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Frankreichs Anti-Alkohol-Lobby nimmt Weinbranche ins Visier

Samstag 31. Mai 2014, 18:28

FRANKREICH (Reims) - Frankreichs führende Anti-Alkohol-Lobby - genannt ANPAA - hat bei
einer Podiumsdiskussion den Weinerzeugern der Champagne vorgehalten, dass ihre Weine ein
Risiko für die Gesundheit wären. Dr. Alain Rigaud, der die Association Nationale de Prévention
en Alcoologie et Addictologie (ANPAA) vertritt, wandte sich dabei direkt an die Vin & Societe,
eine unterstützende Gruppe für die Winzer und an die Vereinigung junger Produzenten der Champagne.

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Re: Frankreichs Anti-Alkohol-Lobby nimmt Weinbranche ins Vis

Sonntag 1. Juni 2014, 18:13

Wie ging das bei den Rauchern aus? Es gibt Gesellschaften, in denen sich ein Raucher wie ein Krimineller fühlt. Amerikanische Zustände, erlebt in Kalifornien: Der öffentliche Golden-Gate-Park, eine riesige Grünanlage in San Francisco, ist Nichtraucherzone, Raucher werden gebüsst. In manchen Hotels muss beim Einchecken unterschrieben werden, dass im Zimmer nicht geraucht wird. Raucher müssen einen Abstand von irgendwelchen 6 Metern zu Eingängen einhalten. Es gibt eine Stadt, die 2007 das Rauchen in den eigenen vier Wänden unter Busse stellte: http://www.welt.de/vermischtes/article1255283/Stadt-verbietet-das-Rauchen-in-Wohnungen.html.

Es geht auch anders: Der Neurologe Prof. Carl Hart (University of Colombia) plädiert dafür, dass wir aufhören, uns selbst zu täuschen, indem wir Drogengebrauch automatisch mit Suchtszenarien in Verbindung bringen:

http://www.grea.ch/publications/science-et-addiction-arretons-de-nous-tromper

lg
Lisa

Re: Frankreichs Anti-Alkohol-Lobby nimmt Weinbranche ins Vis

Sonntag 1. Juni 2014, 19:51

Amerika hat's gut. So viel Sorge um die Gesundheit der Bürger ...

Würden sie auf ihre Bigmac-Schachteln einen Warnhinweis drucken: Der Verzehr eines
Bigmacs kann zu Fettsucht führen!, wäre das wenigstens konsequent.

Back to Europe. Ich fände es schon gut, wenn auf alkoholhaltigen Getränken ein Warnhinweis
zu finden wäre. Wenn die Zahlen stimmen, haben die riesigen Warnhinweise auf Tabakprodukten
zumindest eine abschreckende Wirkung bei Jugendlichen bewirkt. Und dagegen ist nichts
einzuwenden. Stattdessen diskutieren fanatische Nichtraucher abschreckende Bilder auf der
Gesamtfläche einer Zigaretten-Schachtel – geht's noch?

Manchmal denke ich, die Welt muss verrückt geworden sein und keiner merkt's.

LG Federico

Re: Frankreichs Anti-Alkohol-Lobby nimmt Weinbranche ins Vis

Montag 2. Juni 2014, 09:09

Geht es nicht auch um das Selbstbestimmungrecht und Selbstverantwortung des Einzelnen?
So lange ich mich nur selbst gefärde, ist es mein Grundrecht!!!
Diese impertinente Bevormundung empfinde ich als Entmündigung.
LG Volker

Re: Frankreichs Anti-Alkohol-Lobby nimmt Weinbranche ins Vis

Montag 2. Juni 2014, 09:45

Federico hat geschrieben:Wenn die Zahlen stimmen, haben die riesigen Warnhinweise auf Tabakprodukten
zumindest eine abschreckende Wirkung bei Jugendlichen bewirkt. Und dagegen ist nichts
einzuwenden.

Doch! Zumindest dann, wenn man über die Kraft von Suggestionen bescheid weiß und selbst noch Raucher ist.

Betrifft dementsprechend natürlich nur die Raucher, aber wenn mir jahrzehntelang beim Kauf vom Zigaretten suggeriert wird, dass es mich letztendlich auf grausame Weise töten wird,

dann.... :freeze:

Abschreckung vs gefährliche Suggestion.

Die Abwägung (wenn es die überhaupt mal gab) ist eindeutig in Richtung Abschreckung ausgefallen, das kann man sehen wie man will, aber das dagegen nichts einzuwenden ist....

das kann man auch anders sehen.

(Ist denen denn echt nichts besseres eingefallen? Woran erinnert mich dieses "Alles-oder-nichts"-Denken bloß, woran erinnert es mich? An einen vollkommen hilflosen Umgang mit dem Thema Sucht vielleicht?)

Bin ich froh, dass ich wieder bei der E-Zigarette bin...was bin ich froh!

