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 Betreff des Beitrags: Das ist die Ursache für Sucht. Es ist nicht, was Sie denken
BeitragVerfasst: Samstag 24. Januar 2015, 12:54 
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Diesen interessanten Artikel habe ich hier in der Huffington Post gefunden.
Der Autor erklärt, nicht die Droge mache süchtig sondern Einsamkeit und Isolation
des Süchtigen sei dafür verantwortlich.

Anhand vieler Beispiele versucht Johann Hari nachzuweisen, auf welchen Irrwegen sich die
Suchtforschung in den vergangenen 100 Jahren bewegte und noch bewegt. Es lohnt sich sicher,
diesen erhellenden Artikel zu lesen.

LG Federico


Johann Harl hat geschrieben:
Es ist jetzt einhundert Jahre her, seit Drogen für illegal erklärt wurden.
Während des gesamten Jahrhunderts wurde Krieg gegen die Drogen geführt
und uns wurde von unseren Lehrern und unserer Regierung ein Märchen
über die Sucht aufgetischt.

Dieses Märchen ist so tief in unseren Gehirnen verwurzelt, dass wir es für bare Münze
nehmen. Es erscheint so überzeugend. Es erscheint augenscheinlich so richtig.
Bis ich mich vor dreieinhalb Jahren auf eine fast 50.000 Kilometer weite Reise machte,
um für mein Buch 'Chasing The Scream - The First And Last Days of the War on Drugs'
herauszufinden, was wirklich hinter dem Drogenkrieg steckt, glaubte ich es auch.

Ich habe auf meiner Reise jedoch gelernt, dass fast alles, was uns über Sucht beigebracht wurde,
falsch ist
- und dass eine ganz andere Geschichte darauf wartet, erzählt zu werden - wenn wir
nur bereit sind zuzuhören.

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„Es gibt keine Alternative zum Optimismus,
Pessimismus ist Lebensfeigheit.“
Richard David Precht


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 Betreff des Beitrags: Re: Das ist die Ursache für Sucht. Es ist nicht, was Sie den
BeitragVerfasst: Samstag 24. Januar 2015, 17:58 
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oder nach Frankl: "das existenzielle Vakuum"... ;) .

Erinnert mich auch immer wieder an Alexander's "Rat-Park"; eines der besten Experimente überhaupt, das ebenso gründlich wie es gemacht wurde, unter den Tisch gekehrt wurde.

http://www.stuartmcmillen.com/comics_de/rat-park-de/
http://www.youtube.com/watch?v=3swVNAaoDgw

viel Spass
jivaro

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Marcus Aurelius


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 Betreff des Beitrags: Re: Das ist die Ursache für Sucht. Es ist nicht, was Sie den
BeitragVerfasst: Samstag 24. Januar 2015, 19:25 
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jivaro hat geschrieben:
oder nach Frankl: "das existenzielle Vakuum"... ;)

Ich hatte auch spontan an Frankl gedacht, gut dass Du es geschrieben hast.

LG Federico

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 Betreff des Beitrags: Re: Das ist die Ursache für Sucht. Es ist nicht, was Sie den
BeitragVerfasst: Samstag 24. Januar 2015, 19:35 
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Danke, dass Ihr immer wieder so Interessantes ausgrabt. Perspektivenwechsel tut gut.

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VG

Am Ende wird alles gut und wenn es nicht gut wird, ist es nicht das Ende


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 Betreff des Beitrags: Re: Das ist die Ursache für Sucht. Es ist nicht, was Sie den
BeitragVerfasst: Sonntag 25. Januar 2015, 17:30 
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jivaro hat geschrieben:
Erinnert mich auch immer wieder an Alexander's "Rat-Park";
eines der besten Experimente überhaupt, das ebenso gründlich wie es gemacht wurde,
unter den Tisch gekehrt wurde.
Kein Wunder, dass es Dich an Alexander´s Rat-Park
erinnert. Johann Hari erläutert das Experiment sehr ausführlich in dem Huffpost-Artikel.

