Baclofen Forum vs Alkoholismus

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 Betreff des Beitrags: Zur Wirkung von Baclofen nach Ende der Medikation
BeitragVerfasst: Mittwoch 23. Dezember 2009, 21:31 
Einige Eigenschaften von Baclofen sind bisher nicht mal vorklinisch bzw. wissenschaftlich untersucht: z.B. was passiert bei Absetzen der Baclofen- Medikation mit dem craving, muss man Baclofen immer nehmen? Z.Zt. läuft zwar eine Studie zu diesem Thema an der University of North Carolina, aber bis die veröffentlicht wird? Mir ist bisher noch nichts zu diesem wie ich finde wichtigen Aspekt bekannt.
Ich bin jedoch in einem kurzen Artikels (Letter to the Editor) von G. Addolorato et al. , Tolerance of baclofen`s sedative effect in alcohol-addicted patients , erschienen in Psychopharmacology 2005, zumindest auf Hinweise zu diesem Thema gestoßen. Zusammengefasst:

Einige Patienten aus zwei großen Studien von G. Addolorato et al. über die Wirkung von Baclofen bei Alkoholabhängigkeit (2000 und 2002), die dort erfolgreich mit Baclofen behandelt wurden, entwickelten nach 3- 14 Monaten wieder plötzliches craving und wurden auf Wunsch wieder für 2-4 Wochen mit Baclofen behandelt (30 mg pro Tag, was der Dosis während der Studie entsprach). Die Verträglichkeit für Baclofen war genau so gut wie die während der Studie, d.h. es trat im wesentlichen die bekannte Abendmüdigkeit auf.
Leider ist nicht berichtet, wie viele Patienten noch einmal und mit welchem Erfolg behandelt wurden. Aber auch so lassen sich für mich daraus folgende Schlüsse ableiten:
1. Das Baclofen wirkt nach Beendigung der Medikation weiter.
und man ist nicht sofort wieder craving ausgesetzt.
2. Die craving- Unterdrückung ist nach Beendigung der Medikation weniger effektiv, d.h. jeder der die Medikation absetzt, sollte mit einem plötzlichen craving rechnen.
3. Tritt dieses craving auf, kann man jedoch wieder mit der Medikation anfangen, wobei nicht untersucht wurde, ob der Erfolg wieder gleich hoch ist.

LG invorio


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 Betreff des Beitrags: Anhang
BeitragVerfasst: Montag 11. Januar 2010, 14:32 
Anbei das Dokument als Original.

LG invorio


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 Betreff des Beitrags: Absetzen von Baclofen
BeitragVerfasst: Dienstag 9. Februar 2010, 20:59 
Bisher fehlen noch die Erfahrungsberichte zum Thema: was passiert nach Beendigung der Baclofen- Medikation?
Ich habe einen kurzen, aber interessanten Beitrag im Blog www.stayingcyber.de gefunden:

Begonnen habe ich mit der Baclofen- Medikation am 15.09.09 zunächst mit sehr kleinen Dosen 10-10-10 mg .Nach und nach steigerte ich die Medikation bis auf 50-50-50 mg. Um eine eventuelle Abhängigkeit von Baclofen auszuschließen, schlich ich das Mittel über 14 Tage aus. Zunächst für 10 Tage. Als sich das altbekannte Craving wieder einstellte, dosierte ich wieder herauf und bin jetzt bei meiner Dauerdosierung von 25-25-25mg pro Tag.

LG invorio


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 Betreff des Beitrags:
BeitragVerfasst: Montag 5. Juli 2010, 18:05 
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Registriert: Sonntag 30. Mai 2010, 15:12
Beiträge: 96
Das Thema würde mich auch sehr interessieren, denn natürlich hoffe ich, dass ich nicht mein Leben lang Baclofen nehmen muss.

Ich habe eine vage Idee davon, wie es auf Dauer ohne Bac gehen könnte, aber ich bin mir da noch gar nicht sicher und möchte hier keine wilden Thesen in den Raum stellen.

Trotzdem mal die ganz vorsichtige Frage:
Wenn Craving / Angst / Depression etwas mit einem Ungleichgewicht im Hirnstoffwechsel zu tun haben, das medikamentös ausgeglichen werden kann - müsste man dieses Ungleichgewicht nicht auch durch eine dem angemessene Lebensweise ausgleichen können?

Für uns ist Baclofen erstmal die Rettung. Es rückt die Dinge ziemlich effektiv in die richtige Perspektive. Doch wenn wir z.B. eine ausgeprägte Laktoseintoleranz haben, dann trinken wir eben keine Milch, oder wenn es uns wesentlich an B12 fehlt, dann könnte es helfen, öfter mal ein alkoholfreies Hefe zu trinken. Wenn wir Rückenprobleme haben, hilft regelmäßige, angemessene Bewegung usw. ....

