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Mehr GGG oder was stimmt da nicht?

Samstag 8. Februar 2014, 02:27

Ahoi,
ich hatte mich ja schon mal kurz vorgestellt.

Ich habe Montag mit den BACs begonnen. Davor eine Woche nichts getrunken. Das ging recht problemlos, obwohl mein Alk Konsum zuletzt 5-6 Tage die Woche bei 4-10 Bier (oder vergleichbarem) lag. In den letzten 5 Jahren gab es auch gerade nur eine Woche in der ich nichts getrunken habe... Also schon recht heftig.

Also Montag mit BAC begonnen. Ich bin inzwischen (mit Abspreche des Arztes) auf 60mg. Da sollte man meinen eine gewisse Wirkung zu spüren. Naja, ich kann durchaus etwas besser schlafen und verspüre einen dezenten Muskelkater.
Allerdings bin ich seit Dienstag unglaublich hibbelig und aufgedreht. Ich kann mich noch schlechter konzentrieren als sonst. Ich bemerke z.B. plötzlich, dass mir auffällt wie ich etwas mache und mir in den Sinn kommt, dass ich doch eben noch was völlig anderes gemacht habe. Oder ich laufe total unruhig in der Wohnung auf und ab. Ich kenne das zwar schon von früher, aber so extrem habe ich das nicht in Erinnerung.

Die Depris und Ängste sind zwar ganz leicht zurückgegangen, aber ich kann hier keine eindeutige Besserung feststellen. Die kleine Verbesserung schiebe ich auch eher auf die Tatsache dass mein Körper nicht mehr die ganze Zeit mit dem Alkoholabbau beschäftigt ist.

Das Ganze hat zur Folge, dass ich in vielen Situationen sogar ein sehr starkes "Craving" verspüre. Der Drang mich zu sedieren ist enorm groß (auch jetzt mit den 60mg intus nachts um halb 2), einfach weil ich von morgens bis abends komplett unter Strom stehe. Zudem eben noch die üblichen Ängste und die Lust- und Freudlosigkeit, gegen die der Alk immer zuverlässig hilft.
Ich halte es durchaus aus nicht zu trinken, aber der Wunsch nach einer "Erlösung" dieses Zustands ist ziemlich groß.

Also: bin ich tatsächlich zu ungeduldig oder sind da noch weitere Komorbitäten oder andere Ursachen zu vermuten? :-??

gruß
K3lvin

Re: Mehr GGG oder was stimmt da nicht?

Samstag 8. Februar 2014, 03:32

Hallo Kelvin !

zunächst - "gratuliere" !!! zum Start mit Baclofen !

Du hast Montag begonnen...jetzt ist es Samstag-morgen, 2:15 h !
-das sind fünf Tage ! - dagegen zu halten ist : Deine letzten fünf Jahre !!!
obwohl mein Alk Konsum zuletzt 5-6 Tage die Woche bei 4-10 Bier (oder vergleichbarem) lag. In den letzten 5 Jahren gab es auch gerade nur eine Woche in der ich nichts getrunken habe... Also schon recht heftig.

und das soll jetzt und sofort alles "format" : Laufwerk: - "da oben" - sein ??? ...alles wech ...?

- schön wär´s ..- leider bleibt Dir diese schöne Erinnerung,
wie man am besten die Erlösung dieses Zustand´s ... erreicht, - dein ganzes Leben lang erhalten... :-??

zu einer zufriedenen Verfassung gehören unter anderem : Tagesstruktur ; - dann regelmäßige Einnahme von Nahrungsmitteln ; - wie sieht´s da bei Dir aus ???
- mag lächerlich klingen... - ohne Input , kein Output ...

lies´ hier einfach mal nach, was noch an zusätzlichen, unterstützenden Maßnahmen von uns hier angewendet wird ; - vielleicht ist auch für Dich was dabei ?

wenn Du ernsthaft der Sucht den Kampf ansagen willst, ist das keine Einmal -Operation ..., Pflaster draufgeklebt , - und fertich .

ich will Dich nicht entmutigen, - sei dir bewusst, das da ein Prozess stattfinden muss, der einige Zeit in Anspruch nimmt ...

Alles Gute weiter für Dich , :-bd

lieben Gruß, Ralf.

Re: Mehr GGG oder was stimmt da nicht?

Samstag 8. Februar 2014, 04:38

Ach, ich schleppe diesen "Zustand" schon so lange rum, Erwartungen habe ich da inzwischen kaum welche... Nur habe ich das Gefühl, dass sich der derzeitige Ist-Zustand nicht von dem ohne BAC unterscheidet. :-?

Für meine Verhältnisse ist das Drumherum derzeit schon ganz ok. Essen, Bewegung, unter Leuten sein, Arbeit... geht schon, ich muss da eben durch Hibbelei, Unlust und Ängste permanent enorm gegen ankämpfen. Das mache ich ja schon seit Jahren, ich habe da inzwischen gelernt meine Rolle zu spielen, obwohl mich alles enorm viel Kraft kostet. Komplett ohne Alk funktioniert das alleine nicht viel, aber zumindest ein klein bisschen besser. Trotzdem bin ich noch weit von einem "entspannten" Zustand entfernt.

