Baclofen Forum vs Alkoholismus

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 Betreff des Beitrags: Re: Sinuskurve
BeitragVerfasst: Mittwoch 10. Juli 2013, 13:30 
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Registriert: Sonntag 23. Juni 2013, 15:14
Beiträge: 31
@@rog/federico

Auch ich hab das Buch nun und möchte auch kurz berichten, was mein Therapeut meinte.
( weder gestrig, noch baclofenfeindlich )

Als erstes fragte er mich, ob ich einen wirklich, ernsthaften Abstinenzwunsch habe.( wir kennen uns 3!!!!!! Jahre ). Die ehrliche Antwort meinerseits war: nein, denn meine Kosten-Nutzen Rechnung hat bislang ergeben, dass mir etwas sehr Positives fehlt, ohne den Rausch. Ohne das wäre es Verzicht. Wirklich ernste Konsequenzen sind mir daraus noch nicht erwachsen (Gesundheit/Verlust von Menschen und Lebensgrundlage). Somit ist mein innerer Antrieb zu gering. Also "erlaube" ich mir den Rausch, um allen den "Finger" zu zeigen, es "noch schöner" haben zu wollen. Frage:für wen oder was sollte bennter abstinent leben? Welche Zielsetzung verbinde ich mit Abstinenz.Wo ist das Plus auf der Haben Seite-ohne Rausch. Ich hatte keine Antwort, jedoch habe ich nun 2 Wochen Zeit,ein Ziel zu definieren.( nicht zu erfinden oder aus den Fingern zu saugen).


Die Sinuskurve war ihm wohlbekannt. Sind diese Gedanken erst im Kopf, ist es sicher, dass getrunken wird. Ratio ist daran wohl viel weniger beteiligt, als Außenstehende meinen.(wenn Du das alles planst, dann kannste doch auch nein sagen etc.)
Innerlich sage ich 100 Mal nein, kämpfe, hadere, absorbiere Energie. Das 101 Mal knallt es. Da bricht die Welle.

Wenn ich das nächste Mal bemerke, dass meine Gedanken mich in diesen Kreislauf bringen, werde ich mich in die hier örtliche Einrichtung für Sucht etc. begeben und pusten.
Auch wenn ich genau weiss, dass ich noch keinen Alkohol getrunken habe. Merke ich, dass die Welle wieder zu brechen droht (Tage oder Stunden vorher), werde ich mich dorthin begeben, in die Klinik, als geschützter Raum. (Bac und Zoloft darf ich mitbringen).
Krisenintervention nennt man das.
Es geht darum, den Wellen die Spitzen zu nehmen.(aus der Zugspitze den Tafelberg zu machen). Gelingt mir dies über einen längeren Zeitraum, wird es auch möglich, dass das Positive überwiegt, meine eigenen Prophezeihungen nicht Realität werden.Nur Gedanken und Wünsche, die aber nicht mehr meiner jetzigen Lebenssituation entsprechen, sondern Fragmente einer Vergangenheit sind, die so nicht wiederkommt.( Zellen im Körper tauschen sich ja auch alle 7 bis 10 Jahre aus).
Bleibt noch das Ziel. Ich arbeite daran.

LG
BE


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 Betreff des Beitrags: Re: Sinuskurve
BeitragVerfasst: Mittwoch 10. Juli 2013, 16:45 
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Moderator

Registriert: Sonntag 2. Juni 2013, 21:10
Beiträge: 1683
@bennter, Federico

Zuerst mal der gemeinsame Nenner mit @bennter:
bennter hat geschrieben:
Also "erlaube" ich mir den Rausch, um allen den "Finger" zu zeigen, es "noch schöner" haben zu wollen. [...] Sind diese Gedanken erst im Kopf, ist es sicher, dass getrunken wird. [...] Es geht darum, den Wellen die Spitzen zu nehmen.(aus der Zugspitze den Tafelberg zu machen). Gelingt mir dies über einen längeren Zeitraum, wird es auch möglich, dass das Positive überwiegt, meine eigenen Prophezeihungen nicht Realität werden.

