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soeben eingestiegen bei euch

Dienstag 19. November 2013, 16:36

… und ich stelle mich vor:

frau in der lebensmitte, das zweite von drei kindern gerade am ausziehen, immer noch (welch glück!) mit meinem ehelich angetrauten lieblingsmann zusammen, beruflich endlich wieder sehr zufrieden und engagiert in einem guten mass, das meine energien nicht auslaugt.

ich habe vor rund 10 jahren meine abhängigkeit erkannt, sie seither bekämpft und bearbeitet - mit suchthilfe, unterschiedlichen therapien und damit einhergehenden, unberechenbaren erfolgen und misserfolgen. sprich: immer wieder gute, erfreuliche abstinente zeiten über wochen oder monate (wie?), immer wieder rückfälle (warum?), von tagelang bis monatelang. oder kurz: immer wieder zurückgefunden zu „keinen einzigen schluck mehr!“ ABER auch immer wieder zurückgefunden zu „ich finde das sehr einengend, fremdbestimmt, ich hasse es, pathologisiert zu werden!“

vor 18 monaten konnte ich mich mit „burn-out“ in eine suchttherapiestation retten – seither ist die thematik wie auf eine höhere ebene gehoben. ich mache persönliche fortschritte, profitiere von einer langdauernden therapie, inzwischen auch zusammen mit meinem partner, und fand im thema selbstfürsorge (kristin neff) einen leitfaden, wie mit schwierigen zeiten/emotionen umgegangen werden kann, ohne dass ich mich selbst in grund und boden verdamme.

zwischenzeitlich war ich auf alkoholikerforen unterwegs – es dauerte jeweils nicht allzu lange, bis ich mich bloss noch ärgerte über dieses schwarz/weiss-denken und die rigiden, einengenden ansichten. aber da gab es auch einen, der unbeirrt den weg baclofen wies – ich glaub‘ den find ich auch hier…

warum ich jetzt hier bin?

am freitag habe ich einen termin mit meinen psychiater zum thema baclofen. es hat einige zeit gedauert, bis ich mich traute, ihn darauf anzusprechen. er hat den arztkoffer gekriegt und mir zurückgemeldet, dass er sich informieren wird. es ist zeit; ich bin am abstürzen.

ich freue mich auf den austausch mit euch, herzlich, lisa64

Re: soeben eingestiegen bei euch

Dienstag 19. November 2013, 16:59

Hallo Lisa,

Herzlich Willkommen!

Nach Deinem Eingangsposting zu urteilen, bist Du ja bestens vorbereitet. Die erforderlichen Unterlagen hast Du Dir ja auch schon besorgt; in diesem Forum findest Du sie hier

viewtopic.php?p=23993#p23993

(Irgendwann lerne ich es noch, direkt zu verlinken :D .)

Mein abstinenter Weg ist viel kürzer, als Deiner. Ich kann Dir somit nichts mitgeben. Allenfalls kann ich Dir von mir berichten, dass Baclofen bei mir sehr gut wirkt und dies vom ersten Tag an. Ich habe es nie bereut, diesen Weg eingeschlagen zu haben. Dir drücke ich alle Däumchen, die ich habe, dass es auch und weiterhin klappt.

Liebe Grüße

Kuni

Re: soeben eingestiegen bei euch

Dienstag 19. November 2013, 17:19

doch, kuni, du kannst mir sehr wohl als erste, die reagiert, etwas mitgeben;
baclofen wirkt
du bleibst mit überzeugung dabei

und deine gesammelten postings gefallen mir auf anhieb - gleicher stall?

danke!

Re: soeben eingestiegen bei euch

Dienstag 19. November 2013, 17:42

Liebe Lisa,

ich bin halt die Erste, die es gelesen hat. :D Oder so. Meistens schreibe ich auch nicht als 1. die Begrüßung, weil ich nicht so schön auf die entsprechenden Unterlagen verlinken kann, wie bsw. moonriver.

und deine gesammelten postings gefallen mir auf anhieb - gleicher stall?


