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Re: Auszug aus dem Suffloch

Donnerstag 1. August 2019, 08:34

Hi kapuze,

heute ist ein neuer Anfang! Alles Gute mit dem neuen Job! Schau nach vorn und lass das olle Suffloch hinter dir. Neue berufliche Erfahrungen können immer eine Extrachance sein.

Vielleicht kannst du ja mit deiner Freundin eine Vereinbarung treffen. Feiert deinen Jobeinstieg, macht was Besonderes, signalisiert dem Suffloch ein fröhliches „Ciao“ :ymhug:

Ich drück dir die Daumen!

Herzlich grüßt
Dieter

Re: Auszug aus dem Suffloch

Donnerstag 1. August 2019, 17:36

Hallo Dieter,

vielen Dank für die lieben Worte.

1. Arbeitstag überstanden, am 4. trockenen Tag.
Waren nur 6 1/2 Stunden, aber so ab Stunde 3-4 wurde es für mich schon etwas schwierig, es kam ein bisschen innerliche, anhaltende Nervosität auf, das schränkt auch das Denken ein.
Hätte ich nicht andere Absichten hätte ich jetzt sofort ein Bier zum Feierabend getrunken.
Dies mache ich nun aber definitiv nicht, yeah!

Ich werde mich in den Job noch einfinden können, den Horizont bekomme ich ja bereits mit. Also selbstständiges Arbeiten im Team von Einzelpersonen, die dort schon seit Monaten arbeiten. Da werde ich auch irgendwann sein, bis dahin ist es halt noch ein Weg und alles neu.

Gegen Samstag/Sonntag werde ich mit Baclofen anfangen, relativ sachte.

Ich bin gerade erstmal froh dass der erste Tag vorüber ist. Und dass ich nichts saufen werde.

Bis demnächst und liebe Grüße
kapuze

Re: Auszug aus dem Suffloch

Donnerstag 1. August 2019, 23:22

Lieber kapuze,

das klingt richtig gut! Jetzt am Ball bleiben und ein Gefühl dafür entwickeln, wie ein Feierabend ganz ohne Betäubung sich etablieren lässt... Du machst das super und v.a. bist du nicht allein.

Weiter so :YMAPPLAUSE: :daumen: :-h

Herzliche Grüße
Dieter

Re: Auszug aus dem Suffloch

Freitag 2. August 2019, 20:40

Tag 5 trocken, Tag 2 auf der Arbeit.

Hab am Montag gleich meinen ersten "eigenen" Klienten.
'Ne ganze Woche am Stück arbeiten, bei so einem menschenkontakt-intensiven Job, selbst die Mittagspause ist ein Gruppenevent, ist für mich schon eine krasse Vorstellung.

Heute abend stellt sich aber nur aus Entfernung so ein Friday Night/Wochenend-Blues ein, nämlich für eine Millisekunde, wenn im Vorderhaus in einer WG ein Weinkorken hörbar ploppt. Oder wenn ich bei Facebook bin und schaue zu welchen Events sich Bekannte als "maybe going" geklickt haben. Nix würde ich aufsuchen, was für mich unwillkürlich mit Biertrinken zu tun hätte.

Einzig auf den Open Air-Geburtstag eines Kommilitonen in einem Park kann ich mit dem Rad vorbei fahren, gegen sehr frühen Abend morgen (18 Uhr). Da bliebe ich aber nur kurz, eine Stunde mit einer eiskalten Limo in der Hand bekomme ich hin. Länger bleiben würde ich sowieso nicht wollen. Aber den Gefallen, kurz vorbeizugucken, will ich ihm gerne machen. Letztes Jahr waren da auch nur 6-7 Menschen, nichts sonderlich Exzessives zu sehen. Das entscheide ich morgen aber spontan.

Ansonsten gehe ich morgen tagsüber mit meiner Freundin in ein eher unlustiges Museum.

Und am Sonntag gehe ich in ein AA-Meeting, sollte ich das morgige wegen besagtem Geburtstag nicht besuchen. Das am Sonntag wäre ein neues, kenne da voraussichtlich niemanden vom Sehen. Aber wenigstens ein Meeting sollte schon dringend sein: Ein nächster Termin bei meiner Beraterin in der Suchtberatung steht noch nicht fest, wird auch schwieriger mit meinen relativ starren Arbeitszeiten, die ihren wohl ähneln. Einen Psychotherapeuten hab ich nicht mehr. Und irgendwie möchte ich trotz lauter Arbeit am mindestens eben so wichtigen Thema dran bleiben.

