Baclofen Forum vs Alkoholismus

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 Betreff des Beitrags: Re: Hallo, auch ich bin neu hier
BeitragVerfasst: Sonntag 5. August 2012, 15:30 
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Hallo Fallada

Schön von Dir zu hören!
Zitat:
vergangenes Wochenende hatte ich einen Vorfall mit 500 ml Roséwein
Lass dieses Erlebnis einfach aus Deinen Gedanken "verdunsten", ist es ja nach einer Woche auch schon.

Zu Deiner Dosis: Ich hatte nach ca. 6 Monaten eine "Baclofen-Krise", auch aufgrund äusserer Umstände. Damals hatten eine Zeit lang 75mg Wunder gewirkt...

Und nun hast Du ja Urlaub in Aussicht. Ich nehme mir bei solchen Gelegenheiten jeweils die Freiheit wie ein Adler in den Aufwinden zu schweben, weit über die Woken. Bis mir mein Blick nur noch den weiten Horizont am tiefblauen Himmel zeigt. Nicht als Flucht vor der Realität; im Gegenteil, als Reise in die Wahrheit.

Ich wünsche Dir von Herzen alles Gute.
LG moonriver

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(Antoine de Saint-Exupéry)


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 Betreff des Beitrags: Re: Hallo, auch ich bin neu hier
BeitragVerfasst: Sonntag 12. August 2012, 12:27 
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Beiträge: 1457
Hallo Leute,

es geht gut und voran. Die ersten drei Urlaubstage, zwei davon endlich wie gewünscht allein, der erste noch mit meiner Tochter, haben mir schon gut getan. Am 6. August war ich fünf Monate auf dem Baclofen-Weg und bis auf wenige Vorfälle, zu schnellem Aufdosieren mit heftigen Nebenwirkungen, daraufhin Abdosierung und Kampf gegen Craving läuft es im Schnitt doch recht gut. Aktuelle Dosierung: 12,5-12,5-12,5-12,5-18,75. Jeden Mittwoch langsames Aufdosieren um 6,25 mg (1/4 25 mg - Tablette), bis vollkommene Abwesenheit von Craving erreicht ohne nicht tolerierbare UNW. Die letzten drei Tage war es fast schon so: Ich dachte an Wein, aber ein Bedürfnis, welchen zu trinken, war nicht da. Schaun ma mal.

Viele liebe Grüße

Fallada

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 Betreff des Beitrags: Re: Hallo, auch ich bin neu hier
BeitragVerfasst: Sonntag 12. August 2012, 14:59 
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Zitat:
Ich dachte an Wein, aber ein Bedürfnis, welchen zu trinken, war nicht da.
@Fallada,

das erinnert mich an eine Passage aus dem Buch von Ameisen:
Zitat:
Nach fünf oder zehn Minuten blickte ich auf. Rechts neben mir saß ein Mann in einem Sessel und trank eine dunkle Flüssigkeit, Whiskey oder Cognac, vermutete ich – und es war mir egal. Ich schaute wieder in meine Zeitung, und es dauerte ein bis zwei Minuten, bis ich das gleichgültige Gefühl bewusst registrierte.
Das ist interessant, dachte ich.

Das kann so weitergehen, denke ich.

LG Federico

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Richard David Precht


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 Betreff des Beitrags: Re: Hallo, auch ich bin neu hier
BeitragVerfasst: Sonntag 19. August 2012, 19:50 
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Hallo,

hier mein wöchentlicher Erfahrungsbericht: Ein Aufdosieren auf 75 mg Lioresal war nicht möglich, weil ich seit Montag wieder dieses Ziehen im Bauch hatte (unter 68,75 mg). Deswegen bin ich jetzt auf 62,5 mg zurück, verteilt auf 5 Einzeeldosen, und dabei wird es wohl bleiben. Damit geht es relativ gut, ich habe sogar vorgestern an einem Glas Weißwein genippt (war mit Freunden am See) und hatte dann aber gar kein Bedürfnis, das Glas auszutrinken. Das ist doch ein echter Erfolg, oder? Hilfreich ist auch, daß ich wieder meine Übungen Autogenes Trainign angefangen habe. Ich weiß, autosuggestive Übungen sind nicht so empfohlen für Süchtige. Aber mir hilft es. Ich habe es vor Jahren gelernt, um meine Prüfungsangst damit in den Griff zu bekommen und beherrsche es immer noch recht gut. Nach einer Woche war ich wieder drin. Also, alles Gute und Liebe
wünscht Fallada