Mich irritiert eben die paradoxe Wirkung. :-\
Aber nun gut, schauen wir mal was die kommenden Tage so bringen.

Gruß
Kelvin

Re: Mehr GGG oder was stimmt da nicht?

Samstag 8. Februar 2014, 10:50

Hallo Kelvin

Bei meiner Begrüssung in Deinem Vorstellungsthread am 17. Januar 2014, 07:22

http://www.alkohol-und-baclofen-forum.de/viewtopic.php?p=27588#p27588

habe ich Dir meine Eindrücke beschrieben. Ich bleibe nach wie vor dabei. Veränderungen zu vollziehen, kann sich nicht innert Tagen ereignen.
Gib der Geduld die nötige Zeit zu wirken. Und bedenke, dass nach Jahren von Abhängigkeiten Deine Biochemie nicht einfach einen Schalter umlegen kann... so einfach ist es auch mit Bac nicht!

In den ersten Wochen der Behandlung kann sich auch eine Form von Euphorie bemerkbar machen. Je nach Hintergrund wirkt sich dies dann in einer facettenreichen Form aus. Vielleicht spürst Du auch dies.

Gehe nach der Dosierungstabelle mit einer "sturen" Kontinuität vor. Verteile die Einnahme über 4 Dosen im Tage und und fahre in der Dosierung keine 8-er Bahn.

Bleibe dran!

LG
moonriver

Re: Mehr GGG oder was stimmt da nicht?

Samstag 8. Februar 2014, 11:38

Moin, Kelvin

Was wir in den ersten Tagen wirklich kaum unterscheiden können: Was kommt vom Absetzen des Alkohols und was von Baclofen?

Konzentration und Gedächtnis:
Kenne ich auch und machte mir erst Sorgen deswegen. Mittlerweile nicht mehr, denn gross negative Folgen hatte das bisher nicht. Ich interpretiere es vorübergehend als: mein Hirn sortiert Unwichtiges aus. Bei der Arbeit ist es erstaunlicherweise kein Problem. S.a.:

Fehlende Präsenz (das Gefühl, als fehlten Zeitabschnitte):
Spricht für die Wirkung und geht in Richtung Alltagstrance (du fährst eine Stunde Autobahn und stellst fest, dass du keinerlei Erinnerung an die Strecke mehr hast, wenn du aussteigst). Ich stelle bewusst immer wieder Präsenz her, wenn etwas Bedeutsames geschieht: Moment, das ist wichtig, bitte speichern!

60 mg nach 5 Tagen wäre für mich zu ambitioniert gewesen. Wie verteilst du die Dosen? Mir ging es lange am besten, wenn ich viele kleine daraus machte, z.B. max. 10mg aufs Mal, dafür alle 2 Stunden. Wenn dein Angstsystem schnell anspringt, verursacht die "paradoxe Wirkung" (Hibbelei und Nervosität statt der erwarteten Entspannung) zusätzlich Angst vor den Nebenwirkungen. Welche Strategien waren denn bisher hilfreich in Zusammenhang mit Ängsten?

Ehrlich gesagt, aus meiner bescheidenen Erfahrung mit Baclofen: Als Angstlerin habe ich versucht, möglichst keine Nebenwirkungen zu produzieren. Ich würde mir ernsthaft überlegen, wie schnell ich vorgehen will. Du hast offenbar einen vom Forum empfohlenen Arzt: Melde ihm zurück, was abgeht.

lg
Lisa

Re: Mehr GGG oder was stimmt da nicht?

Samstag 8. Februar 2014, 11:52

Ich seh schon mehr GGG...
Blöd nur dass ich jetzt gar nichts mehr zum "runterkommen" habe. Da helfen weder Sport, Sauna noch irgendwas in Richtung hochdosiertes Baldrian. Ist ja nicht so dass ich nichts probiere und darauf warte dass alles automatisch funktioniert... ;(

Wie verteilst du die Dosen?

Alle paar Stunden eine halbe (12,5)

Welche Strategien waren denn bisher hilfreich in Zusammenhang mit Ängsten?

Keine. Blöderweise wurde in den bisherigen Therapien auch immer nur "Depression" diagnostiziert. Angst war da weniger ein Thema. Ich weiß auch gar nicht was ich gegen machen soll. Es strömen auf mich halt von Morgens bis Abends in allen nur erdenklichen Lebenslagen Ängste auf mich ein. Ich weiß ja auch dass es totaler Bullshit ist. Ich kann mich nicht dran erinnern, dass sich jemals eine Angst auch tatsächlich bewarheitet hat. Aber meinem Hirn ist das nicht beizubringen...

Als Angstlerin habe ich versucht, möglichst keine Nebenwirkungen zu produzieren.

Naja, ich bezweifele dass irgendwas anders wäre wenn ich einen Ticken langsamer hochdosiert hätte. Die möglicherweise durch das BAC verursachten NWs hatte ich schon am zweiten Tag nach der ersten 12,5er. Und wie du schon sagtest, ist nicht einfach zu beurteilen was vom nicht Trinken kommt und was vom BAC.

