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Daniel50
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Betreff des Beitrags: Und wieder einer Verfasst: Sonntag 29. April 2012, 23:13 |
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Registriert: Sonntag 29. April 2012, 18:45 Beiträge: 9
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Hallo miteinander
Habe vor einem Jahr mit Willen, Freunden bei den AA und Baclofen mit Trinken aufhören können. Habe vorher während mehr als 20 Jahren täglich getrunken, die letzten davon anderthalb bis zwei Flaschen Wein jeden Abend. Tagsüber habe ich nie getrunken, war aber regelmässig ziemlich zerstört vom Vorabend. Eine 19-jährige Beziehung ging weitgehend daran kaputt, danach habe ich noch ein Jahr weitergetrunken. Was für ein Sch...leben, ich musste es ändern. Mit Rauchen habe ich übrigens vor anderthalb Jahren aufgehört (nach gut 30 Jahren), war für mich wesentlich leichter als das Trinken zu stoppen.
Im Jahr seit meiner Notbremsung hatte ich an 10-12 Abenden Rückfälle, aber was ist das schon gegenüber 365 Tagen regelmässigem Saufen? Was für ein Wunder ist mir da passiert, seither geht es aufwärts, auch wenn mich anschliessend noch 8-9 Monate lang Depressionen plagten (tritt leider häufig auf nach Trinkstop). Auch das wurde aber besser dank Psychopharmaka und Therapie, und vor kurzem habe ich eine tolle Partnerin gefunden. Mein Leben ist im vergangenen Jahr wieder viel, viel aktiver und interessanter geworden.
Noch eine Bemerkung zu meiner Baclofen-Dosis: Die ersten zwei bis drei Wochen steigerte ich auf 50mg täglich, 12.5 morgens, 12.5 mittags und 25 abends. Aufgrund ausgeprägter Müdigkeit bei der Arbeit habe ich dann 12.5-25mg nur noch abends eingenommen - meine ganz persönliche Gefahrenzeit. Das hat gereicht, und zwischendurch komme ich über längere Zeiträume gut auch ohne Baclofen zurecht. An Tagen wo meine Emotionen hoch oder tief gehen nehme ich präventif die übliche Dosis abends. Das Fluoxetin gegen meine Depressionen konnte ich vor 3 Monaten mit Johanniskraut ersetzen. Es klappt, drückt mir die Daumen.
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moonriver
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Betreff des Beitrags: Re: Und wieder einer Verfasst: Montag 30. April 2012, 18:50 |
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Moderator |
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Registriert: Sonntag 13. Februar 2011, 17:49 Beiträge: 2608 Wohnort: Schweiz
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Hallo Daniel (darf ich das 50 weglassen...?) Herzlich willkommen im Forum! Ich gehe davon aus, dass Du "Mitleser" bist und uns bereits etwas kennengelernt hast. Offenbar hast Du ja bereits Erfahrungen mit Baclofen und für Dich einen Weg gefunden. Gratulation zu Deinem Entschluss! Zitat: Mit Rauchen habe ich übrigens vor anderthalb Jahren aufgehört (nach gut 30 Jahren), war für mich wesentlich leichter als das Trinken zu stoppen.