Kann man das vergleichen? Gibt es irgendwelche Erkenntnisse darüber, welche Lebensweise (und wahrscheinlich auch: Denkweise!) das Gaba-System im Gleichgewicht halten kann?

Denn wenn ja - dann ist mir das auf Dauer lieber, als die allerbeste Pille.

LG, Eva


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 Betreff des Beitrags:
BeitragVerfasst: Montag 5. Juli 2010, 19:01 
Hallo eva,

Leider weiss man noch nicht so viel zu dem Thema. Aber wenn ich mir die Erfahrungsberichte so anschaue, kenne ich keinen Bericht, der sagt: ich habe Baclofen auf Null reduziert und bin jetzt seit Monaten/Jahren abstinent. Im Gegenteil: Nutzer von Baclofen sind nach dem Absetzen nach Tagen, Wochen oder Monaten wieder in den Cravingzustand zurückgekommen bzw. rückfällig geworden. Allerdings sind das auch nur Erfahrungen nach wenigen Monaten in der Baclofen-Medikation.
Daher gehe ich für mich z. Zt. davon aus, dass ich Baclofen lebenslänglich nehmen muss.
Meine persönliche Theorie dazu:
Der GABA-B-Rezeptormangel ist genetisch bedingt, d.h. Du hast die Prädisposition zum Alkoholiker. Allerdings werden nicht alle Menschen mit dem Rezeptormangel automatisch Alkoholiker, sondern es Bedarf weiterer Einflüsse aus der Umwelt für die Entwicklung zum Alkoholiker.
Während Du mit der genetischen Disposition leben musst, sind die "antrainierten neuronalen Pfade mit Alkohol" veränderlich und wahrscheinlich reversibel. Baclofen kompensiert den GABA-B-Rezeptormangel und Du bist in der Lage, "neue neuronale Pfade" zu nutzen. Ist aus der Neurobiologie bekannt; Stichworte, falls es Dich interessiert: LTP, LTD, Synaptische Plastizität.
Es ist damit eventuell wieder möglich, zurück in den Zustand der Abstinenz ohne Baclofen zu kommen, aber die Prädisposition/Gefährdung durch Alkohol bleibt erhalten.

Aber wie gesagt, ist meine persönliche Theorie. Aber vielleicht besser, Du nimmst es hin, dass Du wahrscheinlich Baclofen für den Rest des Lebens nehmen musst, so wie die Diabetiker ihre Insulinration.

LG invorio


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BeitragVerfasst: Dienstag 6. Juli 2010, 08:22 
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Registriert: Sonntag 30. Mai 2010, 15:12
Beiträge: 96
Morgen Invorio,

Deine Theorie klingt logisch - und bestätigt zumindest teilweise, was ich mir erhoffe: Dass man neue neuronale Pfade ausbilden kann, welche die genetische Disposition ausgleichen. Heißt ja nichts anderes als: Lebens- und Denkweise ändern.

Das ist sicher arbeitsintensiv - aber vielleicht trotzdem möglich. Ein paar Jahre müssen wahrscheinlich ins Land gehen, bevor es Erfahrungsberichte zu dem Thema geben kann.

Zu Deinem Vergleich mit Diabetes:

Es gibt meines Wissens eine Sorte, die ist genetisch bedingt, und eine andere, die ist "angefressen" und reversibel, wenn die Leute entsprechend leben. Stimmt das, oder habe ich das falsch verstanden?

Wenn ja: Vielleicht ist das mit Sucht ja auch so? Vielleicht hilft Bac beiden Süchtigen (weil beide denselben Mangel aufweisen) - manchen zum Ausstieg in einen "suchtfreien Lebenswandel" (den man sich dann natürlich aktiv aneignen muss), manchen als Langzeitsubstitution?

Jedenfalls habe ich nicht vor, Baclofen in absehbarer Zeit abzusetzen, werde aber trotzdem nach Hinweisen Ausschau halten, dass es auf Dauer gute Chancen dafür gibt.

