Baclofen Forum vs Alkoholismus

Informationen zu Baclofen bei Angststörungen, substanzinduzierten Störungen und Depressionen. Informationen und offenes Diskussionsforum zu Selincro (Nalmefen) sowie alle progressiven Therapieoptionen im Kontext mit Alkoholismus
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 Betreff des Beitrags: Eigentlich ein schöner Tag...
BeitragVerfasst: Freitag 4. Juni 2010, 16:58 
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Registriert: Freitag 4. Juni 2010, 14:43
Beiträge: 3
Wohnort: Fürth
...und den wünsche ich Euch allen.

So, ich bin neu hier. Wie's scheint...
Ich möchte euch meine Erfahrungen mit Baclofen erzählen. Und alles was meines Erachtens so dazugehört.

Hm, nun ja, also seit Jahren kämpfe ich mit einer sogenannten "Depression" herum. Alles fing an mit einer jahrelangen Beziehung die zu Ende ging. Bis dahin hatte ich ständig den Gedanken: "Hoffentlich passiert mir das nicht...". Naja, blöd gelaufen will ich mal meinen. Ich hab's mir natürlich noch ein wenig schwieriger gemacht. Drogen...und das nicht zu knapp. Alkohol war noch nie ein Thema für mich. Seit einigen Jahren kiffe ich mal mehr mal weniger, mal gar nicht, dann wieder sehr viel. Früher waren natürlich alle gängigen chemischen Drogen mit am Start. Die sind allerdings gar kein Thema mehr für mich.

Naja, also letztes Jahr, vor ziemlich genau einem Jahr wurde es dann mit der Depression extrem schlimm. Hab sämtliche Antidepressiva ausprobiert, Ergebnis: unerträgliche Zustände. Allmählich fing ich an meinen Arbeitsplatz wegen Überarbeitung auf's Spiel zu setzen. So kam es dann auch: die Firma wollte das ich von mir aus kündige. Hab mich dann von meinem Psychologen erstmal krank schreiben lassen. In dieser Phase hab ich's mir dann auch ganz dreckig gegeben. Wollte mir dann, um das ganze Leiden abzukürzen, das Leben nehmen, habe mich dann aber freiwillig in die Psychiatrie begeben. Für mehrere Wochen, ein ganz schön krasses Abenteuer. Hier lautete die Diagnose: depressive Episode, bipolare Störung, Persönlichkeitsstörung, Drogenkonsument, suizidgefährdet. Die Medikamente die ich dort bekam nehme ich auch heute noch: Neuroleptika und Antiepilleptika.

Daraufhin folgten sehr abenteuerlich Monate, das kiffen begleitete mich dann doch wieder. Aber ich fing auch an viel Sport zu treiben, fast täglich joggen, viel Krafttraining, viel Fahrrad fahren. Und immer diese Ängste... Werde ich akzeptiert, was denken die Menschen von mir, vehalte ich mich grad unpassend, merkt jemand das ich unsicher bin, bin ich es wert...