Sehr interessant ist auch das Beispiel Portugal:

Johann Hari hat geschrieben:
Es gibt eine Alternative. Es kann ein System aufgebaut werden, dass Drogenabhängigen hilft,
wieder eine Verbindung zur Welt aufzubauen und so ihre Sucht hinter sich zu lassen.

Das ist nicht bloß graue Theorie. Dieser Ansatz wird umgesetzt und ich habe es mit eigenen
Augen gesehen. Vor fast fünfzehn Jahren hatte Portugal eines der schwersten Drogenprobleme
in Europa - ein Prozent der Bevölkerung war heroinsüchtig. Sie hatten es mit einem Krieg
gegen die Drogen versucht, doch das Problem verschlimmerte sich nur weiter.

Daher wurde beschlossen, einen radikal anderen Ansatz zu testen. Es wurde beschlossen,
alle Drogen zu entkriminalisieren und die Gelder, die bisher für die Verhaftung und die Haft
von Drogensüchtigen verwendet wurden, darein zu investieren, sie wieder mit ihren eigenen
Gefühlen und der Gesellschaft in Kontakt zu bringen.

Der wichtigste Schritt hierbei war, ihnen eine sichere Unterkunft und subventionierte Jobs zu
verschaffen - um ihrem Leben einen Sinn und ihnen einen Grund zu geben, morgens
aufzustehen. Ich beobachtete, wie ihnen in warmen und freundlichen Kliniken geholfen wurde,
wieder einen Zugang zu ihren Gefühlen zu bekommen, nach jahrelangen Traumata und dem
Versuch, diese mit Drogen zum Schweigen zu bringen.

Ein Beispiel, das ich sah, waren ein paar Süchtige, denen ein Kredit gewährt wurde, um eine
Spedition zu gründen. Sie waren plötzlich eine Gruppe und gehörten zusammen, sie wurden
ein Teil der Gesellschaft und waren füreinander verantwortlich.

Die Ergebnisse dieses Versuchs sind jetzt da. Eine unabhängige Studie des britischen Journal
of Criminology fand heraus, dass seit der Entkriminalisierung, die Zahl der Süchtigen und der
Konsum von injizierbaren Drogen um 50 Prozent abgenommen haben. Ich wiederhole: Der
Konsum von injizierbaren Drogen hat um 50 Prozent abgenommen.
siehe auch hier

Die Entkriminalisierung war so ein durchschlagender Erfolg, dass nur sehr wenige Menschen
zum alten System zurückkehren wollen. Der stärkste Gegner der Entkriminalisierung im Jahr
2000 war João Figueira - der führende Drogenfahnder des Landes. Er hatte all die düsteren
Warnungen parat, die man vom Daily Mail oder Fox News erwarten würde.

Aber als ich mich mit ihm in Lissabon traf, erzählte er mir, dass seine Vorhersagen nicht
eingetroffen seien - und dass er nun hoffe, dass die ganze Welt dem Beispiel Portugals folgen
würde.


Mir ist nicht bekannt, dass diese Erkenntnisse auf deutschen Suchtkongressen diskutiert
werden oder wurden. Prof. Bruce Alexander wurde wahrscheinlich nie eingeladen.
Auch Dr. João Goulão, der Initiator der erfolgreichen Entkriminalisierung von Drogen in
Portugal wäre sicher gerne gekommen, hätte man ihn eingeladen. Stattdessen wächst die Zahl
der Propagandisten und finanzkräftigen Sponsoren im Foyer und in den Nebenräumen der
Kongresse in's Uferlose. Vielleicht macht mal irgendjemand, irgendwann, zu diesen Themen
ein passendes Poster ...

