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Federico
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Betreff des Beitrags: Re: Ich fange jetzt auch an mit Aufhören Verfasst: Freitag 6. April 2012, 15:55 |
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Gründer † |
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Registriert: Freitag 27. November 2009, 17:11 Beiträge: 8253 Wohnort: München
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Zitat: Das schlimmste im Moment, ich kann nicht einschlafen. Wie denn auch ohne 1 Flasche Rotwein als Narkosemittel?? Ich liege wach und Bilder aus meinem Trinkerleben ziehen wie ein Film an mir vorbei: ich sehe meinen Vater trinken, ich sehe mich als junges Mädchen trinken, ohne dass es schmeckt, ich sehe mich als junge Frau in Studentenkneipen mit Bier und Zigaretten, Provenceurlaube komplett in Rosé getaucht, Weinproben mit Freunden, wir trinken nicht, wir genießen, (ha ha !!), die charmante Gastgeberin, die vor dem ersten Gang schon 1 l Küchenwein intus hat, ich sehe mich streitsüchtig mit dem Partner, immer ein Glas in der Hand, trinkend aus Trotz und Enttäuschung, ich sehe mich alleine trinkend, so viele Abende voller Selbstmitleid und ich sehe meinen Sohn, der seine Mutter als abhängig erlebt und ihr beim trinken zuschauen muss, wenn sie eigentlich für ihn da sein sollte …. @Betty, diese Filme solltest Du so schnell wie möglich wie möglich in die Tonne treten. Dahin wo all der „kontraproduktive Scheißdreck“ sein Endlager finden sollte. Was genau ich damit meine findest Du in „Das Ende meiner Sucht“ auf den Seiten 114, 115: Zitat: Was uns ängstlich und deprimiert machte und uns zur Flasche greifen ließ, war in Alans Worten „Scheißdreck“. Alan definierte in denkwürdiger Weise vieles als „Scheißdreck“: „Toxische Scham ist Verlegenheit plus Scheißdreck“, sagte er. „Schuld ist Gewissensbisse plus Scheißdreck. Verlegenheit und Gewissensbisse sind normale, gesunde Emotionen. Toxische Scham und Schuld sind kontraproduktiver Scheißdreck. Wenn Du mal wieder nicht schlafen kannst ist es immer eine gute Idee in diesem Buch zu lesen, es hilft. Im übrigen passen Deine Filme gut zum Karfreitag – am Ostersonntag ist Auferstehung. LG Federico
_________________ „Es gibt keine Alternative zum Optimismus, Pessimismus ist Lebensfeigheit.“ Richard David Precht
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bettyblue
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Betreff des Beitrags: Re: Ich fange jetzt auch an mit Aufhören Verfasst: Freitag 6. April 2012, 17:11 |
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Registriert: Sonntag 1. April 2012, 14:23 Beiträge: 174
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Hallo Lamo, moonriver, Federico und alle,
vielen lieben Dank fürs Lesen, zuhören, Aushalten, Unterstützen, Dasein.
Die Anonymität des Forums ist gut für mich, ich bin sonst nicht besonders viel in Foren unterwegs, aber es tut gut alles aufzuschreiben. Ich habe mich ja bisher mit meinem Alkoholproblem noch nicht geoutet. Weiß auch gar nicht ob das so nötig ist. Ein paar Menschen wissen es natürlich, sehen und erleben es ja auch mit, aber außer gutgemeinten Ratschlägen à la "'meinst du nicht, es wäre besser, wenn du weniger trinken würdest" kommt da nicht viel. Ist auch nicht die Aufgabe der anderen. Umso mehr weiß ich es zu schätzen, dass ihr da seid, eure Zeit vor dem Rechner verbringt, um anderen beizustehen.
Vielen Dank auch, dass Ihr mir Mut macht für den Start morgen. Ich werde natürlich berichten und werde sicherlich auch oft eure Hilfe brauchen bei Fragen der Dosierung, der zeitlichen Einnahme usw. Am meisten Mut machen mir eure positiven Erfahrungen, eure persönlichen Geschichten, die für mich oft wie ein Wunder klingen. Ich hoffe so sehr auf ein Wunder auch für mich!! Ich habe noch so viel vor im Leben!!
Danke auch, Federico, für deinen Hinweis die alten Geschichten, den alten "Scheißdreck" in die Tonne zu treten. Stimmt, Karfreitag ist ein guter Tag um das Alte zu begraben. Das ist nämlich auch so eine Sucht, zu graben und sich zu suhlen in den alten Geschichten, in den Gefühlen aus Scham und Selbstmitleid. Ab jetzt wird nach vorne geschaut. Ich versprech's.
