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Familyman
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Betreff des Beitrags: Re: Dieters Durst Verfasst: Donnerstag 15. März 2012, 00:09 |
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Moderator |
Registriert: Mittwoch 23. November 2011, 14:56 Beiträge: 1154
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moonriver hat geschrieben: Das überwältigende Gefühl des Cravings hatte für mich immer den Charakter einer Vorfreude, verbunden mit einer Energie, welche sich ähnlich wie "Schmetterlinge im Bauch" anfühlte. Es baute sich eine Energie auf bis zu einem "point of no return". Das war dann jeweils der Moment etwas Hochprozentiges zu organisieren... gewissermassen um dieses Energiepotential umzusetzen (das Bewusstsein etwas zu erweitern war immer meine "Ausrede"). Im Grunde genommen habe ich auf diese Art viel Kreativitätspotential, Lebensfreude, Verwirklichung von mir selbst etc. den Bach runter gelassen. Das innere Suchen endete in der Sucht. Sie hatte mich ungefragt gefunden und nicht mehr losgelassen. Die Energie war dann raus und sinnlos verpufft, was sich am nächsten Tag in einem Mordskater äusserte. Diesen mit einer neuerlichen Gabe von Alkohol etwas erträglicher zu gestalten führte dann nach einiger Zeit zu der berüchtigen Suchtspirale. Das schwarze Loch, welches alles zu absorbieren beginnt war geboren. Und damit der langsame, unaufhaltsame Zerfall meiner Restkreativität... Lieber moonriver, ich danke Dir für diese Schilderung und für Deinen gesamten Beitrag. Du sprichst mir hundertprozentig aus der Seele, ohne dass ich es so präzise hätte formulieren können. Ja, genauso habe auch ich es immer wieder erlebt, man fängt an zu trinken voller Aktivität, voller Erwartung, als dürfe man darauf hoffen, ein altes Versprechen würde endlich eingelöst werden, und dann passiert das genaue Gegenteil, die Aktivität zerfällt, und mit ihr die Kreativität und alles, worauf man im Leben tatsächlich hoffen darf. Es ist traurig, in diese alten Muster zurückzufallen, obwohl mit Baclofen diese unglaubliche Ausstiegshilfe gefunden ist und zur Anwendung kommt. Besagte Reisen mit besagten Resultaten sind so, als ob die Wirkung von Baclofen zeitweilig ausgeschaltet würde, obwohl ich die Dosis halte oder sogar leicht erhöhe. Die große Flagge mit dem erklärten Ziel "Raus aus der als sinnlos erkannten Spirale" wird kurzerhand eingerollt, um auf der Rückreise wieder ausgerollt zu werden. Woran liegt das? Danke auch für Deine unterstützenden Worte. Ja, ich denke auch, ich habe schon etwas erreicht in diesen ersten drei Monaten. Es gab besagte drei Vorfälle, jetzt folgen erst mal keine Auswärtsfahrten, stattdessen ein Halbmarathon am 1.4., mein persönlicher nächster Schritt, Ausdruck zu schaffen, wie Du so schön schreibst. Vielleicht folgt dabei nicht der Körper den Gedanken, sondern die Gedanken folgen dem Körper? Jedenfalls kann Sport, in meinem Fall gern verbunden mit einem Hinstreben auf einen "Leistungsbeweis", sprich einer guten Laufzeit, ebenfalls zur inneren Ausgeglichenheit beitragen und damit unterstützend wirken zu Baclofen, das, und auch darin kann ich Dir nur zustimmen, die Konzentrationsfähigkeit steigert, ebenso die Leistungsfähigkeit, zudem die Sinne schärft, den Ausdruck verbessert und tatsächlich der Seele auch Ruhe schenkt. Es tut gut zu wissen, dass es da draußen mitfühlende Wesen gibt, die diese Erfahrungen teilen, die guten wie die schlechten, und so zugewandt und empathisch teilhaben. Ein ganz großes Dankeschön! Der Tipp mit dem Aufschreiben ist auch gut, funktioniert bei mir aber nur dann, wenn der (Suff-)Kopf nicht bereits eine andere, nämlich die falsche Entscheidung getroffen hat. @Federico, das Dankeschön gilt immer wieder auch Dir, auch wenn ich mich wiederhole. Ja, der Leichtsinn muss schon vorab weg, damit sich die Prophezeihung selbst zerstört. Das ist die Aufgabe... Noch ein Wort zur Dosierung: Seit dem Vorfall letzte Woche jetzt stabil bei 5 x 12,5. Kein Alk, kein Craving. Herzlich und voller Hoffnung grüßt Dieter
