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Meine ersten Tage mit Baclofen – ein Bericht

Montag 2. August 2010, 20:38

Seit dem 30.07.10 nehme ich jetzt nach Verordnung und in Absprache mit meinem Hausarzt 3x tägl. eine Dosis von 12,5mg Baclofen und ich möchte Euch einfach mal berichten, wie es mir bislang damit geht. Zwar hatte ich die Möglichkeit, bereits am 29.07. mit der Einnahme zu beginnen, da – oh Wunder – die zweite angesteuerte Apotheke das Medikament tatsächlich vorrätig hatte, entschied mich aber nach längerem Kampf, erst am nächsten Tag „durchzustarten“ und trank am Vorabend meine übliche Menge Bier.

Der 30.07. war dann also mein zum x-ten mal wiederholt „erster abstinenter Tag“. Nach Einnahme der zweiten 12,5mg am Mittag bemerkte ich kaum eine Veränderung. Doch lautete die Antwort auf meine „innere Überprüfung“, ob ich jetzt etwas trinken wolle, bzw. so etwas wie Craving verspüre, ganz klar NEIN!
Abends die dritte Dosis und am folgenden Morgen wachte ich zwar recht schlapp (nur körperlich) und ungewohnt entspannt auf. In etwa, wie wenn ich etwas getrunken hätte, jedoch ohne die typischen Empfindungen dabei. Allerdings stellte sich binnen Stunden Craving ein und obwohl ich aus Therapieerfahrungen heraus im Grunde weiß, wie und was ich zu tun und zu lassen habe, um damit umzugehen, hatte ich „ganz bewusst“, d.h. wissendlich gegen Mittag einen Rückfall. Zwar trank ich bis zum Abend geringfügig weniger, also sonst, aber das war auch schon alles.
Was allerdings vollends neu für mich war, war der Umstand, dass ich auf meinem Sofa sitzend einschlief und erst nachts verwundert zu mir kam und beschloss: Nun ist es aber höchste Zeit fürs Bett!
Am 01.08. merkte ich sehr deutlich eine „Abgeschlagenheit“ – etwa vergleichbar mit dem Gefühl, einen kleinen Marathon gelaufen zu sein und am Ziel mit voller Wucht einen Spaten/Schaufel ins Gesicht geschlagen bekommen zu haben. Irgendwie so ein Gefühl von: Ich bin betrunken, ohne betrunken zu sein. Ziemlich schräg, aber ein durchaus gutes Gefühl!!
Viel Zeit und Ruhe auf dem Sofa verbracht, mich nachmittags mit Freunden getroffen und abends „nur“ 25% meiner sonst üblichen Menge Alkohol getrunken.

Heute, 02.08.10, spüre ich noch um einiges deutlicher die „körperliche Anstrengung“ obwohl es keine gibt oder gab (also ist es ganz klar auf Baclofen zurückzuführen). Auf dem Weg zur Arbeit hatte ich widersprüchliche Gefühle: Einerseits etwas wie „noch ein klein wenig schlapper, und ich schlafe im Stehen ein“ und andererseits etwas wie „die Flasche ist mir verflixt nahe und der Wunsch, die Frage nach einer Dosiserhöhung, die ich meinem Hausarzt heute stellen werde. Auch wenn ich heute morgen ausgesprochen schlapp war, konnte ich immerhin die Frage: „lieber körperlich schlapp und saufdruckfrei, als umgekehrt“ mit einem eindeutigen, klaren JA beantworten!

Im Laufe des Vormittags stellte sich mehr und mehr ein „normales“ Gefühl ein – so wie vorher ohne Baclofen und auf dem Rückweg von der Arbeit kam der verdammte Craving.

Nun, und so habe ich trotz 2.Tagesdosis wieder etwas getrunken – nur geringfügig weniger, als sonst – obwohl ich extrem „ausgepowert“ bin.
Und so machen sich wieder Selbstvorwürfe und Zweifel breit. Sinngemäß: Da habe ich nun das große GLÜCK, dieses Medikament von meinem Hausarzt verschrieben bekommen zu haben – ohne Rücksicht auf die ausstehende Genehmigung seitens der Krankenkasse – und was mache ich…?!?!!
Zwar ist mir klar, dass ich ja noch ganz am Anfang stehe und wir (mein Hausarzt und ich) das Medikament erst „einschleichen“ und die richtige Dosis noch finden müssen, aber Geduld zählt nun wirklich nicht zu meinen Stärken…. Heilfroh bin ich jedenfalls insoweit, als dass ich bislang immerhin keinerlei „unerwünschte“ Nebenwirkungen von Baclofen erleben musste!

(19:45) Schon eine Weile vom Arzt zurück und ich darf berichten, dass meine Befürchtungen bzw. mein „verdammt noch mal, warum trinke ich denn trotzdem – hoffentlich geht das gut!-Gefühl“ weitestgehend unbegründet war! Mein Hausarzt hatte zu meinem Erstaunen (und ganz im Gegensatz zu mir) damit gerechnet, dass bei täglichen 37,5 mg Baclofen mein Alkoholkonsum nicht attock vollends eingestellt werden würde!!! Puh, ja, ich bin erleichtert! Und zumindest bis kommenden Freitag werde ich eine erhöhte Dosis von 25/25/13,5 mg nehmen – bin gespannt, wie es mir damit ergeht…. Und wenn ich an meine Gefühle von heute Morgen auf dem Weg zur Arbeit denke, fühle ich mich mit der Erhöhung bestätigt und beruhigt-sicherer!

Zum Anschluss für heute noch etwas mir besonders Wichtiges: Ich habe durchaus eine kreative Ader und während meiner ambulanten Langzeittherapie (2009/2010) konnte ich mir ihr bewusster werden und mich (leider nur in Ansätzen) diesbezüglich etwas „austoben/austesten“. Mein Schwerpunkt scheint das Schreiben zu sein (ist es im Grunde seit über 20 Jahren) und ich bin wieder gespannt darauf, andere Formen des „Mich-Ausdrückens“ zu erkunden und zu entwickeln, als Gedichte/Blogeintäge zu schreiben und höchstselten mal ein Bild zu malen!!!!!!
Kreativität ist (zumindest für mich) zeitlich stark begrenzt und kommt vollends unwillkürlich daher. Bis vor meinem Rückfall Anfang April diesen Jahres, durfte ich eine mir gänzlich unbekannte, humorvolle Seite entdecken und eröffnete sogar meinen eigenen Blog, in dem ich „schräge, skurrile“ Momentaufnahmen beschrieb. Doch das Empfinden dafür ist mir in den letzten (nassen) Monaten weitestgehend abhanden gekommen und auf die Aufforderung einer treuen Leserin meines Blogs, doch endlich mal wieder etwas zu schreiben, konnte ich leider nur mit einem „das kann ich im Moment nicht“ antworten. Aber da scheint sich bereits heute schon wieder etwas zu bewegen. Zumindest hatte ich heute Nachmittag endlich mal wieder den Anflug eines Kreativitäts-Gefühls in nüchternem Zustand und bin darüber SEHR, SEHR, SEHR froh!
Punkt.

Dienstag 3. August 2010, 10:40

Hallo Klotho :smt006

wieder ein " Neuer" ich freue mich.

Wünsche dir einen guten Start und gutes Gelingen.

Hoffe du berichtest uns regelmäßig wie es bei dir läuft.

Gruß Moni
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