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Re: 2013 Addolorato et al.,Pharmacological manag. of alc. de

Sonntag 23. März 2014, 08:27

Studien und Statistiken..

Ich habe 2 Langzeit- und eine Ambulante Therapie hinter mir. Dazu unzählige Vorsorge- und Nachsorgesitzungen. Ziel: Absolute Abstinenz. Kostenträger war immer die „Deutsche Rentenversicherung Bund“.

Ein gutes Geschäft für Therapeuten und REHA-Zentren, da Betroffene ja keine Wahl haben.

Es ging immer nur (weil die Zertifizierungsrichtlininen, setzen dies voraus) um absolute Abstinenz. Verstoß = Strafe.. Verschweigen = Abbruch der Therapie.

90% aller „Absolventen“ halten sich an die Regeln, wenn auch nicht wirklich freiwillig.

In regelmäßigen, Abständen wurde ich angeschrieben, um mein IST-Zustand mitzuteilen. Ich habe das nie getan, weil, egal was ich geantwortet hätte: Immer das gleiche Ergebnis: ca. 60 % aller Rehabilitanden sind „geheilt“. Das passt dann.

Ich habe mehrfach die die AHG (großer Player im REHA-Bereich) wie sich diese Zahlen zusammensetzten. Keine Antwort. Sie verweisen auf den jährlich erscheinenden öffentlichen Bericht..

Fakt ist, dass alle REHA-Einrichtungen von den Rentenversichungsträgern ihre Erfolgsbilanz präsentieren müssen.

ERGO - Anfrage an die Rehabilitanden nach 3 Monaten und dann nach einem Jahr.

Von guten Kontakten her weiß ich, dass nach 3 Monaten die Rückantwort bei 80% und nach einem Jahr bei 40% liegt.

Die nicht beantworten Fragebögen werden nach einem sehr undurchsichtigem Statistikverfahren „angeglichen“..

Ergebnis: 60% sind immer noch (scheinbar)abstinent.. Punkt. Alle sind zufrieden…

Es verhält sich ähnlich wie bei der Arbeitslosenstatistik.. Nicht genehme Zahlen werden „statistisch anders interpretiert“..

So ist es m.E. auch mit Studien. Wer eine Studie in Auftrag gibt, hat eine Vorstellung vom Resultat – kostest ja schließlich auch Geld.

Meine eigene Statistik, beruhend auf 10 Jahre aktiver Suchtgeschichte:

Erfolgsquote(*1) bei traditioneller Suchtbehandlung nach einem Jahr: ca. 25 -30%
Bei Unterstützung mit Baclofen: ca. 65 -70%

Wenn ich dann mal (angelehnt an Federico) mal vom Wohlfühlfaktor und der wieder gewonnenen Lebensqualität ausgehe, liegen die Zahlen noch ganz Anders..

NEIN!! Ich habe keine konkreten, beweisbaren Zahlen – aber eins besitze ich – ein gutes Gedächtnis.

Wünsche euch allen einen tollen, entspannten Sonntag.

Liebe Grüße Volker

(*1) Nach den traditionellen Abstinenzkriterien

Re: 2013 Addolorato et al.,Pharmacological manag. of alc. de

Sonntag 23. März 2014, 15:50

1990 hatte ich meine erste LZT in Innsbruck. Zwei meiner Mitpatienten kamen aus Südtirol (Italien), mit einer teilte ich mein Zimmer, Maria, eine sehr liebe, sehr stille Person um die fünfzig Jahre.
Sie erzählte mir von ihrer "Therapie" in Südtirol, die darin bestand, dass die Patienten Antabus (Disulfiram) bekamen und dann Wein trinken mussten bis sie sich erbrachen. Ich glaube, das nennt man Aversions-Therapie; mir wurde schon vom Zuhören schlecht.
Die Innsbrucker Therapeuten, damals unter der Leitung von Dr. Hackenberg, waren allesamt "Adlerianer", sehr aufgeschlossen und modern, kontrolliertes Trinken war durchaus ein Thema. Antabus wurde dementsprechend kategorisch abgelehnt.

Liebe Grüsse,
Trixie

Re: 2013 Addolorato et al.,Pharmacological manag. of alc. de

Sonntag 23. März 2014, 18:19

sobriety hat geschrieben:Ich glaube, das nennt man Aversions-Therapie;
@Trixie,

stimmt, ich würde es allerdings vorsätzliche Körperverletzung nennen.
Die Delinquenten lernten schnell. Wenn sie trinken wollten, wurde Antabus für ein
paar Tage abgesetzt. Ich verstehe Ärzte nicht, die jetzt lamentieren, dass dieses „wertvolle
Therapeutikum“ in Deutschland vom Hersteller aus dem Markt genommen wurde.

LG Federico

Re: 2013 Addolorato et al.,Pharmacological manag. of alc. de

Montag 24. März 2014, 23:08

@federico: Auch in Meiringen gab es 2012 noch einen leitenden Arzt, der mir bei der Aufnahme im psychiatrischen Notfall zu Bescheid gab: "Antabus gebe ich nur nach vorherigem Trinkversuch." Dies, obwohl ich ihm gleich zuvor von mehreren abstinenten Phasen unter Antabus berichtet hatte, ohne jemals "reingetrunken" zu haben. Nicht, dass ich ihn nach Antabus gefragt hätte - nur so ein Pfosten, den er Kraft seiner Autorität in den Boden rammte. Der Herr liess es sich auch nicht nehmen, meine eingestellten Antidepressiva kurzerhand von heute auf morgen auf Null zu setzen.

Gleiche Klinik übrigens wo der "moderne" Suchtforscher Soyka wirkt, der Baclofen mal (1 Mal?) als "interessant" bezeichnet hat... Mit der neu eröffneten Fachstation für Abhängigkeitserkrankungen und dem hier gerühmten Konzept.

Ich hatte meine Einwilligung zur Aufnahme in die Notfallstation gegeben, bis auf der Suchtstation ein Platz frei wurde. Spannende Einblicke da... Z.B. wie man das absolute Minimum an Betreuung von Notfall-Patienten nahe Null setzt. Es kam vor, dass mit mir gesprochen wurde: bei Blutabnahme und Blutdruckmessen. Eingesperrt war ich seit meiner Kindheit nicht mehr gewesen, aussehen tat der Bereich um die ebenerdige Terrasse wie ein Zwinger. Ab und an streckte jemand den Finger durch den Maschendraht... Wie gesagt, hochinteressant, leider nur für zwei Tage.

lg
Lisa

Re: 2013 Addolorato et al.,Pharmacological manag. of alc. de

Dienstag 25. März 2014, 01:09

@Lisa,

klingt sehr übel. Steigerung ist jederzeit möglich. Ich sag nur „Fixierung“.

LG Federico
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