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Eric_C
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Betreff des Beitrags: Mein alter Ego und seine Geschichte... Verfasst: Dienstag 5. November 2013, 21:13 |
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Registriert: Dienstag 5. November 2013, 13:59 Beiträge: 8 Wohnort: Hessen
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Hallo zusammen,
habe mich nun auch mal dazu durchgerungen mich hier anzumelden. Ich bin 30 Jahre alt und dies ist meine „Geschichte“:
Meine Familie ist französischer Abstammung und Rotwein haben meine Eltern immer ganz gerne getrunken. Mit 18 „durfte“ ich dann auch ab und zu ein Gläschen mittrinken und über die Jahre hat sich dann so eingependelt, dass ich auch mal abends unter der Woche ein oder auch mal zwei Gläser getrunken habe. Vor etwa 10 Jahren bin ich dann von zu Hause ausgezogen und da wurde das dann zur Angewohnheit… ich hab dann auch mal jeden zweiten Abend mein „Weinchen“ getrunken und seit ca. 6-7 Jahren bin ich bei einer Flasche Wein am Abend angelangt - am Wochenende sind auch gern mal zwei oder sogar mehr und aufgrund einer gescheiterten Beziehung ist es sogar unter der Woche oft mehr als „nur“ eine Flasche.
Ich bin nicht dumm und merkte ja selbst, dass das kein Dauerzustand bleiben kann, also habe ich versucht runter zu drosseln… aber an Abenden an denen ich gar nichts trinke, stehe ich mich mit einer ganz anderen Problematik konfrontiert. Neben der Tatsache, dass ich extreme Einschlafschwierigkeiten habe, bekomme ich auch Luftnot. Kurz nach dem Einschlafen schrecke ich dann auf weil es mir so erscheint, als hätte ich vergessen zu atmen. Das passiert dann regelmäßig bis in die frühen Morgenstunden und irgendwann gegen vier oder fünf Uhr schlafe ich dann ein. Das Resultat ist natürlich, dass ich auf der Arbeit total kaputt bin, zwar fühle ich mich besser als sonst, denn ich bin völlig klar, aber eben auch sehr müde. Nach so einem Gehversuch dauert es spätestens bis Mittwoch – dann wird meine Lust nach „einen Gläschen“ Wein so groß, dass ich in den Laden marschiere und mir ne Flasche kaufe, die dann auch natürlich am Abend komplett geleert wird. Manchmal mische ich es sogar mit Wasser um länger davon zu haben und hin und wieder geh ich sogar noch um Null Uhr in irgend ein Restaurant um mir ne Flasche zu kaufen. Da ist es mir dann auch egal, wenn sie 15 Euro kostet.
Das alles ist ziemlich belastend für mich, ich schäme mich so dafür, gehe oft auch Abends nicht zu Freunden weil ich genau weiß, dass ich ab 22 Uhr spätestens meinen Wein trinken will. Keiner in meinem Umfeld weiß davon, nicht mal mein bester Freund der mich schon mein ganzes Leben lang kennt.
Nun, meine Leberwerte sind richtig schlecht. Die Ärztin fragte mich schon: „Uff, aber gelb sind sie noch nicht?“ und gestern ging ich ganz gezielt zu einem Arzt und habe ihm alles erzählt - zum ersten Mal. Etwas wiederwillig verschrieb er mir BACLOFEN – 100 x 10 mg Tabletten. Gestern Abend erster Versuch mit 2 x 10 mg. Der Drang verschwand kurz, dann die traurige Bilanz: Fast 2 Flaschen Wein.
Heute… eigentlich den zweiten Versuch geplant, aber den ganzen Abend schon ein seltsames Gefühl in der Magengegend und mir gedacht: „Hm… vielleicht geht’s weg wenn Du was trinkst“… Joa und hier sitze ich nun vor meinem ersten „Gläschen“ Wein, schreibe diese Zeilen und weiß genau, dass ich wieder versagt habe aber nun ja… man redet sich dann ein, dass bei dieser moderaten Alkoholsucht es auch nicht schlimm ist, es um einen weiteren Tag zu verschieben. Aber jetzt ganz unabhängig davon, dass ich ne Hunderterpackung BAC im Schrank habe, sind das immer die Gründe, die Ausreden die ich schon seit Jahren runtergeige… Eric, mach Dir keinen Kopf, Du bist gut im Job, bist erfolgreich, Du bist intelligent, hast Dir noch lange nicht das Hirn weggesoffen, Du hast auch sonst keine Probleme… tja… aber die habe ich sehr wohl: Ich bin Alkoholiker und ich möchte das nicht sein.