Wir wollen es tatsächlich noch schöner haben. Denn bei Problemen fangen wir erst nicht an zu trinken. Dann gibt es keine 'schönen' Gefühle, die noch verstärkt werden müssen. Es ist die zwingende Verlängerung des Rausch-Gefühls, die kein Ende nimmt. Diesen 'Click', diese Stopp-Taste, haben wir nicht. Ich habe das nie gehabt. Und mir weiterhin keine grossen Gedanken darüber gemacht. Eben bis jetzt.

Den Wellen die Spitzen nehmen. Oder die Kurve abflächen. Auch danach suche ich gezielt.

Ich wollte mit Euch ein Zitat aus dem A.K.V.S. teilen, grün markiert trifft genau auf mich zu:

Der/die Quartalstrinker/in ist ein Ausnahmephänomen. Unter Quartalsaufen versteht man das phasenweise exzessive Alkoholtrinken. Fachleute sprechen von Epsilon-Alkholismus [sic]. Ein/e typische/r Quartalsäufer/in lebt ohne Schwierigkeiten über einen längeren Zeitraum alkoholabstinent. Vielleicht trinkt er/sie sogar geringe Mengen Alkohol, anscheinend ohne schädliche Folgen. Dann verspürt er/sie plötzlich starken "Craving". Wenn er/sie dann zur Flasche greift, erlebt er/sie einen Kontrollverlust und trinkt mehrere Tage durch enorme Mengen Alkohol. Er/sie ist in dieser Phase ständig berauscht. Manche Quartaltrinker/innen verlassen in dieser Zeit ihre gewohnte Umgebung. An einem bestimmten Punkt angelangt, hört diese/r Trinker/in plötzlich mit dem Alkoholtrinken auf, meist ohne dabei Entzugserscheinungen zu haben. Das Quartalsaufen birgt vor allem die Gefahr in sich, dass nach einiger Zeit die Trockenphasen immer kürzer werden und es letztendlich in ständiges unkontrolliertes Alkoholtrinken mündet. In vielen Fällen liegt nach einer Zeit schwerer chronischer Alkoholismus vor. Bedingt durch die phasenweise Abstinenz glauben Quartalsäufer/innen häufig nicht, ein Alkoholproblem zu haben. Dies führt dazu, dass nur wenige dieser Trinker/innen eine Beratungsstelle aufsuchen. Auch der/die Quartalsäufer/in ist laut unserer Rechtsprechung alkoholkrank und hat Anspruch auf Behandlung.

"...und es letztendlich in ständiges unkontrolliertes Alkoholtrinken mündet."
Soweit wird es effektiv kommen wenn ich jetzt nichts unternehme.

Ich bin mir sicher, dass du das schaffen wirst, bennter. Deine Entscheidung für Krisenintervention bewundere ich. Ich bin gespannt auf deine Erfahrungen.

Nächsten Montag habe ich einen Termin mit meinem Psychiater. Bin auch gespannt auf seine Reaktion.

LG

rog


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 Betreff des Beitrags: Re: Sinuskurve
BeitragVerfasst: Mittwoch 10. Juli 2013, 17:38 
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Beiträge: 8253
Wohnort: München
rog hat geschrieben:
Denn bei Problemen fangen wir erst nicht an zu trinken. Dann gibt es keine 'schönen' Gefühle, die noch verstärkt werden müssen.

@rog, @bennter,

das macht Sinn. Der Unterschied zur Mehrheit der im Forum versammelten ist, ihr benutzt Alkohol nicht als Medikament gegen etwas, ihr benutzt es nach 'Herstelleranweisung' für etwas. Das macht es für den der darunter leidet, trotz des Sonderstatus nicht einfacher.

Vor noch nicht allzulanger Zeit, wäre dieses Trinkverhalten als vollkommen normal durchgegangen. Das macht es noch schwieriger. Der Leidensdruck kommt vermutlich eher von aussen, weniger von innen. Bitte korrigieren, wenn ich daneben liege.

