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Didier1956
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Betreff des Beitrags: Wie geht es mir nach dem Suff? Verfasst: Sonntag 17. Februar 2013, 10:20 |
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Registriert: Dienstag 11. September 2012, 10:53 Beiträge: 86
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@all
Ich denke es macht Sinn, wenn ich meinen aktuellen Zustand hier beschreibe. Das Erste, was mir neu ist, ist, daß ich Kopfschmerzen habe. Aua!! Und, keine Schmerztabletten im Hause. Wenn ich mich nicht bewege, geht´s aber. Meine Denkfähigkeit ist ziehmlich eingeschränkt. Craving ist vorhanden und ich denke, erst wenn der Rest Vodka vernichtet ist, komme ich zur Ruhe. Der Gedanke den Rest wegzuschütten war kurz da.... Moment...habe ihn gerade dem Abfluss übergeben. Lege mich jetzt hin, da das Kopfweh richtig heftig wird. Habe um 7:00 h 25 mg eingenommen. Craving ist am Verschwinden. Schuldgefühle= 0 % Bis dann...
LG Dieter
_________________ Du kannst einen Menschen nichts lehren; du kannst ihm nur helfen, es in sich zu finden. -Galileo Galilei-
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aspino71
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Betreff des Beitrags: Re: Wie geht es mir nach dem Suff? Verfasst: Sonntag 17. Februar 2013, 10:38 |
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Registriert: Sonntag 8. April 2012, 22:16 Beiträge: 390
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@ Dieter
Mein Mitgefühl zum Ausrutscher! Den Ausguss zu bemühen war die richtige Entscheidung. Nun bleibt nur ausruhen. Ich rate dir deine übliche Dosis weiter einzunehmen. Wo lag der Auslöser für den Griff zur Flasche?
LG Aspino
_________________ »Die Mühen der Gebirge liegen hinter uns / Vor uns liegen die Mühen der Ebenen« (Brecht)
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Didier1956
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Betreff des Beitrags: Re: Wie geht es mir nach dem Suff? Verfasst: Sonntag 17. Februar 2013, 10:59 |
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Registriert: Dienstag 11. September 2012, 10:53 Beiträge: 86
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@Aspino
Ich danke Dir für Dein Mitgefühl, frage mich aber, ob das in meinem Fall angemessen ist? Du scheinst in der Fragestellung, warum ich das gemacht habe, pragmatischer vorzugehen. Ich glaube, der Auslöser war, daß ich in meiner siebenwöchiger Abstinenz zusehends vereinsamt bin. Ich habe bewußt alle Bande zu meiner Familie und insbesondere zu meiner Lebensgefährtin abgebrochen und bin dadurch völlig auf mich selbst zurück gefallen. Ich schätze mal, daß mir das nicht wirklich gefallen hat und ich mich deswegen in den Zustand der Allmachtsphantasien beamen wollte! Das Schlimme an der Sache ist ja, daß es für den Moment ja auch funktioniert. Aber eben nur für den Moment. Schuldgefühle: 0 % Bedauern: 40 %
LG Dieter
_________________ Du kannst einen Menschen nichts lehren; du kannst ihm nur helfen, es in sich zu finden. -Galileo Galilei-
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Didier1956
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Betreff des Beitrags: Re: Wie geht es mir nach dem Suff? Verfasst: Sonntag 17. Februar 2013, 11:13 |
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Registriert: Dienstag 11. September 2012, 10:53 Beiträge: 86
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@Federico
Unser Thema "Demut" sollte in diesem unerfreulichen Zusammenhang vielleicht doch auch eine Erwähnung finden: Ich spüre Demut in dem Zusammenhang, daß wenn ich die Droge Alkohol konsumiere, nicht mehr Herr meiner Sinne bin. Nur das Fatale ist, daß ich ohne Alkohol da auch nicht viel weiter bin. Vielleicht hilft hier GGG?
