Donnerstag 20. September 2012, 19:19
Hallo,
Vorgestellt habe ich mich bereits hier (klick)Nun zu meiner persönlichen Suchtproblematik:
Auch schon vor dem Alkohol war ich süchtig. Süchtig nach dem Computer/Internet, süchtig nach Computerspielen (was ausnahmsweise sogar "belohnt" wurde: war einer der besten Pro-Gamer Deutschlands und unter den Top 100 weltweit), süchtig nach Koffein (Energiedrinks), süchtig nach Pornos. Diese Süchte habe ich weitgehend besiegt bzw. heruntergeschraubt.
Auch gibt es die "reale, normale" Sucht nach Geschwindigkeit: Ich habe nach wie vor einen hochgezüchteten Sportwagen, puristisch (Klimaanlage & Radio sind Luxus), spartanisch (jedes Kilo Gewicht ist zu viel), bis zum Limit auf Leistung optimiert, immer auf der Suche nach dem absoluten Grenzbereich. Diese Sucht ist noch vorhanden, nach einem schweren Unfall, den ich fast unbeschadet überstanden habe, lebe ich dies "absolute Sucht am Limmit" jetzt nur noch auf der Rennstrecke aus, auf öffentlichen Straßen fülle ich meinen Andrenalinpegel nur ab und zu unter Berücksichtigung von ausreichend Sicherheitsreserven "ein bisschen" auf.
Nach rund 10 Jahren (mein Alter: 30) als Alkoholiker habe ich, dadurch, dass ich auf euer Forum aufmerksam geworden bin, wieder Hoffnung, ohne diese Sucht leben zu können.
Vor nicht ganz 6 Jahren war ich zusätzlich stark Kokainabhängig (bis 5g/Tag), THC "abhängig" (1-2g / Tag, zum runterkommen) und zu der Zeit habe ich auch 1/2 - 1 Flasche Vodka pur / Tag getrunken. Auch andere Drogen wie Speed, Ecstasy und LSD habe ich ausprobiert, habe diese Drogen jedoch nur vereinzelt konsumiert.
Die Kokain-Sucht habe ich erfolgreich besiegt (bis auf 2 Rückfälle für 1 Tag & 2 Tage vor 3 Jahren und 3/4 Jahr, 110%ig das allerletzte Mal in diesem Leben). Gras habe ich in seitdem 3x auf Partys geraucht (nur am Joint mitgezogen).
Nur vom Alkohol bin ich nie los. Starker Trinker war ich zu Zeiten der Kokain-Sucht und bin ich kontinuierlich seit rund 3 Jahren. Seit einem Jahr komme ich mehrmals wöchentlich an meine Limits & trinke dann am nächsten Tag bereits Mittags meinen "Konter-"Whiskey Cola und seit 1/2 Jahr fast täglich schon ab Mittags meine "Bierchen" (ab Abends steige ich dann auf Cola-Whiskey um).
Echte Pausen gab es nur vor rund 9 Jahren, als ich noch kein starker Alkoholiker war und vor 3 Jahren über einen Zeitraum von 2 Monaten. Die letzte Abstinenz habe ich als eine Qual empfunden, ständig hatte ich Craving, hockte diese Zeit (außerhalb der Arbeit) fast nur Antriebslos in der Ecke rum, nahm rezeptfreie Schlafmittel und hätte mich diese Zeit über am liebsten ins künstliche Koma versetzen lassen. Ansonsten habe ich nur vereinzelt 1-5 Tage ohne Alkohol ausgehalten.
Schwierig ist mein familiäres Umfeld:
Ich lebe wieder bei meiner Mutter, aber in einem eigenen Haus. Das Haupthaus wird aber weiter gemeinsam benutzt. Meine Mutter ist seit ich mich erinnern kann "kontrollierte" Alkoholikerin. Heißt: Sie trinkt mind. ihren 1l Bier/Tag, in der Woche Abends, am Wochenende auch schon Mittags. Im Schnitt 4 Bier + 1/5 Flasche Weinbrand/Whiskey oder eine Flasche Wein. Das ist alle 2 Wochen auch mal wesentlich mehr, sie kann das aber ganz gut kontrollieren: Ist am nächsten Tag geschäftlich ein wichtiges Meeting, dann trinkt sie, in relativ kurzer Zeit, auch nur ihre 3 Bier und geht früh ins Bett.