LG Federico

_________________
„Es gibt keine Alternative zum Optimismus,
Pessimismus ist Lebensfeigheit.“
Richard David Precht


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 Betreff des Beitrags: Re: Sinuskurve
BeitragVerfasst: Mittwoch 10. Juli 2013, 22:27 
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Registriert: Samstag 12. Januar 2013, 21:31
Beiträge: 415
hi, rog,

Alkohol über Jahre schafft es immer wieder, Dich runterzuziehen, einzunehmen, hat Dich im Griff - Suchtgedächtnis ect., Dich ausser Gefecht zu setzen -
immer wieder muß der Pegel her, gut, Federico bietet hier top Info, Tipps, Hilfe -

ok, versuche einmal Deinen Tagesablauf zu ändern, heißt, der Mensch, der Alkohol trinkt, betäubt die Realität, das ist es und nicht mehr, Leben aushalten, meistern, ertragen will dieser nicht mehr, zu nervig, zu anstrengend, hallo, warum versteht mich keiner, kaputt, müde, lustlos, starte hier neu, versuche zu leben, den Tag zu genießen, das Gespräch, Menschen, die Situation,
nicht flüchten in den Abend, Scheinwelt, Saufen, - das tun aber alle, weg aus der Realität, täglich, versuche in kleinen Schritten, wieder Aufgaben zu bewältigen, höre Musik und freu Dich auf den Tag, ich lebe, bin und kann.

In diesem Sinne, Umkehr der Gedanken, nicht fliehen, aufstehen, und aushalten

und es dauert nicht lange, dann siehst Du einiges anders, baclofen unterstützt Dich,

geh mal mit der Dosis runter, und erlebe neue Welten -

http://www.alkohol-und-baclofen-forum.de/
http://baclofen.blog.de

gruss @#sabine

_________________
es ist genug Sabine!


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 Betreff des Beitrags: Re: Sinuskurve
BeitragVerfasst: Donnerstag 11. Juli 2013, 04:00 
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Moderator