LG Dieter
_________________ Du kannst einen Menschen nichts lehren; du kannst ihm nur helfen, es in sich zu finden. -Galileo Galilei-
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Papfl
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Betreff des Beitrags: Re: Wie geht es mir nach dem Suff? Verfasst: Sonntag 17. Februar 2013, 12:20 |
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Registriert: Sonntag 12. August 2012, 12:00 Beiträge: 89
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Didier1956 hat geschrieben: Das Schlimme an der Sache ist ja, daß es für den Moment ja auch funktioniert. Hallo Didier! Irgendwann funktioniert es "auch für den Moment" nicht mehr. Das ist die "leidige" Erfahrung, die ich vor ein paar Jahren machen musste. Nach viel Literaturrecherche und Diskussionen mit Ärzten mache ich das MEOS ("Mikrosomales Ethanol-oxidierendes System") für diesen Umstand verantwortlich. Simon Borowiak beschreibt diese Zusammenhänge in seinem Buch "ALK" auch für den Laien ganz verständlich. Das Buch ist zwar etwas "flapsig" geschrieben, aber m. E. ein ganz guter Einstieg auch für "Nicht-Wissenschaftler", sich über die medizinischen Aspekte der Sucht etwas näher zu informieren (Näheres zum MEOS s. Anhang). Bei mir sind die Zeiten, wo ich mich mit Alkohol in wahre "Rauschzustände" versetzen konnte, vorbei. Für mich ist Alkohol im Grunde nur noch lästig. Ich habe es immer wieder probiert, aber es funktioniert einfach nicht mehr. Konkret sah das dann immer so aus: Ich trank. Nichts passierte. Ich trank mehr. Nichts passierte. Ich trank noch mehr. Wurde müde. Schlief ein. Oder sollte ich besser sagen: Wurde ohnmächtig. Denn das trifft es wohl eher, wenn man im totalen Suff einpennt. Weil irgendwann eben dann (trotz MEOS) einfach zu viel Gift im Körper ist. Aber von Rausch, Höhenflügen, Glücksgefühl, Erleichterung...keine Spur mehr! Nun kann man auf der einen Seite sagen: Das ist ja prima. Wenn einem der Alkohol so gar nichts mehr gibt, wozu soll man dann überhaupt noch trinken? Und ein bisschen profitiere ich durch diese Erkenntnis auch, weil mir die Abstinenz dadurch ein Stück weit leichter fällt. Auf der anderen Seite ist da aber nach wie vor die Sucht: Physisch bzw. neurobiologisch (da hilft mir Baclofen ganz gut) und psychisch (!) Wenn Du Dein ganzes Leben lang "Glücksmomente" nur in Verbindung mit Alkohol erlebt, "Probleme" nur mit Hilfe von Alkohol gelöst oder "Entspannung" nur mit Alkohol gefunden hast, ist es ein langer Weg zu lernen, diese Gefühlle auch anderweitig zu "erzeugen". Aber das ist ein anderes Thema, das ich vielleicht in meinem eigenen Thread mal behandeln werde. Wollte Didier eigentlich nur sagen: Du kannst Rauschzustände noch erleben. Übertreib's nicht! Beste Grüße Papfl
Dateianhänge: |
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_________________ Alles geben die Götter, die unendlichen, ihren Lieblingen ganz. Alle Freuden, die unendlichen, alle Schmerzen, die unendlichen, ganz. Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832)
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Didier1956
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Betreff des Beitrags: Re: Wie geht es mir nach dem Suff? Verfasst: Sonntag 17. Februar 2013, 12:57 |
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Registriert: Dienstag 11. September 2012, 10:53 Beiträge: 86
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Lieber Papfl,
das nenne ich mal ein Feedback. Ganz lieben Dank dafür.
Das Buch "Alk" steht seit kurzem auf meiner Wunschliste bei amazon und wird in Kürze von mir bestellt.
Was meinen gestrigen "Rauschzustand" betrifft, muß ich sagen, daß irgend etwas anders war, als ich es bisher kannte. Ungewöhnlich war, daß ich die Flasche Vodka nicht vollständig geleert habe. Es entstand relativ plötzlich ein Widerwille weiter zu trinken. Und was ganz wichtig für mich ist: Heute morgen, kaum Verlangen weiter zu trinken, außer Literweise Saftschorle. Das gibt mir das Gefühl, das Gift aus meinem Körper rauszuspülen. Der "Rauschzustand" in dem ich mich befand, war auch anders als ich es bis jetzt kannte. Fast schon unangenehm und von mir abrupt beendet, in dem ich mich (noch) bewußt schlafen legte. Ich möchte das nicht schön reden, was ich da fabriziert habe, aber so etwas wie "learning by doing" ist doch ein Effekt dieser leidvollen (besonders heute) Erfahrung.
Einen schönen Sonntag wünscht Dir
Dieter
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Federico
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Betreff des Beitrags: Re: Wie geht es mir nach dem Suff? Verfasst: Sonntag 17. Februar 2013, 15:17 |
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Gründer † |
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Registriert: Freitag 27. November 2009, 17:11 Beiträge: 8253 Wohnort: München
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Danke Papfl,
das MEOS-Sonderkommando sollte eigentlich in meinem Organismus in ständiger Bereitschaft sein, ist es aber nicht. Es funktioniert im übrigen auch nicht mit schlaffördernden Mitteln, es beamt mich weg wie nix auch wenn es selten vorkommt, dass ich dazu greife (2x im Jahr).
