Bac-Versuch gg. Ängste, Depression, Alk-Missbrauch

Hallo ihr Lieben!

Ich habe hier schon eine Weile mitgelesen und kam durch das Forum auf die Idee Bac auszuprobieren. Ich leide seit rund 16 Jahren an sozialen Ängsten und Depressionen. Seit 10 Jahren betreibe ich schädlichen Alkohol-Missbrauch, der lt. meiner Ärzte noch nicht zur Sucht wurde.. Seit ich meine Verhaltenstherapie gg die sozialen Ängste mache, ist der Alkohol-Missbrauch aber deutlich stärker geworden.. sodass ich jetzt etwas unternehmen musste.
Ich teste Bac in Absprache mit meiner Ärztin.
Sie meinte, ich solle sehr vorsichtig beginnen mit 3x5 für 2 Tage, dann 3x10 für 3 Tage nehmen und anschließend auf 4x10 erhöhen. Nach zwei Wochen soll ich wieder zum Gespräch.

Ich nehme Bac nun seit 3 Tagen. Direkt am ersten Tag konnte ich mich wesentlich besser konzentrieren als sonst. Meine Angst war gelöster. Allerdings folgten starke Einschlafprobleme. Ich trank keinen Alk.
Am 2. Tag habe ich schon auf 4x0.5 erhöht, weil ich das Gefühl hatte, 3x0.5 ist viel zu wenig. Abends sehr starke Ängste, Depressionen, 3 Flaschen 0.5er Bier getrunken. Ängste, Depressionen wurden nicht besser. Alk schmeckte irgendwie anders und nach 3 Flaschen mochte ich nicht weiter trinken. Bin nachts aufgewacht, konnte aber trotz Herzrasen wieder einschlafen.

Der dritte Tag, also heute ist sehr durchwachsen. Habe schon auf 4x10 erhöht, weil ich es meiner Meinung nach ganz gut vertrage. Tagsüber keine Ängste und Depressionen, aber mein Kopf war sehr vernebelt. Habe vom bac nichts gemerkt.
Irgendwann wurde mir sehr schwindelig, hält bis jetzt an. Mein Kopf fühlt sich unwirklich an. Hab stärkere Ängste, würde so nicht rausgehen. Ich schätze aber, es liegt auch daran, dass ich gestern und heute nicht raus ging -> das wirkt sich immer sehr negativ auf meine sozialen Ängste aus.
Bis auf Herzrasen und zittern geht es mir aber gut. Ich glaube ich könnte weiter erhöhen, werde aber erstmal abwarten, beobachten und vorher mit meiner Ärztin sprechen.
Ich hoffe nur, der späte Abend bzw. die Nacht wird angenehmer als die gestern..

Tagsüber keine Ängste und Depressionen, aber mein Kopf war sehr vernebelt. Habe vom Baclofen nichts gemerkt.

@Minimau,

doch hast Du, Dein Kopf war sehr vernebelt – herzlich willkommen im Forum aber mal zuerst.

Deine Ärztin scheint gut informiert zu sein, langsames Aufdosieren ist sicher günstiger als die harte Tour. Wenn Du bei Angstattacken noch zusätzliche Biere brauchst, solltest Du auf sie hören. Gut ist, dass Bier schon mal anders schmeckt, ein erstes Zeichen von Veränderung. Allerdings nach 3 Tagen höchst unwahrscheinlich, Du solltest Dich auf Geduld einstellen, es dauert seine Zeit. Wir sprechen hier gerne aus Erfahrung von *GGG*, das ist die Kurzbezeichnung für Geduld, Geduld, Geduld.

Ich weiß, ist leicht gesagt wenn Dich Ängste plagen. Wenn Du seit 10 Jahren Alkohol missbrauchst, kannst Du dir aber schon ein wenig Zeit für die Genesung geben.

LG Federico

Guten Morgen Minimau,

herzlich Willkommen,
bitte halte Dich an die Dosierungsempfehlungen Deiner Ärztin, die sich - wie Federico ja auch schon schreibt- wohl auskennt. Da hast Du einen echten Joker!

Es gibt hier nicht wenige Menschen, die Baclofen sogar "nur" gegen Angsterkrankungen eingesetzt haben, mit gutem Erfolg. Bei einer so raschen Dosiserhöhung ist der "vernebelte" Kopf völlig normal. Auch von mir der dringende Rat: zunächst nicht weiter aufdosieren!!! Eher nochmal einen oder 2 Schritte zurück. Bei starkem Verlangen nach Alkohol evetuell nochmals 5 mg Baclofen zerkauen, 20-30 Minuten abwarten (unsere hier oft beschriebene "Notfalldosis"). Sprich mit der Ärztin beim nächsten Besuch genau über Deine Erfahrungen (am Besten aufschreiben, damit Du nichts Wichtiges vergisst).

Warum genau hast Du das Bier aufgemacht? Stimmungsschwankungen bleiben unter Baclofen erhalten, das ist ein grosser Vorteil, Du wirst nicht "unecht". Es gibt tatsächlich die Patienten, die in 3 Tagen ihre komplette Angstsymptomatik und den Suchtdruck verlieren..... aber es sind längst nicht die Meisten. Also: nicht entmutigen lassen, nochmal liebevolle Weiterführung der begonnenen Therapie.

