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Noch ein neues Mitglied

Donnerstag 27. Juli 2017, 14:51

Ich trinke seit vielen Jahren vermehrt Alkohol, seit 10 Jahren täglich. In der Regel zwar erst ab abends, aber meine Gedanken kreisen so ab spätestens nachmittags um Alkohol. Bisher habe ich es geschafft, meiner Berufstätigkeit uneingeschränkt nachzugehen, wenn auch mit Mühe (Kater morgens, verminderte Konzentration ect.). Ich merke, der Alkohol schränkt mich und mein Leben immer mehr ein. Nicht nur wegen der Defizite bei der Arbeit, auch in meinem Privatleben. Ich kann keinen Hobbys mehr nachgehen, da ich ja nach Feierabend regelmäßig betrunken bin. Ich schäme mich meinen Kindern gegenüber und versuche heimlich zu trinken, wobei ich mir sicher bin, dass sie längst Bescheid wissen. In der Zwischenzeit gehe ich nicht mal gerne mit Freunden in die Kneipe abends, weil es mir peinlich ist, so viel zu trinken. Aber nach dem ersten Bier verliere ich regelmäßig die Kontrolle über mein Trinkverhalten. Ich kann es nicht steuern. So bleibe ich lieber allein zu hause, wo ich niemandem unangenehm auffalle. Alle Versuche, meinen Alkoholkonsum einzuschränken oder gar zu beenden scheiterten. Ich bin regelmäßig an dem Punkt einfach aufzugeben. Nun habe ich Baclofen entdeckt und dieses Forum.

Re: Noch ein neues Mitglied

Donnerstag 27. Juli 2017, 15:00

Lieber Akito (ich schätze mal, du bist männlich?)

Herzlich willkommen im Forum; schön, dass du hier bist.

Du hast "Baclofen entdeckt"; erzähl doch bitte etwas mehr: Heisst dass, du nimmst schon Baclofen, oder bist du auf der Suche nach einem Arzt, der Baclofen verschreibt?

LG

Patrick

Re: Noch ein neues Mitglied

Donnerstag 27. Juli 2017, 15:16

Lieber Patrick,
ich (weibl.) bin im Internet auf Baclofen gestoßen und auch auf dieses Forum. Ich habe mir Baclofen über eine spanische Versandapotheke bestellt und nehme seit 4 Tagen 5-5-5-5, so wie es hier im Forum empfohlen wird. Mein Alkoholkonsum hat sich daraufhin prompt verringert auf 2 Drinks pro Abend. Mein Suchtdruck ist verringert, aber natürlich auch nicht ganz weg bei der Menge. Ich bin sehr schläfrig damit, deswegen zögere ich, die Dosis zu erhöhen. Meine jahrelangen Schlafprobleme, die meine Alkoholsucht meines Erachtens mit eingeleitet haben, sind wie weggeblasen. Ich würde gerne einen Arzt finden, der diesen Weg akzeptieren kann und unterstützt.

Re: Noch ein neues Mitglied

Donnerstag 27. Juli 2017, 15:36

Liebe Akito
Akito hat geschrieben:Ich würde gerne einen Arzt finden, der diesen Weg akzeptieren kann und unterstützt.
Schläfrigkeit ist eine häufig auftretende Nebenwirkung, jedoch manifestiert sich meistens erst bei einer etwas höheren Dosierung. Wenn es zu schlimm ist, nicht weiter hochdosieren, bis es besser wird.
Schön ist auf jeden Fall, dass dein Suchtdruck verringert ist. Das ist auch nicht evident, bei dieser Dosierung.
Schick mir doch mal eine PN (private Nachricht an "rog") mit der Gegend, wo du einen Arzt suchst.

LG

Patrick

Re: Noch ein neues Mitglied

Sonntag 30. Juli 2017, 22:27

Ich bin verunsichert. Ich nehme in der Zwischenzeit 5-5-10-10 Baclofen. Einen Termin bei einem Arzt konnte ich bisher noch nicht bekommen. Nach der Anfangszeit mit deutlicher Alkoholverringerung aber dafür extremer Schläfrigkeit spüre ich im Moment eher keinerlei Wirkung von Baclofen. Keine Müdigkeit mehr und dafür hoher Alkoholkonsum. Hätte ich schneller erhöhen sollen? Aber ich muss eben tagsüber auch volle Leistung bringen können und habe Angst das mit einer hohen Dosis nicht hinzukriegen.

Re: Noch ein neues Mitglied

Sonntag 30. Juli 2017, 23:18

Hallo Akito,

bitte unbedingt den Königsweg und All You Need lesen. Auch GGG (Gedulg, Geduld, Geduld) ist hier gefragt.

Re: Noch ein neues Mitglied

Sonntag 30. Juli 2017, 23:42

Weil der Alc die Baclofenwirkung aufhebt, so funktioniert das nicht.

