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Juli
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Betreff des Beitrags: Ist Rauschtrinken mit Baclofen möglich? Verfasst: Freitag 21. Juli 2017, 08:57 |
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Moderator |
Registriert: Montag 10. September 2012, 02:35 Beiträge: 1386
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Baclofen und Alkohol: ein Thema, das uns immer wieder beschäftigt. Die letzten Tage tauchte wiederholt die Frage auf, ob und inwieweit Baclofen dazu geeignet ist - gelegentlich, zu besonderen Anlässen, sozusagen kontrolliert einen "schönen" Rausch zu haben. Antwort: gar nicht. Auch wenn das jetzt ganz arg nach Spaßbremse und erhobenem Zeigefinger klingen mag: insbesondere hohe oder höhere Dosen von Baclofen und Alkohol sind eine hochexplosive Mischung und nicht selten der Grund dafür, in der Notaufnahme zu landen. Was nicht nur für die Betroffenen persönlich brandgefährlich ist sondern auch dem Ruf von Baclofen immer wieder enorm schadet. Die gute Nachricht: ich bin fest davon überzeugt, dass sich der Wunsch nach dem Rausch mit fortschreitender Abstinenz eh vom Acker macht. Aber habt bitte wirklich im Hinterkopf, wie gefährlich der Cocktail von Alkohol und Baclofen ist. Bei jeweils höheren und hohen Dosen. Hier noch einmal ganz wesentliche Ausführungen von Jivaro zum Thema Zitat: Es heisst ja auch im Beipackzettel (Lioresal CH): "Insbesondere ist gleichzeitiger Alkoholgenuss zu vermeiden, da die Wechselwirkungen mit Alkohol unvorhersehbar sind." Jivaro hat geschrieben: So ist es einfach! Es gilt besonders für hohe Dosen Alkohol in Kombination mit hohen Dosen Baclofen.
Bitte lest im "All you need" nach. Es gibt den Königsweg - ohne Alkohol - um mit Baclofen zu beginnen und den Weg Baclofen einzudosieren und Alkohol gleichzeitig abzudosieren. Bei hohen Dosen Alkohol scheint es auf Dauer besser zunächst zu entgiften um Baclofen optimale Startmöglichkeiten zu geben. Idealerweise sollte eine Entgiftung mit Baclofen schon initial begleitet werden, was in D offiziell leider nur von Frau Dr. Schnell angeboten wird.
Ich klinge so schrecklich schulmeisterlich, aber die Menschen hier versuchen immer wieder das Rad neu zu erfinden. Niemand kommt merkwürdigerweise auf die Idee sein AD (Mirtazapin od. ähnl. oder sein Blutdruckmedikament) so hoch zu dosieren bis es nicht mehr vertragen wird und Kopfweh, Ohrensausen und Schwindel auftritt.
Kaum kommt Baclofen ins Spiel und das böse Wort INDIVIDUELL will jeder seine "Grenzen" auszuloten.... wieviel Alkohol passt? Will ich überhaupt Abstinenz? Nein der Alkohol als Geschmacksträger und Kulturgut: unverzichtbar! Der gute alte Rausch... das Vergessen...die Sehnsucht..und noch Weihnachten...
Seid mir nicht böse. Wir müssen lernen dass im Verzicht auf den guten alten Alkohol der Gewinn liegt! Muss Mensch wirklich auch wollen.
Deutliche Mengenreduktion von Alkohol als "Harm-reduction" kann mit Baclofen gelingen, ist aber schwierig (so.). In vielen Fällen ist es nach einer Weile der Abstinenz (6-12 Monate mindestens) möglich unter Baclofentherapie wieder ein Glas zu geniessen, nie mehr im "alten Modus" (gewohnheitsmässig, regelhaft, bei Frust, alleine, bei Ärger, Hunger). Dies ist eher bei Patienten der Fall, die Alkohl als Selbstheilungsversuch zur Angst-oder Depressionsbehandlung benutzt haben. Menschen mit jahrzehntelanger Krankheitsgeschichte und vielen frustranen Therapieversuchen empfehle ich bei der Abstinenz zu bleiben, ist oft einfacher. Prof. Jaury sagt dazu: die Abstinenz ist das Ergebnis der Baclofentherapie.....