Im Februar diesen Jahres hat mich ein Freund auf Baclofen aufmerksam gemacht. Da es mir zu dieser Zeit wieder echt katastrophal ging war mir iedes Mittel recht. Egal was! Da erstens wieder eine Beziehung in die Brüche ging und zweitens ich den Kampf um die Umschulung mit absolviertem mehrmonatigem Praktikum gewonnen hatte. So, und jetzt wird's interessant:
Effektiv begann ich am 01. März mit der gezielten Einnahme von Baclofen, 3x 10mg täglich. Und was dann 3 Wochen lang währte hinterfrage ich jetzt noch. Jede Nacht habe ich so wahnsinnig plastisch geträumt das mir die darin vorgekommenen Botschaften schon sehr plausibel erschienen. Ungelogen, 3 Wochen lang jede Nacht. Jeden Morgen bin vollkommen durchnässt aufgewacht, nicht einfach durchgeschwitzt sondern patschnass. Nach einer Woche dachte ich mir "Okay, du hast halt ein bisschen viel gekifft." Nach 2 Wochen war ich dann schon misstrauisch, nach 3 Wochen hatte ich verstanden das da doch noch mehr war... Meine Energie war grenzenlos, sportmäßig war ich die absolute Kanone. Mir wurde schnell bewusst das sich meine Ausstrahlung sehr stark zum Positiven entwickelt hatte. Es fing schon damit an das es mir FREUDE BEREITETE MICH SELBER IM SPIEGEL ANZUSEHEN!!! Ich konnte viel besser mit Menschen interagieren, vor allem mit Fremden. Konnte endlich wieder lachen, ganz viel lachen, konnt mich nicht daran erinnern wann es sich so schön angefühlt hatte. Musste aber auch sehr viel weinen (wegen der Beziehung...), da habe ich gemerkt das die neue Wunderpille nichts beschönigt, nicht egalisiert, ich mit meiner Trauer selber fertig werden muss, aber ES SO WAHNSINNIG SCHÖN IST DAMIT UMGEHEN ZU MÜSSEN! Und diese Aggressionszustände...hammerhart sage ich euch. Momente in denen ich Unbeteiligten unabsichtlich Angst eingejagt habe. Genauso wie Menschen in den positiven Momenten auf mich zugingen, gingen sie mir in den negativen gezielt aus dem Weg. Hier hat sich dann natürlich auch ein Gefühl von Macht breit gemacht... Wochenlang voller Kontaktfreude, habe viele alte Kontakte aufleben lassen. Auch meine plötzliche Wirkung auf Frauen war nicht zu leugnen. Das habe ich aber einfach nur im Stillen für mich genossen. Naja, um es kurz zu machen: eine alte Freundin trat wieder in mein Leben, das gekiffe kam leider somit auch wieder in mein Leben zurück. Obwohl ich wochenlang so gut wie keinen Gedanken daran verschwendet habe und es auch nicht mehr wollte. Nebenbei habe ich natürlich die Dosierung von Baclofen konstant nach oben geschraubt, mit dem kleinen Hintergedanken: Da geht noch was! Zuletzt, wie mein neues Konstrukt schon leicht das wackeln anfing, waren es 175 mg. Das ging soweit das ich Wahrnehmungsstörungen bekommen habe. Zudem habe ich gemerkt, das etwas in mir gegen dieses Medikament versucht hat zu kämpfen. Die alten Zweifel kamen wieder, die alten Gedanken, das Minderwertigkeitsgefühl, das "ich-steh-neben-mir". Habe auch versucht von einen Tag auf den anderen das Baclofen abzusetzen. War allerdings keine gute Entscheidung. Hat sich angefühlt als wäre es das gleich gewesen.

Bin jetzt bei 100 mg, Neuroleptika und Antiepilleptika sind auch noch zugegen. Und wieder absolut verhaltensgestört. Absolutes Misstrauen gegenüber der eigenen Existenz.

Ich gebe zu das war jetzt ganz schön viel für eine Vorstellung. Aber vielleicht gibt es jemanden, der a) was damit anfangen kann und b) jemanden der mir was dazu sagen kann. Meine Therapeutin kann es jedenfalls nicht.

Liebe Grüße und Euch allen einen wunderschönen Sonnenschein.

Euer
Captain Ahab


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BeitragVerfasst: Freitag 4. Juni 2010, 21:46 
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Beiträge: 575
Hallo,

Willkommen im "Club"

Du bist hier richtig.. schau mal unter den Vorstellungen und Erfahrungsberichten.

Aber es gibt einen Ausweg... Bac hilft!

Frag, wenn Dir was auf dem Herzen liegt!