Vielleicht klappt’s morgen mit dem Beginn der Abstinenz… drückt mir die Daumen, dass ich es schaffe am Supermarkt vorbei zu gehen und nichts zu kaufen. Bin auf die Nacht gespannt dann…
Viele Grüße Eric
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moonriver
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Betreff des Beitrags: Re: Mein alter Ego und seine Geschichte... Verfasst: Dienstag 5. November 2013, 21:39 |
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Moderator |
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Registriert: Sonntag 13. Februar 2011, 17:49 Beiträge: 2608 Wohnort: Schweiz
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Hallo Eric Herzlich willkommen im Forum. Als erstes die Dokumentation für Dich und evtl. auch für Deinen Arzt: All you need Lies es durch! Die Informationen, vor allem was der Therapiebeginn und die dabei richtige Dosierung betrifft, sind wirklich wichtig. Eric_C hat geschrieben: Neben der Tatsache, dass ich extreme Einschlafschwierigkeiten habe, Diese könnten durch das Baclofen verblüffend schnell verschwinden... aber Eric_C hat geschrieben: Gestern Abend erster Versuch mit 2 x 10 mg. Der Drang verschwand kurz, dann die traurige Bilanz: Fast 2 Flaschen Wein. so kann es nicht funktionieren! Mit 2 Flaschen Wein spülst Du die Wirkung, welche Bac entfalten möchte, schlichtweg fort... da könntest Du es auch gleich weglassen. Versuche wirklich, auch wenn es Dich fast an den Rand bringt, in nüchternem Zustand mit der Therapie zu beginnen. Eric_C hat geschrieben: Eric, mach Dir keinen Kopf, Du bist gut im Job, bist erfolgreich, Du bist intelligent, hast Dir noch lange nicht das Hirn weggesoffen, Du hast auch sonst keine Probleme… Ja, im Moment noch nicht, aber wenn es so weitergeht läuft bald ein autonomes Programm in eine andere Richtung. Und dies wäre doch schade... Vielleicht empfindest Du meine Worte jetzt etwas direkt. Ich will Dich wirklich nicht frustrieren, es ist einfach die Wahrheit. Wenn Dir der richtige Start gelingt, wirst Du aufatmen können. Und dies wünsche ich Dir von ganzem Herzen. LG moonriver
_________________ „Geh nicht nur glatte Straßen, geh Wege, die noch niemand ging, damit du Spuren hinterlässt, und nicht nur Staub!“ (Antoine de Saint-Exupéry)
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aspino71
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Betreff des Beitrags: Re: Mein alter Ego und seine Geschichte... Verfasst: Dienstag 5. November 2013, 21:52 |
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Registriert: Sonntag 8. April 2012, 22:16 Beiträge: 390
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Hallo Eric,
auch von mir ein herzliches Willkommen.
Monnriver hat dich bereits mit dem ersten Lesestoff versorgt. Ansonsten kann ich mich nur Moonrivers Ausführungen anschließen.
Das mit den Schlafstörungen bei fehlender Alkoholzufuhr kenne ich auch gut. Ich hatte die gleichen Symptome.
Ich empfehle dir, dich durch die zahlreichen Beiträge im Forum zu lesen. Du wirst viele Parallelen zu deinem Leidensweg finden. Die Scham die du beschreibst ist übrigens unangebracht. Nachdem du dein Problem erkannt hast und bereit bist etwas zu verändern, hast du den ersten großen Schritt in die richtige Richtung getan. Startprobleme hatten andere Forenmitglieder auch. Und auf dem Weg auf dem wir uns befinden, treten auch immer wieder Probleme auf. Auch das kannst du nachlesen. Also lass den Kopf nicht hängen!
Super ist, dass du bereits einen Arzt hast der dir Baclofen verschreibt!