Mensch muss sich aber auf dieses Abenteuer einlassen!
GGG jivaro
_________________ VG
Am Ende wird alles gut und wenn es nicht gut wird, ist es nicht das Ende
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rog
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Betreff des Beitrags: Re: Ist Rauschtrinken mit Baclofen möglich? Verfasst: Freitag 21. Juli 2017, 10:14 |
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Moderator |
Registriert: Sonntag 2. Juni 2013, 21:10 Beiträge: 1683
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Juli hat geschrieben: Die letzten Tage tauchte wiederholt die Frage auf, ob und inwieweit Baclofen dazu geeignet ist - gelegentlich, zu besonderen Anlässen, sozusagen kontrolliert einen "schönen" Rausch zu haben. Antwort: gar nicht. Vielen Dank für den Beitrag, liebe Juli. So lautet auch meine Antwort. MedikamenteWenn man einen Rausch haben will, soll man gar nicht erst mit Baclofen anfangen. Das ist wirklich unvereinbar. Naltrexon/Selincro eignet sich insofern, dass das Rauschgefühl unterdrückt wird. Der Nachteil dabei ist, dass man dann umso mehr trinkt, um seinen Rausch zu erleben. Auch keine Lösung. Antabus hilft bei Rauschtrinkern insofern, dass das Verlangen gar nicht erst aufkommt. Unser Gehirn erlaubt keine Rauschverlangen, weil das mit Antabus gar nicht möglich ist. Das Medikament ist gut geeignet, um die ersten Monate des (intensiven) Rauschverlangens zu überstehen. Danach sollte es abgesetzt werden, und mit Psychotherapie und co. weitergefahren werden. Der BodyguardMeine Erfahrung ist, wenn man jetzt wirklich den Rausch erleben will, und man hat Angst, dass der Rausch in ein Exzess ausarten könnte, ist es angebracht, sich bei solchem Anlass in kontrolliertem Rahmen umgeben zu lassen von Partner, Familie, Freunden, usw.. die Schlimmeres vermeiden können. Juli hat geschrieben: Die gute Nachricht: ich bin fest davon überzeugt, dass sich der Wunsch nach dem Rausch mit fortschretender Abstinenz eh vom Acker macht. Kann stimmen. Bei mir, nach 9Mt war das (noch) nicht der Fall. Dieser Wunsch ist aber auch kein extremer Suchtdruck, so wie das bei körperlich Abhängingen ist. Mit ausreichendem Therapie kann man durchaus damit leben. Und mit viel Übung und Arbeit ist man auch bestens gewappnet. Dann braucht es schon eine Bootsladung besoffener Fischer um einen auf andere Gedanken zu bringen. Sagen wir, es ist eher ein Gefühl von.. "etwas" wird vermisst, eine Lücke der Langeweile will mit Spass, Sorglosigkeit in liquider Form befriedigt werden. Und vor allem auch: Wenn man gute Leistungen vollbracht hat, will man belohnt werden. Und genau das Letzte ist bei Millionen von Menschen der Fall, mit einer Reichweite vom abendlichen Bierchen bis wochenendlichen Saufereien. Mit Baclofen geht das Gefühl schneller vorbei. Und Baclofen hilft vor allem dabei, dass man nicht impulsiv zur Flasche greift, wenn man z.B. an einer Tankstelle vorbeifährt. Baclofen erlaubt es uns, unsere Gedanken wieder in die richtige Richtung Vorwärts zu lenken. LG Patrick PS, Gerne verweise ich in diesem Bezug auf einem Thread von vor 4 Jahren, die ich hier mal eröffnet habe: Quartaltrinker und Rauschwünsche
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Kornblume
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Betreff des Beitrags: Re: Ist Rauschtrinken mit Baclofen möglich? Verfasst: Freitag 21. Juli 2017, 10:33 |
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Registriert: Montag 12. Dezember 2016, 13:00 Beiträge: 402