Liebe Grüsse
Emelie

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BeitragVerfasst: Freitag 4. Juni 2010, 22:33 
@emelie
ups, hmmh: Captain Ahab ist z.Zt. bei 100 mg Baclofen pro Tag
@Ahab
Wir haben einige Erfahrungen mit ähnlichen Problemen allerdings bei Alkohol.
In dem Bereich oberhalb 100 bis 200 mg und gleichzeitigem Alkoholkonsum sind einige mit ihrer Baclofen-Therapie "hängengeblieben". Weiter rauf dosieren ging nicht wegen der Nebenwirkungen und beim Runterdosieren stellte sich wieder das alte Trinkverhalten ein.
Da hat bisher nur eins geholfen: Langsam Baclofen runterdosieren und dann einen Neuanfang mit Baclofen machen. Dann hat es deutlich besser funktioniert. Baclofen hat in seiner Wirkweise auch ein Zeitverhalten zumindest bei Alkoholabhängigkeit, daher könnte sich ein zweiter Versuch auch bei Dir lohnen
Eine Therapeutin hast Du ja schon und wie Du Dich beschrieben hast , brauchst Du die wohl auch; wobei ich der Meinung bin, gerade bei Baclofen ist eine therapeutische Begleitung auf jeden Fall wichtig. Deine Beschreibung der Wirkungen ist ziemlich ähnlich zu den Wirkungen einer Baclofen-Medikation bei Alkoholabhängigkeit. Es wäre daher sicher gut, wenn Deine Therapeutin sich mal über die Wirkungen einer Baclofen- Medikation bei Alkoholismus informiert. So als Startwert einer Theraoie.

LG invorio


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BeitragVerfasst: Freitag 4. Juni 2010, 22:52 
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Beiträge: 575
invorio hat geschrieben:
@emelie
ups, hmmh: Captain Ahab ist z.Zt. bei 100 mg Baclofen pro Tag

LG invorio


Ja, ich gebe Dir Recht.....
runterdosieren, ich und viele haben (mindest 3-4 Tage) vorher totale Alk-Abstinez eingehalten (notfalls mit Arztbegleitung vorher entgiften) , dann mit Baclofen anfangs niedrig dosiert, mit langsamen Steigerungen neu beginnen.

LG Emelie

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BeitragVerfasst: Dienstag 8. Juni 2010, 23:10 
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Beiträge: 3
Wohnort: Fürth
Hallo Emelie, hallo Invorio!

Vielen lieben Dank für Eure Worte und Tipps. Zum Thema runterdosieren: heute ist der 2te Tag mit einer Dosis von 87,5mg (ich nehme die 25mg Einheit, aber vom Gefühl her möchte ich langfristig wieder auf die 10mg Einheit umsteigen). Macht es Sinn jeden 4ten Tag um 12,5mg zu reduzieren? Die Neuroleptika möchte ich loswerden, möchte aber hierfür meinen Neurologen zu Rate ziehen. Bin die erste Hälfte des Tages so dermaßen lethargisch und geistig selbstzerstörerisch und werde das "Gefühl nicht los" das das von den bescheuerten Neuros kommt. Baclofen scheint ja eine sehr individuelle Angelegenheit zu sein (so wie alles andere ja eigentlich auch).

Hm, zuerst diese wunderbare Hochphase, dann der krasse extreme Wechsel. Eigentlich, ganz ehrlich, mag ich es sehr Dope zu rauchen. Wenn es mir aber dann wieder so wahnsinnig beschissen geht fang ich schon an mich damit zu narkotisieren. So das ich so wenig wie möglich mitbekomme. Was aber eigentlich nicht der Fall ist. Die Droge hat ja die Eigenschaft den derzeitig gültigen Zustand zu verstärken.

Komme grad von meinem Yogakurs und bin wieder so unglaublich ausgeglichen und entspannt. Mein persönlicher Tipp an alle!!!
Ansonsten treibe ich auch sehr viel Sport, Krafttraining, intensives Joggen, lerne gerade einen körperlich anstrengenden Beruf. Im Normalfall müsste ich ja vor Serotonin ja nur so platzen. Irgendwie mache ich das alles aber nur das ich beschäftigt bin.

