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Mathias stellt sich vor :)

Montag 16. März 2015, 08:47

Hallo zusammen,

mein Name ist Mathias, bin Anfang 30 und komme aus dem Saarland.
In letzter Zeit habe ich mich verstärkt kritisch mit meinem Alkoholkonsum auseinander gesetzt. Dieser lag in den letzten 8-9 Jahren bei 45g am Abend (Rotwein).

Ich war und bin damit nicht glücklich. Das Problem ist, dass mich der Alkoholkonsum zum einen sportlich behindert und ich zum anderen weiss, dass es sich nur um eine vorgegaukelte Entspannung handelt.

Daher hab ich mich in letzter Zeit viel mit Substitutionsmöglichkeiten und Therapiemöglichkeiten (u.a. lese ich grade Allen Carr) auseinandergesetzt. Habe z.b. den Gaba-Wiederaufnahmehemmer Passionsblume versucht und L-Theanin in Kombination mit L-Glutamin und Chrom. Insgesamt bin ich positiv überrascht. Meinen Konsum konnte ich dadurch spürbar reduzieren, dh. ich trinke nicht mehr täglich, sondern schaffe meistens 1-3 abstinente Tage bevor ich wieder "schwach" werde und mir meine 3 Gläser Wein genehmige.
Problem: An den abstinenten Tagen habe ich einfach das Gefühl, dass etwas fehlt - ich fühle mich am Abend unentspannt. Bin grade dabei alternative Entspannungstechniken zu erlernen :daumen:

Ich weiss, das Ganze mag für Menschen mit höherem Konsum wie ein Luxusproblem aussehen, aber der springende Punkt ist, dass ich grundsätzlich keinen Alkohol trinken möchte, aber es eben doch häufig tue, was am Selbstbewusstsein nagt...

Lange Rede kurzer Sinn: Bei meiner Recherche nach wirksamen und nebenwirkungsarmen Substitutionsmöglichkeiten bin ich auf dieses Forum gestoßen. Nun muss ich mich erstmal n bissel einlesen. Bin wirklich erstaunt, dass ein Gaba-B-Rezeptor Agonist keine/kaum Probleme im Bereich Toleranzentwicklung und Absetzsyndrom aufweist.

Danke fürs Lesen und viele Grüße
Mathias

Re: Mathias stellt sich vor :)

Montag 16. März 2015, 12:50

Noch ein kurzer Nachtrag, nachdem ich mich nun etwas umfassender im Forum eingelesen habe - übrigens: vielen Dank an Euch für diese wertvollen Infos :daumen:

Bei mir liegt, wie bei vielen anderen mit Alkoholproblemen eine Angststörung vor, die ich seit kurzem mit kognitiver Verhaltenstherapie beackere.
Nachdem ich mir die Königsweg-Vorgehensweise angesehen habe, hab ich mich entschieden nun einen 3 wöchigen Abstinenz-Versuch (ohne Baclofen-Einnahme) zu unternehmen und währenddessen und einige Wochen danach zu bewerten, wie es mir damit geht.

Sollte das "scheitern" bzw. die Cravings nach dieser Zeit weiterhin stark sein, werde ich mich bzgl. Baclofen an einen Arzt wenden.
Mein Ziel wäre in erster Linie eine Unabhängigkeit / Gleichgültigkeit gegenüber dem Alkohol zu entwickeln - aktuell sieht es einfach zu oft so aus, dass ich mir morgens sage "ich will nichts trinken" und Abends dennoch zur Flasche greife.

Viele Grüße
Mathias

Re: Mathias stellt sich vor :)

Montag 16. März 2015, 13:39

Mathias hat geschrieben:Ich weiss, das Ganze mag für Menschen mit höherem Konsum wie ein Luxusproblem aussehen, aber der springende Punkt ist, dass ich grundsätzlich keinen Alkohol trinken möchte, aber es eben doch häufig tue, was am Selbstbewusstsein nagt...

Hallo Mathias und herzlich willkommen im Forum,

mir drängt sich spontan die Frage auf, warum möchtest Du grundsätzlich keinen Alkohol
trinken? Wenn du diesen Grundsatz über Board werfen würdest, was glaubst Du, würde dann passieren?

LG Federico

Re: Mathias stellt sich vor :)

Montag 16. März 2015, 14:02

Hallo Mathias

Herzlich willkommen im Forum.

