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Re: Fasten gegen Alkoholkrankheit?

Sonntag 1. September 2013, 17:54

@Federico

Laut dem behandelnden Arztz brauchen 70.000 Menschen jedes Jahr so eine Operation in der UK. Reiner Wahnsinn.
In dem Video ist leider nicht ersichtlich, wie es dem Patient vergangen ist, aber hier sehen wir, wie es ihm nach der Operation geht.

LG

Patrick

Re: Fasten gegen Alkoholkrankheit?

Sonntag 1. September 2013, 18:44

@Patrick,

Vor einigen Jahren machte ich Bekanntschaft einer jungen Frau die gleichzeitig an Anorexie und Alkoholismus litt. Auch illegale Drogen spielten gelegentlich ein Rolle. Hochintelligent, Jurastudentin, Vater Rechtsanwalt, die Mutter Richterin. Zu der Zeit lieferte sich die Frau mit 5,6 Promille selbst ein, war wie man so schön sagt, zeitlich und räumlich orientiert und zeigte keinerlei Ausfallerscheinungen.

Von ihr erfuhr ich wie man völlig geräuschlos und sozusagen im Vorbeigehen, seine vorher eingenommene Mahlzeit in die Keramik kotzt. Sie war stolz auf diese Art „Körperbeherrschung“ und sie war stolz, dass die Eingangskontrolle angenommen hat, sie wäre eine Besucherin und keine Patientin. Wohlgemerkt, mit 5,6 Promille.

Jetzt zu meinem Lieblingsthema. Nach welchem defekten Gen will man in diesem Fall fahnden?
Und, wäre es nicht wesentlich sinnvoller, endlich in Grundlagen- und Therapieforschung zu investieren?
Dass es seelische Nöte sind, sowohl im geschilderten Fall als auch bei „binge eating“ ist m.E. offensichtlich.

LG Federico

Re: Fasten gegen Alkoholkrankheit?

Montag 2. September 2013, 02:18

Hallo patrick und andere,

zum Thema 'Hilft Fasten beim Nicht-Trinken'? Bei mir eindeutig ja.

Ich habe vor Jahren, als ich es noch geschafft habe, Trinkpausen einzulegen, regelmäßig ein Mal im Jahr für 7-10 Tage gefastet. Meist im Frühjahr, wenn es ging allein zu Hause, keine Kinder, kein Partner, kein Fernseher, kein Computer, nur ein Buch für die Zeit, wenig Musik, ein Tagebuch zum Schreiben, Spaziergänge, kein Sport, das Tempo raus nehmen, aus allem. In einer solchen Fastenwoche konnte ich ohne Probleme auf Alkohol verzichten, ich habe die Sucht gar nicht gespürt. Solch eine Fastenwoche ist super, um alte Gewohnheiten abzulegen. In einer solchen Woche habe ich es sogar geschafft für immer vom Rauchen wegzukommen (vorher zwei Schachteln täglich) und habe bis heute keine Lust mehr aufs Rauchen. Allerdings vom Alkohol bin ich damit nicht dauerhaft weggekommen. Das hat erst Baclofen geschafft.

Also für mich ganz klar ein Zusammenhang zwischen Sucht nach Alkohol und Sucht nach bestimmtem Essen, comfort food, Seelentröster, Kohlenhydrate, Zucker, Weißmehl usw., leicht verdauliche Kohlenhydrate, die den Blutzucker schnell ansteigen lassen und danach kommt der Hunger auf mehr. @jivaro hat es in einem anderen thread heute beschrieben. Wenn ich die Sachen weg lasse kann ich auch leichter auf Alkohol verzichten.

Interessant, bei mir war es so, als ich dank Baclofen aufgehört hab, Alkohol zu trinken, vor ca.1 1/2 Jahren (Wow!!) habe ich anfangs so viel Süßigkeiten gegessen wie noch nie zuvor und hab 5-6 Kilo zugenommen, statt abzunehmen, wie es eigentlich nach Wegfall von solchen Alkoholmengen hätte sein müssen. Inzwischen hat das zum Glück wieder nachgelassen. Aber noch immer ist es so, dass wenn ich mich ungesund ernähre, fastfood, Sachen vom Bäcker etc. ich mehr craving empfinde als wenn ich selber gesunde koche und esse, am besten lowcarb und viel Gemüse, dann geht craving zurück gegen Null. Inzwischen denke ich wirklich, das vor allem Weißmehl aus Weizen echt suchtauslösend ist und sich negativ auf die Gehirnchemie auswirkt. Wenn ich mich mit wenig oder keinem Getreide ernähre geht es mir besser, ich kann besser denken und mich besser konzentrieren und es geht mir emotional besser.

