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Re: Plorking ... ?

Sonntag 8. Juni 2014, 12:29

@Sebastian,

von Zufällen spreche ich nicht sooo gerne,
lieber von einer Verkettung günstiger Umstände. :D
Bei kleinen und großen Katastrophen, Unfällen, Missgeschicken, ist eine gebräuchliche
Redewendung die Verkettung ungünstiger Umstände – in alkoholisiertem Zustand
treten sie besonders häufig auf.

Ich finde, wir haben uns nach all' den Jahren die Verkettung günstiger Umstände
reichlich verdient. Es als Zufall abzutun wäre wirklich unangemessen denn: zugefallen sind
uns die ersten Glieder dieser Kette nun wahrlich nicht. Das symbolische an einer Kette passt
auch gut zu unserem Weg der Genesung – denn jede Kette ist immer nur so stark, wie ihr
schwächstes Glied. Es aufzufinden ist reflektorische, harte Arbeit, die jeder für sich leisten
muss. Am besten natürlich mit einem erfahrenen Therapeuten – und wer ihn (noch) nicht
gefunden hat, nimmt bis dahin das Forum.

Bei allem ist entscheidend, dass wir mit Baclofen unser bisher schwächstes Glied
erfolgreich verstärken konnten.

LG Federico

Re: Plorking ... ?

Montag 9. Juni 2014, 12:25

@all

Ein weiteres Beispiel von Arbeiten mit Freude und Interesse:
EMCDDA INSIGHTS - Models of addiction
Luxembourg: Publications Office of the European Union, 2013
ISBN: 978-92-9168-652-0
doi: 10.2810/99994
© European Monitoring Centre for Drugs and Drug Addiction, 2013

Unter http://www.grea.ch/sites/default/files/tdxd13014enn.pdf findet sich ein 166 Seiten starkes Papier des European Monitoring Centre for Drugs and Drug Addiction (EMCDDA), das sich eingehend mit Suchtmodellen, -definitionen und -theorien auseinandersetzt. Ich bin weit entfernt davon, alles bereits im Detail studiert zu haben, sondern lese mal hier, mal da hinein.

Mein Blick fiel jedoch sogleich auf den Versuch, eine Definition von Abhängigkeit (addiction) herauszuschälen, die den kleinsten gemeinsamen Nenner aller anerkannten Definitionen ausmacht. Diese Definition schliesst an die Aufzählung, Kommentierung und Überprüfung von Sucht-Definitionen auf den Seiten 22-27 an und ich finde sie hier erst mal erwähnenswert:

EMCDDA INSIGHTS - Models of addiction, S. 27/28 hat geschrieben:... lautet die in diesen Bericht aufgenommene Definition von Abhängigkeit wie folgt:

Eine wiederholte starke Motivation, ein gezieltes Verhalten ohne Nutzen für das Überleben auszuführen, erworben durch das Ausführen jenes Verhaltens und mit einem beträchtlichen Schadenpotential ("harm").

Zu beachten ist, dass im Unterschied zu einigen bestehenden Definitionen diese Definition weder eingeschränkte Kontrolle noch Konflikt, Bedürfnis, Entzugssymptome, Craving oder andere mutmassliche Mechanismen erwähnt. Der Grund liegt darin, dass die Definition in der Lage sein muss, das Interessengebiet zu definieren, soweit möglich aber vermeiden muss, zugrundeliegende Mechanismen vorwegzunehmen, die sich von Fall zu Fall unterscheiden. Die kumulierte Evidenz zeigt, dass eingeschränkte Kontrolle, Konflikt, Craving und so fort nicht zwingende Merkmale von Abhängigkeit sind, wenn sie auch häufig beobachtet werden und in jeder umfassenden Theorie berücksichtigt werden müssen.


Sollte sich in absehbarer Zeit eine deutsche Übersetzung des Berichts auffinden lassen, wäre ich hochinteressiert.

lg
Lisa

Re: Plorking ... ?

Montag 9. Juni 2014, 23:59

Bis auf ein paar technische Fehler, hier eine ganz brauchbare Übersetzung.
Es gäbe auch noch ein gut dazu passendes Paper von A. Uchtenhagen, das ich
Dir per Mail zusenden werde.

LG Federico
Dateianhänge
EBDD - INSIGHTS.de.pdf
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