_________________ Du brauchst keine Angst zu haben.
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Federico
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Betreff des Beitrags: Re: Dieters Durst Verfasst: Donnerstag 15. März 2012, 00:27 |
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Gründer † |
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Registriert: Freitag 27. November 2009, 17:11 Beiträge: 8253 Wohnort: München
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@Dieter,
denk an die prophylaktische Sicherheitsportion und an das „Schwarze Loch“, danke an @moonriver. Wenn Du es erst siehst, ist es zu spät – man kann es aber vorausberechnen.
LG Federico
_________________ „Es gibt keine Alternative zum Optimismus, Pessimismus ist Lebensfeigheit.“ Richard David Precht
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Familyman
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Betreff des Beitrags: Re: Dieters Durst Verfasst: Freitag 16. März 2012, 19:51 |
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Moderator |
Registriert: Mittwoch 23. November 2011, 14:56 Beiträge: 1154
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@Federico,
ganz klar, das kann ich ziemlich präzise vorausberechnen. Dass meine Familie seit Bac-Beginn nichts, aber auch gar nichts mehr mit "Papa und Alk" zu tun hat, ist dabei ein Riesengewinn. Für meine Kinder, meine Frau und für mich gleichermaßen. Das war und ist das primäre Ziel, die primäre Hoffnung, und die hat sich voll und ganz erfüllt. Neue Horizonte zeigen sich im Zuge dessen. Wir sind mehr "Familie", als wir es je waren. Und ich freue mich jeden Abend, nach Hause zu kommen. Wie deutlich anders war das oft in meinem "alten Leben", das kaum mehr als ein Vierteljahr zurückliegt. Der Freund war die Flasche, die Flasche war ich...
Herzlich - Dieter
_________________ Du brauchst keine Angst zu haben.
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Familyman
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Betreff des Beitrags: Re: Dieters Durst Verfasst: Sonntag 25. März 2012, 01:11 |
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Moderator |
Registriert: Mittwoch 23. November 2011, 14:56 Beiträge: 1154
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Hallo an alle,
hier wieder mal ein Lebenszeichen: Eine ganz gute Woche war das, kein Alk, Baclofen stabil bei 62,5 mg, fünf "Halbe" übern Tag verteilt, das scheint die Dosis zu sein, die notwendig ist, sollte ich anders dosieren, würde ich eher leicht höher dosieren. Aber will ich höher dosieren? Nö, erst mal eine neues Gespräch mit meiner Hausärztin führen, ich brauche auch schon wieder ein neues Privatrezept... Wie macht Ihr das eigentlich? Manch einer braucht doch je nach Dosierung alle drei bis vier Wochen ein neues Rezept, richtig? Geht das einfach so, gibt's da nicht irgendwann mal Stress mit dem Doc oder zumindest Zweifel seinerseits, ob das auf Dauer wirklich alles sein muss, mit seinem Segen? Mag sich hierzu jemand äußern? Würde mich freuen.
