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50 Jahre Marktrücknahme Contergan

Donnerstag 26. Januar 2012, 14:30

Vor 50 Jahren, am 27. November 1961, wurde das Schlaf- und Beruhigungsmittel Contergan vom Markt genommen. Zu spät für weltweit 10.000 Mädchen und Jungen. Sie wurden Opfer des größten Unglücks der deutschen Pharmaindustrie und kamen Ende der 50er Jahre missgebildet zu Welt, ohne Arme und ohne Beine.

Das Medikament Contergan war unter der Leitung von Dr. Heinrich Mückter in der Forschungsabteilung der Stolberger Firma Grünenthal entwickelt worden. Der Wirkstoff Thalidomid war als Mittel gegen Allergien erforscht worden. Dass es Schlaf bringt, war zunächst nur eine Nebenwirkung, die für die Ärzte aber bald im Mittelpunkt stand. Am 1. Oktober 1957 brachte Grünenthal Thalidomid unter dem Namen Contergan in den Handel. Es war in allen Apotheken als Schlaf- und Beruhigungsmittel frei erhältlich.

Auch international war Thalidomid ein Verkaufsschlager: In 48 Ländern wurden thalidomidhaltige Medikamente vermarktet. Die Herstellerfirma hatte wesentlichen Anteil an diesem Erfolg. Die Werbung versprach die völlige Ungiftigkeit und Unschädlichkeit des Wirkstoffs.

Seit 1959 wurde von Ärzten und Kliniken eine Häufung von furchtbaren Fehlbildungen bei Neugeborenen bemerkt. Da es jedoch kein Meldegesetz für Fehlbildungen gab, blieb das wahre Ausmaß der Katastrophe zunächst im Dunkeln. Grünenthal will erst im Herbst 1961 von dem Verdacht gegen das Medikament erfahren haben, als zwei Mediziner, der Hamburger Kinderarzt Widukind Lenz und der australische Gynäkologe William Griffith McBride, unabhängig voneinander die Vermutung äußerten, dass Thalidomid für die Missbildungen verantwortlich sein könnte. Seinen Verdacht teilte Lenz am 15. November 1961 dem Forschungsleiter von Grünenthal mit. Er forderte eine sofortige Rücknahme vom Markt. Doch zunächst reagierte der Arzneimittelhersteller nicht. Erst nach zwölf Tagen, als ein Zeitungsartikel die Wirkung von Contergan publik machte, zog Grünenthal sämtliche thalidomidhaltigen Präparate aus dem Handel.

Das ganze Ausmaß der Katastrophe wurde erst lange nach der Rücknahme klar: Es stellte sich heraus, dass die Einnahme einer einzigen Tablette während der 4. - 6. Schwangerschaftswoche mit hoher Wahrscheinlichkeit zu Missbildungen führt.

Die Contergan-Katastrophe hatte erhebliche Konsequenzen für das deutsche Arzneimittelrecht. 1976 wurde ein Arzneimittelgesetz verabschiedet, das erstmals ein geregeltes Zulassungsverfahren für neue Medikamente einführte.

Dieses Gesetz trat am 1. Januar 1978 in Kraft. Seit Bekanntwerden des Zusammenhangs von Contergan und den Fehlbildungen bei Neugeborenen waren 17 Jahre vergangen.

http://www.n-tv.de/mediathek/bilderseri ... 40051.html
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