Liebe Grüße an alle und Frohe Ostern Betty
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Fallada
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Betreff des Beitrags: Re: Ich fange jetzt auch an mit Aufhören Verfasst: Freitag 6. April 2012, 17:40 |
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Registriert: Freitag 6. April 2012, 14:01 Beiträge: 1457
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Liebe Betty,
Ich bin auch neu in diesem Forum und habe heute, nach einem Rückfall, zum 2. Mal mit Baclofen angefangen. Ich muss sagen, dass ich sehr großen Respekt vor Dir habe und wünsche Dir alles, alles Gute für Deinen Neuanfang. Das mit dem Karfreitag, dem Abschied von Altem und mit dem nach-vorne-Sehen haben Du und Federico sehr treffend ausgedrückt. Ich wünsche Dir ein frohes Osterfest.
LG Fallada
_________________ Du willst etwas verändern - dann mach den ersten Schritt.
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Federico
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Betreff des Beitrags: Re: Ich fange jetzt auch an mit Aufhören Verfasst: Freitag 6. April 2012, 18:15 |
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Gründer † |
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Registriert: Freitag 27. November 2009, 17:11 Beiträge: 8253 Wohnort: München
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Zitat: Ich habe noch so viel vor im Leben!! @Betty, das ist m.E. die beste aller Motivationen! LG Federico
_________________ „Es gibt keine Alternative zum Optimismus, Pessimismus ist Lebensfeigheit.“ Richard David Precht
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moonriver
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Betreff des Beitrags: Re: Ich fange jetzt auch an mit Aufhören Verfasst: Freitag 6. April 2012, 18:26 |
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Moderator |
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Registriert: Sonntag 13. Februar 2011, 17:49 Beiträge: 2608 Wohnort: Schweiz
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Liebe Betty Zitat: Ich habe mich ja bisher mit meinem Alkoholproblem noch nicht geoutet. Weiß auch gar nicht ob das so nötig ist. Ich tat dies im Familienkreis wie auch im beruflichen Umfeld... es war kurz vor Beginn meiner Baclofen-Therapie. Aus heutiger Sicht würde ich es nicht mehr tun. Ich empfinde es unter der Baclofen-Therapie auch gar nicht mehr notwendig... Trotz vielen positiven Reaktionen spürt man dennoch tiefe verwurzelte Vorurteile. Verschiedene Therapierichtungen haben da mit ihren Ideologien viel Negatives dazu beigetragen. Dies ist meine persönliche Ansicht und Erfahrung, aber ich wollte sie bei dieser Gelegenheit Dir mitteilen. LG moonriver
_________________ „Geh nicht nur glatte Straßen, geh Wege, die noch niemand ging, damit du Spuren hinterlässt, und nicht nur Staub!“ (Antoine de Saint-Exupéry)
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Lamotrigin
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Betreff des Beitrags: Re: Ich fange jetzt auch an mit Aufhören Verfasst: Freitag 6. April 2012, 19:40 |
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Registriert: Freitag 17. Februar 2012, 14:15 Beiträge: 209
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Hallo Betty, wenn es dir hilft, bleibe ich bis 2:00 online. Ich geh eh nicht früher ins Bettchen... Hast du eigentlich schon das Buch von Olli gelesen? Und das mit dem Outen würde ich an deiner Stelle lieber lassen. Krankheit ist Privatsache. Mir haben meine Outings immer mehr geschadet, als geholfen. Zumal ich auch noch eine andere Macke habe. Ich bin zusätzlich auch noch Bipolar. Wenn ich dies in gewissen Kreisen äußerte, hatte ich oft das Gefühl ein Aussätziger zu sein. Geholfen hatte es jedenfalls nicht. Ich öffne mich nur noch meinen behandelnden Ärzten und dem engsten Freundeskreis. Für Außenstehende, die mich nach dem Grund meiner Berentung fragen, sage ich immer, ich habe eine Stoffwechselstörung - Punkt. So gesehen ist auch das Alk-Problem eine Stoffwechselstörung. Und dank bac kommt auch dieses Ungleichgewicht wieder in die Normallage. Ist eben alles eine Frage des persönlichen Standpunkts. LG Lamo
_________________ Carum est quod rarum est et veri amici rari sunt.
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missfit
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Betreff des Beitrags: Re: Ich fange jetzt auch an mit Aufhören Verfasst: Samstag 7. April 2012, 05:08 |
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Registriert: Dienstag 13. März 2012, 00:48 Beiträge: 35
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Liebe Betty,
ganz, ganz großen Respekt für Deine Vorbereitung. Ich kann mir vorstellen, welche Kraft Dich das gekostet haben muss. Du wirst sehn, mit Baclofen wird es zunehmend leichter. Dein Leiden hat sich auf jeden Fall gelohnt. Ich hoffe, es geht alles gut mit dem Abholen heute.