Herzlich - Dieter
_________________ Du brauchst keine Angst zu haben.
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moonriver
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Betreff des Beitrags: Re: Dieters Durst Verfasst: Sonntag 25. März 2012, 10:17 |
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Moderator |
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Registriert: Sonntag 13. Februar 2011, 17:49 Beiträge: 2608 Wohnort: Schweiz
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Hallo Dieter
Als erstes meine Gratulation zur stabilen Lage... Bac scheint bei Dir gut zu funktionieren. Ich lese, dass Du mit konstanter Dosierung fährst. Meines Erachtens und aus eigener Erfahrung meistens der beste Weg. Dosisänderungen nur langsam vollziehen. Selber habe ich auch erlebt, dass Bac nebst der rasch eintretenden Sofortwirkung weitere Langzeiteffekte zeigt, welche sich dann über Tage erstrecken. So habe ich beim Rauf- oder Runterdosieren stets ein paar Tage die finale Wirkung abgewartet. Experimentierfreudig wie ich von Natur aus bin, konnte ich es dennoch nicht lassen (in weiser Voraussicht, am nächsten Tag frei zu haben...) eines Abends eine Extraportion von 25mg einzunehmen. Auch zum Austesten der bekannten "Notfallration", die ich zum Glück bis anhin nie benötigte. Dies hatte nun die folgenden Konsequenzen:
1. Nach kurzer Zeit Einsetzen von mir bekannten Nebenwirkungen aus der Anfangszeit beim Hochdosieren, welche ich in der Zwischenzeit nicht mehr in dieser Form wahrgenommen habe. Also der Beweis, dass kein Abhängigkeitspotential vorhanden ist. Offenbar entwickeln die Rezeptoren keine Toleranz. Dies war eine der wichtigsten Erkenntnisse aus diesem Versuch.
2. Langer Tiefschlaf in dieser Nacht, jedoch wieder mit "anderer" Traumqualität.
3. Am Morgen einerseits eine ziemliche Scheibe (fast eine Kater...), etwas Ohrensausen, andererseits verstärkter Geruch- und Geschmacksinn (ja, eine seltsame aber mir bekannte Nebenwirkung) und allgemein gesteigerte Wahrnehmung.
4. Eine über Tage anhaltende "Erinnerung" an diese +25mg. Nicht als das bekannte halluzinogen induzierte "Flash-Back", welches einem überfällt. Nein, eher wie die sanfte Erinnerung an ein gutes Erlebnis.
5. Keinerlei Bedürfnis, dieses Experiment gerade zu wiederholen. Allein der Gedanke, dass es so funktioniert, verleiht dem Ganzen eine Art von beruhigender Ausstrahlung.
Erst später fiel mir wieder ein, dass in der Rückblende das Alkohol-Problem in den Aufzeichnungen dieses Versuches garnicht vorkam... einerseits ein beruhigender Gedanke. Schlussendlich schlucke ich ja Bac aus diesem Grunde. Andererseits birgt gerade diese Tatsache eine gewisse Gefahr. Die Gefahr, es einfach weglassen zu wollen unter dem Motto: "Warum soll ich noch Bac nehmen, das Craving ist ja weg". Dass es meistens wieder kommt, zeigen Erfahrungen anderer. So werde ich momentan an meiner stabilen Einnahme nichts rumschrauben und einfach das Thema für mich mal offen lassen. Auch hier kommt vielleicht eines Tages der Experimentierfaktor zur Geltung, wer weiss. Aktuell sieht es jedoch anders aus. So habe ich vor ein paar Wochen die Dosis um 6.25mg auf 37.5mg erhöht und fahre nach nunmehr über 1 Jahr Gesamterfahrung gut damit. Nicht, dass ich keine störenden Nebeneffekte wahrnehme, aber diesen Preis zu bezahlen lohnt sich für mich. Immer noch besser als Alk.
Das Ganze immer unter der neu gewonnenen Freiheit, mehr das zu sein was ich wirklich bin und nicht das, was die Gesllschaft scheinbar von mir verlangt. Sogenannte "Trends und Kults" verlieren an Kraft. Ich stelle sie noch mehr als vorher in Frage. Hat einerseits positiven Charakter, birgt jedoch in sich die Gefahr eines sozialen Rückzuges. Da arbeite ich zur Zeit daran. Die Waage zu finden dieses Bewusstsein neu in den Alltag zu integrieren. Ich war nie der ausgeprägte Gesellschaftstyp. Auch der Alk-Konsum spielte sich meistens innerhalb den eigenen vier Wänden ab. Pegel antrinken und dann raus in das Geschehen. Zunehmend konnte ich es nur noch so ertragen... Sozialphobie?