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Liebe Juli, lieber Patrick! Ihr sprecht mir aus der Seele! Super wichtige Beiträge!! Auch die Textpassagen von Jivaro!! Kontrolliert einen schönen Rausch zu haben ist eine vollkommene Illusion! Wie bitte will man denn einen Rausch kontrollieren??? Ein Alkoholiker kann sich nicht kontrollieren. Dies ist ja auch mit ein Kriterium unserer Krankheit -- Kontrollverlust -- ! Auch ab und zu mal ein Gläschen trinken führt irgendwann unweigerlich zum Absturz..! Wer sich für Baclofen entscheidet, sollte sich -- finde ich -- für die Abstinenz entscheiden. Für "Spielereien" ist dieses Medikament viel zu wertvoll. ich selbst habe nicht den Wunsch mit Baclofen später mal "gepflegt" ein Gläschen zu trinken... Nein, dazu habe ich zu viel Mist in Verbindung mit Alk gebaut, schreckliche Sachen erlebt, Unfälle gehabt und und... Alkohol hat mir auch nie geschmeckt, war ja nie ein Genussmittel für mich. Patrick und Juli haben aber bereits alles Wichtige dazu geschrieben. Liebe Grüße Manuela 
_________________ Man sieht oft etwas hundert Mal, tausend Mal, ehe man es zum allerersten Mal wirklich sieht. Christian Morgenstern
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DonQ
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Betreff des Beitrags: Re: Ist Rauschtrinken mit Baclofen möglich? Verfasst: Freitag 21. Juli 2017, 18:30 |
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Registriert: Sonntag 19. Januar 2014, 11:21 Beiträge: 256
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Hallo @Juli Danke für Deinen Erfahrungsbericht! Natürlich gibt es auch andere Stimmen und Meinungen und Erfahrungsberichte, welche dazu neigen, den therapiewilligen Patienten ab und zu „ein Glas oder zwei“ zu erlauben. Dies aber gleich mit „Rauschtrinken“ gleichzusetzen, geht meiner Meinung nach zu weit, und ab und zu „ein schöner Rausch“ war jedenfalls von den mir bekannten Proponenten der Baclofen-Therapie auch nie von Bedeutung oder gar als erstrebenswerte oder sinnvolle Möglichkeit angesehen worden. Meint DonQ
_________________ „Die Gerichtshöfe der Moral kennen keine Strafprozessordnung“ (Hermann Lübbe) Erklärung …
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jivaro
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Betreff des Beitrags: Re: Ist Rauschtrinken mit Baclofen möglich? Verfasst: Samstag 22. Juli 2017, 06:33 |
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Moderator |
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Registriert: Freitag 17. September 2010, 19:08 Beiträge: 1949 Wohnort: Giessen
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Danke für diesen Beitrag!
LG jivaro
_________________ "In Dir muss brennen, was Du in anderen entzünden willst." Marcus Aurelius
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Fallada
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Betreff des Beitrags: Re: Ist Rauschtrinken mit Baclofen möglich? Verfasst: Samstag 22. Juli 2017, 06:41 |
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Registriert: Freitag 6. April 2012, 14:01 Beiträge: 1457
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Danke Dir, Jivaro, für Dein Engagement. Schließlich hat Juli Dich ausgiebig zitiert. @DonQ: Mal abgesehen davon, daß Du mit dem, was du geschrieben hast, recht hast, hast du leider das Thema verfehlt  . In den letzten Tagen kam das Thema Rauschtrinken als "Genuss" unter Baclofen öfter mal vor hier im Forum. In Anbetracht dessen ist Julis Beitrag äußerst konstruktiv. Einen Erfahrungsbericht hat sie nicht geschrieben – sondern auf ihre warmherzige Art sehr davor gewarnt, ein solches Experiment zu wagen. LG Fallada
