Dienstag 16. November 2010, 13:44
Hallo meine Lieben,
die Tage vergehen und ich zähle die Tage ohne Alkohol. Es sind jetzt 112 Tage, die ich keinen Alkohol mehr trinke. kein sensationeller Erfolg, aber ein guter Anfang.
Auch wenn es einige gibt, die das nicht so recht glauben wollen, aber ich nehme seit fast einem Monat kein Baclofen mehr und es geht mir zunehmend besser.
Am Anfang hatte ich immer noch diese Müdigkeit, konnte mich nicht lange Beschäftigen und irgendwie fehlte mir auch Energie. Mit der Zeit ist das aber besser geworden und ich merke, dass es von Tag zu Tag besser wird. Ich bin glücklich, auch kein Bac mehr zu nehmen, auch wenn ich die Suchtattacken jetzt aushalten muss, was mir aber nicht besonders schwer fällt. Ich komme damit sehr gut zurecht.
Wichtig ist für mich, dass ich mich beschäftige. Ich arbeite, gehe zu meinen Meetings, bin in einer Orientierungsgruppe und engagiere mich politisch.
Meine Alkoholsucht war nie besonders stark ausgeprägt, musste nie einen Entzug machen, lag nie auf der Intensivstation oder in der Entgiftungszelle. Ich trank zwar täglich, hatte aber noch kein Zittern - Vielleicht war das mein Glück und ich habe den Absprung noch rechtzeitig auf die Reihe bekommen. Keine Ahnung, wie das ohne Baclofen gekommen wäre, aber ich bin sehr dankbar.
Wenn ich jetzt ein Jahr zurückdenke.... oh man
Ich habe schlimm gekokst, gelogen, betrogen, bin weggelaufen und habe mich versteckt, war agressiv und launisch, habe meine Freundin schlimm behandelt und sie immer fertig gemach, für alles verurteilt. Sie konnte es mir garnicht recht machen, weil ich so übel drauf war... dazu gesoffen und mein ganzes Leben war ein Scherbenhaufen, wollte der Wahrheit nicht ins Gesicht sehen.
Nachdem ich dann mit Baclofen angefangen hatte, fing ich an, über gewisse Dinge nachzudenken und mir Hilfe zu suchen. Es war ein Umdenkprozess, und bei dem hatte mir Baclofen sehr geholfen. Meiner Ansicht nach gehört zur Baclofentherapie ebenso der Wille nach Veränderung, bei mir war es einfach die Zeit, ich wollte eine Veränderung. Ich habe Glück gehabt
Das Ausschleichen war ne blöde Zeit, war nicht einfach. Ich bin froh, das ich auch den letzten Schritt gemacht habe und nicht in der Dauermedikation hängen bleibe. Egal, ob es einige für nötig halten. das was ich immer für Depressionen gehalten habe, war eine Mischung aus Erschöpfung und Deppressionen, hervorgerufen durch Dopaminverstimmungen. Alles scheint sich langsam zu erholen. Ich bin nicht mehr so müde, hab helle Tage, bin voller Freude, kann auch mal Lachen und fröhlich sein. Das ist toll. Wenn sich jetzt noch die wirtschaftliche Situation verändert, geht es mir noch besser.
Kein Alkohol, kein Drogen!! Dazu Meetings, Beschäftigung und der Wille, etwas verändern zu wollen. Ich bin jetzt ein Jahr ohne Koks und denke auch nicht daran, ich will es einfach nicht mehr. Es passt nicht mehr in mein Leben.
Gott sei Dank
Gruß
Alex