Donnerstag 22. November 2012, 16:20
In Frankreich haben die Mitgliedszahlen beider Foren zusammen die Grenze von 8.000 überschritten. Als wir in 2009 mit unserem Forum gestartet sind, war das Verhältnis nach 6 Monaten 1:3 Heute ist es 1:8 und ich frage mich wieder einmal mehr: was machen wir hier eigentlich?
Selbst das erst Anfang 2012 ans Netz gegangene Medizininer-Forum hat zur Zeit bereits 470 Mitglieder. Olivier Ameisen dachten wir lange Zeit, wäre der Grund für das gesteigerte Interesse der französischen Medien. Inzwischen stehen andere Ärzte im Focus und das Interesse an Baclofen ist weiter angestiegen – trotz oder wegen weitgehender Abwesenheit des Professors.
In spätestens 2 Jahren wird Baclofen für die Behandlung des Alkoholismus zugelassen werden, das steht so gut wie fest. Schon jetzt höre ich die Stimmen: „wir haben es schon lange gewusst“, „wir behandeln selbst seit vielen Jahren sehr erfolgreich damit“. Ich ziehe heute schon meinen Hut bis zum Boden, vor den Ärzten die in ethischer Verantwortung und meistens eher leise, Baclofen off-label verschreiben trotz des „hohen“ Riskos und das bereits Heute. Im übrigen ganz besonders vor allen Ärzten hier im Forum.
Vor ein paar Tagen bekam ich einen Anruf von der progressiven Wochenzeitung
Der Freitag und mein Herz ist höher gehüpft. Ich hatte das Blatt vor Monaten über Baclofen informiert und dachte, na endlich. Weit gefehlt, ich sollte ein Probeabo zeichnen zum Sonderpreis. Mein lieber Herr Augstein und alle anderen Chefs der deutschen Presse, so lange ihr beharrlich das Thema Baclofen der Öffentlichkeit verschweigt, werde ich den Teufel tun und ein Abo zeichnen. Von mir aus könnt ihr gerne das Schicksal der Frankfurter Rundschau und seit heute der Financial Times Deutschland teilen und pleite gehen – anscheinend verdient ihr es nicht anders.
Eine Ausnahme mache ich und zwar nicht wegen des lokalen Bezugs. Es scheint sich so abzuzeichnen, dass die Süddeutsche Zeitung als einziges Presseorgan ihren journalistischen Auftrag ernst nimmt und über Dinge berichtet die andere verschnarchen. Die Rede ist von einem Justizskandal allererster Güte.
Der Fall
Gustl und das Schwarzgeld wurde von ihr bereits am 13.11.2012 publik gemacht. Heute am 22.11.2012 berichtet auch der
Spiegel darüber. Liegt ganz offensichtlich am Chefredakteur und was dieser für wichtig erachtet. An dieser Stelle meine Hochachtung und mein Dank an Stefan Plöchinger, Chefredakteur der SZ. Gerade in Bayern gehört mehr Mut dazu als in anderen Bundesländern.
Zurück zur Ausgangsfrage, was machen wir hier eigentlich? Seit 2009 unverdrossen genau das, was wir machen können und das ist eine virtuelle Selbsthilfegruppe ohne Beschränkung und garantiert unabhängig.
Ich ganz persönlich werde mir diese Unabhängigkeit weiter sichern und deshalb auch kein Blatt vor den Mund nehmen. Der diesjährige Besuch des DHS-Kongress war schon mit vielen Bauchgrummeln vorbelastet, es war mein letzter Kongress. 90% Heroin-Substitution und damit verbundene Probleme zeichnen ein verzerrtes Bild der Sucht-Realitäten im Gegensatz zu 10% Alkoholismus am Ende des Kongresses wenn die meisten Teilnehmer bereits wieder abreisen. Es gibt in Deutschland lediglich 300.000 Heroinkonsumenten mit abnehmender Tendenz, davon sind 150.000 in Substitutionsprogrammen. Dies ist Jahr für Jahr der Schwerpunkt dieser Kongresse, die schlichte Tatsache, dass 1,3 Mio alkoholabhängige Patienten völlig unterrepräsentiert sind, ist Grund genug für mich aus diesem Geschäft auszusteigen.
Stattdessen werde ich meine Kräfte gezielter als bisher einsetzen um Menschen zu unterstützen die aus dem Suchtkreislauf aussteigen wollen. Mehr dazu demnächst.
LG Federico