Das mit der Suchtberatung ist übrigens so: Nach 4 Wochen Abstinenz, also in 3 Wochen und 2 Tagen quasi, kann man einen Termin ausmachen mit einer Therapeutin dort. Zuvor gibt es nur Gespräche mit der Suchtberaterin, ein Sozialbericht wird vorbereitet. Mit der Therapeutin kann u.U. eine einjährige ambulante Suchttherapie zustande kommen, Antrag erfolgt über den Rentenversicherungsträger.
So oder so bräuchte ich schon regelmäßig auch Therapie denke ich.

Bernburg-Gedöhns: Ich hab die Medikation wegen der Arbeit natürlich ziemlich schnell reduziert, nehme seit gestern nur noch abends eine Mini-Dosis des Antiepileptikums, um es auszuschleichen und nebenbei am Abend auch etwas runterzufahren. Tags nahm ich gestern und heute 2 x Tiaprid, einmal morgens, einmal am frühen Nachmittag.
Das schleiche ich übers Wochenende ganz aus und fange wie gesagt voraussichtlich am Sonntag mit Baclofen an. Dieses nehme ich dann auch am Montag vor und vermutlich auch während der Arbeit, also nach der Mittagspause. Es wären dann 2x 10 mg tagsüber und nach Feierabend dann nochmal 2x 10 mg. Also insgesamt etwa in einem ca. 4 Stunden-Rhythmus, jedenfalls ca. 08:30, 13:00, 17:00 und 20:00 in etwa, je nach Bedarf und Gelegenheit. So käme ich also relativ schnell auf 40mg oder wäre das zu schnell?
Ich kann ja auch eine Dosis weglassen, wenn gefühlt gar nicht nötig oder wegen Nebenwirkungen nicht angebracht. Aber das wäre der grobe Plan. Ich kenne ja Baclofen bereits, denke nicht, dass mich 10-20mg arbeitsunfähig machen würden.

Bis demnächst,
kapuze

Re: Auszug aus dem Suffloch

Samstag 3. August 2019, 00:24

Hallo kapuze,

klingt alles schlüssig und sinnig, v.a. bildest du nach meinem Eindruck eine Basis alkoholfreier Tage, auf die sich mehr und mehr aufbauen lässt. Klingt vielleicht indiskret, scheint mir aber wichtig: Wie gehen deine Freundin und du in der gemeinsamen Kommunikation mit dem Thema Alkohol um? Unterstützt sie dich auf deinem Weg?

Zu deiner Strategie mit Besuchen, „Mitfeiern“ usw.: Musst du natürlich selbst wissen, welche Situationen du im Griff zu haben glaubst, ich würde nur erst mal möglichst allem aus dem Weg gehen, was irgendwie triggern könnte.

Zu deiner Frage zum Baclofen-Einstieg: 4x10mg von jetzt auf gleich sind schon reichlich, aber gleichmäßig verteilt kann’s schon stimmen. Hauptsache, du fühlst dich wohl dabei und auch möglichst sicher. Aus Erfahrung kann ich sagen, dass mir in kritischen Momenten dann auch eher mal 25mg am Stück verlässlich geholfen haben. Soll aber keine Einladung sein, gleich auf einmal so hoch zu dosieren - eher als Notfallplan für den Hinterkopf.

Weiterhin alles Gute, auch mit dem Job! Berichte mal vom Bac-Einstieg :-bd

Herzlich grüßt
Dieter

Re: Auszug aus dem Suffloch

Samstag 3. August 2019, 20:44

P.S.:

War auf dem Geburtstag und ich finde es war auch eher gut so. Nochmal aus dem Haus, Radfahren, sozialer Kontakt. Bin aber wirklich nach etwas mehr als einer Stunde gegangen. Angeboten wurde mir 3x Alkohol. Dass ich aber eben im Moment nichts trinke, wurde von fast allen akzeptiert. War trotzdem etwas innerlich unruhig. Hätte ruhig noch eine Tiaprid, eine Baclofen oder ein Placebo vorher nehmen können. War aber eh schon müde, und hatte eine etwas holprige Radstrecke vor mir.

