Hallo Bettyblue,
Danke für den Link! Liest sich gut. (Bis auf einige Kommentare, hast recht...)
Zitat:
Ich kann nicht mehr genau sagen, wie in mir damals der Entschluss heranreifte, nichts mehr zu trinken. Ich weiß nur, dass irgendwann die Frage, der Haupttenor des inneren Monologs in meinem Kopf plötzlich nicht mehr "Warum ich?" hieß, sondern "Warum eigentlich nicht ich?". Warum sollte ich nicht eine Krankheit haben, wie sie so viele Menschen haben, überall, und wie sie auch einige meiner Freunde hatten? Und warum sollte ich nicht versuchen, einen Weg zu finden, damit nicht bloß alt zu werden, nicht bloß zu überleben, sondern wirklich zu leben?
Bin ich also nicht der Einzige. Bei mir war die Umkehrung der Frage von "
Warum ich" zu "
Warum ich eigentlich nicht?" auch einer der großen Wendepunkte im letzten halben Jahr. Warum?
Man könnte sagen, diese neue Fragestellung hat mir große Teile meines Selbstbewusstseins zurückgebracht. Kein weinerliches "
Warum ich?" mehr, sondern ein selbstbewusstes "
Ist doch klar und verständlich, dass es so kommen musste..."
Diese neue Fragestellung (diese
"Aufforderung" sich dem Thema nochmal aus einer leicht anderen Blickrichtung zu widmen) hat mir praktisch einen Verteidiger an die Seite gestellt, der mir klar gemacht hat, dass es schon nachvollziehbar ist, dass alles so kommen musste und zum Schluss so sehr eskalieren konnte. Für mich war das außerordentlich wichtig. Denn erst dadurch habe ich den Sinn in meinem Trinken erkannt - und ich konnte mich ziemlich von meiner eigenen gefühlten Schuld daran befreien. Und das ging ziemlich schnell und ging Hand in Hand mit dem hier:
Zitat:
Solche Momente der Klarheit sind kostbar. Die Wahl zwischen dem Trinken und dem Nichttrinken gibt es immer. Nur hat man sie als Abhängiger meistens nicht. Dafür laufen zu viele Prozesse in unserem Unbewussten ab, zu viele Entscheidungen haben wir schon lange getroffen, bevor wir auch nur eine Sekunde darüber nachgedacht haben. Doch jeder Abhängige, jeder Trinker kennt sie, diese Momente der Klarheit. Jene Momente, in denen ein Lichtstrahl durch die dicke Schicht des Selbstbetrugs bricht, jene erschreckenden Momente, in denen man mit seinem ganzen Körper spürt, dass hier etwas schiefläuft. Es gibt keine Zufälle, heißt es oft. Ich wüsste solche Momente allerdings nicht anders zu beschreiben als in der Sprache des Zufalls: Sie kommen überraschend und sind auch genauso plötzlich wieder verschwunden, sie brechen über einen herein und haben das Potential, wahre innere Revolutionen auszulösen. Man kann sie nicht planen, nicht konstruieren, sie nicht herbeiwünschen. Man kann nur dafür sorgen, dass der Nährboden da ist, um sie zu nutzen, wenn sie eintreten.
Ich habe es ähnlich erlebt wie der Autor. Allerdings erst mit Baclofen - als maßgebliche Unterstützung.
LG Nordlicht