Hallo alle zusammen,
ich wollte mir eigentlich nur ein bisschen Zeit lassen, um auf eure vielen Kommentare zu antworten und jetzt sind es auf einmal 2 1/2 Wochen geworden, ups.
Vorweg: vielen Dank für eure rege (An-)Teilnahme, ich freue mich über jede Antwort und Meinung.
Das ist ein tolles Forum hier.
Ich versuche mich mal an einer Antwort auf eure letzten posts...
aspino71 hat geschrieben:
Hallo Markus,
Mit dem regelmäßigen Sport habe ich auch angefangen und innerhalb des Jahres 2012 26 kg abgenommen. Mein Gewicht von nunmehr 100 kg habe ich mit geringen Ausschlägen nach oben halten können. Ich habe Spaß an der Bewegung und einer bewussteren Ernährung. Die Gewichtsreduktion liegt jedoch nicht nur im nicht getrunkenen Alkohol, sondern auch in der allgemeinen Verminderung des Hungergefühls durch das Medikament, i.d.S. dass man Hunger schieben kann ohne direkt schlechte Laune zu kriegen.
Was geblieben ist, sind die Gefühle von Deplaziertheit, manchmal Traurigkeit. Die Euphorie, die früher durch den Alkohol erzeugt wurde fehlt gänzlich.
Aspino, 26 kg sind echt der Kracher, herzlichen Glückwunsch.
Ich habe jetzt 10 kg runter (von 97kg auf 87kg), mittlerweile geht die Gewichtsreduzierung natürlich ncht mehr so rasant. Ich bin auch ein bisschen weniger konsequent

, esse schon mal etwas mehr, also noch eine Kleinigkeit obwohl ich vom reinen Hungergefühl aufhören könnte und gönne mir ab und zu jetzt auch etwas Süsses. Ich war jetzt seit Mittwoch nicht laufen, das fehlt mir aber!
Aspino, das Gefühl von Traurigkeit und Deplaziertheit kenne ich. Ich habe aber NICHT das Gefühl, dass mir eine Euphorie fehlt, die ich durch Alkohol gehabt hätte.
Anders formuliert: ich habe das nicht als "echte" Euphorie" erlebt unter Alkohol, sondern als "die-Realität-ausblenden-und-mir-schöne-Hirngespinste-machen".
moonriver hat geschrieben:
Hallo Markus
Markus hat geschrieben:
Markus hat geschrieben:
Ich merke auch, dass ich immer wieder geistig erschöpft bin. Ich KANN dann nicht mehr konkret nachdenken, ich kann nichts mehr aufnehmen, nichts entscheiden.
Ich habe auch immer wieder eine starke Unruhe in mir, häufig vermischt mit einem Gefühl der Traurigkeit.
Hattest Du dies früher auch schon oder glaubst Du an einen Zusammenhang mit dem Wegfall des Alk und der Bac-Therapie?
Moonriver, ich glaube das hatte ich auch früher schon! Ich habe mir immer schon viele Gedanken gemacht und war schlecht im Entscheidungen treffen. Ich wollte (will) ja immer alles richtig machen...
@Federico: danke nochmal für den Tipp bzgl. des Baclofenspiegels und der regelmäßigen Einnahme.
Ich bin weiterhin bei nur 30 mg am Tag.
Damit komme ich gut hin.
Ich habe jetzt auch die zweite Kontrolle meiner Blutwerte hinter mir: ALLE Werte (Leber und Nieren) sind im normalen Bereich
Was meine "Beziehung" zu Alkohol angeht und meine Gier danach:
moonriver hat geschrieben:
Markus hat geschrieben:
Es fällt mir weiterhin i.d.R. erstaunlich leicht keinen Alkohol zu trinken.
Offenbar hast Du jeweils eher den Genuss und nicht den Rausch gesucht... das sind auch andere Voraussetzungen des "Craving-Empfindens".
Mmh, das kann ich so nicht unterschreiben.
Wie erkläre ich das am Besten??
Ich versuche es mal so: ich lese da ein bisschen heraus, dass ich "nicht wirklich abhängig" war. Ich habe auch schon von anderen gehört, dass meine Trinkmengen ja noch gar nicht sooo hoch waren.
Ich persönlich empfand durchschnittlich 3-4 Liter Bier plus ggf. eine Flasche Wein "zum Essen" zwischen 18 und 1 Uhr als reichlich.