Meine Schwester & ihr Freund haben meine Mutter & vor allem mich oft auf den Alkoholkonsum angesprochen, mittlerweile ist meine Schwester von absoluten Anti-Alkoholiker zum Gelegenheitstrinker mutiert und ihr Freund zum "Familien- Alkoholiker": Ist er hier oder bin ich bei meiner Schwester zu Besuch, dann trinkt er auch - aber nur Bier und in der Woche nur 1-2, am Wochenende auch schon mal 5 und er besäuft sich nur auf Partys. Die Kritik an meinem Alkoholkonsum ist bei den beiden komplett verschwunden.
Mein Vater, den ich recht selten zu Gesicht bekomme, ist ebenfalls Alkoholiker, seit seiner Krankheit jedoch auch kontrollierter: Jeden Tag 1/2 Flasche Wein und wenn ich zu Besuch bin, dann knallen wir uns auch schon mal 2-3 Flaschen Wein + Kurze rein.
Meine Großmutter mütterlicherseits war starke Alkoholikerin und ist dran sehr früh gestorben, bei meiner Großmutter väterlicherseits waren es wohl Alzheimer & Alkohol und sie ist relativ "normal spät" gestorben.
Insgesamt sind wir alle keine Fusel Trinker und materiell gesehen beruflich & privat erfolgreich. Wir trinken nur gutes Markenbier, Wein ab 8 € / Flasche, Whiskey/Rum/Weinbrand etc. ab 15 € / 0,7l. Das ist zum einen gut, weil man sich am nächsten Tag nicht "wie ausgekotzt" fühlt, zum anderen schlecht, das es einem ja nicht "sooo schlecht" geht am nächsten Tag.
Meine Mutter versucht mich in Abstinenten Phasen auch immer zum Trinken zu motivieren und ist auch der festen Überzeugung, dass sie nur durch den Alkohol so jung & fit geblieben ist, was auch wirklich der Fall ist, das dies jedoch am Alkohol liegt, ist natürlich absoluter Schwachsinn. Trotz mehrerer, gezwungener Abstinenzphasen durch (physische) Unfälle und dadurch Krankenhausaufenthalte, die bis zu 3 Wochen dauerten, wurde sie immer hochgradig aggressiv, wenn nach Ihrer Rückkehr kein Alkohol im Haus war und ist mit Krücken und unter Schmerzen mit dem Auto zur nächsten Tankstelle gefahren, um sich ihren Stoff zu besorgen. Sie hat sich dann immer 1-2 richtig voll laufen lassen. Ein hoffnungsloser Fall und dass ich sie überredet habe, mal einen Gesundheitscheck machen zu lassen, war falsch, denn (angeblich) sind Ihre Werte optimal.
Mein Freundeskreis besteht dadurch, dass ich seit 10 Jahren Alkoholiker bin, auch nur aus Alkoholikern oder Partytrinkern. Ich habe mein Leben komplett vom Alkohol abhängig gemacht. Es gibt keinen Abend, an dem ich nicht trinke und kann ich nicht trinken, dann tauche ich dort auch nicht auf. Einige wenige male war es mir nicht möglich, öffentlich zu trinken und so habe ich heimlich (vor)getrunken und bin sogar schon mal ziemlich besoffen Auto gefahren.
Damit ist jetzt Schluss! Ich habe vor 3 Stunden 5mg Baclofen eingenommen und gebe gleich meinen 1. Bericht ab.
Es würde mir sehr helfen, wenn hier einige einfach nur mitlesen und vielleicht sogar drauf eingehen könnten - das würde mich sehr motivieren und wäre ein schöner Kontrast zu meinem derzeitigen Umfeld. Ich sag schon mal: Danke!