Hmmmm, irgendwann muss doch das ganze Spielchen mit den Pillen mal ein Ende haben bzw. kann das doch nicht des Rätsels Lösung sein. Irgendwas scheint auf der Welt nicht ganz richtig zu laufen (naja, eigentlich vieles). Warum wird so etwas wie das Thema Depression zur Volkskrankheit Nr. 1 in den industriellen Ländern? Weil wir immer mehr vom Weg abkommen und sensible Gemüter den Mist mit Ihrem Gefühlsleben ausbaden müssen? Klar gibt es verschiedene Formen von Depressionen und spezielle Hintergründe. Aber vielleicht sollte ich mir jetzt darüber keine Gedanken machen. Doch Lust hätte ich schon mit Euch darüber zu diskutieren. Denn eigentlich ist der Geist frei und im Geiste kann man sich verbinden...

Bis bald meine Lieben!

Euer Ahab
(hoffentlich bald nicht mehr denn der Typ war ja ziemlich durchgeknallt und total wahnsinnig...)


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BeitragVerfasst: Mittwoch 9. Juni 2010, 00:03 
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Registriert: Freitag 27. November 2009, 17:11
Beiträge: 8253
Wohnort: München
@Captain,

gelungene Vorstellung muß ich so sagen. Im Grunde eine Erfolgsstory bis zum wieder attraktiv werdenden Dope. Gut daran, du hast die andere Seite kennengelernt, daran kannst Du wieder anknüpfen. Deine alte Liebe zum Dope solltest Du besser vernachlässigen, zumindest für, sagen wir mal, 6 Monate. Setz Dich nicht unter Druck, benutze Sport und Yoga um positive Gefühle zu verstärken, versuche wieder in die Gefühlswelt der Erfolgswochen einzutauchen. Die Dosierung von Baclofen spielt eine große Rolle, es ist keine Droge aber die Wirkung wird durch Drogenkonsum negativ beeinflusst. Zuletzt noch die drei wichtigsten Grundregeln: 1. Geduld. 2. Geduld und 3. Geduld.

Viel Erfolg beim 2. Anlauf
Federico

_________________
„Es gibt keine Alternative zum Optimismus,
Pessimismus ist Lebensfeigheit.“
Richard David Precht


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BeitragVerfasst: Mittwoch 16. Juni 2010, 12:17 
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Registriert: Freitag 4. Juni 2010, 14:43
Beiträge: 3
Wohnort: Fürth
@emelie, @invorio & @ federico

Hallo meine lieben,

vielen Dank für Eure Tipps. Bin auch grad dabei sie anzuwenden. Heute ist der dritte Tag ohne Dope, was auch okay ist. Am Montag hatte ich mein letztes Bac genommen (12,5mg) was irgendwie nicht okay ist. Ich merke schon sehr deutlich das es nicht mehr da ist. Negative Gedanken gleich beim Aufwachen mit anschließendem Horrortrip für mindestens zwei Stunden. Bin froh das ich die Woche krankgeschrieben bin, da ich ein Problem mit meiner Hand habe. Am Samstag ziehe ich um, au weia...und am Sonntag steige ich dann in den Zug für eine zweiwöchige Fortbildung. Fühlt sich im Moment alles ziemlich furchtbar an.

Wieviel Zeit sollte ich vergehen lassen bis ich mit dem Bac wieder starte? Natürlich begleitend mit der Abstinenz... Die Frage bezieht sich eigentlich auf das Bac da Emelie mir ja 3-4 Tage Abstinenz vorgeschlagen hat. Ich habe Angst das der Neustart nicht klappt.

Ich habe die letzten Tage das Forum abgeklappert um mal andere Eindrücke anzunehmen um ein wenig von dem Egowahn abzukommen. Bei fast allen kann ich erkennen das es sich um entwickelte Persönlichkeiten handelt die größtenteils wissen wer sie sind. Ich habe jahrelang mit der Ansicht gelebt, dass ich nicht weiß wer ich bin und da ich immer wieder krasse extreme Dinge gebracht habe ich eigentlich ganz schön Angst vor mir selbst habe. Und dann kam Bac und ich habe mich selbst überwältigt. Ich hoffe ich komme bald von diesem ICH, ICH und nochmal ICH los damit ich auch mal anderen was gutes sagen/tun kann.

So, muss mich jetzt um den Umzug kümmern....

Wünsch Euch allen einen schönen Tag!

Bis dann,
der Captain


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