Registriert: Sonntag 2. Juni 2013, 21:10
Beiträge: 1683
@Federico, @#sabine @all

@Federico hat geschrieben:
Vor noch nicht allzulanger Zeit, wäre dieses Trinkverhalten als vollkommen normal durchgegangen
Einverstanden. Und dennoch stimmt's nicht ganz. Lass mich es so erklären: Nach 'Herstelleranweisung' wurde Alkohol tatsächlich benutzt, wenigstens am Anfang. Jeder hat wahrscheinlich aber so angefangen. Dann wurde der Rausch-Effekt an sich zur Sucht. Vereinfacht gesagt, das 'Fehlen einer Stopp-Taste' hat zu den ganzen Problemen geführt. Daher ist der kausale Zusammenhang tatsächlich anders als bei herkömmlichen Alkoholkranken, die ein durch eine körperliche/emotionale Krise induziertes Alkoholverhalten aufweisen. Am Anfang wird normal getrunken, aber irgendwann wird der schöne Rauscheffekt wahrgenommen und will man mehr davon. Wegen fehlender Notbremse will man kontinuierlich den Rauscheffekt verstärken, nachstreben. Aus Angst, dass der Rausch verschwindet, wird immer mehr und schneller nachgetankt, der Schneeballeffekt resultiert in Kontrollverlust, es wird weitergetrunken bis nichts mehr reingeht, körperlich ist man voll, oder zu müde oder schlicht zu besoffen. Zum Glück gibt's wenigstens diese Bremsen noch. Und auch 'zum Glück' gibt es danach den Kater und Degout nach Alkohol und eine Regenerationspause.
Wochen vergehen und trotz des kognitiven Bewusstseins der immer fatal ablaufenden Exzesse, gibt es unvermeidlich den 'Heimweh' nach dieser durch Alkohol verursachten Aufregung. Die Anlässe (Beiz, Saufkumpel) werden immer wieder aufgesucht. Wegen Kontrollverlust kommt es ständig zu mehr Beschämungen, Schlappen, peinlichen Vorfällen, die man anfangs ignoriert, nicht wahrhaben will. Aber auch immer wieder will man diese unbeschreiblichen Gefühle neu erleben, diese Emotionen des bedingungslosen Glücklichseins, Loslassen des Alltags, diese Flucht (wie @#sabine so stimmig beschreibt, danke für deinen Bericht!), den Zusammenhalt, das von Alkohol gesteigerte Gemeinschaftsgefühl. Aber die Zeit vergeht und man hat mittlerweile Familie. Zustände wie endloses Geschwätz, Gefasel, über Stühle stolpern, brechen, stinken, werden nicht mehr geduldet und es gibt Ausgangsverbot. Dann wird auf einmal heimlich getrunken, usw.. Allerspätestens hier, Federico, kann das Verhalten nicht mehr als normal betrachtet werden. Die Aussenwelt kommt vielleicht am Anfang dieses Stadiums noch nichts mit. Das dauert aber nicht sehr lange.
@Federico hat geschrieben:
Der Leidensdruck kommt vermutlich eher von aussen, weniger von innen
Das ist wahrlich jahrelang so gewesen. Immer gab es den Druck von einer einzigen Person. Sie ist eine ganz liebe Frau, trotzdem war ich ab und zu genervt, vor allem bei Ihrem Bestreben, mich von Alkohol fernzuhalten. Ich war selber nicht bereit mich zu ändern. Jetzt schon. Allerdings: nach 3 Wochen Abstinenz und 4 Monaten bac entdecke ich allmählich, es gibt es einen Teil meiner Persönlichkeit, dem vermutlich absolut egal ist, was ich in diesem Moment schreibe, welche Therapiemöglichkeiten ich suche. Dieser Persönlichkeitsteil ist zwar ein kleiner Teil, ich kann ihn nicht fassen, er ist aber übermächtig, ausgekocht, kaum zu bändigen, sein Auftreten ist meist sehr kurz, kommt jedoch öfter je höher die Kurve klettert, präsentiert sich in verschiedenen Tarnungen, redet in mich hinein, schmeichelt mich, "in deinem Leben stimmt jetzt alles, hast du gut gemacht, jetzt Belohung, hey Mann, du hast Recht darauf, löse dir diesen Gutschein ein, bevor sie verfällt, denn am Tag x gibt's eine einmalige Gelegenheit, verpass's nicht", verführt mit verführerischen, nostalgischen Bildern, Gefühlen und Situationen, verblendet mich, Liebe macht eben blind. Wenn ich dann nicht unmittelbar abblocke und voller Energie Nein! sage, gibt's eine grosse Gefahr, vom Sturm mitgerissen zu werden. Und dann ist es zu spät (erhlichkeitshalber: ich habe es noch nie recht versucht, mich in diesem Moment loszureissen). Das Mitreissgefühl ist, als ob man mitten im Sturm ist, Man ist den Elementen ausgeliefert, ein Gefühl, das man in den besseren Achterbahnen erlebt. Ängstlich, unsicher, und zugleicherzeit ein tolles Gefühl, Vorfreude, Schmetterlinge.

Mit sehr viel Geduld, baclofen, anderen Medikamenten, Schreiben, Lesen, Recherchieren, und dem aktiven Einsetzen der hier gebotenen Hilfsmitteln müsste der Dämon zu besiegen sein.

Jetzt befinde ich mich im Aufwärtstrend der Kurve. Wie ganz am Anfang dieses Threads die Rede war von Paradox, ist es hier auch: Im Moment fühle ich mich zufrieden, glücklich, voller Träume, ausgeglichen im Job, gutes Verhältnis in der Familie. Wenn ich mich nicht - wie jetzt - aktiv mit dem Thema beschäftige, ist es als ob ich mich selber überhaupt nicht als Problemfall empfinde. Das macht mich natürlich umso verletzlicher. Genau das macht es beängstigend. Als ob vor drei Wochen nichts passiert wäre, ist der Absturz schon bald wieder völlig verdrungen, lässt allmählich keine negativen Spuren mehr nach. Zugleicherzeit nehmen dafür die fast übersinnlichen, teuflisch verführerischen Gedanken ihre Blitzkriege auf. Wenn ich mich jetzt nicht wappne, ist die Schlacht von vornherein verloren.

Ich merke, die Kurvenprophezeiung tritt langsam ein und geht aufwärts. Ähnlich wie bei gewissen Aktien geht der Kurs nicht ständig hoch, aber der Trend auf jeden Fall. @bennter macht das Richtige, geht bei Bedarf in eine Klinik. Ich hoffe sehr für ihn, dass es ihm hilft, warten wir gespannt ab. Da kommt mir noch Folgendes in Sinn, ralf hat auf Seite 1 über seinen Ausgleich berichtet. Vielleicht wäre das etwas, um "aus der Zugspitze den Tafelberg zu machen"?
ralf hat geschrieben:
Gleichzeitig hat er mir zu meiner Baclofen - Ration [...] das Medikament Remergil, oder Mirtazapin verordnet . Seitdem bin ich sehr ausgeglichen ...

