Hallo
rafberg84 hat geschrieben:
das mag jetzt eine komische Frage sein - aber merkt jemand eigentlich was davon, dass Bac ein "zentrales Muskelrelaxans" ist?
Definitiv! Etwa eineinhalb Stunden nach der Einnahme spüre ich deutlich, wie sich mein Körper entspannt. Eine sehr wohltuende Nebenwirkung, da ich ansonsten immer unter extremer Spannung stehe. Ich glaube, dass dieser Effekt maßgeblich zu der hier im Forum immer wieder erwähnten
Grundruhe beiträgt. Da ich den Alkohol vor allem als Entspannunghilfe einsetze, ersetzt ihn Bac in dieser Funktion. Hat wohl damit etwas zu tun, welche Rezeptoren Baclofen besetzt. Da haben sich hier im Forum schon einige fachkundig drüber ausgelassen. Ansonsten guggst du
hier.
Meine Freundin hat MS und nimmt Baclofen, um die spontane Spastik in den Beinen zu mildern (
restless legs).
Diese Wirkung von Bac hat mich ursprünglich dazu gebracht, es beim Entzug einzusetzen, da sich bei mir ein ziemlich starker Tremor einstellt. Baclofen lindert dieses Entzugssymptom deutlich. Auch die aufkommende Unruhe beim Entzug wird bei mir durch Baclofen in mäßig hoher Dosis (70mg/Tag) weitgehend unterdrückt.
Eine etwas unerwünschte Nebenwirkung ist die aufkommende Müdigkeit, auch etwa eine bis anderthalb Stunden nach der Einnahme. Diese Symptom verschwindet Berichten zu Folge allerdings bei mäßiger Dosis (<50mg/Tag) im Laufe der Zeit. Außerdem sinkt bei mir nach Einnahme die Reaktions- und Konzentrationsfähig deutlich. Da ich aber bisher nur ad-hoc-Konsument bin kann ich nicht beurteilen, ob dieser Effekt bei dauerhafter Einnahme verschwindet.
Deshalb war ich auch bis vor einigen Wochen der Meinung, dass man mit Baclofen den
Teufel mit dem Beelzebub austreibt. Vor allem die mit der Einnahme von Baclofen einher gehenden sehr realistischen Albträume und die darauf folgenden Orientierungsstörungen können sehr belastend sein. Als jemand, bei dem der Craving allerdings den Großteil seines Handelns bestimmt, nehme ich diese Nebenwirkungen inzwischen gerne in Kauf. Die Erfahrung, nicht trinken zu
müssen ist etwas, das mir Hoffnung gibt, doch noch etwas mit meinem Leben anfangen zu können.
Es wäre für mich in diesem Zusammenhang natürlich interessant, ob Baclofen nicht doch als Droge einzustufen wäre. Zumindest in seiner Anwendung das Craving betreffend. Auch wenn es kein Verlangen erzeugt und ein Medikament ist, dessen Einnahme man schon mal vergisst. Die entspannungsfördernde und die suchtdruckmindernde Wirkung bleiben schlagartig aus, wenn es abgesetzt oder auch teiweise nur in der Dosis vermindert wird. Also besteht schon ein gewisses Abhängigkeitspotential, ähnlich wie bei Antidepressiva oder Beta-Blockern.
Grüzli
Rolidor