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Neu hier im Forum, Problematik ADHS

Donnerstag 24. November 2011, 00:03

Hallo zusammen,

ich bin neu hier im Forum. Ich heiße Birgit, bin 53 Jahre alt, allein erziehende Mutter eines 16-jährigen Sohnes, selbständig und mittlerweile einziges überlebendes Kind meiner hochbetagten Eltern.

Bei uns zu Hause wurde immer schon viel Alk getrunken, meine Eltern haben regelmäßig abends und am Wochenende auch relativ viel getrunken. Mein Bruder ist vor zwei Jahren an den Folgen des Alkoholismus im Alter von 54 Jahren gestorben. Zuletzt brauchte er in zwei Tagen einen ganzen Kasten Bier.

Ich selbst habe auch relativ früh angefangen, Alkohol zu trinken. Mit 15 oder 16 und dann regelmäßige Parties und auch in der Oberstufe während der Pause mit Freundinnen, weil's ja so cool war. Ich glaube seither habe ich nur an wenigen Tagen keinen Alk konsumiert. Im Moment liege ich bei einem regelmäßigen Konsum von 1,5 bis 2,0 Liter Wein täglich, aber vorwiegend abends. Die Menge hat sich in den letzten 8 Jahren durch geschäftliche Schieflage mit Existenzbedrohung und Trennung von meinem Ehemann mit 7 Jahren Scheidungskrieg auf diese dramatischen Dimensionen erhöht. Ich bin noch vollständig organisch gesund bis auf leicht erhöhte Leberwerte.

Mittlerweile bin ich aber fast gar nicht mehr arbeitsfähig. Mein Geschäft droht nach einem guten Neuanfang nun vollständig den Bach herunter zu gehen. Ich suche schon seit zwei Jahren nach einer Lösung für mein Alk-Problem und meine Depressionen. Ich war auch bereits auf den Zusammenhang zwischen den Neurotransmittern und den Depressionen und Alkohol gestoßen. So habe ich Vorläufer/Vorstufen als Nahrungsergänzung eingenommen, die zur Bildung von Serotonin und GABA benötigt werden. Alles hatte aber nur mäßige bis gar keine nennbaren Erfolge. Dabei habe ich immer gedacht, wenn diese Zusammenhänge doch mal richtig erforscht werden könnten, dann müsste es auch eine Lösung für diese Suchtprobleme und die Depressionen geben. Bei meiner heutigen Suche bin ich, dem Herrgott sei dank, auf diese Seite gestoßen und auf die mögliche Behandlung mit Baclofen.

Ich möchte es sehr gerne ausprobieren, aber mein Vater hat bestätigte ADHS, mein Sohn ebenfalls. Ich selbst bin nicht getestet worden, aber ich vermute es sehr stark. Ich habe den einen Beitrag gelesen, indem Eure Moderatorin vor der Behandlung mit Baclofen bei bestätigtem ADHS warnt, weil manche Probanden mit paradoxen Reaktionen reagieren. Dabei erinnerte ich mich daran, dass ich einmal wegen meiner ständigen Schlaflosigkeit ein Schlafmittel verordnet bekam. Das Mittel habe ich ein einziges Mal genommen und stand die ganze Nacht senkrecht im Bett, zweifellos eine paradoxe Reaktion. Ich hab's dann in die Ecke geschmissen und betäube mich seither wieder lieber mit Alk.

Vielleicht kann mir jemand von Euch einen Rat geben!

Ich habe auch den "Königsweg" gelesen, aber ich schaffe keine Abstinenz von drei Tagen!!! Was soll ich denn dann tun????

Es wäre schön, wenn ich von Euch Anregungen oder Vorschläge bekommen könnte.

Vielen Dank!

Birgit

Re: Neu hier im Forum, Problematik ADHS

Donnerstag 24. November 2011, 00:48

@warzo

vielen Dank für Deine Antwort, die mir doch Mut macht, dass ich aus diesem Teufelskreis endlich heraus komme.

Kannst Du mir noch bitte erklären, wie man eine Entgiftung zu Hause machen kann??? Und Du schriebst, dass Du erst danach auf Alk verzichten konntest. Wie geht das denn, eine Entgiftung und gleichzeitig Alkoholkonsum?? ich dachte immer bei der Entgiftung muss vollständig auf Alkohol verzichtet werden.

Lieben Gruß Birgit

Re: Neu hier im Forum, Problematik ADHS

Donnerstag 24. November 2011, 10:46

Hallo Birgit und auch herzlich willkommen,

das Wichtigste zuerst: Deine Motivation scheint z.Zt. sehr hoch zu sein, das ist schon mal eine gute Ausgangslage.

Die Behandlung von Patienten mit einer ADHS und Substanzmissbrauch erfordert immer einen multimodalen Ansatz, der empirisch gesicherte Bestandteile beider Störungsbilder miteinander berücksichtigt und zudem psychotherapeutische und medikamentöse Behandlungsansätze verbindet. J. Frölich et al. SUCHT |52(6)|367–375|2006
Die Datenlage ist limitiert. Eine zurückhaltende Aussage die meint, man weiß eigentlich nicht viel.

