triefende Nase, leichter, trockener Reizhusten, Kopfdrücken mit leichten Kopfschmerzen und ziemlich schwere Glieder. Dazu noch eine heisere Stimme - so ein richtig schöner grippaler Infekt.
Daraufhin ungeduscht und nicht angezogen vorm PC gegammelt, nur auf die wichtigsten Mail geantwortet und nicht aktiv telefoniert. Da ich letzte Woche ab dem 1. Tag Baclofen (Donnerstag) nicht mehr so gepowert habe und auch weniger gearbeitet habe, kamen dann natürlich zwangsläufig die ersten Anrufe. Und die waren leider so nach dem Motto: "Oh, ist ja nicht schön, dass Sie krank sind aber A,B und C müssen trotzdem heute erledigt werden und Person D und E müssen Sie heute noch kontaktieren wegen F, G, H… gute Besserung und bitte Feedback geben, wenn das erledigt ist". Also mit Krankschreiben wie damals ist nichts.
Habe also von 10-22 Uhr gearbeitet und regelmäßig Pausen eingelegt und mich kurz auf's Ohr gehauen, so dass ich heute effektiv "nur" 8 Stunden gearbeitet habe, sonst aber auch keine Sekunde was anderes.
1. Tagesdosis / 14:00 / 5mg
Craving, weil sonst hätte ich folgendes an Alkohol konsumiert: warmes Bier, heißen Rum mit viel Zitronensaft, dazu Paracetamol und Gelomyrtol und Contramutan / Meditonsin. Habe noch mal im Internet nachgelesen, aber alle homöopathischen Mittel, die ich kenne und da habe, sind Tropfen und enthalten Alkohol. Also gar nicht genommen.
2. Tagesdosis / 18:00 / 5mg
Fühlte mich einfach nur beschissen, hatte direkt mal kein Craving nur weglassen ist wohl auch doof
3. Tagesdosis / 21:30 / 5mg
Craving, da: Normalerweise hätte ich mir jetzt trotzdem ein paar Cola Whiskey (ungekühlt) gemacht, dazu noch ordentliche Portion Paracetamol eingeschmissen, das hätte in Kombination mit der erhöhten Körpertemperatur ordentlich "duselig" gemacht. Dann hätte ich noch Wick Medinait (mit Alkohol und Schlafmittel) mit einer Gelomyrtol kombiniert, ins Bett und hätte die Nacht über geschwitzt und durchgeschlafen.
4. Tagesdosis / 0:40 / 10mg
Habe gerade das erste mal 10mg genommen, in der Hoffnung, dass ich dadurch schlafen kann. Craving ist in einer sehr speziellen Form vorhanden: Ich weiß, dass ich in Kombination aus Schmerztabletten, ätherische Ölen, Alkohol, homöopathischen (Alkohol-)Tropfen sowie Wick Medinait (=Schmerzmittel, Schlafmittel, Alkohl) innerhalb von 1/2 Stunde selig einschlafen, ausschwitzen,durchschlafen und wahrscheinlich recht erholt, wenn auch immer noch angeschlagen, am nächsten Tag aufwachen würde.
Bin heute um 10 aufgestanden & tagsüber 2 Stunden geschlafen, ab 21 Uhr erfolglos versucht zu schlafen. Bin auf der einen Seite total fertig, auf der anderen wach, da ich nichts zum "wegschiessen" genommen habe. Und ich bin jetzt auch sehr entspannt.
Gesamtdosis 5. Tag: 25mg
Bisherige Erfahrungen & zukünftige Dosierung
Positiv:
Am Wochenende habe ich gemerkt, dass Craving in am Wochenende und in einer entspannten Umgebung kaum vorkommt wenn ich 1. keinen Alkohol sehe (z.B. Supermarkt, Alkohol @home) und 2. keine Menschen sehe, die Alkohol trinken.
Wenn ich unter Anspannung stehe, dann habe ich das Verlangen etwas zu trinken, um den Druck abzubauen - der Alkohl hat mich ab einem gewissen Pegel zwangsläufig immer irgendwann entspannt.
Ich habe Alkohol auch bewußt als Antidepressiva zur Stimmungsaufhellung benutzt. Kennt ihr das Lied: "Wenn ich einmal traurig bin, trink ich einen Korn, wenn ich dann noch traurig bin, trink ich noch 'nen Korn, wenn ich dann noch traurig bin dann trink ich noch 'nen Korn… und wenn ich dann noch traurig bin, fang ich an von vorn"
Die ersten Tage habe ich Baclofen nur dann benutzt, wenn Craving auftrat. Das wirkt dann zwar innerhalb von ca. 10 Minuten bei mir, aber das kann ja kein dauerhafter Zustand sein.