Dieses Geheimnis möchte ich gerne kennen... Bei mir ist es gerade umgekehrt. So hart wie das Nikotin sitzt kaum was anderes in meinem Suchtzentrum... da hat bisher nicht mal Baclofen eine Chance etwas dagegen auszurichten. Die ersten Neuorientierungen in Deinem Leben tönen erfolgreich. Schön, dass es so ist. Dies gibt Dir eine gute Grundlage. Zur Dosierung: Deinen individuellen Weg will ich nicht antasten. Ich kann Dir einfach meine persönliche Erfahrung dazu schildern: Für mich ist Baclofen ein Medikament der Kontinuität, d.h. ich nehme es nun absolut regelmässig jeden Tag seit 14 Monaten. Die anfängliche Steigerung ging langsam aber regelmässig höher bis zu einer schlussendlichen Dosis von 100mg. Ich spürte, dass ich damit die "nötige" Dosis sicher erreicht oder knapp überschritten hatte. Jedenfalls war der Unterschied zu 50mg verblüffend. Ja, die anfänglichen Nebenwirkungen auch, da ich vom Körpergewicht und auch von der Grösse her etwas "tiefergelegt" bin Es folgte dann ein laaaaangsames Abdosieren auf nun 37.5mg, welche ich als Erhaltungsdosis schlucke. Vom Craving her wäre eine weitere Reduktion möglich, da bin ich mir nun sicher, aber ich schätze Bac auch aufgrund anderer Wirkungen (Schlaftiefe, Ausgeglichenheit, erhöhte Konzentrationsfähigkeit und Wahrnehmung...) Die tägliche Hauptdosis nehme ich auch am Abend nach der Arbeit, zwecks Einleitung der angenehmen Bettschwere und der sanften Fahrt ins Reich der Träume... Jedenfalls gelang mir auf diese Weise tatsächlich der Weg in ein alkoholfreies Dasein. Gerade in den letzten Monaten spüre ich das langsame "Verdunsten" einer Form von Rest-Craving als Gedankenassoziation. Heute gönne ich mir in trinkender Gesellschaft die Freiheit eines alkoholfreien Lebens... tönt fast paradox gegenüber meinem früheren Kampf. Wie lange Bac eingenommen werden muss, weiss zum heutigen Zeitpunkt vermutlich noch niemand so genau. Für mich persönlich sehe ich jedoch einen Silberstreifen am Horizont. Als wie wenn meine Sucht-Rezeptoren einen Reboot des Betriebssystems durchführen. Zurück in den "Originalzustand". Ich hätte auch schon heute kein Problem, wenn ich in einem Lebensmittel irrtümlich mal Spuren von Alkohol erwische. An der Dosis nach unten schrauben oder gar ganz aufhören ist jedoch zur Zeit absolut kein Thema. Zitat: ... und zwischendurch komme ich über längere Zeiträume gut auch ohne Baclofen zurecht. Hast Du da keine unangenehmen Erscheinungen beim plötzlichen Null-Dosieren? Nach längerer Zeit sollte man es ja ausschleichen. Ich kam bis jetzt in keine solche Situation. Nun, vielleicht bin ich, was Bac anbelangt, einfach ein Glückspilz bei dem es besonders gut anschlägt. Eminent wichtig ist einfach der tiefe innere Wunsch aus der Alk-Spirale rauszukommen. Craving in Gedanken können auftauchen, jedoch benötigt es mit Bac nicht einen unmenschlichen Willen auf Alk zu verzichten. Bleibe dran... LG moonriver
_________________ „Geh nicht nur glatte Straßen, geh Wege, die noch niemand ging, damit du Spuren hinterlässt, und nicht nur Staub!“ (Antoine de Saint-Exupéry)
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jivaro
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Betreff des Beitrags: Re: Und wieder einer Verfasst: Montag 30. April 2012, 18:55 |
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Moderator |
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Registriert: Freitag 17. September 2010, 19:08 Beiträge: 1949 Wohnort: Giessen
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"Daumendrücken" mache ich, ganz sicher...wenn ich auch Baclofen "bei Bedarf" eher kritisch sehe.
Alles in Allem aber: SUPER für Dich, pass auf Dich auf, Danke für Deinen post, alle guten Wünsche.
jivaro
_________________ "In Dir muss brennen, was Du in anderen entzünden willst." Marcus Aurelius
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Federico
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Betreff des Beitrags: Re: Und wieder einer Verfasst: Dienstag 1. Mai 2012, 06:37 |
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Gründer † |
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Registriert: Freitag 27. November 2009, 17:11 Beiträge: 8253 Wohnort: München
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Hallo Daniel,
was sagt Dein Arzt zu diesem Erfolg und vor allem, was sagt er zu Deiner etwas unorthodoxen Bedarfsmedikation. Seit wann nimmst Du Baclofen eigentlich auf diese Weise, wie bist Du darauf gestoßen? Auf alle Fälle halte ich Dir die Daumen und wünsche Dir weiterhin viel Erfolg, bleib dran und berichte weiter.
