Bundesverdienstkreuz für Dr. Albrecht Ulmer

Stuttgart, 5.12.2013: Ministerpräsident Kretschmann verleiht
Dr. Albrecht Ulmer das Bundesverdienstkreuz für seine Verdienste
in der ehrenamtlichen Arbeit.

Warum das hier im Forum steht, hat seinen Grund:
Unsere Arbeitsgruppe setzt seit Jahren erfolgreich agonistische Substanzen wie
Clomethiazol, Baclofen, Buprenorphin, in einem Fall auch Amphetamin zur Behandlung der
Alkoholabhängigkeit ein. Hier weiterlesen ...
oder hier.

LG Federico

Ich habe Herrn Ulmer in Bonn kennengelernt und auch an dem Seminar teilgenommen. Die Ehre hat er sicher hoch verdient, ich habe selten einen Menschen erlebt, der sich in einer vergleichbaren Weise für Schwerstkranke über einen so langen Zeitraum ohne Rücksicht auf die eigene Person engagiert.
Die DHC- und Distraneurinbehandlung bei schwerster Alkoholabhängigkeit ist jedoch sicher ein Verzweiflungsschritt - es ist ein gezielter Substanzwechsel, ein organtoxisches Substrat (Alkohol) wird durch eine nicht (DHC) oder minder toxische (Distra, Amphetamine) Substanz ersetzt, die Behandlung ist vergleichbar mit der Diamorphinabgabe an schwerst Drogenabhängige.
Bei Baclofen ist Ulmer bisher eher zurückhaltend und setzt mehr auf das Dihydrocodein - Cornelias Vortrag könnte ihn doch ermuntert haben, Baclofen nicht mehr nur eher experimentell einzusetzen.

LG

Praxx

Beim "Schmökern" bin ich mal wieder auf Dr. Ulmer, Stuttgart, gestoßen und möchte euch folgenden Artikel (aus 2013) nicht vorenthalten :

Behandlung der Alkoholabhängigkeit in der Praxis (Federico hat den Bericht oben schon zitiert. Er ging aber wohl etwas unter.)

Auszüge :
"Die suchtmedizinische Versorgung von Alkoholabhängigen in Deutschland ist defizitär. Es fehlen spezialisierte Ärzte und gut wirksame Medikamente. Die wenigen zugelassenen Antagonisten haben wenig durchschlagenden Effekt. Möglicherweise besser wirksame agonistische Substanzen sind in der Praxis bisher kaum einsetzbar. Baclofen scheint eine interessante Mittelstellung einzunehmen."

"Andererseits sind inzwischen so viele beeindruckende Ergebnisse publiziert, dass man der Forderung von C. Weigel, diese wichtige Substanz Alkoholabhängigen nicht länger vorzuenthalten, nur ausdrücklich beipflichten kann, insbesondere angesichts der Schwere des Krankheitsbildes und der geringen Risiken der Substanz. Frau Weigel unterstrich diese Forderung 2011 auf einem Poster beim DGS-Kongress mit einer Auswertung bei 69 Patienten, die Baclofen länger als 3 Monate eingenommen hatten: 69,2% hatten dann einen unbedenklichen Alkoholkonsum nach WHO-Kriterien, mehr als 55% völlige Abstinenz erreicht, ähnlich viele gaben das Verschwinden jeglichen Alkoholcravings an. 93,9% berichteten Angstfreiheit unter Baclofen, und 96,9% äußerten sich mit der Wirkung von Baclofen zufrieden (Weigel 2012).

Angesichts dieser und weiterer ähnlicher Publikationen stellt sich die Frage, ob das Zur-Verfügung-Stellen wichtiger Medikamente, Untersuchungs- und Behandlungsmethoden gerade bei Erkrankungen mit so wenigen effektiven Therapieoptionen wie der Alkoholabhängigkeit nicht zu viele, hohe Hürden überwinden muss."

Dem ist nichts hinzuzufügen...
Nur ein großer Dank an jivaro für ihren unermüdlichen Einsatz darf nicht vergessen werden !!

LG, Werner

A. Ulmer ist noch immer Kopf der Atbeitsgemeinschaft QUAAT der Deutschen Gesellschaft für Suchtmedizin.
Aus einer Rundmail von gestern:

Ansonsten: Meine Erfahrung, dass Alkoholabhängigkeit in der Regel suffizient medikamentös behandelt werden muss, ist immer sicherer geworden. Der praktische Alltag ist bei mir inzwischen weit entfernt von dem, was die S3-Leitlinien als Standard formulieren, und ganz anders effektiv.

LG

Praxx

Schreibt Herr Ulmer auch etwas darüber wie sein "besonders effektiver Weg" aussieht ?

LG, Werner

Albrecht arbeitet seit langer Zeit mit Codein, Distraneurin (wie Praxx das oben schon beschrieben hat) und seit mindestens 3 Jahren mit seinem "weissen" Pferd -wie er es nennt - Baclofen.
Lange hatte er an der Wirksamkeit von Baclofen und "unseren" Ergebnissen gezweifelt, dann das Baclofen aber in einigen Fällen eingesetzt, deren Outcome ihn überzeugen konnten. In Anbetracht der zur Verfügung stehenden Medikamente und der klinisch guten Wirksamkeit von Baclofen befürwortet Albrecht die Aufnahme von Baclofen in die S3-Leitlinie. Leider gibt es bis dato keine Rückmeldung der Verantwortlichen.

Leider erfährt die QAAT-Gruppe auch bislang nur unzureichende Unterstützung der DGS (Deutsche Gesellschaft für Suchtmedizin) sodass das Treffen in München in diesem Jahr abgesagt wurde. In Berlin soll im November nun ein neuer Anlauf starten.


LG jivaro