Dankeschön! Was meinst Du mit "gleicher Stall"?

baclofen wirkt
du bleibst mit überzeugung dabei


Bei mir wirkt Baclofen, ja und ich bleibe natürlich auch dabei. Ich habe keine UNW, keinen Craving, schlafe hervorragend, bin ausgeglichen ... Ich denke nicht mal an Alkohol. Nur wie soll man dies erklären, dass man nicht an Alkohol denkt?
Andere Trinkstopps waren u.a. davon gekennzeichnet, dass ich die Tage gezählt habe, wie lange schon nicht ... dass ich andere Einkaufskörbe gemustert habe ... dass ich an Alkohol gedacht habe, besonders in Belohnungssituationen. Dies ist komplett nicht vorhanden.

Ab und an denke ich natürlich darüber nach, wenn ich mich damit beschäftige (beschäftigen muss). Oder aber, wenn ich darüber nachdenke, dass meine sonstige "Halbwertzeit" von 3 Monaten doch bald rum ist. Oder wenn ich bsw. im TV sehe, das ein Rotwein aus einem schönen Glas ...

Wenn ich es mir nicht einbilde (was ja immer nicht auszuschließen ist), dann verändert sich auch die "Denke". Während "früher" die Überlegung war "ach komm, ein Glas, du hast es dir verdient..." kommt heute sofort die Nachfrage: "willst du ein Glas oder die Flasche...". Diese Nachfrage ist ernüchternd oder -um im Thema zu bleiben- zum nüchtern bleiben. :D

Ich habe mich hier angemeldet, weil hier ein moderater Ton herrscht und nicht diese AA-Litanei wie in anderen Foren. Da stimmen wir in der Einschätzung überein. Die überwiegende Grund bestand aber darin, dass ich eine Hoffnung sah, nicht mit "lebenslänglich nie wieder" konfrontiert zu werden, sondern eher mit der Perspektive: moderat funktioniert.

Nun, nach schon bald 3 Monaten schwindet dieser Motivationsgrund immer mehr. Aber dies nur deshalb, weil der Zwang nicht da ist und sich meine Sicht der Dinge ändert. Es ist auch für mich ziemlich schwierig, dies zu beschreiben. Alle Versuche klingen danach, als würde ein Zaubermittel eine Gehirnwäsche durchführen. Aber so ist es nicht. Vielleicht ist es diese "Grundruhe", die hier immer beschrieben wird, dass man ohne Zwang auch mal tatsächlich Nachdenken kann.

Was versprichst Du Dir denn konkret von Baclofen?

Liebe Grüße,

Kuni

Re: soeben eingestiegen bei euch

Dienstag 19. November 2013, 18:10

salü, lisa

"gleicher stall" meint ev. einerseits gleiche entwicklungsbedingte denke oder ähnliche haltung gegenüber den im allgemeinen formulierten zuschreibungen (bzw. dogmatisierenden urteilen) über zuviel-konsumierenden personen, seien sie sich dessen bewusst oder nicht. da gibt's irgendwo einen link zu paternalisierender haltung gegenüber alkoholikern, dem ich noch nachgehen will.

"Nur wie soll man dies erklären, dass man nicht an Alkohol denkt?" - Ich würde es schlicht geniessen, so etwas nicht erklären zu können... :-)

und doch lese ich aus deiner antwort heraus: Es ist durchaus ernüchternd, mit der wahrheit unter baclofen zu leben.

"Nun, nach schon bald 3 Monaten schwindet dieser Motivationsgrund immer mehr. Aber dies nur deshalb, weil der Zwang nicht da ist und sich meine Sicht der Dinge ändert. Es ist auch für mich ziemlich schwierig, dies zu beschreiben. Alle Versuche klingen danach, als würde ein Zaubermittel eine Gehirnwäsche durchführen. Aber so ist es nicht. Vielleicht ist es diese "Grundruhe", die hier immer beschrieben wird, dass man ohne Zwang auch mal tatsächlich Nachdenken kann.

darüber, ob mal trinken will/muss oder nicht; ob trinken einen sinn macht? klingt danach, als müsste ich mich wirklich darauf gefasst machen, freund alkohol zu verabschieden - in dem sinne, dass er allenfalls keine funktion mehr hätte?
lg
lisa64 - aber ich heisse kathrin

