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Baclofen vergleich Topamax gegen Eßstörung?

Freitag 1. Oktober 2010, 06:17

Hallo,

ich würde gerne wissen ob jemand Erfahrung mit Baclofen oder Topamax gegen Eßstörung (Eßsucht/Bing Eating) hat.

Topamax soll ja ach ein off Label gegen Eßstörung sein.

LG Rose

Montag 25. Oktober 2010, 09:14

Im Vergleich zu Baclofen gibt es mehr Studiendaten, die darauf hinweisen, dass Topiramat wirksam bei Binge eating disorder ist. Eine übliche Nebenwirkung von Topiramat ist Gewichtsverlust.

Montag 25. Oktober 2010, 11:14

@Martin,

könntest Du einen Link zu den Studiendaten einstellen, das wäre sicher interessant. Danke.

LG Federico

Montag 25. Oktober 2010, 12:10

@Martin

Gewichtsreduktion bei 10% aller Patienten durch Topiramat als Nebenwirkung. Klasse Erfolgsrate.
Eine Art Review findet sich hier:
http://www.epilepsie-netz.de/11d15/Inte ... Faelle.htm.
Aber Martin, Du hast sicher schönere Referenzen.

LG invorio

Montag 25. Oktober 2010, 13:43

Federico hat geschrieben:@Martin,

könntest Du einen Link zu den Studiendaten einstellen, das wäre sicher interessant. Danke.

LG Federico

Kein Problem:

Double-blind, randomized, placebo-controlled trial of topiramate plus cognitive-behavior therapy in binge-eating disorder:
http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/17915969

Topiramate for the treatment of binge eating disorder associated with obesity: a placebo-controlled study:
http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/17258690

Topiramate in the long-term treatment of binge-eating disorder associated with obesity:
http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/15554757

Topiramate in the treatment of binge eating disorder associated with obesity: a randomized, placebo-controlled trial.
http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed

Ich hab hier nur die Links zu den Abstracts der randomized controlled trials reingestellt (Suche nach "binge eating topiramate"). Mit der Limitierung auf RCTs fand ich für "binge eating baclofen" keine Treffer in Pubmed.

invorio hat geschrieben:@Martin
Gewichtsreduktion bei 10% aller Patienten durch Topiramat als Nebenwirkung. Klasse Erfolgsrate.

10% sind in etwa doppelt so viel wie sich mit dem für die Behandlung der Adipositas zugelassenen Medikament Xenical (Orlistat) erreichen lässt.

Falls du darauf hinaus willst, dass Topamax - vor allem bei höheren Dosierungen - oft zu störenden Nebenwirkungen führen kann, so stimme ich dir vollkommen zu.

Montag 25. Oktober 2010, 18:04

Martin@
was ich von Dir herauslese, findest Du, dass Topamax gegen Eßsucht/Bing Eating wirksamer sein soll als Baclofen, richtig?

Topamax soll ja auch die Spannungs- und Erregungszustände lindern. Ist das nicht mit Baclofen vergleichbar.

Soweit ich nun informiert bin, ist bei Alkoholprobleme auf alle Fälle eine Behandlung mit Bac empfehlenswert bzw. einen Versuch wert.
Jedoch bei der Eßsucht sind einfach noch zu wenige Erfahrungesberichte vorhanden.

Bin mir noch sehr unsicher ob ich denn für meine Problematik mit Topamax besser fahren würde... mmm??

Topamax hat aber mehr Nebenwirkungen als Baclofen ist das richtig? Fragen über Fragen.....

LG Rose

Montag 25. Oktober 2010, 18:56

Rose67 hat geschrieben:Martin@
was ich von Dir herauslese, findest Du, dass Topamax gegen Eßsucht/Bing Eating wirksamer sein soll als Baclofen, richtig?

Es gibt schlichtweg mehr Daten die eine Wirksamkeit von Topamax bei Binge Eating Disorder (BED) belegen. Nicht mehr und nicht weniger.

Rose67 hat geschrieben:Topamax soll ja auch die Spannungs- und Erregungszustände lindern. Ist das nicht mit Baclofen vergleichbar.

Die Wirkmechanismen von Topiramat und Baclofen unterscheiden sich erheblich. Bei der Behandlung von Impulskontrollstörungen haben verschiedene Antiepileptika gezeigt, dass sie hilfreich sein können. Eines davon ist Topamax.

Rose67 hat geschrieben:Soweit ich nun informiert bin, ist bei Alkoholprobleme auf alle Fälle eine Behandlung mit Bac empfehlenswert bzw. einen Versuch wert.