LG Federico

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 Betreff des Beitrags: Re: Das ist die Ursache für Sucht. Es ist nicht, was Sie den
BeitragVerfasst: Donnerstag 12. Februar 2015, 13:00 
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Das gehört irgendwie auch zum Thema „Ratpark“

„Ich dachte zunächst, dass dies eine Eigenart der Ratten sei, bis ich entdeckte,
dass gleichzeitig mit dem Rattenpark-Experiment eine nützliche Studie mit Menschen
durchgeführt wurde. Sie nannte sich Vietnamkrieg.“

Das Magazin TIME berichtete, dass Heroinkonsum unter US-Soldaten so verbreitet war wie
Kaugummikauen. Und dies lässt sich durch harte Fakten untermauern: Über 20 Prozent der
US-Soldaten wurden laut einer Studie der Archives of General Psychology heroinabhängig.
Verständlicherweise hatten viele Menschen große Angst - schließlich glaubten sie, dass mit
Ende des Krieges eine beträchtliche Anzahl Süchtiger heimkehren würde. In einer
Follow-up-Studie 25 Jahre später, wurden die Ergebnisse dieser Studie bestätigt.

Tatsächlich hörten jedoch laut der Studie etwa 95 Prozent der süchtigen Soldaten
einfach auf, die Droge zu nehmen. Einige wenige durchliefen Entzugstherapien.
Sie wurden von einem beängstigenden Käfig zurück in einen sehr schönen gesetzt,
also wollten sie die Droge nicht mehr. Hierzu ein Beitrag von Prof. Dr. Gerard M. Schippers
und Edith Cramer (AIAR),
der 2002 in der Fachzeitschrift Suchttherapie erschienen ist.

LG Federico

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 Betreff des Beitrags: Re: Das ist die Ursache für Sucht. Es ist nicht, was Sie den
BeitragVerfasst: Donnerstag 12. Februar 2015, 21:04 
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Dazu passt: Addiction and the brain-disease fallacy
Front. Psychiatry, 03 March 2014 | doi: 10.3389/fpsyt.2013.00141

Sally Satel 1) and Scott O. Lilienfeld 2)
1) Yale University School of Medicine, New Haven, CT, USA
2) Department of Psychology, Emory University, Atlanta, GA, USA


Zitat:
Only 5% of the men who became addicted in Vietnam relapsed within 10 months after return, and just 12% relapsed briefly within 3 years. “This surprising rate of recovery even when re-exposed to narcotic drugs,” wrote Robins, “ran counter to the conventional wisdom that heroin is a drug which causes addicts to suffer intolerable craving that rapidly leads to re-addiction if re-exposed to the drug”. Scholars hailed the results as “revolutionary” and “path-breaking”. The fact that addicts could quit heroin and remain drug-free overturned the belief that “once an addict, always an addict.”

Unfortunately, that lesson has faded into the past. By the mid-1990s, the truism “once an addict, always an addict” was back, repackaged with a new neurocentric twist: “Addiction is a chronic and relapsing brain disease”.


Nicht der einzige lesenswerte Artikel übrigens in dieser Reihe "Alternative Models of Addiction" von Frontiers. Der Artikel "The Addict in Us All" beispielsweise zeigt wichtige Parallelen in der Psychologie der Sucht zur Psychologie jeder normalen Versuchung.

lg
Lisa

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Handle stets so, dass die Anzahl der Wahlmöglichkeiten größer wird. Heinz von Foerster


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 Betreff des Beitrags: Re: Das ist die Ursache für Sucht. Es ist nicht, was Sie den
BeitragVerfasst: Freitag 13. Februar 2015, 14:01 
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Lisa hat geschrieben:
Der Artikel "The Addict in Us All" beispielsweise zeigt wichtige
Parallelen in der Psychologie der Sucht zur Psychologie jeder normalen Versuchung.

Als Einstieg in dieses komplexe Thema eignet sich auch David Eagleman bestens.
Der Neurowissenschaftler bringt Philosophie, Psychiatrie und Neurowissenschaften zusammen
und und stellt sie in einen neuen Kontext. Der Bestseller Inkognito ist allgemeinverständlich
geschrieben und spannend zu lesen. Es gehört zu den wenigen Büchern die ich mehrmals
gelesen habe.

LG Federico

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Richard David Precht


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