LG

rog


Zuletzt geändert von rog am Donnerstag 11. Juli 2013, 04:57, insgesamt 1-mal geändert.

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 Betreff des Beitrags: Re: Sinuskurve
BeitragVerfasst: Donnerstag 11. Juli 2013, 04:57 
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Lieber rog,

meiner Meinung nach handelt es sich bei Dir wirklich um etwas ganz anderes, als das, was die Meisten hier umtreibt. Dein Verstand sagt NEIN zum Alkohol, aber die Emotion/Bauchgefühl gewinnt die Oberhand - soweit kennen wir das Alle.

Wenn Du aber nicht selbst "Herr in Deinem Haus" werden willst, kann das noch lange so weiter gehen....ich höre das jeden Tag: "ich bin eben süchtig". Mit Menschen, mit diesem imperativen Wunsch nach Rausch bin ich durch meine Arbeit in der Substitutionsambulanz täglich konfrontiert. Es ist interessant, dass Du diesem "Gefühl" Dein ganzes Leben opfern willst, dann bist Du wieder ängstlich - siehe Herzbeschwerden - die Folgen Deines Handelns machen Dir Angst.

Wenn Du es nicht schaffst Deine Lebensprioritäten anders zu "setzen" wird die Sache schief gehen. Aber Du bist ein erwachsener, selbstbestimmter Mensch, Du hast das Recht auf Selbstbestimmung, DU darfst Dich auch ruinieren. Es bleibt Deine Verantwortung. Und Du bist da nicht alleine...
Du brauchtest eine etwas andere Art der Begleitung, schauen, was wirklich hinter dem "vermeintlichen" Wunsch nach Rausch steckt....ja, ja den gab es in allen Kulturen und eine Drogenfreie Gesellschaft mag ich mir auch nicht vorstellen. Aber im Gegensatz zu früher, wo diese -oft auch Kollektivräusche- in einem bestimmten Kontext/Ritual stattfanden sind die "heutigen" sozusagen zweckentfremdet. Du verherrlichst ein Lebensgefühl, das wie Du schreibst: fast jedesmal nur negative Konsequenzen hat. Du glaubst, dass Du diesem Gefühl wehrlos ausgeliefert bist ....und beschreibst fast an Bukowski erinnernd... Deine Sehnsucht nach Rausch. Dieser Gedanke/Wunsch hat eine grosse Macht über Dich, aber Du bist leider der einzige, der das ändern kann. Und es geht: ich zitiere immer wieder Viktor Frankl: "Der Mensch ist das Wesen, das auch anders kann."
Die Entscheidung liegt bei Dir! Wir können hier alle noch lange schreiben: wach auf, lass das, bedenke die Konsequenz....solange Du nicht loslassen kannst, Dich nicht von dieser schwärmerischen Sehnsucht verabschiedest, - verabschieden kannst/willst, wird sich wenig ändern. Ich werde Deine Entscheidung akzeptieren. Nichts im Leben ist schwerer als Veränderung.....

Ich wünsche Dir viel Kraft, Du bist schon so weit gegangen..
LG jivaro

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"In Dir muss brennen, was Du in anderen entzünden willst."
Marcus Aurelius


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 Betreff des Beitrags: Re: Sinuskurve
BeitragVerfasst: Donnerstag 11. Juli 2013, 05:10 
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Liebe jivaro

Vielen Dank für Deinen Bericht. Meine Augen sind jetzt noch mehr geöffnet, mein Änderungswunsch gestärkt.
Auch Viktor Frankl werde ich jetzt lesen.
Bukowski aber auf keinen Fall. Ich kenne seine Bücher, nicht therapie-begünstigend, gerade im Gegenteil.
LG

rog


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 Betreff des Beitrags: Re: Sinuskurve
BeitragVerfasst: Donnerstag 11. Juli 2013, 06:08 
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Es war nicht böse gemeint....