Definitiv ja.

Rose67 hat geschrieben:Jedoch bei der Eßsucht sind einfach noch zu wenige Erfahrungesberichte vorhanden.

Sehe ich auch so.

Rose67 hat geschrieben:Topamax hat aber mehr Nebenwirkungen als Baclofen ist das richtig?

Die bei Alkoholproblematik üblicherweise eingesetzten 300mg Topamax können in der Tat ziemlich oft zu störenden Nebenwirkungen führen. Niedrig bis mittel hoch dosiertes Baclofen wird hier meist weniger Probleme verursachen. Die Hochdosisbehandlung mit Baclofen ist eine andere Geschichte...

Freitag 29. Oktober 2010, 08:50

Interessante Studie

Re: Baclofen vergleich Topamax gegen Eßstörung?

Freitag 11. November 2011, 10:57

Hallo,

interessantes Thema. Ich habe Topamax ca. 1 Jahr eingenommen. Es wurde mir allerdings damals gegen meine Migräne vom Neurologen verschrieben. Da ich allerdings selbst unter Essstörungen aller Art leide (d.h. die Phasen wechseln alle paar Jahre) kann ich dazu auch etwas sagen. Damals (vor 3 Jahren) bemerkte ich keinen Einfluss auf meine Essstörung. Gewichtsverlust hielt sich während des Jahrs konstant bei 2 kg.
Möglich ist, dass die Dosierung für eine Behandlung des BE vielleicht nicht hoch genug war. Wäre - gerade im Hinblick auf die Erfahrung von Dr. Ameisen mit Baclofen - eine Möglichkeit.

Re: Baclofen vergleich Topamax gegen Eßstörung?

Freitag 11. November 2011, 16:55

@Keks,

ich kenne eine BE-Patientin aus Frankreich die Baclofen erfolgreich eingesetzt hat. Allerdings in einer Dosierung von bis zu 400mg wenn ich mich recht erinnere.

Die unerwünschten Wirkungen blieben zum Glück dabei im erträglichen Rahmen, sie konnte ihren Beruf weiter ausüben.

Topiramat (Topamax) ist schon allein aufgrund dieser Aussagen wenig zu empfehlen: Bei Patienten, die Topiramat allein oder gleichzeitig mit anderen Arzneimitteln einnahmen, wurde über erhöhte Leberfunktionswerte berichtet. In Einzelfällen wurden bei Patienten, die mit einer Vielzahl von Arzneimitteln und Topiramat behandelt wurden, Berichte über Hepatitis und Leberversagen bekannt.

Topiramat bringt Abstinenz für ein Monat
Forscher des University of Texas Health Science Centre haben in einem Epilepsie-Medikament einen Zusatznutzen entdeckt. Das von Johnson & Johnson entwickelte Medikament Topiramat reduziert auch die Lust auf Alkohol. Gemeinsam mit einer Standard-Therapie sank bei schweren Alkoholikern der Alkoholkonsum, berichten die Wissenschaftler in der Fachzeitschrift Lancet. 



An der Studie nahmen 150 Alkohol-Patienten teil. "Alle 150 Patienten waren während des klinischen Versuchs schwere Trinker.

Männer tranken fünf alkoholische Getränke am Tag, Frauen vier", erklärte Bankole Johnson, Leiter der Abteilung für Alkohol- und Drogensucht am Zentrum. Der Hälfte der Teilnehmer wurde über einen Zeitraum von drei Monaten das Epilepsie-Medikament verschrieben, der anderen ein Placebo. Topiramat-Patienten waren sechs Mal häufiger ein ganzes Monat abstinent als die Vergleichsgruppe, so die Autoren.

Nach drei Monaten tranken Topiramat-Patienten um drei alkoholische Getränke weniger als die Placebo-Gruppe. Zusätzlich reduzierten sich auch die Tage mit sehr hohem Alkholkonsum um rund 28 Prozent. Tage der Abstinenz stiegen im Gegenzug um rund 26 Prozent.


Andere Studienergebnisse außer dieser von Johnson et al. (Hersteller Johnson & Johnson) :D habe ich nicht gefunden, sie stammt aus 2003. Liegt wohl auch daran, dass Topiramat am GABA wirksam wird, also ausschließlich das Dopamin (Belohnungssystem) anspricht .
Auch ist mir nicht wirklich klar wieso ausgerechnet im Whisky-Country 5 SD's täglich einen „schweren Trinkertyp“ kennzeichnen sollen. Ich wäre bei 5 SD's jedenfalls nicht auf die Idee gekommen ein Alkoholproblem zu haben.

LG Federico
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