Alles Gute für dich! Wenn du Fragen hast - wir sind für dich da!
LG Aspino
_________________ »Die Mühen der Gebirge liegen hinter uns / Vor uns liegen die Mühen der Ebenen« (Brecht)
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Werner1503
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Betreff des Beitrags: Re: Mein alter Ego und seine Geschichte... Verfasst: Dienstag 5. November 2013, 23:05 |
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Registriert: Sonntag 7. Oktober 2012, 13:56 Beiträge: 1015 Wohnort: Saarland
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Hallo Eric, herzlich willkommen im Forum ! Bei uns bist du richtig. Prima, dass dein Arzt dir Baclofen problemlos verschrieben hat. Erwarte aber nicht eine sofortige Wirkung. Beim Lesen im Forum (benutze auch die "Suche"-Funktion, oben) wirst du bemerken, dass eines ganz wichtig ist "GGG" (=Geduld, Geduld, Geduld). Du schaffst das !!! Alles Gute! Werner
_________________ „Wer den Hafen nicht kennt, in den er segeln will, für den ist kein Wind der richtige.“. Seneca
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blume
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Betreff des Beitrags: Re: Mein alter Ego und seine Geschichte... Verfasst: Dienstag 5. November 2013, 23:22 |
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Registriert: Montag 26. Dezember 2011, 21:08 Beiträge: 95 Wohnort: im schönem Harz
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Hallo Eric,
Mit 30 ging,s mir genauso wie dir da war ich gerade auf Meisterschule und ich habe jeden Tag getrunken.Ich wußte damals auch schon das ich abhängig bin und habe es immer und immer wieder versucht aufzuhören.Es sollte also noch 8 Jahre dauern bis ich hier gelandet bin und meine Leberwerte waren auch absolut grenzwertig.Ich gebe dir den Tipp zieh die Notbremse du bist jetzt in der Phase wo du es locker schaffen kannst ohne Entzugsklinik und mit Bac hast du das einzige womit du es schaffen wirst! Viel Erfolg die ersten 3-5 Tage sind die härtesten aber dann geht's aufwärts
Lg Blume
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kuni
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Betreff des Beitrags: Re: Mein alter Ego und seine Geschichte... Verfasst: Dienstag 5. November 2013, 23:44 |
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Registriert: Dienstag 17. September 2013, 12:05 Beiträge: 297
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Hallo Eric, Herzlich Willkommen hier im Forum. Das hier Zitat: Joa und hier sitze ich nun vor meinem ersten „Gläschen“ Wein, schreibe diese Zeilen und weiß genau, dass ich wieder versagt habe aber nun ja… man redet sich dann ein, dass bei dieser moderaten Alkoholsucht es auch nicht schlimm ist, es um einen weiteren Tag zu verschieben. kannst Du aus meiner Sicht mal schnell vergessen; hier gibt es nicht den Preis des "Superantialkoholikers" zu gewinnen. Wichtige Schritte hast Du doch schon gemacht; Du hast Dich mit Deinem Problem auseinandergesetzt und eine Schachtel Baclofen liegt vor Dir. Diese kleine Schachtel ist Deine Chance, Du musst sie nur ergreifen. Moonriver hat Dir viel Lesestoff an die Hand gegeben, schaue es Dir doch einfach in Ruhe an. Und dann kannst Du Dir einen Plan machen, wie es weiter gehen kann, DEINEN Plan. Selbstvorwürfe bringen Dich dabei keinen Schritt weiter. Liebe Grüße Kuni
_________________ Die Hoffnung ist der Regenbogen über dem herabstürzenden Bach des Lebens. (Friedrich Nietzsche)
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Federico
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Betreff des Beitrags: Re: Mein alter Ego und seine Geschichte... Verfasst: Mittwoch 6. November 2013, 01:22 |
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Gründer † |
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Registriert: Freitag 27. November 2009, 17:11 Beiträge: 8253 Wohnort: München
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Hallo @Eric und herzlich willkommen.
Du hattest anscheinend keine oder nur wenige Informationen über den Umgang und die Wirkung von Baclofen. Das ist schnell zu ändern. Kurz gesagt, Du baust mit Baclofen allmählich durch kontinuierliche Dosissteigerung einen Schutzschirm auf und idealerweise reduzierst Du zugleich Deinen Alkoholkonsum.