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 Betreff des Beitrags: Re: Hallo, auch ich bin neu hier
BeitragVerfasst: Sonntag 19. August 2012, 20:12 
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Hallo Fallada

Schön von Dir zu hören...
Zitat:
Das ist doch ein echter Erfolg, oder?
Aber sicher! Ein auf die herkömmliche Art und Weise "trockengelegter" Abhängiger wird dies kaum bewerkstelligen...
Zitat:
Hilfreich ist auch, daß ich wieder meine Übungen Autogenes Trainign angefangen habe.
Da Du dies kennst, hier eine Frage von mir: Unter Baclofen erlebe ich manchmal, begleitet von einem extremen Müdigkeitsanfall, einen Zustand ähnlich wie während dem autogenen Training, jedoch mit der unangenehmen Ausnahme, dass ich Mühe habe mich "zurückzunehmen". Es ist, als würde ich hängenbleiben in diesem Zustand. Ein starker Kaffee, eine Zigarette kann dann hilfreich sein. Ich kannte dies vor Baclofen in dieser Art nicht und vermute daher, dass es durch diese Therapie begonnen hat. Auf der anderen Seite ist es ein interessanter Aspekt, daher auch die Bezeichnung "Meditationspille"...

Alles Gute
LG moonriver

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 Betreff des Beitrags: Re: Hallo, auch ich bin neu hier
BeitragVerfasst: Sonntag 7. Oktober 2012, 17:33 
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Hallo Leute,

wollte mich mal wieder melden. Mittlerweile ist viel passiert, aber es geht mir gut. Hatte zwischenzeitlich den Eindruck, daß mir Baclofen ratiopharm besser gegen craving hielf und auch weniger uNW hat. Fand dies zwar unwahrscheinlich aber befürchtete einen "Placebo-Efekt" und bin deswegen wieder von Lioresal weg. Und, was soll ich sagen, es gab weniger Bauchschmerzen, dafür mehr trockenen Mund und Hals, was ich aber als kleineres Übel betrachte. Habe dann langsam auf aktuell 112,5 mg pro Tag in 3 Dosen gesteigert und erlebe jetzt hin und wieder Tage mit völliger Abwesenheit von Verlangen. Bis auf zwei "Vorfälle" mit einem Glas Wein im Restaurant Abstinenz seit meinem letzten Schreiben hier. Werde langsam weiter steigern wenn verträglich, um möglichst jeden Tag ohne Verlanen nach Wein erleben zu können.
Sind ja viele Neue hier, werde wohl einige Zeit brauchen, mich da durchzulesen.

Liebe Grüße
Fallada

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 Betreff des Beitrags: Re: Hallo, auch ich bin neu hier
BeitragVerfasst: Sonntag 7. Oktober 2012, 20:02 
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Liebe Fallada

Danke für Deinen positiven Bericht. Ja, der Weg geht weiter und Du hast schon sehr viel erreicht. Lass Dir Zeit. Ich vermute, dass es auch bei der "richtigen" Dosierung von Baclofen sporadisch leise Gedanken an Alkohol geben kann. Dies ist jedoch Welten weit weg vom ursprünglichen Craving und lässt sich gut beherrschen.