Ich bin nun etwas von Deinem angesprochenen Thema abgekommen. Werde aber aus obigen Zeilen noch einen Beitrag in meinem Erfahrungsbericht erstellen.
So, nun noch zu Deiner Frage in Sachen Arztrezept. Bis anhin war ich in der glücklichen und diskussionslosen Lage von meinem Seelenarzt jeweils ein Rezept für 4 Packungen Lioresal à 50 Stck. 25mg zu erhalten. Die holte ich dann unter zwei Malen in der Apotheke. Sie werden von der Krankenkasse wie jedes andere Medikament übernommen. Zu diesem Arzt gehe ich nur noch sporadisch. Er hat mir seinerzeit aus einem Tief geholfen, ausgelöst durch 2 erfolglose und 1 geglückte OP mit starken körperlichen und geistigen Erschöpfungszuständen. Er war dann der geeignete Arzt für mein Alkoholproblem und ich kam relativ unkompliziert, nach Abgabe einer Doku-Mappe und Unterzeichnung der "Off-Label Erklärung" (aus diesem Forum zusammengestellt), zum Rezept. Nun befinde ich mich in einer neuen Situation: Mein jahrzehntelanger Hausarzt gab Anfang 2012 die Praxis auf. Der neue Hausarzt weiss von meinem Problem noch nichts. Der Seelenarzt wäre bei dieser Gelegenheit froh, dass nun mein zukünftiger Hausarzt die Rezeptur übernimmt (würde mir jedoch wenn nötig weiterhin ein Rezept geben, wenn es nicht anders gehe). Nun, ich habe im Sinn mein Anliegen in schriftlicher Form mit Zugabe einer Doku an ihn zu richten. Dies spart uns beiden Zeit bei der nachfolgenden Konsultation. Ich werde dann darüber im Forum berichten. Im weiteren sollte ja auch jeder Arzt wissen, dass ein gezwungenes Absetzen nebst der Gefahr von neuem Craving auch sonst kritische Wirkungen nach sich ziehen kann. Schlussendlich könnte man von unterlassener Hilfeleistung sprechen. Nebst dem provozierten Effekt, sich das Medikament aus direkten Quellen zu beziehen, verbunden mit den bekannten Gefahren und Risiken des Internethandels. Nun, für mich eine komfortable Situation. Im schlimmsten Falle erhalte ich weiterhin vom bisherigen Arzt ein Rezept.
Ich wünsche Dir weiterhin viel Erfolg, bleib dran... LG moonriver
Baclofen: 6.25/6.25/12.5/12.5 C2H5OH: 0/0/0/0
_________________ „Geh nicht nur glatte Straßen, geh Wege, die noch niemand ging, damit du Spuren hinterlässt, und nicht nur Staub!“ (Antoine de Saint-Exupéry)
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jivaro
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Betreff des Beitrags: Re: Dieters Durst Verfasst: Sonntag 25. März 2012, 19:38 |
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Moderator |
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Registriert: Freitag 17. September 2010, 19:08 Beiträge: 1949 Wohnort: Giessen
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Lieber Dieter,
es funktioniert doch so gut bei Dir....ich schreibs gerne nochmal: niemand würde die Insulindosis bei gut eingestelltem Diabetes verringern, niemand bei gut eingestelltem hohen Blutdruck die Dosis ohne Notwendigkeit verringern. Sucht ist eine "chronische" Erkrankung. Du machst alles richtig, zur Furcht vor der Höherdosierung habe ich Dir ja schon alles geschrieben, was ich sagen kann. Falls notwendig bitte erhöhen. Olivier Ameisen würde Dir sagen, dass Du mit "halbherzigen" Dosierungen den Erfolg gefährdest; er sorgt sich um die vielen "halbgeheilten", die dann doch schlussendlich straucheln, was nie nötig gewesen wäre.