Ich habe jetzt einen Versuch gestartet und will mal drei Monate ganz auf Weizenprodukte verzichten, insgesamt wenig Getreide essen, wenn dann nur Dinkel, Hafer oder Roggen. Das ist für mich nicht ganz einfach, weil ich kein Fleisch und nur wenig Milchprodukte und wenig Eier esse. Da bleibt nicht allzuviel :((
Aber der Versuch ist es mir wert, ich habe den Weizen ganz stark im Verdacht, meine Alkoholsucht noch zu verstärken.

Ich werde euch berichten, was ich herausgefunden habe.

Nächtliche Grüße
Betty

Re: Fasten gegen Alkoholkrankheit?

Sonntag 8. September 2013, 13:53

@Federico

Es ist den alteingesessenen Forumsleuten wahrscheinlich schon längstens bekannt, mir ist es auf jeden Fall neu, deshalb hier dieser Beitrag.
Verschiedene Gene wurden entdeckt, die mit Alkoholmissbrauch und auch binge-eating in Zusammenhang stehen:

Alkoholmissbrauch

RASGRF-2
Pubmed.gov "suggests a link between the RASGRF2 haplotype and reward sensitivity, a known risk factor for alcohol and drug addiction".
Es wird ein Zusammenhang angenommen zwischen dem RASGRF2 Haplotyp und dem Belohnungszentrum, ein bekanntes Risiko für Alkohol- und Drogenabhängigkeit.

GABRG3
Die Quelle About.com sagt, "Finding that GABA is involved in alcohol abuse and dependence supports a current theory that predisposition to alcoholism might be inherited as part of a general state of brain overactivation. People at risk for alcoholism may inherit a variety of genes that contribute to this state. Perhaps alcohol normalizes that state of excitability, leading people with a hyperexcited nervous system to use alcohol more frequently in order to normalize brain circuits. That, in turn, would put them at greater risk for developing alcohol dependence."
GABA hat die Finger in Alkoholmissbrauch und -Abhängigkeit. Dies unterstützt eine neuliche Theorie dass die Anlage zu Alkoholismus vererbt werden könnte als Teil eines Überaktivieriung des Gehirnes. Risikogefährdete Leute können eine Vielfalt an Genen geerbt haben, die zu diesem Zustand führt. Vielleicht normalisiert Alkohol diesen Zustand der Erregtheit, Erregbarkeit, so dass Leute mit einem hypererregten Nervensystem mehr Alkohol trinken um diese 'Hirnschaltungen' zu normalisieren. Dies könnte ein höheres Risiko für Alkoholabhängigkeit bedeuten.

"Investigators at Washington University School of Medicine in St. Louis, Indiana University School of Medicine and other centers have identified a gene that appears to increase the risk of alcoholism.[...] For this study, the investigators analyzed DNA from 262 families, a total of 2,282 individuals. They isolated three genes on chromosome 15 -- GABRA5, GABRB3 and GABRG3 -- that sit very close together on the chromosome."
Forscher am WUSL und anderen Zentren haben ein Gen identifiziert, das das Risiko für Alkoholism zu erhöhen scheint. [...] Für diese Studie analysierten die Forscher DNA von 262 Familien, insgesamt 2282 Individuen. Sie haben 3 Gene an Chromosom 15 identifiziert GABRA5, GABRB3 und GABRG3, die sehr nahe am Chromosom zusammensitzen.

CHRM2
Die Washington University in St. Louis "found that the gene [CHRM2] was strongly associated with alcoholism and depression. The association was strongest in those individuals who had both disorders.
“It looks as if this might be a susceptibility gene that puts a person at risk for developing both depression and alcoholism,” she said."
Die WUSL assoziiert das Gen CHRM2 mit Alkoholism und Depression. Der Zusammenhang war am grössten bei den Leuten, die beide Störungen aufwiesen. "Es sieht danach aus, dass dies ein Anfälligkeitsgen sein könnte, und das Risiko auf Depression und Alkoholismus erhöhen könnte.


Binge Eating

Mutierung im melanocortin 4 receptor (MC4R)
Webmdb.com schreibt, dass laut Forscher Fritz F. Horber, binge-eating charakteristischist für Leute mit einer MCR4R Mutation "We found that binge eating appears to be a characteristic of people with this MC4R mutation".

Auch Brainphysics.com berichtet Ähnliches über MC4R.

In einem Bericht über eine Blindstudie hat das McLean Hospital (Harvard) herausgefunden, dass "researchers found that family members of obese individuals with binge eating disorder were twice as likely to suffer from the condition, as were family members of obese individuals who did not have a history of binge eating". Forscher haben entdeckt, dass Familienmitglieder adipöser Leuten mit einer bing-eating Störung ein doppelt so hohes Risiko hatten, an der Störung zu leiden, als Familienmitglieder adipöser Leute ohne binge-eating Anamnese.
Um welches Gen es sich handeln könnte, wurde nicht erwähnt.

Leider keine Überlappungen gefunden, heisst natürlich nicht, dass es sie nicht gibt.

LG

Patrick
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