LGE


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 Betreff des Beitrags: Baclofen auf Dauer?
BeitragVerfasst: Dienstag 6. Juli 2010, 11:39 
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Beiträge: 275
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Meine Sichtweise:
Ich bin 62 Jahre alt und habe ca. 47 Jahre lang Alkohol "eingenommen", mit z.T. sehr beträchtlichen, teuren und auch häufig lebensgefährdenden "Nebenwirkungen".
Seit über einem halben Jahr nehme ich Baclofen ein. In den ersten drei Wochen "litt" ich unter Nebenwirkungen wie früher Müdigkeit am Abend und hin und wieder leichtem Frösteln.
Die vorher erfahrenen Alkohol-Nebenwirkungen blieben dafür jedoch seit Beginn der Baclofen-Medikation aus. Daneben haben ich und meine Umwelt zusätzlich eine so gut wie totale Reduktion von allgemeinen Ängsten, Ängstlichkeit und Depression festgestellt. Bei weiterhin anhaltender Motivation und Aktivität, die ich in all den Jahren vor der Einnahme von Baclofen nicht mehr kannte.
Bestimmte Psycho-Pharmaka, die ich wahrscheinlich für den Rest meines Lebens hätte nehmen müssen, konnte ich erfolgreich ausschleichen.
Wie lange ich nun Baclofen weiter einnehmen "muß", weiß ich nicht. Diese Frage ist für mich zwar einerseits akademisch interessant, beschäftigt mich jedoch andererseits nicht allzu sehr; vor Allem, wenn ich eine Bilanz zwischen Alkohol und Baclofen bezüglich ihrer Nebenwirkungen ziehe.
Wie schon so oft hier gesagt: Frag mal einen Diabetiker danach, wie sehr es ihn/sie bedrückt, dass er/sie u.U. lebenslänglich auf Insulin angewiesen ist...
LG


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 Betreff des Beitrags:
BeitragVerfasst: Dienstag 6. Juli 2010, 12:35 
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Beiträge: 8253
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Gibt man in Google diese Wörter ein: „lebenslange medikation“ erhält man 633.000 Treffer. Niemand nimmt gerne Medikamente über einen längeren Zeitraum. Leider gibt es eine große Zahl von Krankheiten, bei denen die Dauermedikation alternativlos ist. Leben oder Sterben – Leiden oder Leben, für mich eine klare Entscheidung.

LG Federico

_________________
„Es gibt keine Alternative zum Optimismus,
Pessimismus ist Lebensfeigheit.“
Richard David Precht


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 Betreff des Beitrags:
BeitragVerfasst: Dienstag 25. Januar 2011, 00:17 
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Registriert: Sonntag 23. Januar 2011, 16:15
Beiträge: 9
Wohnort: Deutschland
Federico hat geschrieben:
Gibt man in Google diese Wörter ein: „lebenslange medikation“ erhält man 633.000 Treffer. Niemand nimmt gerne Medikamente über einen längeren Zeitraum. Leider gibt es eine große Zahl von Krankheiten, bei denen die Dauermedikation alternativlos ist. Leben oder Sterben – Leiden oder Leben, für mich eine klare Entscheidung.

LG Federico


Hallo Federico,

nun habe ich mich durch einige Beiträge bewegt und bin hier aufgelaufen. Die Frage, ob Baclofen für immer genommen werden muss, ist recht interessant. Auch die Hinweise für das richtige Absetzen sind sehr informativ. Wie sieht es denn bei einem QT aus? Muss beim Eintritt des craving mit der Medikation begonnen werden? Da ein "Anfall" und dessen Folgen vermieden werden soll, muss demnach wohl stets Baclofen verabreicht werden? Oder sollte eine Einnahme über vier Wochen mit Ausschleichen und ein Wiedereinstieg beim nächsten craving möglich sein?

Für den QT wäre es nicht schlecht, wenn er genau zu Beginn des Druckes eine Medikation vornehmen könnte, da das nächste Mal auch nach einem längeren Zeitraum kommen könnte.
Ansonsten ist eine totale Abstinenz (mit Unterstützung von Baclofen) am sinnvollsten. Ob es machbar ist, hängt vom Betroffenen und seiner Motivation ab. Wenn Baclofen außerdem gegen Depressionen und Ängste wirksam ist, umso besser.

Obwohl dies ein Baclofen-Forum ist, wäre es interessant zu wissen, ob jemand bereits mit anderen Medikamenten, wie Campal, Revital oder Lioresal, Erfahrungen gemacht hat. Das sind wohl die den Ärzten am geläufigsten Medikamente für Alkoholiker...?

Nun meine letzte Frage:
Es gab vor längerer Zeit die Möglichkeit, sich für "PESA" anzumelden. Ist dies noch möglich? Es würde einiges erleichtern.
Falls meine Anfrage hier nicht richtig ist - an wen kann ich mich wenden?

Freundliche Grüße und ein DANKESCHÖN im Voraus.

:smt006
Hannibal

_________________
Um ein tadelloses Mitglied einer Schafherde sein zu können, muss man vor allem ein Schaf sein.

Albert Einstein


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