Wenn Deine Hausärztin sich informiert hat, weiss sie, dass Baclofen als langfristige Therapie ausgelegt ist. Es gibt Ärzte, die bei stabil eingestellten Patienten auch 2 Packungen Baclofen rezeptieren.
Wünsch Dir alles Gute jivaro
_________________ "In Dir muss brennen, was Du in anderen entzünden willst." Marcus Aurelius
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Federico
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Betreff des Beitrags: Re: Dieters Durst Verfasst: Montag 26. März 2012, 00:35 |
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Gründer † |
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Registriert: Freitag 27. November 2009, 17:11 Beiträge: 8253 Wohnort: München
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Lieber Moonriver,
Du sprichst mir aus der Seele, sehr vieles empfinde ich genauso oder so ähnlich.
LG Federico
_________________ „Es gibt keine Alternative zum Optimismus, Pessimismus ist Lebensfeigheit.“ Richard David Precht
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Familyman
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Betreff des Beitrags: Re: Dieters Durst Verfasst: Sonntag 1. April 2012, 22:36 |
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Moderator |
Registriert: Mittwoch 23. November 2011, 14:56 Beiträge: 1154
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Liebe Jivaro, danke für Deine Erinnerung, na klar, das hab ich irgendwie verdängt und stattdessen alten Befürchtungen Raum gegeben, unnötigerweise. Meiner Ärztin werde ich übermorgen sagen, dass alles gut funktioniert, was ja auch tatsächlich der Fall ist, und dass sie einzige Angst, die ich habe, diejenige ist, dass sie aus welchem Grund auch immer kein Rezept mehr ausstellt. Die Ängste beim Namen nennen, schließlich ist sie meine Ärztin und damit eine Vertrauensperson, die mich seit Jahren kennt, das sollte doch ein guter Weg sein.
Lieber moonriver, auch Dir ein Dankeschön, in Deinen Reflexionen entdecke ich immer einen Teil meiner eigenen Erfahrungen, auch wenn meine Erfahrungen mit dem Auf- und Abdosieren bislang weniger intensiv waren. Die einzige Folge des Abdosierens war erhöhte Vorfallgefahr. Davon aber bin ich momentan verschont, trotz "nur" 50 statt 62,5 mg gestern und heute. Ich habe jetzt Urlaub, zwei Wochen lang, was erst mal seelische Entspannung bedeutet, während Arbeit Anspannung bedeutet, und im Job wiederum erfüllt Baclofen mittlerweile mehr als "nur" Craving-Vermeidung: Es schärft Konzentration, Selbsteinschätzung, Urteilsfähigkeit - und es macht angstfrei, das ist etwas ganz Wunderbares. Ich habe im Job praktisch keine Angst mehr vor Zurückweisung, überhaupt dringt das Arbeiten, obwohl ich oft auf 50 bis 55 Wochenstunden komme, nicht mehr so tief in mein Seelenleben ein. Mit Baclofen klappt das "Funktionieren" besser, ohne emotionale Dellen, aber auch ohne wirkliches Leistungstief. Kein Wunder, aber es fühlt sich so an...
Heute bin ich den Halbmarathon in 98 Minuten gelaufen, und wer sich ein bisschen damit auskennt, weiß, dass das für einen Mittvierziger sehr ordentlich ist. Das war aber noch lang nicht alles in diesem Jahr, wie dieses Jahr überhaupt noch, nicht nur läuferisch, viele Überraschungen mit sich bringen wird. Ich bin guten Mutes; in gewisser Weise beginnt mein Leben neu, nicht nur, aber auch durch Baclofen (kann sein, dass ich das schon mal geschrieben habe...).