Alles Gute
jivaro

Danke für eure lieben Antworten.
Mittlerweile geht es mir besser. Ich kann abends extrem gut einschlafen und durchschlafen. Tagsüber habe ich allerdings teils sehr starke Muskelschmerzen. Manchmal kann ich kaum noch laufen. Alk schmeckt mir nicht mehr wirklich. Manchmal trink ich noch ein bisschen. Da ich die Woche über extrem viel zu tun hatte, habe ich nicht bewusst darauf geachtet. Dies ist aber mein Plan für die nächste Woche. Darauf achten und es vermeiden.
Mein Kopf ist recht vernebelt. Das verstärkt meine Ängste in gewohnt angstbesetzten Situationen meist. Die Situationen aufzusuchen fällt mir allerdings viel leichter, da ich kaum noch grübel. Ich denke also nicht nach, sondern mach einfach. Wenn ich dann aber in der Situation drin stecke, macht mir der vernebelte Kopf ein mieses Gefühl und verunsichert mich bezüglich meiner Denk-/Handlungskraft. Dazu kommen die Muskelschmerzen, die mir die Tage zur Zeit echt anstrengend machen.
Weiß jemand etwas darüber, ob die bald aufhören werden oder ob die durch den zusätzlichen Alkkonsum kommen?

Ansonsten merke ich, dass ich aggressiver bin als zuvor. Das kann aber auch am Schlafmangel liegen bzw daran, dass ich viel zu viel zu tun habe derzeit. Das werde ich auch nächste Woche untersuchen.

Ich werde übrigens nicht höher dosieren, ohne meinen Arzt aufzusuchen. Bin derzeit bei 4x10 mg.

Edit: Das Bier mache ich übrigens aus mehreren Gründen auf: Unter Freunden, wenn man was zusammen trinkt. Um meine Emotionen (primär Ängste) unter Kontrolle zu kriegen. Manchmal auch aus Selbsthass und manchmal rein aus Gewohnheit..

Hallo Minimau

Zuerst auch von mir ein herzliches Willkommen im Forum.

Ich kann abends extrem gut einschlafen und durchschlafen.

Dies ist eine oft beobachtete und als angenehm empfundene Nebenwirkung. Guter Schlaf ist eines der besten Heilmittel.

Tagsüber habe ich allerdings teils sehr starke Muskelschmerzen.

Treten diese bei Belastung (Sport) oder eher in der Entspannungsphase danach auf. Warst Du bis jetzt immer sehr verspannt?
Sollte es sich als seltene Nebenwirkung herausstellen, dann wird es sich im Verlaufe der Bac-Therapie verlieren.

Alk schmeckt mir nicht mehr wirklich. Manchmal trink ich noch ein bisschen.

Den Konsum zu vermeiden, wäre in der ersten Zeit der Therapie sehr wünschenswert. Alkoholkonsum verringert die erwartete Wirkung von Baclofen kann jedoch gleichzeitig die unerwünschten Nebenwirkungen stärker zur Geltung bringen. Damit entsteht ein gewisser Frust, welcher der Therapie nicht förderlich ist.

Mein Kopf ist recht vernebelt.

Ebenfalls eine bekannte Nebenwirkung, meist verbunden mit einem "Wattegefühl" und Ohrensausen- oder -rauschen.
Angst brauchst Du davor nicht zu haben. Bac ist ein sehr sicheres Medikament und schon Jahrzehnte im Handel.

Ich werde übrigens nicht höher dosieren, ohne meinen Arzt aufzusuchen.

Dies erscheint mir richtig. Lass Dir ruhig Zeit und nimm sie Dir auch. Es ist eine Therapie wo Geduld und nochmals Geduld angesagt ist. Sicher ist es verblüffend, eine Art von "Sofortwirkung" in den ersten Tagen zu verspüren. Dies ist jedoch nur der Startpunkt eines längeren Weges, auf welchem man sich zuerst noch zurechtfinden muss. Diese sich einstellende Neuorientierung kann auch Reaktionen auslösen.

Manchmal auch aus Selbsthass

Hinterfrage, woher dieser stammen könnte, vielleicht liegt dort auch ein Schlüssel dahinter verborgen...

Habe Mut und Vertrauen, auch in Dich selber.

Alles Gute
LG moonriver

Guten Morgen Minimau und herzlich Willkommen hier!

Deine Beschwerden bzgl. der Bac-Einnahme kenne ich aus eigener Erfahrung.
Vor allem die Muskelschmerzen,,,Bei mir traten sie allerdings nur immer abends im Bett auf. Hat ne Zeit gedauert - aber es geht vorbei. So wie alle physischen Beschwerden.
Agro war ich nicht - eher das Gegenteil.
Alk schmeckt garnicht mehr...eher kommt starker Ekel allein beim Geruch auf. Was aber leider nicht bedeutet, daß man den Ekel nicht mal durchbricht, ist mir jedenfalls passiert. Weil Dein "Edit" auch leider manchmal noch von mir stammen könnte.
Aber es wird besser...langsam...aber doch.
Bleib achtsam und geduldig. Wir haben so viele Jahre "falsch" gelebt...

Einen ruhigen Sonntag Dir!
Angelika

Dieses "es wird langsam besser" kenn ich auch.
Zuerst war Euphorie, juhu, ich brauch nicht mehr trinken.
Noch 2-3 Tage, dann bin ich von meiner Flasche Wein runter.
Monate spaeter bin ich immer noch bei einer Flasche.
Aber nicht mehr in der Entgiftung gewesen.
Und irgendwie merke ich, dass ich auch noch weiter komme.

Rico