Weiterhin alles Gute und einen noch goldenen Herbst
LG moonriver

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 Betreff des Beitrags: Re: Hallo, auch ich bin neu hier
BeitragVerfasst: Sonntag 7. Oktober 2012, 20:13 
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Beiträge: 8253
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@Fallada,
nach der heutige Schrecksekunde (Untertreibung) wieder eine gute und beruhigende Nachricht von Dir. Restaurant Abstinenz ist eine ziemlich coole Bezeichnung, die Trinkhallen haben wir ja zur Genüge kennengelernt. Schönes Gefühl über den Dingen zu stehen obwohl man mit beiden Beinen fest im Leben steht oder?

Mundtrockenheit und starkes Räuspern habe ich bei Lioresal auch auszuhalten, fällt mir gelegentlich nicht so leicht. Es ist aber wirklich leicht auszuhalten wenn ich erinnere wieviel ich ausgehalten habe wenn ich ... Du weißt schon ... (Räusper).

LG Federic

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 Betreff des Beitrags: Re: Hallo, auch ich bin neu hier
BeitragVerfasst: Dienstag 9. Oktober 2012, 08:17 
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Guten Morgen,

vielen Dank für Eure Rückmeldungen. Nachdem ich mich ja 7 Wochen aus dem Forum "ausgeklinkt" habe, stelle ich nun fest wie sehr ich Euch vermisst habe. Das "Ausklinken" habe ich aber gebraucht, ich mußte einfach eine Weile für mich sein.
Mit Baclofen mache ich eine erstaunliche Erfahrung, nämlich die, wie sich meine innere Wahrnehmung von mir und anderen verändert. Das macht natürlich nicht das Baclofen selbst, Baclofen ermöglicht mir aber, mich in eine Auseinandersetzung mit mir zu begeben, vor der ich einfach auch Angst habe (vielleicht hatte). Überhaupt stelle ich fest wieviel Angst ich bisher in meinem Leben hatte, ohne dies als Angst wahrzunehmen. Ich habe keine Panikattacken oder andere Angstsymptome, nur dieses lähmende Gefühl, das mich daran hindert(e) ich selbst zu sein, weil ich mich nicht getraut habe, weil ich mich selbst als nicht wertvoll betrachtete, weil ich dachte, anderen lästig zu sein. Hier verändert sich gerade ganz viel, und ich werde dadurch lebendiger, fange an mich am Leben zu freuen.
Am 6. Oktober war ich ein halbes Jahr abstinent (bis auf die wenigen Vorfälle). Ich gehe jetzt ins nächste halbe Jahr und hoffe, daß es so weiter geht wie bisher.

LG Fallada

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 Betreff des Beitrags: Re: Hallo, auch ich bin neu hier
BeitragVerfasst: Dienstag 9. Oktober 2012, 09:16 
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Wohnort: München
Liebe Fallada,

wie mich das jetzt freut, kannst Du dir sicher denken. Schön, dass Du der 12-Schritte-Falle entgangen bist. Die verzerrte Wahrnehmung ist Teil des Krankheitsbildes und verändert sich nur allmählich – aber sie verändert sich immer hin zum Positiven.

Und ja, Baclofen ermöglicht nicht nur eine angstfreie Begegnung mit der Umwelt – es ermöglicht vor allem eine angstfreie Begegnung mit sich selbst. Man erkennt was gut und richtig war und ist. Andere Eigenschaften, Verhaltensweisen, Wahrnehmungen kann man korrigieren oder sich bei Bedarf davon verabschieden, trennen.

Du bist auf einem guten Weg und hast Dir selbst gegenüber geradezu die Pflicht, Dich am Leben zu freuen. Klingt angesichts des heutigen Novemberwetters fast absurd aber es ist trotzdem so. Vor einigen Jahren noch, hätte ich so einen trüben Tag wie heute zum Trübsalblasen missbraucht und versucht, ihn mir mit ein paar wärmenden Vodkas zu verschönern. Ist aber grundsätzlich nie gelungen, in meiner Wahrnehmung wurde es nur schneller Nacht.

LG Federico

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