Re: soeben eingestiegen bei euch

Dienstag 19. November 2013, 18:24

lisa64 hat geschrieben:aber da gab es auch einen, der unbeirrt den weg baclofen wies – ich glaub‘ den find ich auch hier…


Hallo Lisa,

und herzlich Willkommen im richtigen Forum :D
Ich sehe mit Freude, Du kennst meinen Lieblingsphilosophen Paul Watzlawick.
Sicher hast du auch schon von Herbert Achternbusch gehört, der Thread ist immer noch
der am meisten gelesene des Forums, auch der guten „Mary61“ zu verdanken.

Ich denke mal, die wichtigsten Grundlagen kennst Du bereits. Wenn nicht, bitte fragen.
Falls es Probleme mit der Verschreibung geben sollte, bitte PM an mich.

Und wenn es Dir nicht zu schwer fällt, wäre es schön wenn Du die „Shifttaste“ betätigen
könntest, so viel Zeit muss sein. Die Lesbarkeit bei längeren Texten ist durch „kleinschreibung“
leider sehr erschwert. Ahh pardon, ich sehe gerade Du benutzt sie bereits ... :-bd

LG Federico

himmel, bist du schnell!

Dienstag 19. November 2013, 18:27

war's der bär oder schon zuvor?

und ja, die mary61 -

Dienstag 19. November 2013, 18:31

ich gerate ja nur sehr, sehr schwer mit jemandem aneinander, aber es gibt Menschen, die meine
Verständnis-Toleranz überschreiten

was verspreche ich mir denn davon, baclofen einzusetzen?

Dienstag 19. November 2013, 18:51

kuni, deine frage ist gut:
was verspreche ich mir denn davon, baclofen einzusetzen?

ruhe, frieden, normalität (ich glaube, mein grösster wunsch ist, einfach normal zu sein - auch wenn ich geprägt bin durch eine jugend, in der ich über jahre das gegenteil davon gesucht habe) was wohl die meisten von uns taten - mit der erhöhung von drogengebrauch innerhalb einer gruppe wirds aber auf die länge knifflig

all diese begriffe verbunden mit dem zusammenleben mit meiner familie, meinem partner, mit dem eingebundensein in die arbeitsrealität - und andererseits mit meiner eigenen entwicklung, die sicherlich durch den langjährigen substanzmissbrauch einen nicht unerheblichen stillstand erlitt.

Re: soeben eingestiegen bei euch

Dienstag 19. November 2013, 21:34

Hallo Kathrin,
herzlich willkommen im Forum!
Dieses ewige Hin und Her, die guten Vorsätze (z.B. "Ab morgen trinke ich nicht mehr"). immer wieder Enttäuschungen/Rückfälle, ein immerwährender K(r)ampf :
das kenne ich nur zu gut von mir.
Du hast zum Glück noch eine intakte Familie, die besten Voraussetzungen, um mit Baclofen in ruhigeres Fahrwasser zu kommen.
Ein früherer Caritas-Berater hat mich einmal als "Island-Hopper" bezeichnet, also als einen, der sich überwiegend im Feuchten aufhält und manchmal ein trockenes Inselchen erwischt. Das war einmal...
Seit über einem Jahr nehme ich Baclofen und mein Leben hat sich dramatisch verbessert.
Ich halte mich jetzt auf Festland auf, in kleinere Pfützen bin ich nochmals reingerutscht, aber richtig nass bin ich nicht mehr geworden.
Nach anfänglichem (blödem!) Auf- und Abdosieren bin ich momentan bei 100 mg/Tag (4 x 25 mg). Die Nebenwirkungen sind mittlerweile zu ertragen (bei mir hauptsächlich Sprachstörungen -bin Stotterer-).
Sehr positiv empfinde ich eine begleitende Psychotherapie, in der mir sehr viel klarer geworden ist. Wäre eine Psychotherapie vielleicht auch etwas für dich?
Alles Gute!
GLG, Werner
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