GLG jivaro

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 Betreff des Beitrags: Re: Sinuskurve
BeitragVerfasst: Donnerstag 11. Juli 2013, 07:49 
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Beiträge: 1683
Liebe jivaro

Das weiss ich.
Ich sehe auch ein, dass ich vielleicht eine Grenze überschritten habe, es ist hier in erster Linie noch immer ein baclofen-Forum.
Viele wunderbare Berichte hier haben eine Begeisterung in mich geweckt, die ich hier freien Lauf gelassen habe. Das mag nicht allen gefallen und das ist auch richtig.
Das Schöne an baclofen ist, dass ich einsehe, dass Schreiben gut tut und therapeutisch wirkt.

No hard feelings!

LG

rog


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 Betreff des Beitrags: Re: Sinuskurve
BeitragVerfasst: Donnerstag 11. Juli 2013, 09:31 
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rog hat geschrieben:
Ähnlich wie bei gewissen Aktien geht der Kurs nicht ständig hoch, aber der Trend auf jeden Fall.

@rog,

ablach da musste ich lachen. Ich habe früher viel Geld mit gebrochenen Trendlinien an der Börse gemacht und auch verloren, wenn ich zu lange an den langfristigen Aufwärtstrend geglaubt habe. Manchmal ist „long“ der Fehler, manchmal verliert man bei „short“. Trendanalysen – Kaffeesatzleserei.

Zurück zu Alkohol. Deine Beschreibung erinnert mich an Jack London und seinen Roman „König Alkohol“. Unausweichliches Schicksal, Männlichkeitsrituale, Kampf, Schweiß, Blut, Dämonen. Am Ende dann das letzte Glas auf König Alkohol erhoben – Demutshaltung, Tribut an den Stärkeren, Ende der Geschichte, Tod. Was für ein grandioser Scheiss ...

Ganz anders Charles Bukowski. Die meisten haben nur die griffigen Titel á la „Fuck Machine“ gelesen. Kaum jemand kennt die „Gedichte, die einer schrieb, bevor er im 8. Stockwerk aus dem Fenster sprang“. Und noch viel weniger haben sein letztes Buch, „Das Schlimmste kommt noch – oder fast eine Jugend“ gelesen. Buk, Hank, Chinasky ist mit 76 Jahren glücklich in LA gestorben. Sein letztes Buch ist die Aufarbeitung seiner Kindheit und Jugend, eine Art Analyse. Vielleicht solltest Du dieses letzte Buch doch lesen, es wird Dich sicher nicht triggern. Versprochen. Charles Bukowski hat die letzten 15 Jahre seines Lebens so gut wie nichts mehr getrunken ... er hat einen Sinn im Leben gefunden.

Vielleicht kann es Dir dabei helfen zu erkennen, wie es einer geschafft hat, trotzdem Ja zum Leben zu sagen. Um den Sinn im Leben geht es auch und vor allem bei Viktor Frankl.„Trotzdem Ja zum Leben sagen“, ist übrigens ein Schlüsselwerk von Viktor Frankl, Man's Search for Meaning ist der Titel im Original.

Zum Schluss noch ein Wort zu Büchern. Irgendjemand hat sinngemäß geschrieben (war es bennter?), was Du einmal im Kopf hast, kriegst du nie wieder raus. Das stimmt einerseits, andererseits funktioniert es auch umgekehrt. Es ist oft nur ein Satz, ein Absatz, eine Zeile. Es kann schnell geschehen, kann Wochen, Monate, Jahre dauern. Was ich damit sagen will ist, ein einziger Satz kann Dich und Dein Leben verändern. Kann also das, was Du heute noch im Kopf hast, schon morgen überschreiben.

Ein einziger Satz kann wie ein Anker sein, der schnell oder erst nach ein paar Versuchen ihn zu setzen, an der richtigen Stelle – tief unten am unsichtbaren Meeresgrund greift – und hält. Welche Worte, Sätze, es für Dich sein werden weiß keiner, nichtmal Du selbst.

Du hast keine Chance, also nutze sie!
(Helmut Achternbusch)

LG Frieder

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Pessimismus ist Lebensfeigheit.“
Richard David Precht


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