Re: Noch ein neues Mitglied

Dienstag 1. August 2017, 10:22

Liebe Akito

Das mit der Geduld stimmt leider. Die anfänglichen Tage sind sehr schwierig, sich da durchzukämpfen, aber der Alkoholkonsum soll dennoch möglichst gering sein um den best möglichen Baclofen-Effekt zu erzielen. Wenn du fest dran glaubst, dass irgendwann die Wirkung eintritt, fällt's leichter, abstinent zu bleiben.
Könnte sein, dass du zu langsam aufdosiert hast und ein Stagnations-Effekt aufgetreten ist. Pass aber auf, wenn's Nebenwirkungen gibt.

LG

Patrick

Re: Noch ein neues Mitglied

Dienstag 1. August 2017, 16:07

Vielen Dank für die Antworten. Habe jetzt auf 10-10-10-10 hoch dosiert. Das Arbeiten fällt dadurch schwer. Macht es Sinn eher in den "gefährdeten Zeiten" (bei mir also nachmittags/abends) eine höhere Dosis zu nehmen? So habe ich das in manchen Beiträgen hier gelesen. Oder sollte der Spiegel möglichst gleich bleiben über den Tag verteilt?

Ich bin sehr enttäuscht von mir dass ich das mit der Abstinenz nicht hinbekommen habe bisher. Und ich habe im Moment auch das Gefühl es in Zukunft nicht zu schaffen. Alkohol ist in meiner Situation immer präsent, also in greifbarer Nähe, was das Ganze für mich sehr schwierig macht. Was aber natürlich auch keine Ausrede sein sollte.

Ich versuche es weiter.

Liebe Grüße, Akito

Re: Noch ein neues Mitglied

Dienstag 1. August 2017, 23:48

Hallo Akito,

wie kann man denn von sich selbst enttäuscht sein? Das geht doch nur, wenn man sich selbst getäuscht, sich also etwas vorgemacht hat. Du hast dir aber nichts vorgemacht, im Gegenteil hast du dein Problem klar erkannt und hier im Forum gleich in deinem ersten Beitrag auch deutlich benannt.

Du bist traurig, weil deine Interessen, Freizeitbeschäftigungen, Freunde, ja sogar deine Familie erst an zweiter Stelle kommen. Die erste Stelle ist vom Alkohol besetzt. Auch deinen Beruf knabbert er schon von allen Seiten an. Er hat dich in der Hand. Irgendwie ging dein freier Wille nach und nach den Bach runter und wurde durch einen Suff-Automatismus ersetzt. Für mich war dieser Automatismus wie ein großer Gleichmacher. Es gab keine Höhen und keine Tiefen mehr. Alles war gleich. Doch leider war damit auch alles ein großes Elend.

Höchste Zeit, den Spieß umzudrehen und das Heft des Handelns wieder in die Hand zu nehmen. Die gute Nachricht ist: Du kannst es, und du schaffst es. Baclofen kann dir dabei zu einem wertvollen Steigbügelhalter werden. Ein Tag ohne Alkohol und mit Baclofen ist schon ein erster kleiner Sieg. Ein zweiter Tag ohne Alkohol und mit Bacolfen ein zweiter, schon etwas größerer. Und so wirst du von Sieg zu Sieg eilen. Mit jedem Tag wird dein Selbstvertrauen wachsen, dein Selbstbewusstsein stärker und dein Leben erfüllter werden. Du wirst Zeit und Freiheiten gewinnen, wie du sie gar nicht mehr für möglich gehalten hast. Rückschläge kann es dabei immer geben, aber davon musst du dich weder erschüttern noch aufhalten lassen.

Was mir sehr geholfen hat bei der Erkenntnis, dass ich ja gar nicht trinken muss und ich statt des Ruins die Freiheit wählen kann, war das Buch "Endlich ohne Alkohol" von Allen Carr. Es ist geradezu schlicht geschrieben, aber umso nachdrücklicher in seiner Wirkung (auf mich jedenfalls).

Und noch ein Wort zur Baclofen-Dosierung: Letztlich kann sie individuell sehr unterschiedlich sein, aber eine etwas höhere Dosierung in den klassischen Suchtdruck-Stunden am späten Nachmittag und abends haben sich bei mir zumindest sehr bewährt. Grundsätzlich gilt: Immer langsam mit dem Auf- oder Abdosieren, und generell empfiehlt sich bei einer Baclofen-Therapie kompetente ärztliche Begleitung.

Bitte berichte weiter, wie verzweifelt oder enttäuscht du auch sein magst. Deinen Willen, wieder selbstbestimmt zu leben, frei zu sein, dein Leben wieder in Eigentegie und ohne tägliche Manipulation durch eine hochtoxische, zerstörerische Substanz zu gestalten, hast du bereits formuliert, sonst wärst du nicht hier. Jetzt gehst du den nächsten Schritt, und du gehst ihn für dich.

Herzlich grüßt
Dieter
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