Auch habe ich gemerkt, dass ich mit Baclofen sehr viel entspannter bin, was meinen eigenen, inneren Druck @work angeht: Ich arbeite entspannter, langsamer und nicht mehr so viel.
Auch nehme ich mir zwischendurch mal Zeit, und mache etwas, das mir grad gut tut. Ich habe z.B. schon 2x selber gekocht, statt mir ein Fertiggericht in die Mikrowelle zu stellen. Auch bin ich tagsüber ein paar mal an die frische Luft und habe mit meinem Hund Stöcken werfen gespielt. Ich habe letztens sogar 10 Minuten nett geplaudert, wo ich sonst wie der Wind durchgehuscht wäre (keine Zeit, schnell, schnell).
Negativ -> primär @work / für mich persönlich eher positiv
Ich bin mir sicher, dass ich in der vorherigen Kombi Alkohol/Powern zum einen ca. 30-40% effektiver gearbeitet hätte, zum anderen hätte ich die Tage zeitlich gesehen ca. 60-70% mehr gearbeitet. Ich hätte auch motiviertere Gespräche geführt.
Eine erste Nebenwirkung/Problem habe ich momentan ebenfalls: Wenn ich in Verhandlungen bin, nebenbei denken muss, schnell Worte finde muss, die sonst automatisch raussprudeln: 1. Ich wurde die Tage mehrmals gefragt, ob ich noch in der Leitung sei und 2. habe ich bei komplexeren Fachgesprächen die Fachwörter durcheinander bekommen / verwechselt. Das kommt natürlich gar nicht gut an.
Ich müsste eigentlich morgen etwas finalisieren, hab's aber einfach nicht getan, weils mir, vor allem nach den 10mg Baclofen nicht so wichtig ist. Morgen werden mich deswegen mehrere Leute nerven, aber die endgültige Deadline ist ja erst morgen Abend und das sage habe ich mir auch schon am Wochenende gesagt… "morgen, morgen, nur nicht heute, sagen alle faulen Leute". Ich werde es einfach auf einen Projektpartner schieben, zu dem habe eh nur ich den direkten Draht und er war am späten Freitag Abend eh leicht angespisst und hatte zudem aufgrund unserer Arbeit einen Streit mit seiner Freundin. Habe ihn heute um 21 Uhr nicht angerufen, sondern werde das morgen vormittag machen. Tat seiner Beziehungskrise sicherlich gut, dass ich da am nächsten Arbeitstag nicht gleich wieder spät Abends anrufe. Diese Einstellung findet mein Hirn grad richtig scheisse, Baclofen sagt mir allerdings: Slow down!
Klingt total komisch, aber: Bisher habe ich, bis ich gegen 17/18 Uhr losgetrunken habe, um meinen Pegel zu erreichen meinen Toilettendrang unterdrück. Heißt: Tagsüber kaum am stillen Örtchen, gegen 19 Uhr alle 1/2 Stunde. Jetzt: Wenn ich muss, dann muss ich.
Bisherige wirklich negative Nebenwirkungen:
- In stressigen, komplexen Verhandlungen/Situationen verzögertes reagieren im Gespräch und verwechseln von Fachwörtern
Zukünftige, geplante Dosierung:
Da es immer wieder zu Kontakt mit Alkohol kommen wird und ich auch zwingend Menschen trinken sehen werde und zum anderen Druck-/Stress- Situationen nicht planbar auftauchen, werde ich präventiv handeln und einen festen Zeitplan festlegen, an den mich mein Handy täglich erinnert. Bei mir scheint Craving ca. 3 Stunden nach Einnahme zuzunehmen.
Ab morgen für 3 Tage:
- 11 Uhr 5mg - 14 Uhr 5mg - 17 Uhr 5mg - 20 Uhr 5mg - 23 Uhr 10mg --> Gesamt 30 mg
Ab dem 4. Tag:
- 10 Uhr 6,25 mg - 12 Uhr 6,25 mg - 14 Uhr 6,25 mg - 16 Uhr 6,25 mg - 18 Uhr 6,25 mg - 20 Uhr 6,25 mg - 22 Uhr 10 mg --> Gesamt 47,50 mg
Ab dem 8. Tag Dosissteigerung, bis Nebenwirkungen eintreffen, z.B.