Das SK MEOS ist mir aber aus vorbaclofenen Zeiten durchaus geläufig und zwar über viele Jahre hinweg. Das bringt mich jetzt zu der Frage, was könnte Baclofen in diesem Setting noch für eine Rolle spielen, außer don't worry „B“ happy? Simone denke ich mal, hat keine Baclofen-Erfahrung aber Du.
LG Federico
_________________ „Es gibt keine Alternative zum Optimismus, Pessimismus ist Lebensfeigheit.“ Richard David Precht
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Papfl
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Betreff des Beitrags: Re: Wie geht es mir nach dem Suff? Verfasst: Sonntag 17. Februar 2013, 16:02 |
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Registriert: Sonntag 12. August 2012, 12:00 Beiträge: 89
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@ Federico
Ich bin der Ansicht, dass "Craving" aus zwei Komponenten besteht:
a) einer physischen (neurobiologischen), die quasi automatisiert abläuft, und die der/die Betroffene nicht willentlich beeinflussen kann
und
b) einer psychischen, die ich als konditioniert bezeichnen würde, und die man auch (jahrelange) positive Erfahrung mit dem Rauschmittel nennen könnte (um den umstrittenen und nicht klar definierten Begriff "Suchtgedächtnis" zu vermeiden).
Baclofen ist das erste Medikament, das bei mir im Bezug auf Komponente a) tatsächlich zu wirken scheint, indem es das - durch nicht beeinflussbare neurobiologische Prozesse im Gehirn - ausgelöste Verlangen nach der Droge hemmt.
Um Komponente b) "in den Griff" zu bekommen, sind m. E. psychotherapeutische Maßnahmen unumgänglich. Hier nämlich gilt es in der Tat, neue Sichtweisen zu entdecken, andere Strategien zu erlernen und alternative Lebensinhalte zu finden.
Um dauerhaft das zu erreichen, was gemeinhin als "glückliche" Abstinenz bezeichnet wird, müssen m. E. beide Komponenten des Cravings behandelt werden. Deshalb schließen sich Baclofen und Psychotherapie für mich auch nicht aus. Im Gegenteil: Sie bedingen einander.
Und dass Psychotherapie für sich allein genommen in vielen Fällen nicht zu reichen scheint, zeigen die hohen Rückfallquoten klassischer Entwöhnungstherapien.
Baclofen ist und bleibt also auch in meinem "Setting" ein wichtiger Bestandteil.
Papfl
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Federico
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Betreff des Beitrags: Re: Wie geht es mir nach dem Suff? Verfasst: Sonntag 17. Februar 2013, 16:19 |
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Gründer † |
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Registriert: Freitag 27. November 2009, 17:11 Beiträge: 8253 Wohnort: München
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@Papfl,
so ist exakt beschrieben wie ich auch denke und es erlebe. Beides zusammen ergibt das Ganze.
Bleibt zu hoffen, dass sich diese Sichtweise mehr und mehr durchsetzen wird.
LG Federico
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moonriver
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Betreff des Beitrags: Re: Wie geht es mir nach dem Suff? Verfasst: Sonntag 17. Februar 2013, 17:54 |
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Moderator |
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Registriert: Sonntag 13. Februar 2011, 17:49 Beiträge: 2608 Wohnort: Schweiz
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@Papfl Zitat: Wenn Du Dein ganzes Leben lang "Glücksmomente" nur in Verbindung mit Alkohol erlebt, "Probleme" nur mit Hilfe von Alkohol gelöst oder "Entspannung" nur mit Alkohol gefunden hast, ist es ein langer Weg zu lernen, diese Gefühlle auch anderweitig zu "erzeugen". Nach zwei Jahren bin ich zum Schluss gekommen, dass Baclofen auf eine ganz subtile Art und Weise, dazu fähig ist diese Gefühle "zu erzeugen". Eigentlich noch viel mehr, denn es erzeugt sie nicht nur, sondern bringt mich tatsächlich wieder in Reichweite zu ihnen. Anders gesagt, diese Therapie öffnet das Tor zu mir selbst und damit in ein Leben, wo Alkohol überflüssig wird und seine Wirkung nur noch stört. Genau dies war auch mein Zustand, BEVOR sich die Abhängigkeit aufgrund eines falsch eingeschlagenen Weges bemerkbar machte! Bac ebnet den Weg, gehen muss man ihn jedoch trotzdem. NB: Deine Beiträge lese ich immer gerne. Sie sind eine Bereicherung in diesem Forum. Danke. LG moonriver
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