Herzlich Willkommen im Forum! LG Federico
_________________ „Es gibt keine Alternative zum Optimismus, Pessimismus ist Lebensfeigheit.“ Richard David Precht
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Daniel50
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Betreff des Beitrags: Re: Und wieder einer Verfasst: Dienstag 1. Mai 2012, 13:03 |
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Registriert: Sonntag 29. April 2012, 18:45 Beiträge: 9
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Hallo miteinander
Vielen herzlichen Dank für Euer Feedback! Auf dieses Forum bin ich schon vor einer Weile als interessierter Leser gestossen. Auf Baclofen aufmerksam wurde ich vor einem guten Jahr in einer Buchhandlung, wo Olivier Ameisen's Buch auflag. Ich habe reingeschmökert, habe dann in Foren wie diesem hier gelesen, habe das Buch dann gekauft, gelesen und dann mit Baclofen und weiteren Massnahmen - ebenfalls sehr wichtig war für mich AA - anfangs Mai letztes Jahr den Ausstieg gefunden.
Ein paar Antworten an Eure Fragen und weitere Bemerkungen. Mit dem Rauchen habe ich vor anderthalb Jahren auf einer 3-wöchigen Reise durch Äthiopien aufgehört. Habe etwa 2 Wochen mit Nikotinpflastern substituiert, wobei ich die Dosis durch Zerschneiden mit der Nagelschere ausdünnte. Danach gab's nichts mehr und gut war's. Kein Rückfall.
Auf der gleichen Reise gab's auch nichts alkoholisches zu trinken. Das habe ich soweit gut überstanden, abgesehen von den ersten beiden Nächten mit Schwitzen, verrückten Träumen, usw.. Nach meiner Rückkehr bin ich dann gleich wieder ins alte Trinkmuster zurückgefallen, aber ich verspürte fortan den sehnlichen Wunsch endlich aufhören zu können. Im April letztes Jahr ging ich dann zu den anonymen Alkoholikern, wo ich wunderbare Freunde und Unterstützung finden konnte und auch heute einmal in der Woche vorbeigehe. Damals machte ich zwei Stopversuche, hielt aber nur ein paar Tage durch. Dann im Mai letztes Jahr begann ich meine Kur mit Internet-Baclofen, und abgesehen von bisher etwa einem Dutzend Rückfällen an vereinzelten Abenden hat's funktioniert. Ich begann mit Baclofen übrigens die letzten 3-4 Tage noch als Trinker und setzte dann das Trinken mit 50mg täglich ab. Der körperliche Entzug fiel mir so wesentlich leichter als früher ohne Baclofen. Schon in der ersten Nacht ohne Alkohol habe ich ziemlich gut geschlafen. Ihr kennt wohl auch die Studie in der Alkoholiker, die wegen eines Unfalls oder dergleichen in eine Notfallaufnahme eingeliefert werden den Entzug mithilfe von Baclofen deutlich besser überstanden, d.h. kaum Benzodiazepine brauchten im Vergleich zur Kontrollgruppe ohne Baclofen.
Ich hatte schon Phasen ganz ohne Baclofen ohne den Wunsch nach Alkohol zu verspüren, bspwe. etwa drei Monate Ende letztes Jahr. Mit Abdosieren hatte ich keine Probleme, da ich nur 12.5-25mg abends einnahm. Ich setzte es damals ab, weil ich eine ärztlich begleitete Therapie mit Fluoxetin gegen Depressionen begann und mögliche nachteilige Interaktionen ausschliessen wollte. Mein Psychiater zeigt sich an Baclofen übrigens interessiert und ich werde ihm die gegenwärtig laufenden klinischen Studien zukommen lassen sobald sie publiziert werden. Weiss jemand wie lange das noch dauert - ich bin sehr auf die Resultate gespannt? Zu meiner Notfallmedikation "bei Bedarf" habe ich mich ihm gegenüber noch nicht geäussert - mir scheint's jedenfalls zu helfen.
Im Moment nehme ich ziemlich regelmässig 12.5mg abends, da ich mich frisch verliebt habe und bspwe. wegen eines ausbleibenden Telefonanrufs meiner Angebeteten gleich wie auf Nadeln stehe. Durch solche Emotionen (aber in meinem Fall auch durch starke freudige Gefühle) habe ich in den letzten Wochen an drei Abenden wieder getrunken - das ist mir zu gefährlich und drum helfe ich mir wieder mit Baclofen. Überhaupt muss ich wieder lernen mit meinen Emotionen zurechtzukommen seit ich nicht mehr trinke - die habe ich früher kaum noch gespürt. Ich muss mich in Gelassenheit üben. Ist Baclofen vielleicht eine Emotionsbremse, eine Gelassenheitsdroge? Das könnte neben den positiven Auswirkungen auf das Craving durchaus auch negative Effekte haben. Letzteres aber sicher nicht in deutlichem Ausmass - sonst wäre es schon längst bekannt geworden.