_________________ Du willst etwas verändern - dann mach den ersten Schritt.
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rog
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Betreff des Beitrags: Re: Ist Rauschtrinken mit Baclofen möglich? Verfasst: Samstag 22. Juli 2017, 08:59 |
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Moderator |
Registriert: Sonntag 2. Juni 2013, 21:10 Beiträge: 1683
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DonQ hat geschrieben: Natürlich gibt es auch andere Stimmen und Meinungen und Erfahrungsberichte, welche dazu neigen, den therapiewilligen Patienten ab und zu „ein Glas oder zwei“ zu erlauben. Dies aber gleich mit „Rauschtrinken“ gleichzusetzen, geht meiner Meinung nach zu weit, und ab und zu „ein schöner Rausch“ war jedenfalls von den mir bekannten Proponenten der Baclofen-Therapie auch nie von Bedeutung oder gar als erstrebenswerte oder sinnvolle Möglichkeit angesehen worden. Diese Aussagen kann ich nur zustimmen. Jedoch ist mir der Grund dieses Beitrags nicht klar, denn niemand hier (auch @Juli nicht) hat "ein Glas oder zwei" mit "Rauschtrinken" gleichgesetzt. Es kann mal vorkommen, dass man eine Sache liest, dann eine andere, und bevor man weiss, werden neue Zusammenhänge erstellt oder Aussagen aus dem Kontext gezerrt. LG Patrick
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Juli
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Betreff des Beitrags: Re: Ist Rauschtrinken mit Baclofen möglich? Verfasst: Samstag 22. Juli 2017, 17:52 |
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Moderator |
Registriert: Montag 10. September 2012, 02:35 Beiträge: 1386
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Danke liebe Fallada für die Klarstellung. Und auch dir Patrick. So sachlich und kkp konnte ich das nicht formulieren. Zusammenfassend aber noch mal: Weder war es ein Erfahrungsbericht, noch wurden an irgendeiner Stelle ein oder 2 Gläser oder kontrolliertes Trinken mit einem Rausch gleich gesetzt.
_________________ VG
Am Ende wird alles gut und wenn es nicht gut wird, ist es nicht das Ende
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rog
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Betreff des Beitrags: Re: Ist Rauschtrinken mit Baclofen möglich? Verfasst: Sonntag 23. Juli 2017, 14:46 |
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Moderator |
Registriert: Sonntag 2. Juni 2013, 21:10 Beiträge: 1683
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Liebe Manuela Kornblume hat geschrieben: Auch ab und zu mal ein Gläschen trinken führt irgendwann unweigerlich zum Absturz..! Dem kann ich nur voll zustimmen, diese Erfahrungen habe ich auch mal machen müssen. Es läuft ein paar Mal gut, man bekommt falsches Selbstvertrauen und Übermut, die Wachsamkeit lässt nach, und... bumm! es ist wieder soweit. Und dennoch kann es bei vielen Leuten funktionieren, höchstens 1 à 2 Gläser, ohne dass sie rückfällig werden. Aber das sind höchstwahrscheinlich keine Rauschtrinker. LG Patrick
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latina
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Betreff des Beitrags: Re: Ist Rauschtrinken mit Baclofen möglich? Verfasst: Sonntag 23. Juli 2017, 16:16 |
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Registriert: Mittwoch 9. Juni 2010, 12:22 Beiträge: 200
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@ jivaro: Ich muß immer wieder staunen, wie toll und einfühlsam Du schreibst, und bewundere Dein enorm großes Wissen, Dass Du so liebevoll an uns weitergibst. Darf ich fragen, warum man von Federico nichts mehr liest? Geht es ihm nicht gut? Ist er denn noch hier an Bord? Glg von latina.
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