Seinerzeit begann bei mir die ganze Abhängigkeit auch mit einem Moderaten Genuss auf der psychisch-mentalen Schiene. Aber ich musste mir selber plötzlich dabei zusehen, dass immer mehr daraus wurde. Die dabei immer noch anhaltende gute körperliche Verfassung (u.a. Laborwerte) liessen Zweifel "verdunsten". Die Trinkdauer mit riskantem Konsum dauerte zum Glück auch nur 2-3 Jahre.

Die Notbremse zog ich dann mit Baclofen. Dies ist mir soweit gelungen. Heute nach 4 Jahren nehme ich das Medikament im Grunde genommen aufgrund einer seiner anderen Wirkungen. Es kann Dir einen neuen Weg zeigen um mit Angststörungen umzugehen. Anders gesagt, es zeigt diesbezüglich eine neue Perspektive. Vielleicht ist dies auch das Geheimnis, dass es bei einigen so gut wirkt, da es eine der primäre Ursachen des Alkoholkonsums angeht...

Ich würde Dir zumindest einen Versuch empfehlen. Verlieren kannst Du dabei nichts!

Gerne freuen wir uns auf Deine weiteren Erfahrungen und Berichte.

LG
moonriver

Re: Mathias stellt sich vor :)

Montag 16. März 2015, 15:03

Hallo zusammen,

danke an Euch für das nette Willkommen :-h

Federico hat geschrieben:mir drängt sich spontan die Frage auf, warum möchtest Du grundsätzlich keinen Alkohol
trinken? Wenn du diesen Grundsatz über Board werfen würdest, was glaubst Du, würde dann passieren?

Ich hab mich missverständlich ausgedrückt. Mit grundsätzlich meinte ich vielmehr dass ich mir wünsche, dass Alkoholkonsum im maßvollen Rahmen für mich die Ausnahme ist.
Mit grundsätzlich meine ich hier den Alltag - würde ich am Wochenende zum Abendessen ein Glas Rotwein genießen und das wars wäre alles fein.

@Moonriver: Danke für Deine Erfahrungen und Tips. Die Angstproblematik und der Alkoholkonsum stehen eben oft in Verbindung. Wobei mich ersteres insgesamt deutlich mehr belastet - was Baclofen für mich umso interessanter macht. Zumindest auf dem Papier (Wirkungsmechanismus, Gaba-B-Modulator) sieht Baclofen sehr ansprechend für beide Probleme aus. Umso mehr bin ich erstaunt, dass Toleranz und Abhängigkeit bei dem Medikament so schwach ausgeprägt sind.

Werde in diesem Thread auch meine Erfahrungen hinsichtlich meiner 3-Wochen Abstinenz mal festhalten. Würde mir wie gesagt einen freien Umgang mit dem Thema Alkohol wünschen. Ehrlichgesagt bezweifele ich ob die 3-4 wöchige Abstinenz das bewirkt - daher bin ich froh eine guten Weg zu haben, falls meine Zweifel eintreten :ympeace:

Hätte da noch eine Frage: Ich war seit Jahren nicht mehr körperlich krank, d.h. ich bezweifele, dass mein Hausarzt mich noch kennt...macht es aus Eurer Sicht/Erfahrung Sinn mit der konkreten Baclofen-Bitte zum Hausarzt zu gehen oder kann man sich in der Regel den Weg schenken und gleich zu einem Arzt gehen der der Thematik offen gegenüber steht?

Viele Grüße
Mathias

Re: Mathias stellt sich vor :)

Montag 16. März 2015, 16:05

Hallo Mathias
Mathias hat geschrieben:Umso mehr bin ich erstaunt, dass Toleranz und Abhängigkeit bei dem Medikament so schwach ausgeprägt sind.
Ich kann Dich aus Erfahrung darüber beruhigen. Es entwickelt sich keine Toleranzschwelle. Ich machte mal den Versuch mit meiner ehemaligen Höchstdosis (120mg/Tag) über ein paar Tage und kann Dir sagen, dass die Nebenwirkungen wieder voll zum Tragen kommen. Dies zur Toleranzentwicklung, gilt ja auch für die Abhängigkeitsentwicklung. Zu beachten ist jedoch, dass nach längerer Einnahmedauer ein Ausschleichen sehr laaaaangsam vonstatten gehen muss. Da habe ich vor einem Jahr die Erfahrung gemacht. Aber es gibt ja einige Medikamente, bei denen dies auch nötig ist. Selbst Betablocker zeigen diese Eigenschaft.
Heute bin ich soweit, dass ich mich frage, ob ich es überhaupt noch absetzen soll, da es bei vernünftiger Dosierung offenbar keine schädlichen Langzeit-Auswirkungen auf den Organismus hat. Im Gegenteil hilft es mit, vor vegetativen Entgleisungen zu schützen.