LG - Nordlicht

PS: Warnhinweise auf Flaschen, gibt´s doch schon längst (natürlich nicht ganz ernst gemeint) :- :
WarnhinweisBierflaschen.jpg

Re: Frankreichs Anti-Alkohol-Lobby nimmt Weinbranche ins Vis

Montag 2. Juni 2014, 10:15

Gerade weil ich um die Macht der Suggestion weiß, bin ich froh über das Werbe-Verbot
für Tabakprodukte. Ich bin ziemlich sicher, dass es nicht so sehr die abschreckenden Negativ-
Botschaften sind, sondern die fehlenden Positiv-Signale, die zum Rückgang des Tabakkonsums
bei Jugendlichen geführt haben.

LG Federico

Re: Frankreichs Anti-Alkohol-Lobby nimmt Weinbranche ins Vis

Montag 2. Juni 2014, 21:41

nicht nur die Werbung... das Vorbild machts! Schon am Nachmittag bringen sich die Shopping-Queens mit Prosecco in Stimmung, in den Vorabendserien und im Abendprogrammen geht es weiter, der Sport ist von Alkoholwerbung umrahmt, in den rauchfreien Talkrunden fließen Bier und Wein in Strömen, überall besteht der Teamgeist aus Weingeist, und so mancher Fernsehkommissar trinkt selbst 007 unter den Tisch, bis um Mitternacht Ina Müller ihre Gäste zum Wetttrinken animiert.

LG

Praxx

Re: Frankreichs Anti-Alkohol-Lobby nimmt Weinbranche ins Vis

Montag 2. Juni 2014, 22:11

Da fällt mir spontan ein Sonntagsritual ein, der Internationale Frühschoppen
mit Werner Höfer gehörte über 35 Jahre zum wöchentlichen Pflichtprogramm.

Jeden Sonntag um 12.00 Uhr Mittags diskutierten 6 Journalisten aus 5 Ländern, bei reichlich
Wein und in einem teilweise vor lauter Qualm nicht mehr ganz sichtbaren Studio.
Erst 1988 wurde die Sendung eingestellt – heute unvorstellbar.

Re: Frankreichs Anti-Alkohol-Lobby nimmt Weinbranche ins Vis

Montag 2. Juni 2014, 22:29

@federico: Ich sage nur "Welches Schweinderl hätten's denn gern?"

"Vorbilder" gibt's für alle möglichen "Stoffe". Gänzlich ohne Absicht, Werbung für Arud - Zentren für Suchtmedizin Zürich, machen zu wollen, hier ein kleiner bunter Streifzug durch die Normen und Abnormitäten von bekannten Suchtstoffen:

Broschüre WAS IST SCHON NORMAL?
http://www.arud.ch/tl_files/arud/rechte_spalte/infomaterial/broschueren_flyer/Arud_Broschuere_Was%20ist%20schon%20normal.pdf

Was schön, gesund oder krank ist, sieht jede Generation mit anderen Augen.
Was heisst da schon normal? «Normalität» unterliegt einem Wandel und wird
von Gesellschaft und Kultur immer wieder neu definiert. Sie ist ein Spiegel der
Zeit und ihrer Diskurse. Das gilt auch für Sucht- und Rauschmittel.


Ein Werbeverbot für Alkoholika stufe ich jedoch als sinnvoll ein. Bier-Sponsoren an Sportveranstaltungen sind ein No-Go.

Eindrückliche Zahlen haben wir vorzuweisen, wenn es um die Preise geht. Sie sind zwar höher als in Deutschland, aber:
"Die Steuern auf ausländische Spirituosen wurden in der Schweiz 1999 aufgrund von Steuerharmonisierungs- und Deregulierungsmassnahmen auf 29 Franken pro Liter reinen Alkohols gesenkt, was zu einem Anstieg des Spirituosenkonsums geführt hat, insbesondere bei den 15- bis 29-Jährigen (+74,5% bei den Männern, 43,7% bei den Frauen)." Ist der Umkehrschluss schlicht zu banal für die Gesundheitspolitik? Stattdessen erinnere ich mich an den Antrag im Schweizer Parlament, Gelder aus dem Präventionsfond für die Unterstützung der einheimischen Schnapsbrauer einzusetzen.
[url]http://www.suchtmagazin.ch/tl_files/templates/Suchtmagazin/user_upload/texte_old/text1-10.pdf[/url]
Prävention des Schnapsbrennereien-Groundings.

Der höchste eidgenössische Alkohol-Pro-Kopf-Verbrauch wird übrigens in der Altersgruppe 65-74 Jahre belegt. Was mich doch einigermassen erstaunt hat. Aber diese Generation hat eventuell noch andere Normalitäten im Kopf?

lg
Lisa

Re: Frankreichs Anti-Alkohol-Lobby nimmt Weinbranche ins Vis

Dienstag 3. Juni 2014, 00:00

@Lisa,

eigentlich war ich schon müde und wollte ins Bett. Jetzt hast Du mich mit der
ARUD-Broschüre wieder wachgerüttelt. Danke.

Unglaublich, wie komplizierte Sachverhalte in so wenigen Worten eindrücklich darstellbar sind.
Großes Kompliment an Weissgrund Kommunikation AG, Zürich.

GLG Federico
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