- 11 Uhr 10 mg - 14 Uhr 10 mg - 17 Uhr 10 mg - 20 Uhr 10 mg - 23 Uhr 18,75 mg --> Gesamt 58,75 mg
Tipps? Eure Meinung zur Dosierung?
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moonriver
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Betreff des Beitrags: Re: Rotschilds Baclofen Tagebuch Verfasst: Dienstag 25. September 2012, 17:19 |
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Registriert: Sonntag 13. Februar 2011, 17:49 Beiträge: 2608 Wohnort: Schweiz
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Hallo Rothschild
Gelesen habe ich Deine letzten Beiträge bereits heute morgen 5 Uhr. Leider reichte die Zeit nicht vor meiner Frühschicht Dir noch eine Antwort zukommen zu lassen. Dies will ich nun nachholen!
Eines darfst Du Dir sicher sein: Deine Berichte interessieren mich und hinterlassen in mir einen grossen Respekt!
Was mir starken Eindruck macht ist z.B. Dein Verhalten in diesem Alkoholumfeld. Dauernd bist Du fast genötigt, andere mit einem Glas in der Hand anzutreffen. Da zu widerstehen ist einerseits sicher der beginnenden Wirkung von Bac zuzuschreiben, andererseits aber auch Deiner ausgeprägten Motivation und dem Wunsch, da rauszukommen. Beste Voraussetzungen es auch zu schaffen.
Du lernst nun die Wirkungen dieses Medikamentes kennen. Für mich war es wie der Beginn einer neuen wunderbaren Freundschaft... Zu den Nebenwirkungen: Kommen mir bekannt vor. Ununterbrochener Schlaf mit einer Dauer bis zu 11h waren am Anfang keine Seltenheit. Eine äusserst angenehme Nebenwirkung. Auch Wortfindungsstörungen sind bekannt. Wie andere unangenehmere Nebenwirkungen werden sie sich nach längerer Anwendungsdauer wieder verlieren. Schlussendlich bleiben die angenehmen Wirkungen und Nebenwirkungen übrig.
Ich lese aus Deinen Zeilen (und auch dazwischen), dass Du hochmotiviert hinter diese Sache gehst, das ganze gekoppelt mit einem Willen, der Stärke zeigt. Nach meinem Eindruck bist Du wirklich auf dem nun sich öffnenden Weg. Baclofen wirkt auch "im Verborgenen". Manchmal fragt man sich erst hinterher, warum man eigentlich so und nicht anders reagiert hat.
Zu Deiner Dosierung: Du spürst es selber am besten, wenn die Nebenwirkungen zu stark werden. Dann einfach keine weitere Steigerung und etwas abwarten. Aber dies hast Du ja auch schon so in Deiner Strategie beschrieben. Du bist nun auch auf einer Dosis, wo eine Notfalltablette möglich wird. Schnelle Wirkung -> langsam unter der Zunge zergehen lassen.
Gut, dass Du ein Tagebuch führst. So kannst Du Deine Fortschritte im Nachhinein mitverfolgen. In schwierigen Lebenssituationen hat sich ein Tagebuch bei mir auch immer bewährt. Dass Du es hier im Forum gewissermassen öffentlich zugänglich machst verdient zusätzlichen Respekt.
Rothschild, fahre in diesem Sinne weiter. Ich bin da sehr zuversichtlich!
Weiterhin alles Gute und viel Erfolg LG moonriver
_________________ „Geh nicht nur glatte Straßen, geh Wege, die noch niemand ging, damit du Spuren hinterlässt, und nicht nur Staub!“ (Antoine de Saint-Exupéry)
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amende
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Betreff des Beitrags: Re: Rotschilds Baclofen Tagebuch Verfasst: Dienstag 25. September 2012, 19:31 |
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Registriert: Dienstag 25. September 2012, 19:04 Beiträge: 1
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Hallo Rothschild, ich lese schon lange in diesem Forum, hatte mich aber noch nicht angemeldet. Aber nach deinen Berichten, deinen Konfrontationen mit Alkohol, Arbeit ohne Ende...... D A S durchzustehen und so stark zu sein. mein voller Ich werde mich demnächst auch vorstellen, aber im Moment schaffe ich es noch nicht. Nehme zwar auch schon Baclofen..... aber leider auch noch etwas Alk. Bin selbst über mich verärgert habe aber habe gerade eine ganz schlimme Zeit durchzustehen. Mehr dann später. (Sorry, dass ich das in deinem Thread schreibe). LG amende 
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