Eine der sehr schönen Nebenwirkungen (schlechte kann ich gar nicht beschreiben, ein bisschen Müdigkeit und Kopfschmerzen hat man ja auch so mal) ist, die Klarheit und Energie, die sich ergibt. Ich kann die echt gut genießen:-)
Ich wünsche Dir einen guten Start für heute und
Alles Liebe Missfit
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jivaro
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Betreff des Beitrags: Re: Ich fange jetzt auch an mit Aufhören Verfasst: Samstag 7. April 2012, 12:32 |
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Moderator |
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Registriert: Freitag 17. September 2010, 19:08 Beiträge: 1949 Wohnort: Giessen
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Liebe Betty,
das blue lass ich weg! Ich freue mich sehr; Menschen wie Du bilden die Resourcen für -ich sage mal ganz bewusst- meine Motivation; nicht zur Stärkung des eigenen Narzissmus, aber zur Bestätigung, dass wir hier "richtig" sind und unsere Arbeit einen Sinn macht.
Ich wünsche Dir von ganzem Herzen viel Erfolg, ich bin zutiefst überzeugt dass es Klappt!
Alles Liebe jivaro
_________________ "In Dir muss brennen, was Du in anderen entzünden willst." Marcus Aurelius
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bettyblue
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Betreff des Beitrags: Re: Ich fange jetzt auch an mit Aufhören Verfasst: Sonntag 8. April 2012, 23:41 |
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Registriert: Sonntag 1. April 2012, 14:23 Beiträge: 174
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Hallo missfit, hallo jivaro und alle, vielen Dank für eure guten Wünsche zu meinem Start mit Baclofen - das hilft enorm. Ihr denkt, ich habe viel Mut, aber das ist einfach der Mut der Verzweiflung. Der Alkohol überschattet so vieles in meinem Leben und nimmt mir die Kraft das Leben zu führen, das ich möchte. Da ist z.B. mein zwölfjähriger Sohn, der mich fast nur unter Alkoholeinfluss kennt, zwar nicht sturzbetrunken, aber immer leicht beduselt, apathisch, weinerlich, keine Lust zu Aktivitäten. Und ich möchte so gerne für ihn da sein, wach, präsent, aufmerksam, mit ihm lachen, streiten, diskutieren. Er ist so ein helles Köpfchen. Und ich weiß aus eigener Erfahrung, wie einsam, sich Kinder fühlen, wenn die Eltern trinken. Nach zwei unglücklichen Beziehungen lebe ich jetzt allein. Ich würde es gerne ändern, doch ich fühle, dass meine Sucht mein Leben so sehr bestimmt, da ist kein Platz für eine echte Partnerschaft. Im Moment jedenfalls. Genauso meine Arbeit. Ich bin selbständig und kann aber oft nicht arbeiten. Bin antriebslos, unkonzentriert, vergesslich. Ich vergesse Termine, Absprachen, Namen, so etwas ist tödlich im Geschäft!! Oder ich bringe so Sachen, ich gehe zum Kunden, vergesse aber die wichtigsten Unterlagen zuhause. Das ist alles nicht witzig, es irritiert mich und macht mir Angst. Ich habe dann das Gefühl, ich bin nicht mehr ich selbst. Ich könnte schreien und rufen, was ist passiert, wer bin ich, wo ist eigentlich mein Leben? Also ich möchte nicht zu pathetisch werden, aber so ist es: mir geht es eigentlich darum, zu überleben, um nichts weniger. Darum bin ich so motiviert. Aber auch, weil ich mit Baclofen zum ersten Mal die Chance sehe, es zu schaffen. Ich bin so dankbar, dass ich den Weg hierher gefunden habe. So viel Fachwissen und gleichzeitig so viel Empathie habe ich glaube ich noch nie gefunden, sei es in irgendeiner Beratung, einer Seminargruppe oder was auch immer. Hut ab vor den Forumsbetreibern, die so viel Zeit in diese Arbeit investieren und ihr Wissen so bereitwillig weitergeben. Ich bin sicher, das wird euch schon jetzt aber noch viel mehr in der Zukunft einmal sehr gedankt werden. Wie gut, dass es solch mutige Pioniere gibt!! Und ganz lieben Dank natürlich euch allen. Ich lese alle Kommentare so gerne und finde vieles so hilfreich. Immer ist jemand da, der einem Unterstützung anbietet. Sogar mitten in der Nacht!! Vielen Dank, lieber Lamotrigin für das Angebot, ich komme bei Bedarf darauf zurück Liebe Grüße an alle, Betty
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Federico
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Betreff des Beitrags: Re: Ich fange jetzt auch an mit Aufhören Verfasst: Montag 9. April 2012, 00:28 |
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Gründer † |
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Registriert: Freitag 27. November 2009, 17:11 Beiträge: 8253 Wohnort: München
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Zitat: Also ich möchte nicht zu pathetisch werden, aber so ist es: mir geht es eigentlich darum, zu überleben, um nichts weniger. @Betty, ich denke es geht allen so – mehr oder weniger. LG Federico
_________________ „Es gibt keine Alternative zum Optimismus, Pessimismus ist Lebensfeigheit.“ Richard David Precht
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