Liebe Grüsse, Daniel
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Lamotrigin
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Betreff des Beitrags: Gelassenheitsdroge? Verfasst: Dienstag 1. Mai 2012, 22:49 |
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Registriert: Freitag 17. Februar 2012, 14:15 Beiträge: 209
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hallo daniel,
du hast es doch nach eigenen aussagen bereits mehrmals geschafft. warum also verzweifeln. einfach erneut einen start wagen.
mit dem wort Gelassenheitsdroge hast du mich allerdings auf eine idee gebracht. ich werde morgen im dienst mal meine ms-patienten fragen, ob sie bac auch als Gelassenheitsdroge empfinden? bin gespannt auf ihre antworten.
kopfschüttel lamo
_________________ Carum est quod rarum est et veri amici rari sunt.
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Daniel50
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Betreff des Beitrags: Re: Und wieder einer Verfasst: Dienstag 1. Mai 2012, 23:54 |
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Registriert: Sonntag 29. April 2012, 18:45 Beiträge: 9
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Hallo Lamo
Verzweifelt bin ich eigentlich nicht - nicht mehr - aber besorgt, weil ich spüre wie leicht ich wieder in meine alten Saufgewohnheiten zurückfallen könnte. Zum Glück hatte ich seit meinem Trinkstop nur Rückfälle an einzelnen, isolierten Abenden und noch nie an mehreren hintereinander folgenden. Diese Vorfälle haben mein Suchtgedächtnis jedesmal aber gleich wieder geweckt: "Wär's nicht schön heute Abend nochmals zu trinken, wäre nach gestern ja erst das zweite Mal". Usw., wie das Teufelchen neben Käptn Haddock in Tim und Struppi, für diejenigen die sich an diese Geschichten noch erinnern. Drum habe ich für solche Versuchungen Baclofen in Reserve und stärke mich zwischendurch bei meinen Freunden bei AA. Bei AA hilft mir einfach das Gespräch mit Leidensgenossen, weniger die etwas religiös anmutende Literatur. Wenn ich dort von Baclofen erzähle stosse ich übrigens in der Regel eher nur auf beschränktes Interesse. Der "reine Weg" geht dort ohne pharmazeutische Hilfsmittel, um es etwas hart zu formulieren. Natürlich bin ich aber über AA ausserordentlich froh und dankbar.
Das mit Baclofen als Gleichgültigkeitsdroge oder Emotionsbremse wäre wohl eher ein nicht offensichtlicher Effekt. Sonst wäre es sicherlich im Beiblatt bei den Nebenwirkungen von Baclofen gelistet. Die Möglichkeit eines derartigen Effekts müsste aber eigentlich durch psychologische Tests/Fragenkataloge überprüfbar sein. Wäre interessant, aber noch mehr würden mich vorerst die Resultate der "verblindeten* klinischen Studien zur Frage ob Baclofen als Anti-Craving Medikament wirkt interessieren. Dann hätte ich meinen Freunden bei AA unter Umständen etwas ziemlich handfestes zu füttern...
Liebe Grüsse, Daniel
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Lamotrigin
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Betreff des Beitrags: Re: Und wieder einer Verfasst: Mittwoch 2. Mai 2012, 03:05 |
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Registriert: Freitag 17. Februar 2012, 14:15 Beiträge: 209
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hallo daniel
zwischen dem etwas religiös anmutenden, reinen weg gibt es etwas unreligiös anmutendes, reines chemiegebräu -bac
aber das ist meine rein persönliche meinung.
ich bin froh bac von meinem shrink verschrieben zu bekommen zu haben. meinen ebp habe ich gefunden, und nun nehme ich meine ebp-dosis und akzeptiere sie. vollkommen ohne charakterfehler lala aa. genauso wie ich ohne charakterfehler meine anderen medis schlucke. einfach weil sie mir gut tun. charackterschwächenfrei.
ich seh das so. ein diabetiker frag auch nicht nach seinen charakterfehlern, die seine pankreas veranlasst haben könnten, kein insulin mehr zu produzieren...