Zuhause wieder angekommen fragte ich mich jetzt ob ich schon ganz ambitioniert heute abend mit Baclofen anfange, aber es lag noch eine halbe Levetiracetam rum, wie an einem Tag 6 einer jungen Abstinenz ja auch nicht unangebracht (im Bernburg Schema wäre wesentlich mehr vorgesehen).
Vermutlich tausche ich morgen Tiaprid mit Baclofen aus.

Bis demnächst,
kapuze

Achso, wegen Deiner Frage:

Die Beziehung mit meiner Freundin ist von meiner Seite aus in letzter Zeit ein bisschen distanzierter. Sie weiss aber von meinem Problem mit der Sucht. Allerdings natürlich nicht genau wieso man denn eigentlich einen Rückfall haben kann, wenn man sich doch fest vorgenommen hat, nichts mehr zu trinken. Also ich informiere sie nicht vollständig darüber, was für merkwürdige Dinge mit mir vor sich gehen, auch Wochen nach dem letztem Bier (Craving, innere Unruhe, Gefühle von Leere etc.). Wenn sie Dinge vorschlägt wie "Lass uns doch auf das Konzert gehen" vergisst sie ohne böse Absicht, dass ich in einer x-ten Woche 3 oder 5 einfach noch nicht die Perspektive sehe, ohne Bier in der Hand einen entspannten Abend auf einem Konzert zu haben. Letztlich muss ich das Ganze schon eher mit mir alleine ausmachen. In der Abstinenz ist das ein ewiges Hin und Her zwischen Rückzug und gleichzeitig bloß nicht zuviel davon.
Manchmal überfordert mich auch die Zweisamkeit mit meiner Freundin gewissermaßen, also ich tendiere als Abstinenzler eigentlich bei sozialen Kontakten auch eher zu übersichtlichen Ausmaßen. Ich bin außerdem sehr ungeduldig. Und im Moment beschäftigen mich mit Abstinenz und Arbeitsbeginn zwei Dinge ziemlich umfassend, durch die ich letztlich alleine durch muss.

Re: Auszug aus dem Suffloch

Samstag 3. August 2019, 23:25

Hi kapuze,

klar, in der Kommunikation auch mit nahestehenden Menschen muss jeder seinen eigenen Weg finden.

Ich kann nur aus eigener Erfahrung sagen, dass mir meine Frau erst in dem Moment eine wirkliche Hilfe sein konnte, als ich alles Drucksen, Aus-dem-Weg-Gehen, Verklären und Mit-mir-selber-Ausmachen über Bord warf und ihr mit schonungsloser Offenheit die Fakten auf den Tisch gelegt habe, also wie es um mich steht und dass ich froh um ihre Unterstützung wäre.

Ich behaupte, auch deine Freundin kann eine Verbündete sein bei einer klaren und selbstbewussten Erklärung gegen das Suffloch, aber nur dann, wenn du die Karten auf den Tisch legst. Ich gehe noch einen Schritt weiter und behaupte, dass der Einzelkämpfer-Weg in aller Regel zurück ins Suffloch führt, wobei es natürlich Ausnahmen geben mag.

Jedenfalls: Super geschafft bisher... Vielleicht denkst du als nächsten Schritt mal drüber nach, dir starke Verbündete zu suchen.

Herzlich grüßt
Dieter

Re: Auszug aus dem Suffloch

Dienstag 6. August 2019, 20:36

Schlagartig ist schon Dienstag, Tag 9.
Mit Baclofen komme ich überraschenderweise nicht ganz so supergut zurecht wie erhofft. Es machte mich schon in dieser geringen Dosierung (20 mg) etwas matschig, ohne dass es mich gleichzeitig entsprechend entspannte.

Das kann natürlich auch daran liegen, dass ich gestern abend noch ein letztes Mal Levetiracetam von der Entgiftung genommen habe, 250 mg (während der Entgiftung bis zu 2 Gramm über den Tag) und zum Schlafen Mirtazapin (7,5 mg). Ist vielleicht ein bisschen viel.
Heute nehme ich planmäßig kein Levetiracetam mehr.