Immerhin kann in der Empfehlung dieser Satz hilfreich für Dich sein:
Liegt eine ADHS und ein Substanzmissbrauch zugleich vor, sollte zunächst eine effektive Verminderung des Substanzmissbrauchs im Vordergrund stehen.
Wie Du die Verminderung erreichen kannst bleibt im Dunkeln.

Nach allem was hier im Forum über mögliche unerwünschte Wirkungen von Baclofen bekannt ist, kann Baclofen einen Versuch wert sein. In jedem Fall ist es ratsam den Entzug und den Baclofen-Versuch in ärztlicher Begleitung zu machen. Ob dies ambulant oder stationär erforderlich ist, hängt von diversen anderen Faktoren ab.

LG Federico

Re: Neu hier im Forum, Problematik ADHS

Donnerstag 24. November 2011, 16:35

@GoldnTulip, @warzo, @federico

Hallo Ihr Lieben,

vielen Dank für Eure aufmunternden Worte. Nein, mein Sohn weiß nicht Bescheid, obwohl er es wahrscheinlich ahnt. Ich konnte es ihm gegenüber bisher auch gut verbergen, da er sowieso vorwiegend in seinem Zimmer ist. Die leeren Flaschen habe ich immer sofort entsorgt. Da ich mich nie so richtig abgeschossen habe, war ich eigentlich auch immer noch mehr oder weniger klar.

Es ist gar nicht so einfach einen Arzt zu finden, der Dich mit Baclofen versorgt. Ich habe heute mittag mehrere Anläufe unternommen, zunächst mal einen Arzt zu finden, der Suchtbehandlung macht. Wartezeiten von zwei Wochen und mehr sind üblich, aber wenn ich jetzt entschlossen bin, dann habe ich vielleicht jetzt die Kraft das durchzuziehen, wie es dann aber in zwei Wochen aussieht, weiss ich heute noch nicht. Ich habe jetzt mit meinem Hausarzt einen Telefontermin ausgemacht, ob er das Baclofen verordnet. Mal sehen. Ich habe gestern schon mal geschafft, den Wein auf eine Menge von 0,8 l zu reduzieren, und bisher geht es einigermaßen, obwohl natürlich der Drang da ist, mehr zu trinken. Aber ich habe es ausgehalten. Da ich keine körperlichen Auswirkungen spüre, habe ich die Hoffnung, dass ich noch nicht körperlich abhängig bin. Dann gelingt eine Entgiftung zu Hause sicher ohne Probleme. Ich werde auf jeden Fall den Arzt mit in's Boot nehmen, der mir das Baclofen verschreibt und ihn auch die eventuelle ADHS-Problematik hinweisen.

Freu mich auf weitere Tips.

Vielen Dank!

LG Birgit

Re: Neu hier im Forum, Problematik ADHS

Donnerstag 24. November 2011, 21:21

Auch eine Möglichkeit:
Ambulanter Entzug von Alkohol

Der eigentlichen, zweistufigen Therapie ist häufig der sogenannte „Entzug (Entgiftung)“ vorgeschaltet. Dieser kann stationär durchgeführt werden. In der KPB wird dieser erste Schritt in die erfolgreiche Behandlung, nach der ärztlichen Eingangsuntersuchung und bei entsprechender Eignung, bei Alkoholabhängigen auch ambulant angeboten.
In der ersten Untersuchung wird in Zusammenarbeit mit dem Hausarzt des Patienten ein EKG durchgeführt und die Blutwerte werden ermittelt. Falls erforderlich, erfolgt eine Medikation. Der Patient wird für circa eine Woche krankgeschrieben. Im weiteren Verlauf finden tägliche medizinische Untersuchungen statt: Atemalkoholtest und Kontrolle der Entzugssymptome mit Medikation bei stärkeren Beschwerden. Der Patient  wird bereits während der Entzugsbehandlung in den Therapieprozess integriert und nimmt an Motivationsgesprächen und an einer Gruppensitzung teil.  Ferner wird die Entwöhnungstherapie geplant. Während der circa einwöchigen Entgiftung  hält die KPB, falls erforderlich, Telefonkontakt mit dem Patienten und dessen Angehörigen.

Klientenzentrierte Problemberatung
 Fachambulanz für Suchterkrankungen

Re: Neu hier im Forum, Problematik ADHS

Donnerstag 24. November 2011, 22:31

@warzo, @federico

Hallo Ihr aufmunternden Moderatoren,

ich bleib dran, bin morgen erst mal bei meinem Hausarzt mit entsprechendem Infomaterial. Dann werde ich weiter sehen und kann dann auch morgen mehr berichten!

Dann muss ich noch sagen, wie gut sich das heute morgen angefühlt hat um 6.30 h nicht voll benebelt aufzustehen. Ich bin ohnehin kein Frühaufsteher, aber heute ging es schon verdammt gut!!!

Ich verabschiede mich bis morgen.

LG Birgit
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