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Arzt

Dienstag 26. März 2019, 18:39

hallo zusammen, ich bin neu hier und hoffe hier hilfe zu finden. ich bin alkoholkrank und möchte unbedingt davon weg, bin 50 jahre alt und trinke seit 30 jahren regelmäßig Alkohol - mal weniger mal mehr.
zur zeit sind es ca. 7-8 bier täglich. vor allem abends nach der arbeit. nun habe ich von baclofen gelesen und ich will es unbedingt damit probieren - habe auch schon 2 therapien gemacht - hat dann immer ca.1jahr gehalten.
Problem ist, dass mein Arzt mir das nicht verschreibt, und so kaufen ist sehr teuer.
vielleicht kann mir hier jemand helfen - würde mich sehr freuen

gruß paddler

Re: Arzt

Mittwoch 27. März 2019, 21:02

Hallo paddler,

schön, dass du den Weg in dieses Forum gefunden hast. Du bist ungefähr in meinem Alter und die Trinkmengen kommen mir auch sehr bekannt vor. Ich habe sehr viele Jahre mit einem ähnlichen Konsum hinter mir - ebenfalls mal mehr, mal weniger. Seit meinen ersten Baclofen-Erfahrungen 2011 ging dieser Konsum drastisch zurück und hat sich, wenn auch nach einigem Auf und Ab, im Alltag bei Null eingependelt. Gelegentliche Ausrutscher abseits von Alltag und Familie gehören mittlerweile ebenfalls der Vergangenheit an, jedenfalls schaut's momentan so aus.

Aber hier geht es vielmehr um dich und nicht um mich, und ich will damit nur sagen, dass Baclofen ein sehr hilfreiches Element auf dem Weg aus der Elends- und Abhängigkeitsspirale sein kann, wenn auch nicht das alleinige. Wille, Geduld, Einsicht und ärztliche Begleitung sind nach meiner Erfahrung ebenso wichtig. Diese Grundlageninfos möchte ich dir empfehlen:

All you need

Königsweg

Eine Frage habe ich bezüglich deines Arztes: Warum verschreibt er dir Baclofen nicht? Es gibt die Möglichkeit, es off-label (außerhalb der eigentlichen Indikation - zugelassen ist es ja als Muskelrelaxans) zu verschreiben. Zudem kann er sich mit der sog. Oberhausener Erklärung absichern.

Dir möchte ich v.a. Mut zusprechen für dein Vorhaben und dir zusichern, dass du hier gern begleitet wirst. Ich freue mich auf deine Antwort.

Herzliche Grüße
Dieter

Re: Arzt

Donnerstag 28. März 2019, 20:42

Hallo Dieter,

erstmal vielen Dank für deine Mut machende Antwort, fühlt sich richtig gut an. Nun zu deiner Frage, da muss ich etwas weiter ausholen. Ich bin schon jahrelang bei meinem jetzigen Hausarzt, der mein Suchtproblem sehr gut kennt. Im Jahr 2012 war ich zuerst für 8 Wochen im ZFP Weissenau in der Tagesklinik für Suchtkranke, danach nochmals für 3 Monate in Therapie (Tagesklinik) in Ravensburg (Zieglerische Anstalten).
Die Oberärztin im ZFP Weissenau für Suchterkrankungen ist die Ehefrau von meinem Hausarzt.
Ich habe damals nach Antabus gefragt (Baclofen kannte ich nicht) - was ja unter Umständen auch sehr gefährlich werden kann - bekommen hab ich dann Campral - und dies hat mir mein Hausarzt nun wieder empfohlen. Er ging nicht wirklich auf Baclofen ein. Seiner Meinung nach (und der seiner Frau), gelingt eine vollständige und "wirkliche Abstinez" nur ohne Medikamente.
Ich habe mir nun die AUFKLÄRUNG ZUM OFF-LABEL-EINSATZ VON BACLOFEN und die Vereinbarung über einen individuellen Heilversuch als Selbstzahlerleistung heruntergeladen.
Das es sowas gibt, wusste ich alles nicht. Ich werde es nochmal bei meinem Hausarzt versuchen - kann ja sein, dass er ein einsehen hat.

Mir ist auch sehr viel daran gelegen, dies mit ärztlicher und psychologischer Hilfe zu tun.

Jedenfalls ganz herzlichen Dank Dieter

Gruß aus Tettnang Rolf

Re: Arzt

Samstag 30. März 2019, 00:01

Lieber Rolf,

dass dich dein Arzt schon lange gut kennt, kann doch eher ein Vorteil sein und spricht erst mal für ein gutes Vertrauensverhältnis. Vielleicht hilft es zusätzlich, wenn du ihm vermittelst, dass du Baclofen nicht für ein Zaubermittel oder eine "Pille zur Pulle" hältst, sondern einfach als einen Steigbügel in die Alkoholfreiheit nutzen willst.

Genau das kann Baclofen sein: Ein Helfer, der das Craving unterdrückt, weil er auf die GABA-B-Rezeptoren im limbischen System ähnlich wirkt wie Alkohol, jedoch ohne eine Rauschwirkung zu entfalten und ohne lebertoxisch zu wirken.

Es ist bestimmt eine gute Idee, es bei deinem Hausarzt noch einmal zu versuchen. Wenn er deinen guten Willen sieht und richtig einschätzt, wird er dich auch unterstützen. Es geht schließlich um dich, du bist der Patient, du willst raus aus der Abhängigkeits- und Abwärtsspirale und als dein Arzt ist er geradezu verpflichtet, dich auf dem von dir gewählten Weg aus der Sucht zu unterstützen, wenn er die Ernsthaftigkeit deiner Absicht anerkennt und keine handfesten Gegenargumente hat.

Bevor du mit Baclofen startest, solltest du ein paar Tage alkoholfrei unterwegs sein. Das ist kein Muss, erleichtert aber in aller Regel den Einstieg. Und vielleicht schaffst du es ja schon jetzt so nach und nach, das eine oder andere Bier wegzulassen.

Auf jeden Fall drück ich dir erst mal die Daumen fürs nächste Arztgespräch. Alles wird gut :daumen:

Herzlich grüßt
Dieter

Re: Arzt

Samstag 30. März 2019, 17:26

Hallo Dieter,

ich werde kommende Woche nochmals meinen Hausarzt aufsuchen, es mit Argumenten versuchen. Das mit dem Off Label Rezept wusste ich ja alles nicht - und das ich aufhören möchte, weiß er. Bei meiner letzten Therapie war ich über 1 Jahr abstinent - auch da hat er mich unterstützt.
Er kennt mich schon 15 Jahre!

Ich bin auch froh, den Weg hier ins Forum gefunden zu haben.

Vielen Dank für alles.

LG Rolf

Re: Arzt

Donnerstag 4. April 2019, 10:05

Lieber Rolf,
ich wünsche dir sehr, dass dein Hausarzt dich mit Baclofen begleitet.
Interessant für dich und ihn ist vielleicht auch der Beitrag von Frau Dr. Vera Schnell :

https://www.praxisdrschnell.de/fileadmi ... rinker.pdf

Alles Gute für dich wünscht

Trudi

Re: Arzt

Sonntag 7. April 2019, 19:38

Lieber Rolf,

wie ist denn der Termin beim Hausarzt gelaufen?

LG
Dieter
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