Re: Mehr GGG oder was stimmt da nicht?

Samstag 8. Februar 2014, 12:27

K3Lv!n hat geschrieben:Es strömen auf mich halt von Morgens bis Abends in allen nur erdenklichen Lebenslagen Ängste auf mich ein.

@ b4cl0f3n,

das kann ich nachvollziehen. Eine Diagnose ist im Zusammenhang mit Alkohol,
für Ärzte immer noch schwierig. Siehe Olivier Ameisen in seinem Buch:
„Ich sagte zu meinen Ärzten, nehmt mir meine Angst, dann kann ich aufhören zu trinken.
Sie aber sagten, hören sie auf zu trinken, dann verschwindet ihre Angst.“

Es ist schon seltsam, im Zusammenhang mit Alkoholismus werden Depressionen sofort
akzeptiert und entsprechende Medikamente verordnet. Angststörungen die sehr oft zur
Selbstmedikation mit Alkohol führen, werden dagegen überwiegend ignoriert.

Ich kann Dir aber versichern, dass nach einigen Wochen mit Baclofen, die Ängste
weitgehend verschwinden werden. *GGG*

LG Federico

Re: Mehr GGG oder was stimmt da nicht?

Samstag 8. Februar 2014, 12:41

Es ist schon seltsam, im Zusammenhang mit Alkoholismus werden Depressionen sofort
akzeptiert und entsprechende Medikamente verordnet. Angststörungen die sehr oft zur
Selbstmedikation mit Alkohol führen, werden dagegen überwiegend ignoriert.

Ja, das denke ich auch. Mir ist auch erst in den letzten Wochen in den Sinn gekommen, dass Angst keine einfache Komorbität ist, die im Zusammenhang mit Alk und Depris auftreten. Klar, beides verstärkt die Angst u.U., aber imo besitzt sie auch viel erklärendes Potential und ist eher im Bereich der Ursachen zu verorten.
Das war mir die ganzen Jahre nie so wirklich bewusst.

Re: Mehr GGG oder was stimmt da nicht?

Samstag 8. Februar 2014, 17:02

Blöd nur dass ich jetzt gar nichts mehr zum "runterkommen" habe. Da helfen weder Sport, Sauna noch irgendwas in Richtung hochdosiertes Baldrian. Ist ja nicht so dass ich nichts probiere und darauf warte dass alles automatisch funktioniert... ;(
Gut so!
Angst war da weniger ein Thema. Ich weiß auch gar nicht was ich gegen machen soll. Es strömen auf mich halt von Morgens bis Abends in allen nur erdenklichen Lebenslagen Ängste auf mich ein. Ich weiß ja auch dass es totaler Bullshit ist. Ich kann mich nicht dran erinnern, dass sich jemals eine Angst auch tatsächlich bewarheitet hat. Aber meinem Hirn ist das nicht beizubringen...
Mein Vorschlag zur ersten Hilfe: Du scheinst ein vielseitig interessierter und cleverer Mensch zu sein. Wie siehts aus damit, dich mit Information zu wappnen als Mittel gegen die Angst? Konkret: Würde es dir helfen, dich ins Internet zu vergraben und dich zu informieren, was genau im Körper bei Angststörungen abläuft? (Ich bin ja so eine: ich brauche Info-Info-Info.)

Ich sage das deshalb: Wenn dein Organismus dauernd in Hochspannung lebt (vergiss die HSP nicht) und nicht mehr runterkommt, erzeugt dein Stresssystem immer schneller und stärkere körperliche Symptome, die du als Angst interpretierst. Es fühlt sich an wie Angst, ist dem, was wir als Gefühl der Angst kennen, am nächsten. Hat aber, wie du selbst feststellt, nur ausnahmsweise einen real bedrohlichen Grund.

Einfacher gesagt als getan: Versuch zu trennen zwischen dem, was der Körper dir an Zeichen gibt - und deiner spontanen Interpretation: das ist Angst! Ist es das? Es kann sich "schlicht" um ein überfordertes Nervensystem handeln.

lg
Lisa

Re: Mehr GGG oder was stimmt da nicht?

Samstag 8. Februar 2014, 17:36

Ich sage das deshalb: Wenn dein Organismus dauernd in Hochspannung lebt (vergiss die HSP nicht) und nicht mehr runterkommt, erzeugt dein Stresssystem immer schneller und stärkere körperliche Symptome, die du als Angst interpretierst. Es fühlt sich an wie Angst, ist dem, was wir als Gefühl der Angst kennen, am nächsten. Hat aber, wie du selbst feststellt, nur ausnahmsweise einen real bedrohlichen Grund.

Das dünkt mir auch. Ich war auch schon als kleines Kind so ein "Sensibelchen" was extrem auf seine Umwelt reagiert hat. Ist also nix Neues für mich (auch wenn ich mich jetzt erst mit befasse).
Dass sich da in all den Jahren ohne einen emotionalen Schutzschild Angstzustände herausbilden wundert mich da nicht.
2014 wird auf alle Fälle das Jahr der Selbsterkenntnis. Wird mit 30 aber auch mal Zeit.... :-
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