Je nach Intensität Deiner Selbstkontrolle geht das langsam oder schnell. Empfehlenswert ist die langsame, achtsame Steigerung der Baclofendosis. Mit etwas Willensanstrengung reduzierst Du Glasweise Tag für Tag die Rotweinzufuhr.
Mit „Vielleicht klappt’s morgen mit dem Beginn der Abstinenz…“ wird's sicher nicht gehen. Es geht nur sicher mit: „Morgen trinke ich nur die Hälfte .. Basta!“ Okay, Du musst vielleicht ein wenig in die Tischplatte beissen – ist nicht angenehm, aber besser als in's Gras zu beissen.
Und morgen ist ein neuer Tag ...
LG Federico
_________________ „Es gibt keine Alternative zum Optimismus, Pessimismus ist Lebensfeigheit.“ Richard David Precht
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Eric_C
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Betreff des Beitrags: Re: Mein alter Ego und seine Geschichte... Verfasst: Mittwoch 6. November 2013, 14:28 |
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Registriert: Dienstag 5. November 2013, 13:59 Beiträge: 8 Wohnort: Hessen
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Vielen lieben Dank! (und nein, ich empfand Eure Worte nicht als zu direkt)
habe schon begonnen, die Informationen zu lesen und werde das heute Nachmittag fortführen.
Vorab habe ich allerdings eine Frage, auch wenn das aus den Informationen sicher noch hervorgehen wird:
Wie lange muss ich Baclofen einnehmen - ein paar Monate? Jahre? Mein Leben lang? Klar - das ist sicher ganz individuell anders, aber habt ihr da Erfahrungswerte im Hinblick darauf, wann ihr auch ohne Baclofen komplett frei von diesem Drang zu trinken wurdet? Und gibt es auch welche unter Euch, die danach irgendwann auch wieder ganz normal trinken konnten ohne rückfällig zu werden, sprich - am Wochenende mal ein Bierchen/Cocktail mit Freunden in der Kneipe und dann OHNE Baclofen drei Wochen gar nix? Ist das überhaupt möglich?
Viele Grüße Eric
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aspino71
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Betreff des Beitrags: Re: Mein alter Ego und seine Geschichte... Verfasst: Mittwoch 6. November 2013, 17:12 |
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Registriert: Sonntag 8. April 2012, 22:16 Beiträge: 390
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Hallo Eric,
deine Vermutung ist richtig - auch in dieser Richtung wird sich für jeden die Perspektive individuell zeigen. Aber, du solltest dich in deinem jetzigen Stadium erst mal nicht mit solchen Fragestellungen auseinander setzen. Die meisten hier gehen von einer lebenslangen Therapienotwendigkeit aus. Du kannst auch davon ausgehen, dass sich nach Wegfall des Alkohols auch andere Baustellen bei dir zeigen werden. Ob du irgendwann wieder moderat bzw. kontrolliert Trinken kannst, wird bei dir die Zukunft zeigen. Momentan ist es für dich wichtig den Alkohol weg zu lassen oder zu reduzieren.
Alles gute und LG Aspino
_________________ »Die Mühen der Gebirge liegen hinter uns / Vor uns liegen die Mühen der Ebenen« (Brecht)
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moonriver
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Betreff des Beitrags: Re: Mein alter Ego und seine Geschichte... Verfasst: Mittwoch 6. November 2013, 18:13 |
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Moderator |
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Registriert: Sonntag 13. Februar 2011, 17:49 Beiträge: 2608 Wohnort: Schweiz
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Hallo Eric
Ich möchte hier die Aussagen von Aspino unterstützen und ergänzend beifügen, dass ich auch nach über 2 1/2 Jahren diese Fragen immer noch vor mich herschiebe. Anders gesagt, ich könnte Dir auch heute noch keine endgültige Antwort darauf geben. Vermutlich gibt es sie auch nicht...
LG moonriver
_________________ „Geh nicht nur glatte Straßen, geh Wege, die noch niemand ging, damit du Spuren hinterlässt, und nicht nur Staub!“ (Antoine de Saint-Exupéry)
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