Herzlich grüßt alle - Dieter
_________________ Du brauchst keine Angst zu haben.
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Familyman
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Betreff des Beitrags: Re: Dieters Durst Verfasst: Dienstag 3. April 2012, 23:25 |
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Moderator |
Registriert: Mittwoch 23. November 2011, 14:56 Beiträge: 1154
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Heute hat mir meine Hausärztin problemlos ein neues Rezept ausgestellt. Ich hab ihr gesagt, wie gut ich klarkomme, dass ich mich körperlich und geistig fit fühle und Alk kein Thema ist, und dass ich eigentlich nur die Befürchtung habe, sie könnte einfach mal sagen, jetzt sei's gut mit der Rezeptausstellerei. Diese Angst nahm sie mir gründlich, indem sie sagte, sie sehe die Problematik bei mir durchaus als langfristig gegeben an. In Zeiträumen von drei bis fünf Jahren aber könne sie sich schon eine allmähliche Herabstufung der Dosierung vorstellen, bzw. solle dies auch mein Ziel sein. Baclofen bezeichnete sie als "Krücke", eine wirksame allerdings, und zog einen Vergleich zu ADS/ADHS-Kindern: Auch hier sei Ritalin manchmal (aber längst nicht in allen Fällen, in denen es verschrieben werde) eine hilfreiche Krücke, aber nie die Lösung auf Lebenszeit. Unser Geist sei durchaus in der Lage, sich andere Verhaltensweise, ja andere emotionale Reaktionen einzuprägen, wenn er von außen dazu eine Weile stimuliert werde - in meinem Fall eben durch Baclofen. Im Grund setzt sie aber viel mehr auf Naturheilverfahren von Homöopathie bis Akupunktur, und sie kommt auch stark aus dieser Ecke (was ja nicht schlecht ist). Also kurz: Baclofen als Langzeittherapeutikum ja, als Therapeutikum bis zum Lebensende eher nein. So weit meine Ärztin.
Was ich davon halte, weiß ich selbst nicht so genau, einerseits kann ich ihre Gedanken schon nachvollziehen, andererseits wohnt diesen Gedanken die Gefahr späten Scheiterns inne - und somit die Gefahr, dass der Alkohol am Ende eben doch noch gewinnt. Wie dem auch sei, für die nächsten Monate und eigentlich Jahre bin ich heilfroh, dass meine Baclofenzufuhr gesichert ist, und wünsche meiner Ärztin beste Gesundheit und ein langes Leben.
Und Euch allen ebenfalls. Herzlich - Dieter
_________________ Du brauchst keine Angst zu haben.
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jivaro
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Betreff des Beitrags: Re: Dieters Durst Verfasst: Dienstag 3. April 2012, 23:58 |
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Moderator |
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Registriert: Freitag 17. September 2010, 19:08 Beiträge: 1949 Wohnort: Giessen
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Also: 5 Jahre bedeuten doch eine recht grosse Zeitspanne, nimm sie Dir einfach.... Du kannst nun stressfrei weiter "recovery" betreiben und wachsen...und dabei schaust Du einfach Stück für Stück an wie sich die Dinge entwickeln.....
vielleicht ist Baclofen bis in 5 Jahren eine völlig etablierte Therapie...(ok, wird länger dauern...bei den ß-Blockern waren es gute 15 Jahre!!!!), jede Hinwendung zum Positiven findet ihre "gestalterische" Auswirkung, vielleicht brauchst Du Baclofen in 5 Jahren wirklich nicht mehr, vielleicht hat Deine, doch insgesamt sehr sympatisch wirkende Ärztin bis dahin erkannt, Baclofen ist ein Segen für Dich und Du benötigst weiterhin eine kleinere Dosis. Who knows? Geniesse den IST-Zustand und mach Stück für Stück weiter...wie bisher,
wünsch dir alles nur erdenklich Liebe dazu herzlichst jivaro
_________________ "In Dir muss brennen, was Du in anderen entzünden willst." Marcus Aurelius
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