Es kann auch daran liegen, dass ich zuvor 7 Tage lang Tiaprid (zuletzt 1x 100 mg) nahm. Und es soll weder Werbung für Tiaprid, noch eine Geringschätzung von Baclofen sein, aber mir wäre es vielleicht am liebsten gewesen, einfach beim Tiaprid zu bleiben.
Das ist aber eigentlich gar keine Option. Denn es wäre sehr "off label", denn zwar ist das als Ko-Medikation in der (ambulanten) Entgiftung halbwegs etabliert, aber für die Rückfallprophylaxe überhaupt nicht vorgesehen. Als Dauermedikation wird es bei Tics oder Tourette eingesetzt. Der Vorteil: Es hat keine sedierende Nebenwirkung.

Baclofen schon, mein Kopf fühlt sich irgendwie schwammig an.

Aber das ist ganz klar Gewöhnungssache. Ich bleibe erstmal bei 2x 10 mg tagsüber. Überlege heute abend nochmal 10mg (Levetiracetam ist ja jetzt weg), um halbwegs einen Spiegel aufzubauen.

Ansonsten auf Arbeit "eigentlich" alles okay, außer dass ich mich in der Tendenz manchmal unwohl fühle. Es ist auch so, dass sich das Unwohlsein über den Tag akkumuliert. Also strukturell ähnlich wie bei mir als Trinker "einst" tagtäglich. Dann war, nach einem langen Tag oder zu vorgerückter Stunde, sprich ab ca. 16 Uhr, irgendwann ein Bier bitter "nötig". Heute verläuft sich die Akkumulation im Nirgends, denn Bock auf Bier hab ich erfreulicherweise gar nicht. Und zuhause entspanne ich mich dann langsam wieder.
Diese "Akkumulation" ist nicht nur Unruhe, es fühlt sich dabei auch so an, als könnte ich im Verlauf immer weniger klar denken. Vor der Entgiftung war das erste Bier dann entweder ein Hammer auf den Kopf, mit sofort einsetzender Schläfrigkeit (wurde dann "besser" ab Bier 2) oder merkwürdigerweise die eingebildete Rückkehr der Denkfähigkeit. Also mit anderen Worten: Im Hirn ist biochemisch/neurobiologisch Einiges durcheinander. Auch an Tag 9 noch logischerweise.

Also ich werde das weiter beobachten. Ist ja alles neu: Abstinenz, tägliche Erwerbstätigkeit, Medikation.

Leider steht Anfang September so eine Art Einweihungsfest auf der Arbeit an, mit anschl. inoffiziellem Teil, was wohl Saufen mit Kollegen bedeuten soll. Normalerweise verlasse ich einfach Begebenheiten, an denen getrunken wird. Das ist bei so einer beruflichen Angelegenheit natürlich schwieriger. Hoffentlich muss ich dann mein Nicht-Trinken nicht ständig thematisieren. Aber ist noch eine Weile hin. Hab es heute erfahren, nehme mir aber vor, erst wieder näher am Termin darüber konkret nachzudenken.

Grüße
kapuze2

Re: Auszug aus dem Suffloch

Mittwoch 7. August 2019, 16:47

Tag 10 Abstinenz / Tag 3 Baclofen

Heute ging's, hab die zweite Baclofen etwas später genommen, Kopf heute nicht sehr schwammig.
1x 10mg gegen 8:30, 1x 10mg gegen 14:30, ggf. heute abend noch eine, brauchte ich gestern aber gar nicht.

Grüße
kapuze2

Re: Auszug aus dem Suffloch

Mittwoch 7. August 2019, 19:16

Hallo,
Du kennst Dich ja schon gut im Pharmakologiedschungel aus. Für Baclofen brauchst Du noch Geduld. Oft dauert es mehrere Wochen bis Du Deine Dosis gefunden hast - beim Gefühl der „Benommenheit“ hilft die Dosis aufzuteilen: zB 4x 5mg. Steigere die Dosis langsam. Die Wirkung von Baclofen kannst Du nicht mit Tiapridex oder Levetirazetam vergleichen.

Herzlicher Gruß
jivaro
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