Jeden Tag bin ich mit einem Kater aufgestanden, jeden Morgen habe ich mir vorgenommen DIESEN Abend nichts zu trinken. An freien Tagen oder auch an Bürotagen ging das natürlich früher los, durchaus auch schon am Vormittag. Nach 2 Liter Bier war dann an vernünftiges Arbeiten nicht mehr zu denken.
Ich trinke Alkohol seitdem ich 16 bin. Die einzige nennenswerte Pause war während einer halbjährigen Therapie in einer Klinik (mit 25 Jahren) und eine Zeitlang danach.
Kurioserweise kann ich mich beim besten Willen nicht mehr erinnern wie lange ich nach der Therapie nichts getrunken habe, es können ca. 2 jahre gewesen sein (wenn überhaupt). Ich weiß es wirklich nicht mehr, erstaunlich...
Danach habe ich also wieder regelmäßigst getrunken, eigentlich täglich.
Gepaart war das Ganze mit Gefühlen der Minderwertigkeit, des Nicht-Genügens.
Die Angst mich lächerlich zu machen.
Ständige Begleiter in meinem Leben - so lange ich denken kann!
Letztes Jahr dann die Diagnose "Burnout" und eine Auszeit von einem halbem Jahr.
Arztwechsel. Heilpraktikerin. Neue Psychotherapie mit einer ganz anderen Methode: Meridian-Energie-Therapie. Mein erster Termin dort ging über 2 1/2 Stunden, ich habe lange nicht mehr so geweint wie dort.
Getrunken habe ich aber trotzdem weiter, im besten Fall weniger, je näher aber wieder der Termin der Arbeitsaufnahme rückte, desto mehr wurde es aber wieder.
Mitte diesen Jahres war es dann schon wieder der alte Trott bezüglich Arbeit, Alkohol und wenig Schlaf.
Kurioserweise habe ich mit der Therapeutin im Mai diesen Jahres ganz gezielt über Alkohol gesprochen - und Sie empfahl mir das Buch von Dr. Ameisen und mir einen Arzt zu suchen, der mir "diese Medikament" verschreibt.
Ich habe das zu dem Zeitpunkt noch gar nicht kapiert, nicht realisiert was Sie meint. Erst als mir mein Arzt heute genau vor zwei Monaten Baclofen verschrieb und ich dann hier im Forum wieder auf den Namen Ameisen stieß, habe ich es verstanden.
Zurück zum Thema Sucht und Genuss: ich konnte Wein AUCH genießen. Ich habe auch einen Ordner in dem ich selbst verfasste Weinbeschreibungen aufbewahre. Ich liebe es einen passenden Wein zu einem Essen auszusuchen.
Nur blieb es ja fast nie bei dieser einen Flasche Wein (zu zweit).
Meist wurde es noch eine zweite, eine dritte...
Ich habe mir immer gewünscht "gepflegt" trinken zu können. Nach den gängigen Alkoholismusmodellen war (ist) dies aber wohl unmöglich.
Hier wird dies ja zum Teil anders gesehen.
So, und nun "oute" ich mich auch noch mit einem "Selbstversuch":
Ich habe mir am Freitag mit meiner Frau eine Flasche Wein geteilt. Er hat mir gut geschmeckt. Ich habe ihn genossen zu meinem Rumpsteak. Und nach den zwei Gläsern war Schluss. Ich hatte kein Bedürfnis weiter zu trinken.
Auch gestern und heute nicht.
Einfach formuliert könnte ich sagen: ich habe absoluten Respekt vor Alkohol. Aber nicht mehr die Angst wie früher vor ihm.
Natürlich muss hier jeder im Forum selber wissen, ob er überhaupt noch Alkohol trinken möchte. Und ich bitte meine Entscheidung, dies versucht zu haben, und meinen momentanen Stand der Dinge NICHT als Versuchung zu sehen dies auch zu probieren!
Insgesamt bin ich momentan etwas zu eifrig, was meine Planungen rund um die Renovierung unseres Haus angeht. Da bin ich doch etwas zu erschöpft und muss mich wieder etwas einbremsen. Ich schlafe aber meist recht gut, kein Vergleich zu den Zeiten mit Suff.
So, das war wieder viel heute.
Zu meinem letzten Arztbesuch und unserem dortigen Gespräch über Baclofen und Anonyme Alkoholiker schreibe ich bald auch nich etwas.
Euch allen noch einen schönen Sonntag.