Zur Arztwahl: Es gibt mehr Hausärzte als man annehmen könnte, welche diese Therapie kennen, dies jedoch nicht an die grosse Glocke hängen möchten... Wenn man direkt fragt, verschreiben sie es ohne grosse Diskussionen.

Der Vorteil beim verschreibenden HA ist der, dass er über evtl. nötige andere Medikamente auch im Bilde ist und so die gegenseitige Verträglichkeit abschätzen kann.

LG
moonriver

PS: seit langem mit 62.5mg/Tag unterwegs

Re: Mathias stellt sich vor :)

Montag 16. März 2015, 16:25

Mathias hat geschrieben:Mit grundsätzlich meine ich hier den Alltag - würde ich am Wochenende zum Abendessen ein Glas Rotwein genießen und das wars wäre alles fein.

In diesem Fall hättest Du dich wohl kaum in diesem Forum angemeldet.

Lieber Matthias, die angstlösende, entspannende Wirkung von ein paar Gläsern „Roten“
hast Du bereits erlebt und die richtigen Schlüsse daraus gezogen. Nur mit der kognitiven
Verhaltenstherapie sehe ich im Fall von frei flottierenden Ängsten keine Möglichkeit, das
Problem zu lösen. Ich weiß nicht ob Du das Buch von Olivier Ameisen schon gelesen hast,
wenn nicht, kann ich Dir nur dringend dazu raten. Gerade weil Ameisen diese speziellen
Ängste sehr anschaulich beschrieben hat.

Nachdem ich Deinen Hausarzt definitiv nicht näher kenne – er im Saarland – ich in Bayern,
kann ich keine wirklich vernünftige Antwort auf Deine Frage geben. Ausser vielleicht,
Versuch macht kluch. Gerade in diesem Stadium, lange vor einer manifestierten Suchtentwicklung,
sollten Ärzte bereit sein, Baclofen aus Gründen der Prävention zu verschreiben.
Falls nicht, PN mit Angabe des Wohnorts und Einzugsgebiet an mich.

LG Federico

Re: Mathias stellt sich vor :)

Montag 16. März 2015, 17:03

Hallo ihr 2,

vielen Dank für Eure Mühe und Euren Support :YMAPPLAUSE:

@Moonriver: Das Wirkungs-/Nebenwirkungsprofil, das Du beschreibst hört sich echt hervorragend an. Danke für die persönliche Erfahrung.
Bezüglich der Arztwahl hast Du recht. Da ich nie wirklich zufrieden mit meinem früheren Hausarzt war, werde ich morgen einfach mal zu einem Arzt gehen, der mir von einem Bekannten als generelle Empfehlung gegeben wurde.

Federico hat geschrieben:Nur mit der kognitiven Verhaltenstherapie sehe ich im Fall von frei flottierenden Ängsten keine Möglichkeit, das Problem zu lösen.

Ja, Federico, das ist leider wahr. Ich mache zwar Fortschritte, aber mit zunehmendem Angstlevel - insbesondere wenn körperliche Symptome dazukommen - wirds schwer mit kognitiver Verhaltenstherapie als einzigem Ansatz...
In der Vergangenheit hab ich dann meistens am Abend vor einer Stresssituation 3-4 Gläser Wein getrunken und vor der Situation selbst mit niedrig dosierten Beta-Blockern gearbeitet. Funktioniert hats, dennoch ist zumindest der Alk eben nicht die Lösung.

Danke für Deinen Tipp bzgl. des Buchs von Ameisen, ist bestellt - freue mich drauf es zu lesen.

Also, werde mir morgen diesbezüglich mal einen Arzttermin machen. Danke Euch :-bd

LG
Mathias

Re: Mathias stellt sich vor :)

Montag 16. März 2015, 17:22

@Mathias
Mathias hat geschrieben:vor einer Stresssituation 3-4 Gläser Wein getrunken und vor der Situation selbst mit niedrig dosierten Beta-Blockern gearbeitet
Diese Kombination war auch meine "Lösung"... oder Losung! :D
Na ja, Beta-Blocker nehme ich heute noch, ebenfalls in Niederdosierung. Habe aber etliche Jährchen mehr auf dem Zähler als Du :-h

LG
moonriver

Re: Mathias stellt sich vor :)

Montag 16. März 2015, 21:12

Hallo Mathias,

auch von mir ein herzlicher Willkommensgruß !

...und viele Grüße aus dem südöstlichen Saarland :-h

Werner
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