Freitag 13. August 2010, 10:35
@Bernd, Mizie, Baclofen-Profi,
es erstaunt mich schon etwas, wenn ich eure im Tenor gleichlautenden Aussagen so lese. Nicht, daß ich eure persönliche Meinung nicht respektieren würde, aber Aussagen wie diese entbehren jeder Grundlage:
Ich habe hier über sehr lange Zeit sehr viel gelesen und musste leider beobachten, dass die meisten rückfällig geworden sind.
In sehr vielen Fällen haben wir hier erlebt, dass sehr „Hoffnungsvolle“ Fälle in einen Totalabsturz gelandet sind mit Moderaten Trinken!
Wer lange Zeit mit Bac Abstinent war und es dann ausprobiert zu Trinken ...der fällt, auch mit Baclofen über kurz oder lang wieder in sein altes Schema zurück..das sagte ich schon immer.
Ich bezeichne derartig tendentielle Aussagen als Stimmungsmache, die wohl aus der eigenen, zur Zeit noch unbefriedigenden Perspektive entstanden sind. Invorio und ich haben im Lauf der Zeit sehr viele Telefonate mit Forenmitgliedern geführt und sind dabei zu ganz anderen Ergebnissen gekommen.
1. eine begleitende PT mit besonderem Bezug auf Baclofen ist in vielen Fällen unerlässlich.
2. es gibt keine hoffnungslosen Fälle, es gibt nur „scheinbar hoffnungslose Lebensumstände“
3. Eigenbestimmter, moderater Umgang mit Alkohol führt auch in Krisen nicht zwangsläufig zu Rückfällen in altes Verhalten.
4. Die häufigsten Probleme sind: Ungeduld mit sich selbst und dem sozialen Umfeld, ungenügende Erhaltungsdosierung, Angstindiziertes Abdosieren von Baclofen bei starkem Craving und gleichzeitig steigendem Alkoholkonsum.
5. Die individuelle Entscheidung Abstinenz / MT ist keine Entscheidung für das restliche Leben sondern für einen in freier Wahl selbst festgelegten Zeitraum.
Erhobene Zeigefinger, ewig mahnende Besserwisser, AA-Gruppen-Gläubige und Anhänger der klassischen Drehtür-Therapie würden sich in anderen Foren sicher besser bestätigt fühlen.
Olivier Ameisen wusste sehr genau, warum er sein Buch „Das Ende meiner Sucht“ genannt hat. In Frankreich wurde das Buch offensichtlich besser verstanden und hat vor kurzem zur Gründung des Vereins AUBES geführt. Anders als bei uns, gibt es in Frankreich erste klinische Erfahrungen, eine sich öffentlich bekennende Gruppe von unterstützenden Ärzten und einen Arzt, der 7 Jahre Baclofen-Erfahrung vorweisen kann und von sich sagt: ich kann gelegentlich 1 oder 2 Gläser trinken und brauche keine Angst zu haben, in alte Verhaltensmuster zurückzufallen.
Den Anstoß, dieses Forum zu gründen und es genau so zu führen wie wir es tun, gab das Buch und unsere eigene Erfahrung mit Baclofen. Daran wird sich ganz sicher auch in Zukunft nichts ändern. Die Auswertung der letzten Umfrage duch das ZI Mannheim unter Prof. Kiefer läuft derzeit auf Hochtouren. Niemand wird ernsthaft annehmen, daß der führende Suchtforscher in Deutschland dies vorantreiben würde, wenn er der Meinung wäre, Baclofen wäre nur sinnvoll mit dem Ziel der Abstinenz.
Die bisher vorherrschende Lehrmeinung „unabdingbares Ziel ist die Abstinenz“ wird im übrigen schon seit mehr als 10 Jahren nicht mehr aufrechterhalten. Es hat sich augenscheinlich noch nicht überall herumgesprochen – in diesem Forum habe ich es als bekannt vorausgesetzt.
LG Federico