aber, es ist nur meine pm - persönliche meineung.
lg lamo
_________________ Carum est quod rarum est et veri amici rari sunt.
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Federico
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Betreff des Beitrags: Re: Und wieder einer Verfasst: Mittwoch 2. Mai 2012, 08:07 |
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Gründer † |
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Registriert: Freitag 27. November 2009, 17:11 Beiträge: 8253 Wohnort: München
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Zitat: Dann hätte ich meinen Freunden bei AA unter Umständen etwas ziemlich handfestes zu füttern... @Daniel, willst Du gesund werden oder Deinen Freunden Futter geben? Wenn Du dein Suchtproblem ernsthaft lösen willst, sind diese Freunde kontraproduktiv für Dich – ganz andere Baustelle. LG Federico
_________________ „Es gibt keine Alternative zum Optimismus, Pessimismus ist Lebensfeigheit.“ Richard David Precht
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Daniel50
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Betreff des Beitrags: Re: Und wieder einer Verfasst: Mittwoch 2. Mai 2012, 08:54 |
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Registriert: Sonntag 29. April 2012, 18:45 Beiträge: 9
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Hallo Lamo und federico
Mit meinen Freunden meine ich die Gruppe von anonymen Alkoholikern, die ich i.d.R. einmal pro Woche treffe. Sie sind mir sehr wertvoll, da ich mit ihnen auf Augenhöhe meine Alkoholsucht und deren verheerende Folgen in meinem Leben diskutieren kann. Sie kennen diese Probleme aus erster Hand auch.
Es ist einfach so, dass sie die Wirkung von Baclofen (noch) nicht kennen, und deshalb auf meine Kommentare dazu halt nicht so ansprechen. Einige von ihnen sind ebenfalls mit Hilfe von Medikamenten, i.d.R. Benzodiazepinen von ihrer Sucht losgekommen. Einer ist an Benzos hängengeblieben, aber nicht etwa alle in meiner AA-Gruppe, die es benutzt haben. Dann gibt es natürlich die ganz hartgesottenen AA's, die jede medikamentöse Hilfe anprangern. Für mich persönlich ist das alles unproblematisch: Ich nehme Baclofen wenn ich denke, dass ich's brauche - und so geht es mir gut.
Vielleicht noch etwas zu meiner scheinbar geringen Dosis von 12.5mg pro Abend. Ich glaube, dass ich auf Baclofen sehr sensitiv reagiere. Vor einem Jahr, als ich das Trinken stoppte, habe ich innerhalb von drei Tagen schnell auf 50mg täglich raufdosiert. Am vierten Tag stoppte ich das Trinken, wenn ich mich recht erinnere, und nahm dann während 2-3 Wochen weiterhin 50mg täglich (12.5 morgens, 12.5 morgens, 25 abends). Im ersten Monat nach Trinkstop hatte ich an 4-5 Abenden noch einen Rückfall. Das Baclofen hat mich damals tagsüber allerdings sowas von müde gemacht, dass ich praktisch nicht meiner Arbeit nachkommen konnte. Darauf habe ich nur noch abends 25mg genommen. Das ging sehr gut von wegen Arbeit und ausserordentlich gut bezüglich Alkohol: Ich war in der Folge 6 Monate ohne Probleme komplett abstinent. Danach ging eine kurze Beziehung zu Ende und ich hatte ein paar Rückfälle an vereinzelten Abenden anfangs dieses Jahr. Mithilfe von Baclofen 12.5 oder 25mg pro Abend konnte ich mich wieder stabilisieren. Vor 2 Monaten hat mich eine neue Beziehung gepackt, habe mich richtig verliebt, d.h. ausgeprägte Tiefs und Hochs mit meinen Emotionen und so habe ich an drei Abenden wieder getrunken. Saufen wie früher kann ich übrigens nicht mehr, nach 5dl Wein bin ich hinüber - auch gut. Erneut nehme ich jetzt Baclofen 12.5mg pro Abend und scheine mich wieder zu stabilisiert zu haben. Nicht nur was das Trinken angeht, irgenwie auch bezüglich meiner Emotionen - ich nehme es mit Baclofen wie es scheint gelassener. Drum habe ich die Frage in den Raum gestellt, ob Baclofen als eine Art Gelassenheitsdroge oder Emotionsbremse wirken könnte.
LG, Daniel
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