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Re: Die gefährlichen Killerargumente der Entwöhnungsindustri

Samstag 11. Juni 2011, 20:33

@kim,

Zu Selbsthilfegruppen habe ich eine eigene, aufgrund jahrelanger Erfahrung (12-Schritte) fundierte Meinung. Die Erfahrungen beziehen sich auf die Zeit vor Baclofen. Ich bezweifle ob es überhaupt sinnvoll sein kann, eine konventionelle SHG zu besuchen wenn man Dank Baclofen und kontinuierlicher Anreicherung von Eigenhirn in der Lage ist, ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Eine SHG die ohne 12-Schritte-Leitbild und ohne Beschränkung auf Alkohol angeboten wird, kenne ich nicht.

Mit dem Gründer einer offenen SHG für Süchte aller Art (auch Nichtstoffliche) habe ich vor einiger Zeit ein Gespräch geführt. Nach 20 Minuten habe ich es ergebnislos abgebrochen, da nach Ansicht des Gründers, Baclofen eine Droge sein muss obwohl er bisher noch nie davon gehört hatte. http://fährhaus.info/ Die 12 Schritte in dieser Form erzeugen bei mir nur noch ein Gefühl der Trauer. Besonders traurig machte mich die Eiseskälte des Gesprächs, ich war vor 25 Jahren einige Jahre Mitglied dieser SHG, Matthias konnte sich sofort an mich erinnern.

Therapeuten die ein tiefes Verständnis für Sucht besitzen sind selten. Noch seltener sind Therapeuten die Suchtpatienten annehmen und zugleich ein tiefes Verständnis für Sucht besitzen. Natürlich gibt es auch Therapeuten die sich für kompetent halten und Suchtpatienten annehmen. Damit ist eigentlich alles gesagt.

Ich habe mich lange Zeit über diese „Killerargumente“ geärgert. Ein Zeit lang empfand ich sie sogar als „Bedrohlich“ – verständlich, wenn man sich selbst noch nicht so sicher ist. Mit der Zeit, Baclofen und GGG wächst allmählich die Selbstsicherheit und es entwickelt sich so etwas wie Selbstvertrauen. Gegen „Killerargumente“ bin ich mittlerweile immun – sie sind mir sehr egal. Kiefer? Belanglos.

LG
Federico

Re: Die gefährlichen Killerargumente der Entwöhnungsindustri

Sonntag 12. Juni 2011, 00:40

Hallo

Ich selbst habe bis vor kurzem geglaubt, dass ich leiden muss. Leiden, weil ich diese Sucht habe. Ich war dann aber in einer SHG, in der man auch willkommen war, wenn man betrunken war. Das war eine harte Erfahrung für mich, da ich selbst nie betrunken in eine Gruppe gehen würde. Es war mir regelrecht unangenehm, neben jemandem zu sitzen, der nach Sprit stank. Es war außerdem schwierig, mich mit ihm zu unterhalten. Inzwischen glaube ich jedoch, dass das der richtige Weg ist.

Ich gehe mal davon aus, dass der größte Teil der Abhängigen nicht glücklich mit ihrer Sucht sind. Und es ist für die meisten wahrscheinlich eine ungewohnte Erfahrung, auch im angetörnten Zustand Annahme zu erleben.

Die Entwöhnungsindustrie dadgegen setzt auf Kampf. Als ob wir (ich spreche jetzt mal auch für andere) nicht schon genug mit unserem inneren Kampf gegen die Sucht zu tun haben.

Aber das mit der Entwöhnungsindustrie wird sich wahrscheinlich sowieso bald in Luft auflösen. Ich mache die Erfahrung täglich, dass die Meinung herrscht, Suchtkranke sind eigentlich keine wirklich kranken Menschen. Ihnen fehlt nur der Mut und der Wille dazu, von ihrer Passion zu lassen. Sie werden in unserer erfolgsorientierten Gesellschaft einfach wieder ausgeblendet werden. Sie sind lediglich ein Kostenfaktor, ohne wirtschaftlichen Nutzen.

Grüzli
Rolidor

Re: Die gefährlichen Killerargumente der Entwöhnungsindustri

Sonntag 12. Juni 2011, 01:51

Baclofen ist ganz gewiss eine Hilfe in psychischer und physischer Konstellation. Ein Wundermittel ist dieses Medikament allerdings nicht.
Gefährlich wird die ganze Sache, wenn die Anwender glauben, man könne mit Hilfe dieses Medikaments zu einem Trinkverhalten zurückkehren, wie man sich es einmal gewünscht hatte.

Alkoholkranke Menschen sind krank und da beißt die Maus keinen Faden von ab.
Wenn es nun ein Medikament gibt, dass einem aus oder von dieser krankhaften Sucht befreit, sollte man doch glücklich sein.
Was will man mehr?
Seit der Gründung dieses Forums hat es aber auch nicht einen Teilnehmer gegeben, der nachweislich über eine längere Strecke beweisen konnte, dass Er (oder Sie) mit dem "moderaten Trinken" zurecht gekommen ist.

Alle anderen Behauptungen treffen nicht zu und sind unseriös-bzw. Kontraproduktiv!

Hoffnung

Re: Die gefährlichen Killerargumente der Entwöhnungsindustri

Sonntag 12. Juni 2011, 02:05

@Hoffnung,

Seit der Gründung dieses Forums hat es aber auch nicht einen Teilnehmer gegeben, der nachweislich über eine längere Strecke beweisen konnte, dass Er (oder Sie) mit dem "moderaten Trinken" zurecht gekommen ist.


Wie müsste so ein Nachweis denn aussehen?

LG Federico

Re: Die gefährlichen Killerargumente der Entwöhnungsindustri

Sonntag 12. Juni 2011, 05:21

So ein Nachweis, sofern man das so benennen kann, erfolgt durch einen Bericht.
Es gab hier Nachrichten von Emilie, die zeitweilig behauptete, kontrolliert trinken zu können dann aber immer wieder von erheblichen Schwierigkeiten berichtete.
Nach meiner Erinnerung hatte sie zuletzt mitgeteilt, dass sie froh wäre, trocken sein zu können.

Grüße

Re: Die gefährlichen Killerargumente der Entwöhnungsindustri

Sonntag 12. Juni 2011, 09:22

http://www.alkohol-und-baclofen-forum.d ... 7&start=30
Deine Erinnerung irrt. Emelie geht es seit einem Jahr super, sie trinkt ab und zu ein Glas Wein, so wie ich auch. Aber das wolltest Du vielleicht gar nicht wissen.


LG FEDERICO

Re: Die gefährlichen Killerargumente der Entwöhnungsindustri

Sonntag 12. Juni 2011, 16:09

@all,

bitte um Beachtung, weil es hierher so gut passt.
viewtopic.php?f=56&t=1204&p=11357#p11357

LG Federico

Re: Die gefährlichen Killerargumente der Entwöhnungsindustri

Sonntag 12. Juni 2011, 17:21

Hallo,

ich nehme nun seit fast 6 Monaten Baclofen. Die Dosis liegt momentan bei 62,5 mg, und ich habe kein Craving mehr. An MT traue ich mich jetzt natürlich noch nicht ran. Ich bin sehr froh, dass ich überhaupt auf Alkohol verzichten kann. Das hätte ich mir vor Bac niemals vorstellen können.

Einen ehemals Alkoholkranken, der problemlos MT praktiziert, würde ich als geheilt betrachten.

Lg Karin
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